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BRichard

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Das Verschwinden der Stephanie Mailer (ISBN: 9783492316422)

Bewertung zu "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" von Joël Dicker

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
BRichardvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Erschreckend schlechter Roman!
Lachhaft und unglaubwürdig!

 

 

Ich gehöre zu jenen Lesenden, die vom Debüt-Roman Dickers begeistert waren. Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert ist nach meinem Empfinden ein großartiger und innovativ strukturierter Roman mit interessanten Figuren, klugen Perspektiven und überraschenden Wendungen. Allerdings auch mit einem zum Teil inflationären Einsatz von  Ausrufezeichen. Aber das war schon okay.

Das Verschwinden der Stephanie Mailer hab ich demzufolge mit dem guten Gefühl und einer gewissen Vorfreude  als Hörbuch begonnen, davon überzeugt, dass mir der Autor liegt und mich ein weiteres Mal gut unterhalten wird. Es war mein zweiter Dicker und ich hatte vorab viele begeisterte Kritiken aus den Medien zu diesem Buch zur Kenntnis genommen, die den Autor als geschickten Arrangeur verschiedener Handlungsstränge feierten, als anspruchsvollen aber gleichzeitig schnörkellosen Schriftsteller, und … und … und!

Im Nachhinein betrachtet machen mich die vielen positiven Kritiken beinahe noch fassungsloser als der Roman selbst.

Ganz ehrlich: Dieses Buch ist einfach nur schlecht! Ich meine damit wirklich richtig und durchweg schlecht! Die Handlung ist zum großen Teil total unsinnig, abstrus, lächerlich, unwahrscheinlich. Die Figuren haben mich überwiegend genervt, wirken unglaubwürdig und verhalten sich stellenweise dermaßen dümmlich, als würden sie sich selbst persiflieren. Es gibt zu viele Figuren, die nicht sorgfältig entwickelt werden, sondern sich wie multiple Persönlichkeiten verhalten. Die Dialoge wirken erschreckend hölzern und hohl, nein, sorry, so reden normale Menschen einfach nicht. Und das, was den Roman ausmacht, das Spiel mit verschiedenen Zeitebenen, den ständigen Perspektiven und mit einer Fülle an Figuren, die offensichtlich schicksalhaft miteinander verbunden sind, das hat J. Dicker weitgehend nicht im Griff. Da fehlt es an einer stimmigen Balance. Er misch die Stränge zwar bunt durcheinander, aber ein wirkliches Konzept wird dabei nicht erkennbar. Vielmehr verzettelt er sich perspektivisch mit seinen ständig wechselnden Ich-Erzählern und Ich-Erzählerinnen und raubte mir irgendwann den Willen, der Story überhaupt noch ernsthaft folgen zu wollen. Zu weit hergeholt und an den Haaren herbeigezogen sind manche Entwicklung, zu abwegig und unlogisch das Verhalten mancher Figuren. Immer wieder wähnt man sich eher in einer Satire als in einem ernst gemeinten Kriminalroman, doch nie gibt die Geschichte endgültig Aufschluss, was sie eigentlich sein will. Un d so ist zu befürchten, dass  einem der gewollte Humor des Autors meistens entgeht, während viele andere Passagen unfreiwillig komisch daherkommen. Die schlimmste und lächerlichste Figur ist ein ehemaliger Polizeichef, der plötzlich seine Liebe zum Theater entdeckt und absolut konstruiert den überdrehten Theaterdirektor mimt Das ist einfach hur platt und schlecht und konstruiert. Und überhaupt: Das zentrale Schlüsselgeschehen der Story rund um ein geheimnisumwittertes Theaterstück wirkt dermaßen unsinnig und abstrus übertrieben, da möchte man die Geschichte am liebsten abbrechen, weil man sich als Lesender und Hörender vom Autor irgendwie alles andere als ernst genommen fühlt.  

Einzig und allein die Frage nach dem Mörder (oder der Mörderin) ist das letzte Fünkchen Spannung, das einen noch bis zum Ende den Weg leuchtet. Doch auch da schlagen Logik und Glaubwürdigkeit am Ende wilde Haken bei dem Versuch, Hochspannung bis zur letzten Sekunde zu erzeugen. Was leider sehr bemüht wirkt und dadurch konstruiert. Die Auflösung wirkt dann – passend zum gesamten Plot – UNGLAUBWÜRDIG und an den Haaren herbeigezogen und wird dann so sorgfältig in  allen Zusammenhängen erklärt und verbunden, als traue der Autor seiner Lösung am Ende selbst nicht so recht, und müsse sie zur Sicherheit noch einmal mit allen Wendungen abgleichen. Das wirkt dann noch mal zusätzlich  zäh und uninspiriert. 

