Dieser Roman ist so kunstvoll gemacht, dass man sich fragen kann, ob er nicht auch ins Museum gehört.
Matthias A. K. Zimmermann ist Maler und Medienkünstler. „Kryonium. Die Experimente der Erinnerung“ ist sein Debütroman. Das Wort „Experiment“ trifft es sehr genau. Denn das Experimentieren ist allgegenwärtig in dem Buch. Etwa der Erzähler, der mit Glühbirnen in seinem Laboratorium allerlei Versuche unternimmt oder in einem Turmzimmer heimlich magische Formeln austestet. Aber auch der Autor experimentiert auf der Ebene der Sprache: Palindrome, Wortspiele und Codes lassen sich überall finden.
Der Roman besteht aus drei Teilen und 60 Kapiteln. Vom Aufbau her gleicht er einem mehrdeutigen Vexierbild und einer verschachtelten Endlosschleife. Das Unendliche ist allgegenwärtig in der Geschichte. Der Leser erlebt keine klassische Heldenreise, sondern wird durch eine Welt geschleust, die eine ganz eigene Erzählform besitzt. Die Geschichte beginnt in einer nostalgischen Welt, doch hat der Roman viel mit unserer futuristischen Zeit zu tun. Das Mittelalterlich-Fantastische trifft hier auf das Digital-Moderne und schafft eine besondere Verbindung, wie sie in der Literatur in der Form wohl kaum zu finden ist. Der Roman entwickelt gleich von Beginn an eine mystische Atmosphäre, die unterhaltsam und zugleich herausfordernd ist.
Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Jedes Kapitel zieht einen mehr und mehr in einen Bann des Rätselhaften und treibt ein ausgeklügeltes Verwirrspiel. Bis zum Ende. Und auch hier kommt wieder der experimentelle Aspekt zum Vorschein. Denn dieser Roman hat kein Ende!