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Auroria

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Cover des Buches Unter Wasser hört dich niemand schreien (ISBN: 9783959670982)

Bewertung zu "Unter Wasser hört dich niemand schreien" von Paula Treick DeBoard

Unter Wasser hört dich niemand schreien
Auroriavor 6 Jahren
Es plätschert so dahin

Die McGinnis ziehen durch ein lukratives Jobangebot in die Luxuswohnanlage "The Palms". Phil McGinni. der sich dort als Hausmeister seinen Lebensunterhalt verdient, meint durch diese Arbeit seiner Familie ein besserers Leben bieten zu können. Seine Frau Liz, die nicht ganz so begeistert ist von der neuen Nachbarschaft und die Unterschiede zwischen sich und den Anwohnern deutlicher wahrzunehmen scheint, als ihr Mann, bereitet es zudem Sorgen, dass sich ihre Tochter Danielle innerhalb kurzer Zeit sehr verändert. Als dann noch Danielles beste Freundin Kelsey im Pool treibend aufgefunden wird, stellt sich die Frage, wer wollte Kelsey etwas antun? Und war Kelsey tatsächlich das nette Mädchen von nebenan?

Paula Treick DeBoard hat mit "Unter Wasser hört dich niemand schreien" einen Psychothriller geschaffen, der fast ausnahmslos ohne Blut auskommt. In sowohl wechselnden Zeitebenen als auch Perspektiven strickt sie eine Geschichte um eine Familie, die nach außen glücklich scheint. Doch bereits der Umzug in das Luxusviertel gefällt nicht allen Familienmitgliedern. Der Anschein von Glück wird schnell zerbrechlich, als das Nachbarsmädchen Kelsey in die Familie drängt. Sie freundet sich mit Danielle schnell an. So schnell, wie die Freundschaft entstand, so schnell verändert sich Danielle. Sehr zum Missfallen ihrer Mutter.

Auch zwischen dem Ehepaar Liz und Phil steht nicht alles zum Besten. Geheimnisse bleiben geheim. Probleme werden verschwiegen. Unverständnis und Misstrauen prägen nach und nach den Umgang der Eheleute.

Als Kelsey dann noch bewusstlos im Pool treibend gefunden wird, wird schnell klar, dass das liebe und hübsche Nachbarsmädchen wohl so manchen Abgrund in sich trägt. Mittels Perspektiv und Zeitwechsel versucht die Autorin ein Netz der Intrigen zu weben und nach und nach aufzulösen. Leider verliert sie sich für meinen Geschmack zu sehr in Erläuterungen in Bezug auf das Leben und die Nachbarschaft von "The Palms". Insgesamt häuften sich zu viele belanglose Details und die Richtung, in die die Handlung laufen würde, war mir zu schnell durchschaubar. Dieses Buch beinhaltet zu wenig Psycho und zu wenig Thrill. Ich konnte es leider sehr gut weglegen. Dies ging sogar soweit, dass ich mich gar nicht erst fragte, wer wohl ein Interesse daran hatte, Kelsey etwas anzutun und wie dies geschehen sein könnte. Für einen Thriller ein schlechtes Zeichen.

Insgesamt keine schlechte Unterhaltung, allerdings mit erheblichen Schwächen. Mehr ein Roman für Zwischendurch als ein nervenaufreibender Thriller.

Cover des Buches Kukolka (ISBN: 9783351036935)

Bewertung zu "Kukolka" von Lana Lux

Kukolka
Auroriavor 7 Jahren
Nicht süß - sondern schockierend und aufrüttelnd!

Samira war stets auf der Suche – auf der Suche nach einem Heim und einer Familie. In den 7 Jahren im Kinderheim in der Ukraine konnte sie weder das eine noch das andere finden. Daher beschloss sie, diese beiden Dinge an einem anderen Ort zu suchen. Weit ist sie nicht gekommen. Rocky, verlockende Versprechungen auf den Lippen und das nötige Verständnis in seinen Worten, führt sie in ein anderes Leben. Der vermeintliche Engel ist jedoch keiner. Er ist mehr ein Sklaventreiber, der gefallene Existenzen um sich schart, damit sie für ihn betteln gehen. Und das ist der bestmögliche Fall. Aufregend emfpindet Samira ihr neues Leben. Nur leider ist es so weit entfernt von behütet, wie man kaum in der Lage ist, es sich vorzustellen.