Letztendlich frage ich mich schon, wie ein zweifellos guter Autor (das hat er ja schon eindeutig beweisen) ein dermaßen schlechtes Buch schreiben und dann auch noch veröffentlichen konnte, wie dieser krude Roman obendrein problemlos durch ein  Lektorat flutschte, wie ein Verlag die Bereitschaft zeigte, daraus ein Buch zu machen und wie dann unfassbar viele Kritiker- und Leserstimmen auch noch ein Loblied auf diesen Blödsinn anstimmen konnten. 

Und solch ein Buch wird dann auch noch SPIEGEL-Bestseller? Des Kaisers neue Kleider lassen grüßen, oder? Du lieber Himmel!

Hat da jemand gewettet, dass auch grottenschlechte Romane zu Bestsellern gepusht werden können, wenn man nur die richtigen Mechanismen aktiviert?, an den richtigen Schrauben dreht.

Nun denn, am Ende muss jede und jeder selbst wissen, ob man sich auf diesen M... als Buch oder Hörbuch einlassen möchte. Für mich war das leider reine Zeitverschwendung und der Beweis dafür, dass auch schlechte, uninspirierte und schlampig zusammengeschriebene Machwerke Bestseller werden können. Und das erstaunt und verwundert mich – aber wirklich überraschend ist es dann auch nicht mehr. Natürlich sind Geschmäcker verschieden. Aber ein gewisses Niveau und eine gewisse Qualität sollte schon erkennbar sein. Und die spreche ich diesem Romangänzlich  ab. Da sind zwei Sterne noch fast zu viel!

Cover des Buches Der Schwarm (ISBN: 9783844511116)

Bewertung zu "Der Schwarm" von Frank Schätzing

Der Schwarm
BRichardvor 5 Monaten
Kurzmeinung: Guter Beginn, danach viel Leerlauf und ein wenig befriedigendes Ende.
Keine ausgewogene Balance zwischen Fachwissen und Spannung!

Wo fange ich am besten an? Beim Sprecher des Hörbuchs. Stefan Kaminski. Ich finde, der hat seine Sache großartig gemacht, hat viele Szenen, Momente und Dialoge sehr facettenreich gelesen, die Stimmen/Stimmungen der einzelnen Figuren nuanciert nachempfunden und wiedergegeben, sie lebendig werden lassen, abwechslungsreich wie in einem Hörspiel. Es ist auch sein Verdinest, dass ich diesen „Wälzer“ durchgehalten habe. Die ungekürzte Hörbuchversion in voller Länge. 38 Stunden und 10 Minuten!

 

Der Schwarm widmet sich einem Thema, das seit seinem Erscheinen gerade in den letzten Jahren noch deutlich an Brisanz gewonnen hat. Frank Schätzung hat mit dem Stoff ein gutes Gespür für einen zeitgemäßen und dauerhaft aktuellen Umwelt-Thriller bewiesen. Er hat – soweit ich das als Laie beurteilen kann – sehr akribisch und gewissenhaft recherchiert, um sein Thema beeindruckend komplex und detailliert behandeln zu können. Ich glaube, dass genau diese Tatsache zum Teil die DNA dieses Romans ausmacht, auf der einen Seite aber zugleich Segen Fluch des Buches wurde.

 

Warum Segen? Der Schwarm hat einen spannenden und glaubwürdigen Plot, behandelt ein Thema, das aus heutiger Sicht in vielen seiner dramatischen Umwelt-Szenarien kaum noch abwegig erscheint.  Die Ausgangslage des Romans wirkt aktueller denn je, auch wenn die Verantwortlichen der kürzlich gesendeten TV-Serie bei der Figurenauswahl Schätzings Defizite in ihrer Diversität und Vielfalt zu erkennen glaubten. Aber unabhängig von dieser Beurteilung fällt auf, dass es Schätzing gelungen ist, eine große Menge an Figuren zu schaffen, mir als Leser/Hörer ausreichende Unterscheidungsmerkmale für sie zu geben, ihnen markante Eigenschaften zuzuordnen und das am Ende nicht ohne einige scheinbar unvermeidliche Klischees. Immerhin gelingt es Schätzing, die vielen Personen in unterschiedlichen Handlungssträngen durchweg präsent im Geschehen zu halten und seinen Hauptfiguren auch ausreichend Kontur zu verleihen, um das Interesse an ihren Lebenssituationen zu wecken. In einigen Fällen (z. B. bei der extrem langen und zum Teil doch sehr langatmigen Selbstfindungsphase Leon Anawaks nach meinem Empfinden viel zu übertrieben. Das ist ein echter Fremdkörper in der Handlung. Anderes funktioniert recht gut, liest sich stellenweise interessant und auch spannend.

