Cover:
Das Cover ist sehr harmonisch und vermittelt ganz toll die Aufbruchstimmung und das Abschied nehmen, die den Roman ausmachen. Mir gefällt es sehr gut.
Meine Meinung:
„Ein Jahr ohne dich“ ist das Debüt von Rachel Parker und besticht durch eine ungewöhnliche Kombination von Themen, von denen jedes für sich und in der Gesamtheit toll aufgegriffen wird. Die Geschichte wird aus den Perspektiven der 19-jährigen Conny, die ein Jahr in die USA zieht um dort zu studieren, und ihrer Mutter Christin, die daheim ihre eigenen Abenteuer zu bewältigen hat, abwechselnd erzählt. Toll finde ich die schöne Kennzeichnung der Abschnitte, so dass man sich auch sehr gut zurecht fand, wer gerade spricht.
Beide Frauen sind durch ihre Erfahrungen in ihren bisherigen Beziehungen geprägt und verletzt. Hinzu kommen die Nach- und Auswirkungen ihrer Krankheiten und die Gegebenheiten ihres Umfeldes. Dies hat beide Frauen zu bemerkenswerten Kämpferinnen gemacht, die aber dennoch verletzlich und manchmal unsicher sind, was mir an ihren Charakteren sehr gut gefallen hat. Auch die Nebencharaktere ergänzen dies sehr gut und verdeutlichen manche Problematik noch zusätzlich.
Eine Stärke dieses Buches ist für mich auch ganz klar die Lebensfreude und der Wille etwas aus seinem Leben zu machen. Keine der beiden Frauen findet sich mit dem Ist-Zustand ab, sondern sind bereit etwas zu bewegen und bewegen dabei auch die Menschen um sich herum. Der Leser kann hier nicht nur Verständnis gewinnen für die Krankheiten und speziellen Situationen, sondern wenn er sich darauf einlässt auch einen Anstoß selbst mehr Gefühl und Mut für das eigene Leben zu erlangen.
Leider hat mich „Ein Jahr ohne dich“ nicht vollständig überzeugen können. Während mir die Charaktere an sich, die Geschichte und der Schreibstil – weitestgehend – wirklich gut gefallen haben, blieb mir die Emotionalität zum Teil auf der Strecke. Mir gelang es nicht wirklich mich in die Protagonistinnen hineinzufühlen, ein wenig blieb ich außen vor und nahm als sehr interessierter Zuschauer am Geschehen teil. Dies führe ich für mich auf die Zeitsprünge und rückwärts gewandte Erzählweise zurück, da man als Leser einige entscheidende Momente nicht direkt, sondern nur in der Rückschau erlebte.
Ein weiterer Kritikpunkt war an manchen Stellen der Sprachgebrauch: Wenn sich eine 19-Jährige ab und an ausdrückt, als wäre sie 40 oder 50, hat mich das schon irritiert. Zur Mutter Christin hat das super gepasst, aber zu Conny leider nicht immer.
Leseempfehlung:
„Ein Jahr ohne dich“ ist ein Debüt mit vielen Stärken, aber auch ein paar kleinen Schwächen, weshalb ich es „nur“ mit 4 Sternen bewerten kann. Auch wenn es mich nicht komplett überzeugen konnte, ist es dennoch ein Buch, das ich euch ans Herz legen möchte. Es kann Mut machen und manche Sichtweise verändern und es ist und bleibt eine tolle Geschichte von zwei starken Frauen.