Samira, die Hauptfigur in diesem Roman, aus deren Sicht alle Geschehnisse geschildert sind, kennt in ihrem kurzen siebenjährigem Leben nichts anderes als das Kinderheim, in dem sie bis dahin aufgewachsen ist. Die geschilderten Zustände in diesem überschritten für mich bereits die Grenze des Erträglichen. Kinder, die zu Zucht und Ordnung angetrieben werden, deren Leben durchreglementiert ist bis hin zu der Körperseite, auf der sie schlafen müssen. Verstöße werden geahndet und das nicht gerade zimperlich. Das Übernachten im Badezimmer und das Abduschen mit einem kalten Wasserstrahl zur Strafe werden als legitime Maßnahmen angesehen. Ohne Rücksicht auf Kinderseelen und die Würde der Kleinsten, ist keines der Kinder dort ein Individuum mit Gefühlen und Bedürfnissen. Was die Erzieherinnen sagen ist Gesetz. Mitgefühl sucht man dort vergeblich. Der einzige Lichtblick ist ein Samstag im Monat, an dem jedes Kind hofft, Adoptiveltern zu finden, die es dort herausholen, in eine richtige Familie. Nur wenigen ist dieses Glück beschieden. Kein Wunder also, dass Samira diesen Zuständen entfliehen will. Als kleine Schönheit mit dunklen Haaren und hellen Augen allerdings mit zu dunkler Hautfarbe wird sie mit allen Vorurteilen abgestempelt und behandelt, die Menschen entgegengebracht werden, die man als Zigeuner bezeichnet. Sie kann fliehen von einem unmenschlichen Ort und findet vermeintlich ein besseres Leben. Rocky, der sie Kukolka – Püppchen nennt, bring sie in ein Haus, in dem bereits andere Jugendliche wohnen und die sich ihren bzw. Rockys Lebensunterhalt mit betteln und Taschendiebstahl finanzieren. Hier lernt sie andere und ältere Mädchen kennen, die ihr etwas beibringen und dafür ist sie dankbar.

"Ich war noch nie jemandem so wichtig gewesen, dass er mir was beibringen wollte." (S. 42)

Sie hat das Gefühl, in einer Gemeinschaft aufgenommen und angekommen zu sein. Allerdings ohne Blick für die Gefahren und Widerwärtigkeiten, die ihr dort drohen. Woher sollte sie dieses Gespür auch haben? Jeder der dort Anwesenden birgt seine eigene schreckliche Geschichte im Herzen, die so schonungslos und mitleidlos erzählt werden, dass ich das Bedürfnis hatte, jeden einzelnen in den Arm nehmen zu wollen und zu trösten und zu versichern, dass es Besseres im Leben gibt, dass auf sie wartet. Dass das Leben nicht so kalt ist, wie sie es kennen gelernt haben, wenn sie doch nur den richtigen Menschen aus den richtigen Gründen wichtig sind, die nichts fordern, sondern Freude am Geben haben.

"Mein Job war es, zu überleben." (S. 186)

Man ahnt wohl bereits, dass das Leben bei Rocky nicht die letzte Station in ihrem Leben ist. Es kommen noch andere. Und jede auf ihre Art noch schrecklicher als die vorherige. Man braucht als Leser also schon ein gewisses dickes Fell, um sich mit Samira durchs Leben zu kämpfen. Samira, deren Grundanlage gut und lieb ist, hätte einen anderen Start ins Leben und eine andere Begleitung durch dieses verdient. Die Verkettung unterschiedlicher Umstände hat für sie jedoch einen anderen Weg vorgesehen und es ist erstaunlich, wie viel ein Mensch aushalten kann, selbst wenn er zum Ding degradiert wird. Samira zeichnet sich durch einen unbändigen Lebenswillen und immer genügend Hoffnung aus. Es ist bewundernswert, woher sie beides nimmt.