 

Und warum Fluch? Da hat es nun  all diese zeitaufwändigen Recherchen gegeben, all das Wissen, das angesammelt wurde. Sämtliche Fakten, die sich der Autor soweit ich weiß in fünf Jahren angeeignet haben soll. Um dann vor der Frage zu stehen: Was mach ich nun damit? Und so hat er die meiner Meinung nach unglückliche Entscheidung gefällt, so viel Wissen wie möglich in seinem Roman unterbringen zu wollen. Aus einem Buch, das phasenweise und immer wieder nur so vor Detail-Wissen strotzt, wird stellenweise ein Buch, das mit Faschwissen zu protzen scheint. Denn es wird einfach zu viel, weil das Wissen beginnt, die Handlung zunehmend zu dominieren. Dass erfordert beim Lesen bzw. Hören jede Menge Geduld, gerade wenn die Handlung mal wieder so gar nicht von der Stelle kommen will. Es wird in ellenlangen Abhandlungen und Beschreibungen dargeboten und immer und immer wieder über ausufernde Dialoge ausgebreitet, in denen sich die verschiedenen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in manchen Situationen gegenseitig die Hucke voll dozieren und erklären. Manche Absätze, ja, sogar manche Kapitel, wirken nicht, als wären sie dem Fortgang der Handlung verpflichtet, sondern eher allein der Darbietung des für den Roman recherchierten Wissens. Und das um jeden Preis, ggf., auch um den Preis der Spannung.  Ich gebe zu, da schaltet man als Leser/Hörer irgendwann ab, weil das die Handlung einfach nicht hehr vorwärtsbringt, sondern nur dazu dient, die Ergebnisse sämtlicher Recherchen vollumfänglich im Roman zu verwursten. Und offensichtlich haben die Fakten zumindest die für das Lektorat verantwortlichen Personen dermaßen beeindruckt, dass diese nicht wussten, wo man den Hebel zu sinnvollen Streichungen hätte ansetzen können, ohne gefährliche Lücken in der Logik oder der Handlung zu erzeugen. Anders kann ich mir den gewaltigen Umfang des Romans nicht erklären.

 

Nach meinem Empfinden stimmt auch die Balance des Romans nicht. In den ersten beiden Dritteln trödelt Schätzingzum Teil genüsslich durch seine wissenschaftliche Faktensammlung und erlaubt seinen Figuren nebenbei bemerkenswert viel privaten Raum, der nicht immer notwendig ist. Die Dramaturgie und der Spannungsbogen leiden darunter. Das wird im Schlussdrittel dramatisch anders. Plötzlich gibt es Action pur, hetzten die letzten noch lebenden Protagonisten von einer aussichtslosen Lage in die nächste, kommen viele Figuren auf dramatische Weise ums Leben, einige der guten, einige der bösen, und manches liest sich letztendlich wie ein rasanter aber nicht gerade tiefgründiger Hollywood-Katastrophen-Blockbuster. Beinahe so, als volle Schätzing das zuvor möglicherweise etwas müde und lethargisch gewordene Publikum zum Schluss noch einmal mächtig aufschrecken und durchrütteln. Dafür opfert er sogar eine seiner männlichen Hauptfiguren, den Norweger Sigur, den hat er doch zuvor über den ganzen Roman lang als die coole und unerschütterliche Figur durch alle bisherigen Höhen und Tiefen gelotst, um sie am Ende einem Heldentod sterben zu lassen. Da hätte weniger so viel mehr sein können, wenn vorher nicht so oft und so viel dramaturgischer Leerlauf gewesen wäre. Im Schlussdrittel nahezu alle Hauptfiguren wie die Fliegen sterben zu lassen, ist ja keine besonders spannende Innovation, nein, auf mich wirkte das dann doch etwas overdone. Ebenso empfand ich die Entwicklung der Figur Li, eine Frau in einer absoluten Machtposition, die am Ende völlig durchdreht und unprofessionell irre und mordlüstern Jagd auf die letzten noch lebenden Hauptfiguren macht. Das fand ich einfach nur platt und uninspiriert.  

 

Die (Auf)-Lösung des Schluss-Spektakels, des Ende des finalen Kampfes zwischen Mensch und der unheimlichen Macht aus den Tiefen des Ozeans, diese den längsten Teil des Romans übermächtige Schwarm-Intelligenz, ein Kräftemessen, das in seiner gesamten gewaltigen Auswirkung wirklich beeindruckend konzipiert und geschildert wurde, endet ein wenig schlicht und dünn, finde ich. Nach dem finalen Spektakel war mir das dann doch etwas zu einfach. Und Schätzing wäre vermutlich nicht Schätzing, wenn er am Ende den Epilog nicht noch von einer seiner Wissenschaftlerinnen „missbrauchen“ ließe, um ein letztes Mal und zusammenfassend zu dozieren und zu moralisieren. Das war dann für den Roman an sich typisch, aber für mich als Leser/Hörer einfach das I-Tüpfelchen auf dem ZU VIEL des Guten!

