B

BarbaraZoeke

  • Mitglied seit 23.05.2014
  • 4 Bücher
  • 2 Rezensionen
  • 2 Bewertungen (Ø 5)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne2
  • 4 Sterne0
  • 3 Sterne0
  • 2 Sterne0
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches Auf Probe (ISBN: 9783903091443)

Bewertung zu "Auf Probe" von Volker Kaminski

Auf Probe
BarbaraZoekevor 5 Jahren
Kurzmeinung: Eine spannende Lektüre mit Themen, die alle angehen. Für alle, die davon träumen, dem Hamsterrad zu entkommen.
Aufbruch trotz Blei in den Schuhen

Wer bereits einen der Romane von Volker Kaminski (www.volkerkaminski.wordpress.com) gelesen hat (so zum Beispiel „Rot wie Schnee“, Verlag Wortreich, Wien, 2016), wird wichtige seiner Themen kennen: Protagonisten, die einerseits ins Ungewisse aufbrechen, andererseits mit den Mustern der Kindheit, den Labyrinthen der Vergangenheit Kämpfe zu bestehen haben.

 „Auf Probe“ lautet der Titel seines neuen Romans, ein Titel, der gleichzeitig Programm ist. Der noch immer jungenhafte Philip Gaudi, gut bezahlter Werbefachmann, verliert seinen Job und macht was draus: Verlust als Gewinn, Krise als Chance. In seinen nicht mehr fern- sondern selbstgesteuerten Tagen tauchen jahrelang unterdrückte Wünsche auf: Texte schreiben, Balladen über das Leben singen. Der Atem der Zukunft, wenn da nicht noch die Schatten der Vergangenheit wären, die Fragen nach dem Woher. Etwa nach der erst kürzlich verstorbenen Mutter: War jene Maria Selma wirklich die Frau im roten Kleid, die mit ihrem Gesang und ihrem Klavierspiel bezaubern konnte, oder die erdenschwere deutsche Hausfrau? Und der ältere Herr, der sich telefonisch bei ihm meldet, sich bei seinen Freunden einschleicht und immer wieder an seine Tür klopft, ist er wirklich sein leiblicher Vater? Wie viele Leben hat jeder und wie viele bleiben ungelebt? Welches ist das richtige, das eigentliche? Und warum hat er erst jetzt bemerkt, welch ein Schatz seine ehemalige Kollegin ist?

Nein, der genaue Weg durch dieses Labyrinth wird nicht verraten, lest selbst!

Eine spannende Lektüre für alle, aber besonders für jene, die sich an manchen Tagen (und in manchen Nächten) fragen, warum sie immer wieder das Hamsterrad treten, warum sie ihr Leben nicht neu entwerfen, ihre  Potentiale nutzen und einen Traum verwirklichen, ehe es für Neuanfänge vollständig zu spät ist.

 

Cover des Buches Rot wie Schnee (ISBN: 9783903091184)

Bewertung zu "Rot wie Schnee" von Volker Kaminski

Rot wie Schnee
BarbaraZoekevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Spannende Reise in die Vergangenheit
Zurück und Weiter

 

Volker Kaminski ( www.volkerkaminski.wordpress.com) bietet mit seinem Roman „Rot wie Schnee“ dem Leser ein spannendes Vexierspiel an. Es handelt sich um die Geschichte einer künstlerischen und familiären Spurensuche, die in immer neuen geradezu labyrinthischen Wendungen der Frage nachgeht, welche Wahrheit die „Richtige“ sei. Gibt es sie überhaupt, die einzige und richtige Wahrheit? Und wenn es um Kindheit, Familie und um die Kantschen Fragen nach Woher und Wohin geht: Wie sicher können wir unseres Wissens und unserer Erinnerung sein?

“Memory re-writes history“, fasst die zeitgenössische Gedächtnisforschung den gegenwärtigen Erkenntnisstand zusammen. Gleichzeitig formuliert die Kognitionspsychologie: Man sieht, was man weiß. Um diese (unausgesprochenen) Prämissen kreist die Geschichte des erfolgreichen Malers Tom Lautenschläger, der - seiner bisherigen, als gefällig und allzu bunt gekennzeichneten Serien überdrüssig - nach einer neuen Thematik, einer neuen Ästhetik für seine Bilderzyklen sucht.

Sein jüngstes Gemälde ‚Junge im Schnee’, einerseits sehr geplant und bedacht gemalt, andererseits in einem merkwürdigen Zustand geistiger Abwesenheit hergestellt, wird nach und nach zu einem Drehpunkt seiner Erinnerungen. Zunächst an seinen Vater und dessen Flucht aus Ostpreußen im Winter 1945: Schnee, zerbrochene Wagen, verstreute Habseligkeiten, verstörte Menschen - die Folgen eines mörderischen Krieges und die angstauslösenden Szenen einer Nachkriegskindheit. Aber nicht nur die Erinnerungen an das Schicksal des Vater und seine Bewältigungsversuche tauchen auf, auch die Erinnerungen an seinen Jugendfreund, den Tom für viele Jahre völlig aus seinem Bewusstsein (und damit aus seinem Leben) verbannt hatte, vermutlich, weil er damals nichts wie weg wollte, weg aus der Enge und dem Grau der deutschen Provinz, hinein in den Glanz großer Städte. Und jetzt, Jahrzehnte danach, seit langem in Berlin ansässig, seit langem als Maler erfolgreich und im Kunstbetrieb etabliert, holen ihn die Bilder dieser Beziehung ein.

Fast jeder Erwachsene kennt genau das: dieses Auftauchen von Erinnerungen, die sich als Schlüsselszenen der eigenen Biografie erweisen. Und die Erkenntnis, dass keiner allein aufwächst, dass jeder das Produkt seiner Eltern ist, dass jeder ihr Leben ein Stück weit fortsetzen muss, sogar ihre Träume (so der Autor S. 235), führt auch zu einer neuen Stufe der Erwachsenheit, einer Stufe, die schließlich gestattet, die Flut der erinnerten und der gemalten Bilder zu verlassen, um die vernachlässigte Gefährtin Emma zu suchen und wieder für sich zurückzugewinnen.
Volker Kaminski ist ein vielschichtiger Roman gelungen: Ein Künstlerroman, ein Vater-Sohn-Roman, ein Roman über die Probleme der bis heute in der Forschung übergangenen Nachkriegsgeneration, aber auch ein verspäteter Coming-of-Age-Roman - wer Freude an der Vielschichtigkeit von Themen hat und Dialoge schätzt, die analysieren und differenzieren, wird dieses Buch sehr gerne lesen (Spannung garantiert).


Dr. Barbara Zoeke, Dozentin und Autorin

Über mich

    Lieblingsgenres

    Historische Romane, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

    Freund*innen

    Was ist LovelyBooks?

    Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

    Mehr Infos

    Hol dir mehr von LovelyBooks