Lana Lux ist mit diesem Debütroman etwas ganz besonderes gelungen. Es ist kein einfach zu verdauendes Buch. Wie könnte es auch, ob der Schwere der unterschiedlichen Themen, die es vereint. Tatsächlich gehört es zu den Büchern, an denen ich zu knabbern habe. Es gehört zu der Kategorie Bücher, in denen man Figuren begegnet, die sind so echt und und ihr Schicksal so unfassbar traurig, dass sie einen nicht mehr loslassen. Mehrere Szenen haben mich tief berührt, die Geschichte war derart intensiv, dass ich mehrfach Pausen einlegen musste, um mich für das Kommende zu wappnen, auch wenn es mir unter den Nägeln brannte, unbedingt erfahren zu müssen, wie die Geschichte weitergeht. Aber ich brauchte die Zeit, um zu verarbeiten und auch um zu trauern und um meinen Kopf die Gelegenheit zu geben, im immer und immer wieder „Erleben“ diverser Schlüsselszenen, diesen den notwendigen Platz einzuräumen.

Lana Lux gelingt es, mit ihrer Erzählweise, Samira im Aufwachsen zu begleiten und die kleine, ihr bekannte Welt durch die Augen eines Kindes zu schildern. Das kindlich Naive steht oft im krassen Gegensatz zum Geschilderten und berührte mich umso stärker. Auch wenn Samiras Entwicklung eindeutig zu sehen ist,  erschien sie mir oft älter, als sie tatsächlich war. Die Masse an Erfahrungen war erdrückend.

Ich habe überlegt, ob ich diesem Buch tatsächlich fünf Sterne vergeben möchte oder ob es „nur“ vier werden. Nicht, weil der Stil kleinere Makel aufweist, ganz im Gegenteil, dieser ist perfekt durchs ganze Buch hinweg. Sondern, weil ich so viel Leid eigentlich nicht ertragen kann und es einfach an der ein oder anderen Stelle für mich zu viel war. Allerdings kann ich die eigene Befindlichkeit nicht als Bewertungsmaßstab heranziehen. Und gerade weil es mich so berührt hat, ist es definitiv der 5 Sterne wert. Lana Lux hat mit diesem Debüt Maßstäbe gesetzt und macht neugierig auf Weiteres aus ihrer Feder. Für dieses Buch muss man gewappnet sein. Also wappne dich und lies es!

Cover des Buches Projekt Orphan (ISBN: 9783959671088)

Bewertung zu "Projekt Orphan" von Gregg Hurwitz

Projekt Orphan
Auroriavor 7 Jahren
Evan Smoak schwächelt

Evan Smoak, eine tödliche Waffe in Menschengestalt, wird von seinen Feinden gefürchtet. Für diejenigen, die keinen anderen Ausweg mehr haben, ist er vielleicht die letzte Chance, um zu überleben. Keiner kennt seinen Namen. Er ist der Nowhere Man. Für ihn gibt es nur den Zustand, einen Auftrag zu haben oder auf einen zu warten. Seine aktuelle Aufgabe, ein junges Mädchen vor einem widerwärtigen und skrupellosen Mädchenhändlerring zu bewahren, gehört für ihn eher zu den leichteren Übungen. Leichtsinnigkeit kann er sich nicht leisten. Doch dieses Mal läuft etwas schief. Evan findet sich plötzlich in den Fängen eines Verbrechers wieder, aus denen es kein leichtes Entrinnen gibt. Kann Evan einen Ausweg finden oder ist er schon längst in einer Sackgasse? Die Zeit läuft, denn ein neuer Auftrag wartet schon.