 

Was mich an manchen Stellen richtig genervt hat: Diese ständigen Hollywood-Verweise, meist ironisch oder abgrenzend gemeint, aber das war mir dann doch zu platt, gerade auf diese Weise zu versuchen, die Romanhandlung als real und echt verkaufen zu wollen. Das zu unterlassen, gehört schon zum kleinen 1 x 1 der Schriftstellerei, und mein Lektor hätte mir diese Unsitte niemals durchgehen lassen. Protagonisten im Aussehen mit aktuellen Schauspielern zu vergleichen. Oder Ereignisse mit dem Hinweis aufwerten zu wollen, sie wären dramatischer oder spektakulärer als jede Hollywood-Produktion. Wie hat Frank Schätzing es geschafft, solche sprachlichen Unarten an einem Lektorat vorbeizuschmuggeln?

 

Mein Fazit? Ich habe das Werk mit großem Interesse begonnen, mich zeitweise richtig gut unterhalten gefühlt, mich dann aber zunehmend d durch langatmige wissenschaftliche Ausführungen und Dialoge gequält und auch die Schlussaction hat mich nicht wirklich begeistert. Die Grundidee und das Thema an sich sind gut gewählt und wurden von vielen Recherchen glaubwürdig untermauert. Recherchen, die auf jeden Fall beeindruckten. Die meisten Figuren waren okay aber nicht immer ausgefeilt, besonders die bösen Charaktere waren einfach nur plump böse, das Verhalten der Oberschurkin Li glitt an Ende ins Groteske ab. Textkürzungen und Verdichtung der Handlung hätten dem Roman Der Schwarm gutgetan, da bin ich mir sicher. 

 

Cover des Buches Schau heimwärts, Engel (ISBN: 9783941004139)

Bewertung zu "Schau heimwärts, Engel" von Thomas Wolfe

Schau heimwärts, Engel
BRichardvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Auf diesen Klassiker muss man sich voll einlassen, um ihn in seiner gesamten sprachlichen Wucht genießen zu können. C. Brückner liest toll!
Ein großartiges Buch, ein großartiges Hörbuch!

Eines vorweg: Christian Brückner könnte das Örtliche Telefonbuch vorlesen, und ich würde dem Klang seiner tollen Stimme und seiner Fähigkeit, sie so tiefgründig, nuanciert und vielschichtig einzusetzen, vermutlich auch dann noch mit großer Begeisterung lauschen. Deshalb ist es garantiert ein Unterschied, ob ich „Schau heimwärts, Engel“ als Leser oder als Hörer des grandios vorgetragenen Hörbuchs beurteile. Das gesprochene Wort erschließt eine weitere Dimension (könnte allerdings bei einer unsympathischen Stimme oder bei einem uninspiriert gesprochenen Text mehr als nur eine Dimension einbüßen).

 

„Schau heimwärts, Engel“ ist ein wortgewaltiges und wortreiches, ist ein umfangreiches und in Bezug auf Sprache und die Figurenzeichnung ein lustvolles, emotionales und leidenschaftliches Werk. Dass es in Sprache und Inhalt nicht mehr zeitgemäß ist, kann störend sein und könnte dazu führen, dass mancher Leserin und manchem Leser schnell die Lust an diesem Werk vergeht. Er ist mehr als nur stellenweise recht ausschweifend und verliert sich immer wieder mit ungebremster Begeisterung dermaßen unbekümmert in Beschreibungen von Nebenschauplätzen und Nebenfiguren, dass man sich fragt, ob dieser Text je ein Lektorat gehabt hatte. Auch die Sprache funkelt und strahlt immer wieder vor selbstverliebten Formulierungen und einer unbändigen Lust darauf, möglichst jedem Satz etwas Besonders und Einmaliges zu verleihen, die Sprache zu immer neuen Höhepunkten zu treiben, literarisch in wirklich jede Ecke und jeden Winkel einer Situation zu strömen. 

 

Man muss schon wissen, worauf man sich bei dem Hörbuch (und natürlich bei dem Buch) einlässt. Aber wenn man sich darauf einlässt und wenn abseits der aktuellen Sprache, jenseits der modernen Literatur, losgelöst von dem was man über Literatur gehört oder gelernt haben mag, das, was sie darf und nicht darf, wo sie nach heutigem Empfinden den Nerv der Zeit trifft und wo sie eher meilenweit über das Ziel hinausschießt, wenn es mir als Leser gelingt, dass alles auszublenden, dann tauche ich in einen wunderbaren Roman ein. Dann kann ich Sprachklang und Formulierungskunst genießen, kann darüber hinaus einem Sprecher folgen, der genauso leidenschaftlich vorlesen mag, wie der Text geschrieben wurde.

 

Diese tiefgehende, tiefgreifende, aufwühlende und erdige Familiensaga, die ihre Figuren so innig und intensiv zum Leben erweckt, als wäre man bei ihrer Geburt dabei, und begleite so manche von ihnen bis zum Tod, die entwickelt sich, breitet sich aus, erfüllt und spricht an, nimmt mit, überwältigt, fordert, überfordert, amüsiert, berauscht und lässt sich dabei unglaublich viel Zeit. Wenn Situationen vertieft oder intensiv beschrieben werden, der Autor aus irgendeinen Moment heraus zu großen, übergreifenden Gedanken und Betrachtungen ausholt, dem großen Ganzen, das seine Figuren umgibt, sie verbindet und trtennt.

