Bewertung zu "Thráinn Bertelsson: Höllenengel - Island-Krimi" von Thráinn Bertelsson
Ich fange mal mit dem Kapitel an, wo ich dann das Buch zugeklappt habe.
Folgende Situation : Andrus Javilaturi ist ein Leibwächter + Chauffeur und er wartet mit dem Sohn seiner Schwester - Vello Viljan - am Wagen darauf, dass sein Fahrgast den Friedhofsbesuch beendet. Vello hat heute seinen ersten Arbeitstag, an dem er verkatert und auch etwas zu spät zum Dienst kam.
Erst schimpft er noch mit Vello, aber dann ging eine grandiose Ohrfeige auf die Reise zu Vellos Gesicht., die ihn glatt umhaute.
Onkel Andrus hilf ihm wieder auf die Beine. Sein Ton ist freundlich, als er mit Vello redet.
Du darfst eine Minute zu früh kommen, aber keine Minute zu spät. Dabei ist es egal, ob Weihnachten oder Jaanipäev ist. Verstehst du das ?
Ja, antwortet der noch benommene Vello und nickte.
Gut, sagt Andrus. Und noch etwas. Heute belasse ich es bei einer Warnung, aber wenn ich jemals Grund zur Annahme habe, dass du vom Wodka verkatert oder zugedröhnt mit Dope zur Arbeit erscheinst, dann reiße ich dir den Kopf ab. Verstehst du das ?
Ja, sagt Vello.
Also, mein Freund. Reich mir die Hand.
Okay, sagt Vello und streckt seine schweißige Hand vor, obwohl er nicht ganz verstand, welche Art Pakt sein Onkel mit Handschlag besiegeln wollte. Andrus' Pranken umschlossen die schmale Hand des jungen Mannes wie ein Schraubstock.
(das geht nun ein bischen hin und her mit Druck und quetschen und Vello wundert sich, dass Andrus seine Hand zum Mund führt. Will er jetzt etwas seine Hand küssen?)
Er bekam keinen Kuss. Stattdessen spürte Vello die warme Zunge seines Onkels an seinem kleinen Finger. Dann kam ein stechender Schmerz, als sich die Pranken ein wenig fester um seine Hand schlossen, und der Schmerz dauerte an, obwohl Andrus die Hand losließ. Hatte er ihm die Knochen gebrochen ? Vello jaulte gequält auf sah plötzlich, dass Blut aus der Hand quoll, oder besser gesagt, aus dem kleinen Finger, nein, aus einer Wunde, wo der kleine Finger gewesen war.
Jetzt fällt Vello auf die Knie, ihm ist schwindlig und wo der Finger war, schimmert nun ein kleiner weißer Knochen aus der blutigen Wunde.
Sein Onkel fragt ihn wieder im Plauderton, ob er nun verstanden hätte, denn jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Und ob er die beiden Fingerglieder als Souvenir behalten möchte. Er lächelt seinen Neffen an, mit blutigen Zähnen.
* * *
Vor dem geschilderten Kapitel hatte ich schon große Schwierigkeiten mit den Isländischen Namen der Personen und Orte. Aber gut, dafür ist das eben eine Geschichte aus Island.
Die Handlungsstränge waren mir allerdings auch zu langweilig (im Restaurant werden z. B. ellenlang die Bestellungen aufgezählt). Die Romanfiguren einfach zu extrem in ihren Gebaren und Äusserungen. Sie wirkten nicht echt. Alles so gestellt.
Wer sehr brutale Szenen mag und Handlungen einer Alkoholikerin aus der untersten Schublade, der hat hier genau die richtige Lektüre gefunden.