„Projekt Orphan“ ist der zweite Teil (man sollte den ersten Teil unbedingt vorher gelesen haben) um den in einem geheimen Regierungsprogramm ausgebildeten Killer Evan Smoak, der sich trotz der Schwere seiner ursprünglichen Aufgabe, Auftragsmorde ohne Nachfrage zu begehen, seine Menschlichkeit bewahrt hat. Er ist ein Aussteiger, der dieses Leben nicht mehr führen wollte. Stattdessen führt er es nun im Namen der Gerechtigkeit. Eine Art Robin Hood für Arme, nur anders und gefährlicher. Man könnte es kurz mit den Worten formulieren: bei Anruf – Mord! Er ermordet die Bösewichter, deren Abgründe Tiefen erreichen, die man sich nicht im Entferntesten ausmalen kann oder will. Anna Reznian gerät ins Visier dieser Unmenschen. Sie ist hübsch, ihre Familie ist arm und mit ihren 15 Jahren passt sie genau in das Beuteschema eines der Auftraggeber eines Mädchenhändlerrings. Sie ist auf einen gut aussehenden Jungen hereingefallen, der sich nicht als Segen, sondern als Fluch entpuppt. Sie weiß, dass diese Sache, in die sie geraten ist, nicht gut ausgehen kann, dass sie ihre Leichtsinnigkeit vielleicht mit dem Leben bezahlt. Der Nowhere Man ist ihr letzter Strohhalm. Natürlich erfüllt Evan seinen Auftrag. Anna hat nichts mehr zu befürchten. Da Evan sein Wirken strikten Regeln unterwirft, muss er gründlich sein. Doch dieses Mal hat er sich vielleicht übernommen. Das zehnte Gebot lautet:

"Lasse niemals einen Unschuldigen sterben."

So kommt es, dass Evan natürlich noch viel gründlicher aufräumen möchte. Denn Anna ist nicht die einzige Unschuldige, die es zu retten galt. Während seiner Nachforschungen gerät er jedoch selbst in die Klauen eines der Verbrecher, die er so vehement versucht auszulöschen. Möglicherweise hat er dieses Mal seinen Meister gefunden.

Gregg Hurwitz hat, wie bereits bei „Orphan X“ einen schnellen Erzählstil, der schnell zum Punkt kommt. Die Handlung tritt dadurch kaum auf der Stelle. Trotzdem lässt mich dieses Buch etwas zwiegespalten zurück. Wird Evan Smoak alt oder sentimental? Das fragte ich mich doch recht häufig. Zwar verfügt er noch immer über schnelle Kombinations- und Beobachtungsgabe, doch ließ seine Performance stark nach. Eindeutig hatte er mit unterschiedlichen Geistern der Vergangenheit zu kämpfen, allen voran mit dem Verlust seines Mentors Jack.  Evan konzentrierte sich zwar durchaus auf das Wesentliche, doch er machte Fehler. Natürlich ist Evan kein fehlerloser Superheld, kein unfehlbarer Übermensch. In diesem Band wurde eindeutig seine verletzliche Seite thematisiert. Auch erhöhen Schwierigkeitsgrade die Spannung. Wie langweilig wäre es, wenn alles gleich auf Anhieb gelingen würde. Was mich an der Sache störte, war eher, dass eine noch ausweglosere Situation scheinbar erfolgreicher zu händeln war. Die Verhältnismäßigkeit ging mir hier eindeutig verloren.

Was das Thema der bösen Buben anbelangt, so bin ich auch hier leider nicht ganz zufrieden. Besagter Bösewicht gefiel sich in der Rolle eines Dorian Gray mit Hang zum schwatzhaften. Auch wollte er sich als vermeintlicher Gönner präsentieren, was so ganz im Widerspruch zu seiner tatsächlichen Intention stand. Es wurden zu viele Klischees bedient, die eher zu einem schlechten Actionfilm passen, als zu diesem Buch, von dem ich mir mehr erwartet hätte.

Auch in „Projekt Orphan“ erhält man durch diverse Rückblenden spannende Einblicke in Evans Vergangenheit. So manchen Dialog sollte man nicht mit zu viel Ernst betrachten, wodurch sich immer mal wieder ein spritziges, schlagfertiges und bisweilen witziges Wortgefecht entspann. Als zusätzlichen Gegenspieler tauchen noch weitere ehemalige Orphans auf, deren Aufgabe darin besteht, Evan aufzuspüren. Das auch diese nichts Gutes im Schilde führen, wird schnell klar. Die Kälte und Gefühllosigkeit, die ihr Agieren auszeichnet, steht im Gegensatz zu Evans Motiven. Die Unterschiede zwischen ihnen und Evan konnte mir Hurwitz jedenfalls nahe bringen.