 

Das ist Literatur, wie sie einst sehr geschätzt wurde, das ist eine Geschichte, die viel, viel mehr sein will als nur das, die um ihre Themen herumwuchert und sich verwurzelt und verzweigt, als wolle sie aus der beschriebenen Familie heraus die ganze Welt umspannen. Viele Ereignisse und Personen, immer wieder Ausflüge in philosophische Regionen, dazu mal hitzige mal schwüle erotische Momente, die für die Zeit des Erscheinens von „Schau heimwärts, Engel“ zweifellos als gewagt und freizügig empfunden  werden konnten, heute zwar immer noch etwas Intensives bewahrt haben, aber eher wie ein alter Schwarzweiß-Film vielleicht.

 

Mir hat dieses Hörbuch in jeder Beziehung großen Spaß gemacht, und ich bin Christian Brückner willig von Wort zu Wort, von Satz zu Satz durch den Roman gefolgt – von der ersten bis zur letzten Seite.  Ein echter Hörgenuss! Ein Buch, das auch nach dem Ende noch eine Weile im Kopf bleibt. 

Cover des Buches Krone auf und raus (ISBN: 9783347259010)

Bewertung zu "Krone auf und raus" von Joern Rauser

Krone auf und raus
BRichardvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Wer sich darauf einlässt, den erwartet ein außergewöhnliches, berührendes und nachwirkendes Leseerlebnis!
Ein ganz besonderes Leseerlebnis!

KRONE AUF UND RAUS, ja, das ist ein eigenwilliger und ungewöhnlicher, ein fordernder und ansprechender, ein leiser und komplexer Roman, der schon durch den Titel und das Cover neugierig macht.

Ein Protagonist, verwitwet, in einer durch die Corona-Pandemie zusätzlich verengten Lebenssituation steckend. Feststeckend. Rentner, Beobachter, Zauderer, Hinterfrager, einer der sucht, der zweifelt, der alles analysiert und durchdenkt, der sich erinnert – einer, der nicht wirklich angekommen zu sein scheint, dort wo er ist. Die unaufgeregt geschilderte Gegenwart der Geschichte aus Sicht des Protagonisten ist entschleunigt und durchläuft viele ineinanderfließende Gedankenströme, die mal weiter- mal zurückführen und sich immer wieder mal im Kreis drehen. Die Sprache knapp, die Momente manchmal unter die Lupe genommen, gelegentlich so intensiv und fokussiert, dass ich mich als Leser zeitweise wie im Kopf eines anderen Menschen fühlte, als würde ich plötzlich fremde Gedanken denken. Dazu bietet der Roman stellenweise einen sogartigen Sprachrhythmus, der diesen Eindruck noch verstärkt.

KRONE AUF UND RAUS handelt zwar immer wieder von Corona, das Virus und seine Auswirkungen sind allgegenwärtig, es ist aber dennoch kein Roman über Corona, nicht mal eine Geschichte darüber, was Corona mit uns macht. Viel mehr ist es ein Buch über Liebe und Tod, über Freundschaft und Verlust, über Verständnis, Unverständnis und Missverständnisse im zwischenmenschlichen Miteinander, über die Einsamkeit und die Zeit, über das Alter und den Rückblick auf vergangene, auf verlorene Tage und wie bestimmte Erlebnisse sich bis in unsere Gegenwart verwurzeln und verzweigen. Und das in Zeiten von Corona, was dem Ganzen dann auch irgendwie eine besondere Krone aufsetzt. Wobei gerade diese Beiläufigkeit, diese eher nebenbei einbezogene Bedrohung durch Corona, sich im Lauf der Geschichte mit einem unerwarteten Knall entlädt, was mich an der Stelle ziemlich verblüffte. Ein echter Blitzeinschlag im Text!

KRONE AUF UND RAUS beherrscht die Kunst, mit Grautönen viele Nuancen auszuloten, ist ein Roman voller stiller Momente, kleinteilig, gewissenhaft, gemächlich, eng und sperrig, tiefgründig und weitschweifig und nimmt uns am Ende mit auf eine kleine  seltsame Reise, eine Flucht, ein Ausbruch, der aus der zuvor erzeugten Enge führt, einen zunächst verstörenden Verlauf nimmt, dann aber auch befreit und entfesselt mit einem wunderbaren und wunderbar lakonischen Schluss, der kein Ende ist sondern im Grunde genommen der erste tolle Satz einer neuen Geschichte.

Man muss sich unbedingt und voll und ganz auf KRONE AUF UND RAUS einlassen, es können und wollen. Wem das gelingt, wer sich von der prägnanten Sprache, dem eckigen und kantigen Protagonisten und der kunstvoll in sich verwischten Handlung mitnehmen lässt, den erwartet ein ungewöhnliches, berührendes und nachwirkendes Leseerlebnis.

Cover des Buches Der drölfzigste Geburtstag des Bürgermeisters: Lesen - Malen - Reden (ISBN: 9798580437842)

Bewertung zu "Der drölfzigste Geburtstag des Bürgermeisters: Lesen - Malen - Reden" von Yvonne Kaeding

Der drölfzigste Geburtstag des Bürgermeisters: Lesen - Malen - Reden
BRichardvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Tolles Märchenmalbuch mit einer ein- aber nicht aufdringlichen Botschaft und lustigen Illustrationen.
Lesen, malen, reden - Ein toller Mix!

DER DRÖLFZIGSTE GEBURTSTAG DES BÜRGERMEISTERS von Yvonne Kaeding (Text) und Luise Palmen (Illustrationen) punktet schon über Titel und Covergestaltung. Das moderne Märchenmalbuch bietet eine ansprechende Geschichte. Das ist kein bloßer Wohlfühltext, eher anregend und mit viel Raum, sich über das Geschehen und seine Figuren zusätzlich Gedanken zu machen. Ganz sicher werden Kinder Fragen stellen, möglicherweise während des Vorlesens Gesprächsbedarf haben, oder sich zum Gespräch ermuntern lassen.

Die Möglichkeiten, das Buch als Ausmalbuch zu nutzen, sind vielseitig und stellenweise filigran, das dürfte besonders für geduldige und gewissenhafte Kinderhände eine  feine Herausforderung sein, und ein echtes Vergnügen für die Fantasie. Ich muss gestehen, es juckte mir beim Betrachten des Buches  gleich selbst in den Fingern.

Dieses Buch eignet sich ganz besonders für Zeiten, in denen Kinder eine etwas längere Beschäftigung gebrauchen können, denn Wort und Bild bieten eine ganze Menge.

Sehr empfehlenswert! Ich werde mir jetzt erst einmal Buntstifte besorgen.  

Cover des Buches Engelskalt (ISBN: 9783442482252)

Bewertung zu "Engelskalt" von Samuel Bjørk

Engelskalt
BRichardvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Guter Beginn führt über zähen Mittelteil in ein schwaches und überhastetes Ende.
Ziemlich enttäuschend

Es fängt interessant an! Man erhofft sich von Klappentext und Einstieg neue, frische Charaktere und einen spannenden Fall. Man spürt auch das Bemühren des Autors, mit seinen Protagonisten neue Wege gehen zu wollen. Der übergewichtige Kommissar Holger Munch, die lebensmüde Polizistin Mia, der liebenswerte Neuling und NERD Gabriel.
 
Die Handlungsstränge splitten sich schnell auf und als geübter Thriller-Leser freut man sich bereits früh auf eine spannende und überraschende Auflösung, die dann alle Geschichten in einem großen und stimmigen Zusammenhang bringt.
Leider erfüllt sich die Hoffnung nicht wirklich.

Holger Munchs Charakter bleibt die gesamte Handlung durchgehend gleich. Keine echte Entwicklung, auch keine wirkliche Einsicht in seine Gefühlswelt. Dagegen immer wieder und viel zu üppig Einsichten in Mias Gefühlswelten, die - weil redundant erzählt - immer nerviger werden, statt mir die Figur nahe zu bringen. Mia wirkt ziemlich künstlich. Kein glaubwürdiger Charakter. Irgendwie hab ich nie eine echte Person vor mir gesehen, sondern immer nur so ein Figurenkonzept, bei dem versucht wird, die Besonderheiten zu betonen. Tabletten, Drogen, Suff, Todessehnsucht und trotzdem die Superbullin und Legende als Ermittlerin, die aber ständig hektisch wirkt und die andere nur deshalb überragt, weil die zum großen Teil farblos und mittelmäßig erscheinen. Mias Außergewöhnlichkeit zeigt sich deshalb meistens in überbetonten Hinweisen des Autors darauf, dass es so wäre, und weniger in überzeigenden Aktionen und Verhaltensweisen der Figur, die mich als Leser eher davon überzeugen würden. Show, don't tell könnte man auch in diesem Zusammenhang sagen.

Obwohl sich im Verlauf auch ein Team herauskristallisiert, hat man nie das Gefühl, an einer echten Teamarbeit einer eingespielten Gruppe Ermittlern teilzuhaben, sondern man folgt hauptsächlich zwei promblembeladenen Einzelgängern , die meisten völlig emotional und spontan und somit selten professionell handeln auf ihren Solopfaden, während das Team nur Beiwerk ist, das irgendwie vor sich hinwurstelt - oft nur als Stichwortgeber für Holger und Mia.

Einzig der Charakter des jungen Gabriels sticht hervor und bei dem hatte ich auch einen echten Typen vor Augen. Er wirkt von allen am normalsten und ist witzigerweise als Neuling derjenige, der den besten und professionellsten Eindruck macht. Hartnäckig, konzentriert und einsatzfreudig. Während er fast ständig im Büro mit dem Fall beachäftigt ist, machen die anderen Personen um ihn herum nicht immer einen konzentriertesten Eindruck.