„Projekt Orphan“ zeigt, dass auch ein Killer keine Maschine ist. Die Schwächen von Evan herauszuarbeiten war gut gedacht, doch in der Umsetzung insgesamt weniger zufriedenstellend. Dieser Thriller ist keinesfalls für zart besaitete Leser geeignet. Auf blutige Brutalität sollte man gefasst sein. Ist der Killer in Evan erst einmal entfesselt, dann geht es wenig zimperlich zu. Das Ende weist darauf hin, dass wohl mindestens noch ein 3. Band zu erwarten ist. Trotz der nicht unerheblichen Schwächen des 2. möchte ich doch wissen, wie es mit dem Nowhere Man weitergeht. Ich halte die Augen nach einer weiteren Fortsetzung offen.

Ich danke NetGalley und HarperCollins für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.

Cover des Buches Lucian (ISBN: 9783401062037)

Bewertung zu "Lucian" von Isabel Abedi

Lucian
Auroriavor 7 Jahren
Cover des Buches Gone Girl - Das perfekte Opfer (ISBN: 9783596520725)

Bewertung zu "Gone Girl - Das perfekte Opfer" von Gillian Flynn

Gone Girl - Das perfekte Opfer
Auroriavor 7 Jahren
Ein Psychothriller, der sich immer wieder neu erfindet

Unter ominösen Umständen ist Amy Dunne an ihrem fünften Hochzeitstag aus ihrem Haus und dem ihres Ehemannes, Nick Dunne, verschwunden. Die Spuren weisen eindeutig darauf hin, dass Amy das Haus nicht freiwillig verlassen hat. Die Suche nach ihrem Verbleib beginnt und bald schon wird auch ihr Ehemann verdächtigt. Was ist mit Amy geschehen? Wo ist sie? Ist sie noch am Leben oder am Ende sogar schon tot?

Eines möchte ich zu Beginn gleich voranstellen: ich werde so gut wie keine Ausführungen zur Handlung machen, um nicht Gefahr zu laufen, zu viel zu verraten. Dadurch wird meine Rezension recht komprimiert ausfallen. Denn dieses Buch sollte völlig unvoreingenommen und mit möglichst wenig Vorwissen Seite um Seite erkundet und erschlossen werden. Wer noch nie, so wie ich, ein Buch von Gillian Flynn gelesen hat, der macht sicherlich keinen Fehler, sich zunächst diesem Thriller zu widmen, der in Bezug auf unterschiedliche Aspekte seinesgleichen sucht. Wer bei „Gone Girl“ ein Buch mit viel Blut erwartet, dem sei gesagt, dass dies auf den knapp 600 Seiten nicht zu finden ist. Stattdessen spielt die Autorin mit vielfältigen Möglichkeiten und Andeutungen. Das unausgesprochene Wort, das zwischen den Zeilen bedrohlich lauert wie ein Raubtier, das zum Sprung bereit ist, von dem man aber nicht weiß, wann es den Satz zu seiner Beute macht, lässt die Phantasie auf Hochtouren laufen.

"Was haben wir einander angetan? Was werden wir noch tun?" (S. 9)

Sehr schnell wird deutlich, dass so manches Geheimnis im Leben der Ehepartner existiert und die Ehe nicht unbedingt als mustergültig zu betrachten ist. Doch welche Ehe ist dies am Ende? Das Geheimniskrämerische, das immer wieder zum Vorschein kommt, machte es mir nicht leicht, zu beurteilen, wo die Wahrheit versteckt liegt. Die unterschwelligen Befürchtungen, die dadurch beim Lesen entstanden, machen einen Reiz dieses Buches aus, durch den ich dieses kaum aus der Hand legen konnte. Drohte der Handlungsverlauf in absehbarer Zeit ins Langatmige abzurutschen, hat Gillian Flynn auch dafür immer wieder eine Lösung parat – und zwar eine unvorhergesehene. Durch ihre durchdachten und klaren Handlungsverläufe gelingt es ihr, Wendungen und Überraschungsmomente einzubauen, die tatsächlich als solche bezeichnet werden können, weil ich sie nicht habe kommen sehen. Dadurch erschien das Vorangegangene in einem neuen Licht, ein neuer Thrill entstand, der mich dazu brachte, das bereits Bekannte in einem neuen Blickwinkel zu sehen und neu bewerten zu müssen. Einzig in der Schlussphase ließ das Buch in meinen Augen etwas nach. Diese hätte für meinen Geschmack durchaus etwas kürzer ausfallen können.