Der Handlungsstrang mit dieser sektenähnlichen Religionsgemeinschaft, dem verrückten Priester und seinem ebenso verrückten Zögling und den beiden Jungen, die eines der Opfer fanden,  bekommt viel zu viel Raum, ohne die eigentliche Geschichte voranzubringen. Ein literarischer Blinddarm. Man fragt sich am Ende, was das nun mit der eigentlichen Story zu tun haben soll. Oder habe ich da was überlesen? Diese Geschichte wirkt eher drangeschraubt als vielschichtig und versickert dann auch vorzeitig etwas aufgeblasen dramatisch.

Das Gesamtkonzept des Romans wirkt deshalb nicht gut ausballanciert. Im Mittelteil verflüchtigt sich die Spannung zwischen den manchmal etwas banalen Nebenhandlungen und am Ende wird dann zu schnell und zu kurzatmig noch mal ein richtiges Feuerwerk abgebrannt. Ja, da kriegen wir noch mal den viel Irrsinn und Psychokram als Auflösung geboten, aber mir war das das lange zu wenig und dann  zu viel des Guten - besser gesagt zu viel des Bösen. Die Lösung etwas zu überraschend an den Haaren herbeigezogen.

Wie sagt man doch so schön: Dieser Roman bleibt in guten Ansätzen stecken. Mir wird von den Hauptpersonen zuviel uninteressantes "Nebenbei" geboten und der Spannungsbogen wirkt nicht ausjustiert. Mia hat mich besonders genervt. Ich würde kein zweites Buch lesen wollen, in dem sie mitspielt. Komm, Mia, komm! Das wurde echt überstrapaziert!

Am Ende liest sich mein Urteil recht vernichtend, aber ich will für "Engelskalt" gerechterweise eine Einstufung als Durchschnittskrimi vornehmen.

Cover des Buches Die Müdlis: Ein Gute-Nacht-Roman (ISBN: B01HMQL396)

Bewertung zu "Die Müdlis: Ein Gute-Nacht-Roman" von Yvonne Kaeding

Die Müdlis: Ein Gute-Nacht-Roman
BRichardvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Für unseren guten und ruhigen Schlaf müssen sich die Müdlis ganz schön ins Zeug legen. Und sogar eine Eignungsprüfung ablegen!
Die Müdlis haben meine Kindheitsfantasien wiederbelebt.

Okay, ich bin nicht mehr die Kernzielgruppe. Ich habe mir meine Kompetenz aber durch die Erinnerung daran bewahrt, mal zur Kernzielgruppe gehört zu haben. Und unabhängig davon, wie weit man sich von ihr entfernt hat, bleibt da doch immer noch diese leidenschftliche und liebevolle Erinnerungen an jene Zeit, in der man z. B. Bücher von Asrid Lindgren heimlich unter der Bettdecke im Licht der Taschenlampe las und von einem Freund träumte, der auf dem Dach wohnte, oder nach Bullerbü ziehen oder Ferien auf Saltkrokan machen wollte.

Die Müdlis haben mir die Erinnerung an diese Zeit zurückgebracht. Die Zeit, als meine Fantasie noch weit offen stand und ich mich bereitwillig von fantastische Gestalten in besondere Welten entführen ließ.

Das Buch über die Müdlis führt uns allerdings gar nicht so weit weg. Sie leben und wirken ganz in unserer Nähe, in einem Vogelhäuschen (so lange es hält) oder in einem Gartenzwerg (Ja, darin kann man auch wohnen!). Auf diese Weise hat man schon mal eine ungefähre Vorstellung davon, wie groß bzw. klein Müdlis sind. Sehen kann man sie in der Regel nicht, weil sie unsichtbar machende Mützen tragen. Gelegentlich aber vergessen sie das Aufsetzen der Mütze, was aufregende Folgen haben kann.

Die ausgebildeten Müdlis sind dafür zuständig, dass wir Menschen nachts schlafen können. Und die jungen Müdlis gehen zur Schule und müssen Prüfungen bestehen, bevor sie sich mit unseren Augenlidern beschäftigen dürfen. Wer nämlich glaubt, dass wir Menschen zum Schlafen einfach nur die Augen schließen, der irrt gewaltig und sollte sich durch das Buch mal über die Wahrheit unseres Schlafes aufklären lassen.

Als Leser erleben wir hauptsächlich die Abenteur der Müdli-KInder Jill und Tapp, die aufgrund ihrer unbeschwerten, neugierigen und kindlichen Art einige Male durch die Prüfung rasseln, bevor sie endlich ihre Eignung für den Müdli-Job nachweisen können. Und es ist ein wunderbare und kluge Wendung der Geschichte, dass sie am Ende ihr "Müdli-Diplom" bekommen, obwohl ... aber nein, das sollte jede/r ruhig selbst lesen, ob Kind oder Erwachsener.