„Gone Girl“ ist ein Psychothriller, der mich mit seinen unvermittelten und überraschenden Wendpunkten überzeugen konnte. Durch den kleinen „Makel“ auf der Zielgeraden fehlt allerdings ein Quäntchen zum perfekten Thriller. Trotzdem bin ich sehr begeistert von diesem Buch und kann es jedem Thrillerliebhaber nur empfehlen. Vielleicht habe ich mit „Gone Girl“ sogar eine neue Lieblingsautorin für mich entdeckt.

Cover des Buches Monster 1983 - Staffel 2 (ISBN: B01LXRXM30)

Bewertung zu "Monster 1983 - Staffel 2" von Ivar Leon Menger

Monster 1983 - Staffel 2
Auroriavor 7 Jahren
Das nächtliche Grauen ist noch nicht zu Ende

Nach dem Verschwinden von Sheriff Cody gemeinsam mit seinen beiden Kinder und Deputy Taylor Dunfords plötzlicher Unauffindbarkeit ranken sich allerlei Gerüchte um die Hintergründe im Städtchen Harmony Bay. Trotz der vergangenen Aufregung muss das Leben natürlich weitergehen. Daher wird Deputy Landers kurzerhand zum neuen Sheriff ernannt. Und tatsächlich scheint es ruhiger zu werden, die mysteriösen und beängstigenden Todesfälle haben scheinbar ein Ende gefunden. Aber ist das nur die Ruhe vor einem neuerlichen Sturm?

Die 2. Staffel von „Monster 1983“ von Ivar Leon Menger beginnt mehr oder weniger dort, wo Staffel 1 ihr vorläufiges Ende gefunden hat. Die Erwartungen an eine umfassende, spannende und plausible Aufklärung der dort aufgeworfenen Fragen war groß. Schnell wurde die Legende um den bedrohlichen Nachtmahr wieder aufgegriffen. Anfänglich hatte ich zugegebenermaßen damit das ein oder andere Problem, da ich nicht mochte, in welche Richtung sich die Geschichte damit enwickelte. Der von mir erhoffte unvorhergesehene Wendepunkt, der nochmals alles in einem anderen Licht erscheinen lässt, blieb aus. Da die Handlung jedoch schnell zur altgewohnten Spannung zurückfand, konnte ich mich damit gut arrangieren. Der Mysterieanteil in dieser 2. Staffel ist zwar in nicht unerheblichen Maße vorhanden, die Neuigkeitswert in diesem Zusammenhang jedoch nicht allzu groß. Dafür leben die einzelnen Folgen von Orts- und auch Zeitwechseln sowohl in die unmittelbare als auch mittelbare Vergangenheit, die zur Aufklärung einiger Fragen und Ungereimtheiten beitrugen.

Eine ausgewogenen Mischung aus bekannten wie auch unbekannten Protagonisten sorgte für entsprechende Würze und zusätzliche Spannung aber auch Fragezeichen. So nimmt Bürgermeister Whites weiße Weste mehr und mehr Schaden, Flowers und Bacons Freundschaft sorgt für weniger nervenaufreibende Verschnaufpausen und besticht durch ihre Unkomplizierheit und in Sharkys Bar tummeln sich wie gewohnt allerlei unterschiedliche Gestalten mit ihrer eigenen Geschichte. So erscheint beispielsweise ein mysteriöser Fremder auf der Bildfläche, dessen Intention einige Zeit im Verborgenen bleibt und der dadurch zusätzliche Rätsel aufgibt.

Natürlich spielt auch der frisch gebackene Sheriff Landers eine nicht unerhebliche Rolle. Er war für mich wohl die größte und auch angenehmste Überraschung. In der 1. Staffel überzeugte er nicht unbedingt durch eine wohldurchdachte Handlungsfähigkeit. Einzig die Loyalität zu Codys Vorgänger, Sheriff Briggs, hätte ich ihm über lange Strecken positiv angerechnet, wenn diese auch zu Lasten des neuen Amtsinhabers ging. Diese Loyalität übertrug er nun auch auf den verschwundenen Sheriff Cody. Überzeugt davon, dass dieser nicht grundlos die Stadt verlassen hat, möchte er natürlich den Ursachen auf den Grund gehen. Da jedoch in Harmony Bay noch ganz andere Dinge im Argen liegen, widmet er sich zunächst der nicht ungefährlichen Aufklärung derselben und geht dabei durchaus mit Bedacht und Kombinationsgabe vor. Die Geschichten und Geheimnisse, die in Harmony Bay im Verborgenen liegen, faszinierten und fesselten mich aufs Neue, so dass ich diese Staffel mindestens genauso schnell, wenn nicht schneller durchgehört hatte, wie die erste.

Die Aufklärung so manchem Rätsels erhält der Hörer jedoch hin und wieder nur zu dem Preis, sich auf neue Fragen einlassen zu müssen. Das Licht in der symbolischen Dunkelheit, in der man tappt, ist noch immer nicht ausreichend, um alle Neugier zu befriedigen und alle Antworten zu erhalten. Es zeigte sich ein zweites Mal, dass in Harmony Bay eben nicht alles harmonisch läuft, dass Harmony Bay mindestens so viel Geheimnisse in sich trägt, wie es Einwohner besitzt. Und das der Weg zur Wahrheit oft lang und nicht selten nervenaufreibend und schmerzhaft ist.

„Monster 1983“ war erneut ein qualitativ hochwertiges Hörspiel aus dem Hause Audible mit sensationell guten Sprechern, die Harmony Bay auf einzigartige Weise zum Leben erwecken und gleichzeitig hohe Erwartungen an die glücklicherweise geplante 3. Staffel knüpfen. Allen Mystery-Fans sei diese Reihe wärmstens empfohlen.

Cover des Buches Smoke (ISBN: 9783570585689)

Bewertung zu "Smoke" von Dan Vyleta

Smoke
Auroriavor 7 Jahren
Cover des Buches Der Report der Magd (ISBN: 9783492311168)

Bewertung zu "Der Report der Magd" von Margaret Atwood

Der Report der Magd
Auroriavor 7 Jahren
Cover des Buches Bei den Wölfen (ISBN: 9783813506792)

Bewertung zu "Bei den Wölfen" von Sarah Hall

Bei den Wölfen
Auroriavor 7 Jahren
Zu wenig Wolf in den englischen Wäldern

Wölfe in England – das ist der Traum von Thomas Pennington. Als wohlhabender Lord mit den entsprechenden Ressourcen möchte er sich diesen Wünsch erfüllen. Niemand geringeres als Rachel Caine hat er dafür auserkoren. Eine Expertin auf dem Gebiet der Wölfe, deren Lebensinhalt die Wiederansiedlung dieser Tiere in einem Indianerreservat ist. Eigentlich sieht sie keinen Vorteil in Penningtons Anliegen und möchte dessen großzügiges Angebot ablehnen. Doch unvorhergesehene Änderungen ihrer Lebensumstände führen dazu, dass sie sich schließlich auf den Weg in ihre alte Heimat macht, in der so vieles sie an Zeiten erinnert, die längst vergangen sind und die dann so plötzlich wieder so nah erscheinen. Können alte Wunden heilen?

Ein interessantes Thema hat Sarah Hall für ihr Buch „Bei den Wölfen“ erwählt. Kontrovers diskutiert scheinen Wölfe die Meinungen stets in zwei Lager zu spalten. Fasziniert scheint der Mensch seit jeher von ihnen. Wölfe werden geliebt oder gehasst. Rachel Caine jedenfalls, eine angesehene Wolfsexpertin, liebt sie. Wölfe sind ihr Lebensinhalt. Sie liebt es, tage- und nächtelang ihren Routen zu folgen, sie aufzuspüren und in versteckter Stille zu beobachten. Die Begeisterung, die Rachel für diese Tiere empfindet, wird während des gesamten Buches sehr gut transportiert. Die kleinen Exkurse in die Welt der Wölfe habe ich sehr genossen. Sie waren durchweg interessant. Beschreibungen von der Natur dieser Tiere wirkten nie langweilig. Gern hätten diese einen noch viel größeren Teil im Buch einnehmen können. So, wie es der Titel eigentlich erwarten ließ. Leider wurden die Wölfe eher zur Nebensache in Anbetracht der Ausführungen zu Rachels Vergangenheit und ihren Eigenarten.