Mir war das Buch eine Weile angenehme und unterhaltsame Bettlektüre und ich hab die Müdlis gelegentlich weggeblinzelt, um noch eine Seite mehr zu lesen. Schade, dass Kinderbücher nicht so lang sind. Vielleicht kommt ja mal eine Fortsetzung.

Das Buch erzählt seine fantastische Geschichte auf eine wunderbare und detaillierte Weise, als hätte Yvonne Kaeding das Leben der Müdlis studiert oder Dokumentarfilme übersie gesehen. In einer schönen, warmen und fröhlichen Sprache geschrieben, eignete sich das Buch auch hervorragend zum Vorlesen.

Cover des Buches Asche (ISBN: 9783945426081)

Bewertung zu "Asche" von Sven Heuchert

Asche
BRichardvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Stories über gescheiterte Existenzen, die meist ganz unten um den letzten Rest ihrer Würde kämpfen.
Kurze Geschichten die lange nachwirken

Sven Heucherts Sprache ist kompromisslos und präzise. Seine Beschreibungen sind eindeutig wie Raucherhusten. Er zeigt seine Figuren in meist aussichtslosen Situationen mit allen ihren Schwächen und Fehlern - ohne sie vorzuführen oder bloßzustellen. Er ist als Autor an und auf ihrer Seite. Lässt ihnen immer einen Rest Würde, selbst wenn ihr Leben bereits in Trümmern liegt und sie die letzte kleine Chance jämmerlich vergeigt haben. Milieu pur. Viel Suff. Gewalt. Fluppen. Drogen. Sex. Vergewaltigung. Malochen. Das alles wird von sehr glaubwürdigen Dialogen getragen und ist so atmosphärisch und real, wie die abgestandene Luft einer Eckkneipe.

Schon die Geschichte Sag den Frauen, wir kommen nie wieder ist eine harte und schonungslose Milieustudie. Sie entwickelt einen sich tückisch steigernden Sog, dem man sich nicht entziehen kann - selbst wenn man das hässliche Ende ahnt, dem man sich mit jedem weiteren Satz unvermeidlich entgegenliest. Das ist konsequent, dreckig und brutal - aber eben auch faszinierend und echt. Man bleibt dran, ob man will oder nicht. Hat immer noch Hoffnung, die Sache möge nicht gänzlich aus dem Ruder laufen. und weiß doch, wie sinnlos diese Hoffnung ist. Und man fühlte sich am Ende beteiligt wie ein Mitwisser und schämt sich irgendwie, nicht eingegriffen zu haben - so tief wird man in die Story hineingezogen.

Asche - Das sind kurze Geschichten über Menschen, die in ihrem Leben einen kritischen Punkt erreicht haben. Oder direkt vor dem Abgrund stehen. Oder schon einen Schritt weiter sind. Kurze, aber keine kurzweiligen Geschichten. Sie sind tief- und abgründig, nachhaltig und man ahnt immer die größere Geschichte, die hinter diesen als Schlaglicht gezeigten Schicksalen steckt. Geschichten des Scheiterns und der Hoffnungslosigkeit, verlorene Träume, verspielte Chancen; all das verbunden mit der Frage, ob es überhaupt noch Sinn macht, wieder aufzustehen. Und wofür?

Heuchert führt uns so dicht an seine Figuren heran, dass man alten Schweiß, und Alkoholdunst zu riechen und die Resignation in ihren Augen zu sehen glaubt. Figuren, die malochen und Abends mit schwieligen Händen nach der Bierflasche greifen, die gewalttätig und zugleich schwach sind, versagen, falsche Entscheidungen treffen. Oder keine! Wie der Ich-Erzähler in Sag den Frauen, wir kommen nicht wieder.

Und doch gibt es auch die ruhigen, sanften und zärtlichen Momente in dieser harten und kompromisslosen Welt. Hier und da blitzt ein Hoffnungsschimmer auf. Das sind wohl gesetzte Akzente, die das Buch davor bewahren, in völliger Aussichtslosigkeit und Resignation zu versinken.

Kann ich am Ende sagen, diese Geschichten gern gelesen zu haben? Nein. Denn diese Geschichten wollen nicht gern gelesen werden. Man muss sich auf sie einlasssen. Sie erarbeiten. Sie wirken lassen. Ihnen Raum geben. Sie im wahrsten Sinne des Wortes miterleben.  Genau das habe ich getan, fasziniert, oft ergriffen und ... völlig weg..

  

Über mich

Ich bin Leser und Autor. Das macht den Umgang mit Literatur nicht unbedingt einfacher, weil ich öfter eine gewisse Voreingenommenheit spüre, die leicht einschränken kann, besonders dann, wenn ich als Autor lese oder als Leser schreibe. Aber die Fähigkeit, Lesen und Schreiben zu können, ist ein Schatz, Bücher sind Schatztruhen und wir alle sind Schatzsucher!

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