Natürlich ist es wichtig, Einblicke in allerlei Details aus Rachels Leben zu erhalten. Nur so kann eine Person angemessen gezeichnet werden. Eindeutig ist diese auch als eine Art einsame Wölfin zu bezeichnen, die in ihrer Arbeit aufgeht, deren Arbeit ihre Berufung ist. Professionell und sicher bewegt sie sich in diesem Terrain. Doch so klar, wie ich sie als Wolfsexpertin vor mir sah, so wenig greifbar war sie mir als Privatperson. Ich könnte sie als eigen bezeichnen, als wenig geschickt im sozialen Umgang, sowohl in Bezug auf Familie als auch in Bezug auf Dritte. Eine starke Frau mit Ecken und Kanten ist sie zweifelsohne. Trotzdem war ihr Charakter mir zu oberflächlich gezeichnet. Ich wurde nicht „warm“ mit ihr und vermisste die Wärme in ihr, die Verbindung, die ich zu ihr finden wollte. Distanziert und größtenteils emotionslos beobachtete ich ihren Weg. Ich fühlte mich von der Autorin leider nicht ausreichend mitgenommen.

Zudem fiel es mir schwer, mich auf Sarah Halls Schreibstil einzulassen. Mehr als 100 Seiten lang hatte ich oft das Gefühl, eine Aneinanderreihung von Beobachtungen, Umgebungsbeschreibungen, Erinnerungen und Gedanken zu lesen. Gemischt wurde das ganze mit politischen Ansichten verschiedener Protagonisten, politischen Entwicklungen und Rachels Einstellung zu körperlichen Bindungen und Bedürfnissen. Lange vermisste ich den richtigen Lesefluss. Die Erzählweise war mir schlicht zu kühl, zu distanziert.  Ich haderte lange mit diesem Buch. Es wurde zwar besser mit der Zeit, doch das Buch entpuppte sich leider trotzdem nicht als schöner Schmetterling. Auch die Handlung kam nur langsam voran, ein Lesesog blieb aus. Viele Andeutungen um die frühere Beziehung zu ihrem Bruder, deren Nachwirkungen die Gegenwart nachhaltig beeinflussten, verliefen sich im Sande. Es wurde wenig Konkretes eingebracht. Klar war nur, dass sich beide erst wieder aneinander annähern mussten, dass wohl jeder in der Vergangenheit andere Erwartungen an den jeweils anderen hatte, die keiner von beiden erfüllen konnte. Und das die Mutter, die beide gemeinsam hatten, alles andere als der Kitt in ihrer Beziehung war. Die ein oder andere Turbulenz brachte etwas mehr Würze in die gesamte Handlung, allerdings nicht genug, als dass sie mich hätte fesseln können.

Zu Gute halten muss man Sarah Hall allerdings, dass sie ein ausgesprochenes Talent dafür besitz, Landschaften und Stimmungen der Natur egal in welcher Wetterlage ausgesprochen bildhaft zu beschreiben. Es gelingt ihr, diese so perfekt zu schildern, dass ich genau wusste, wie sich ein bestimmter Morgen anfühlen würde, ich glaubte mich selbst in diesem einen Fleckchen Erde zu sehen und alles wahrnehmen zu können, was vorging.

Erst auf den ungefähr letzten 80 Seiten entwickelte sich eine Art Spannung, die jedoch den gesamten vorangegangenen Teil leider nicht aufwiegen kann. Die unrunde Erzählweise, die fehldenden Übergänge und die kühle Distanziertheit der Hauptprotagonistin übertrug sich leider zu stark auf mich. Ich fühlte mich nicht betroffen oder involviert. Die interessanten Aspekte der Arbeit mit und für Wölfe kamen zu kurz. Das Vergnügen beim Lesen blieb leider aus.

Ich danke Randomhouse und dem Knausverlag für dieses Rezensionsexemplar.

Cover des Buches Brandstifter (ISBN: 9781520648682)

Bewertung zu "Brandstifter" von Martin Krist

Brandstifter
Auroriavor 7 Jahren

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