Tatjana Zanot hat sehr detailgetreu eine spannende Parallelwelt entworfen, voller liebenswerter Figuren: Da wäre das Dachsmädchen Dina, der Kater Kasimir und die Rabendame Rabia, alle ein wenig schrullig, aber sehr sympathisch. Die politischen Verhältnisse in ihrer Heimat Sempera sind kompliziert, das Land befindet sich im Bürgerkriegszustand. Viele Bewohner müssen eine schwierige Entscheidung treffen: Beugen sie sich der Diktatur der Hexe Aurora oder werden sie für ihre Freiheit kämpfen?
BellaBender
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Bewertung zu "Kaffee und Zigaretten" von Ferdinand von Schirach
Eigentlich hatte ich mir von diesem Roman einiges erhofft. Allein die Tatsache, dass Pamuk zum ersten Mal aus der Perspektive kleiner Leute schreiben wollte, fand ich interessant.
Leider musste ich mich aber durch das Buch kämpfen, denn zwischen ausführlichen Beschreibungen von Istanbul und Anatolien fanden sich auch viele gefühlt endlose Passagen, in denen viel zu genau ausgemalt wird, wie die Frau des Protagonisten Reisgerichte kocht und er Schale um Schale verkauft...für den Leser ist das dann doch etwas ermüdend.
Der politisch-soziale Bezug fehlt dabei und wer sich nicht mit der türkischen Geschichte auskennt, wird in den minutiösen Beschreibungen des Familienalltags nicht viel über die Gesellschaft ihrer Zeit erfahren. Die Figuren sind zwar sympathisch, aber gewinnen über hunderte von Seiten einfach keine charakterliche Tiefe. Schade!
Gillian und Matthias führen ein auf den ersten Blick perfektes Leben: sie sind beide beruflich erfolgreich, seit ein paar Jahren verheiratet und leben in einer schönen Wohnung. Doch Gillian beginnt sich in ihrem "inszenierten" Leben zu langweilen. Vielleicht verspürt sie deswegen eine Anziehung zu dem Künstler Hubert. Als er sie nackt porträtiert und Matthias die Fotos findet, führt ein Streit der beiden zu einem tragischen Unfall: Matthias verliert sein Leben und Gillian ihr Gesicht.
Während Gillian sich vor der Öffentlichkeit zurückzieht, hat auch der Künstler Hubert mit seinem Schicksal zu kämpfen: im Stich gelassen von seiner Frau erlebt er eine Schaffenskrise und vereinsamt immer mehr. Ein paar Jahre nach ihrer ersten Begegnung treffen sie sich wieder und beginnen eine Affäre. Doch Huberts Exfrau Astrid stellt sich zwischen die beiden. Gillian betrinkt sich daraufhin auf einer Technoparty im Wald, schluckt Drogen, die ihr ein Bekannter gegeben hat und erlebt dennoch einen Moment der Klarheit, in welchem sie endlich die Selbstfindung vollzieht, die ihr in all den Jahren nicht gelungen ist: sie entschließt sich, sich wieder ins Leben zu stürzen – mit oder ohne Hubert.
Abgesehen davon, dass Hubert als Hauptfigur wenig greifbar und eher unsympathisch wirkt, ist das Verhalten der Figuren im Allgemeinen nicht wirklich stimmig. Dass Gillian entsprechend ihrer inneren Einsamkeit nach dem Unfall in ein verlassenes Bergdorf zieht, wirkt klischeehaft, ebenso wie ihre plötzliche Entscheidung, wieder in die Stadt zurückzuziehen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Auch die Beziehung von Hubert und Gillian, die Peter Stamm zunächst als spontane, leidenschaftliche Affäre darstellt, bleibt unecht und leblos.
Fazit: Der Grundkonflikt und das Konzept der Figuren hätte viel Potenzial, doch es scheitert an der erzählerischen Umsetzung, auch wenn Peter Stamm wieder einmal seinen klaren, präzisen Schreibstil zeigt
Bewertung zu "Vom Ende der Einsamkeit" von Benedict Wells
Benedict Wells' "Vom Ende der Einsamkeit" zu lesen, ist ungefähr so, wie wenn man mit einem guten Freund bei einem Glas Wein über das Leben redet: emotional, melancholisch, aber auch tröstend und hoffnungsspendend.
Als Leser sieht man die Hauptfigur Jules nach dem Tod seiner Eltern einsam aufwachsen, als junger Erwachsener scheitern, sein Glück finden – und auch darum kämpfen, als er es zu verlieren droht.
"Becks letzter Sommer" ist für mich der schönste Roman über gescheiterte Lebenskonzepte und unerfüllte Träume. Ein zwar kaltschnäuziger, aber auf eigenartige Weise trotzdem sympathischer Protagonist quält sich nach dem Rauswurf aus seiner Band durch die eintönige Lehrerexistenz, bis er in seinem Schüler Rauli Kantas ein musikalisches Genie erkennt. Beck ist vierzig und hat sich schon fast aufgegeben, während Rauli noch alles vor sich hat. Geht es Beck wirklich um Förderung oder sieht er in seinem Schüler nur sich selbst? Und da wäre noch Lara – eine Frau, mit der er keine Zukunft hat. Doch gerade für sie entwickelt er aufrichtige Gefühle...
Bewertung zu "Die Abenteuer von Aguila und Jaguar" von Isabel Allende
Bewertung zu "Die dunkle Seite des Mondes" von Martin Suter
Meiner Meinung nach Martin Suters bester Roman: Ein gesetzter Karrierehengst wandelt seine Persönlichkeit durch einen schlechten Trip und wird zu einer unberechenbaren, aggressiven Gefahr – was für eine Charakterentwicklung! Die Handlung bietet immer wieder Überraschungen, vor allem gegen Ende passieren einige Dinge, mit denen man als Leser bestimmt nicht gerechnet hätte.
Die Beschreibung der Nebenfigur Lucille und ihrer esoterischen Drogenszene ist ebenfalls ziemlich unterhaltsam.
Natürlich fasziniert mich als Autorin natürlich ein Werk, das sich mit dem Autorendasein und der Szene auseinandersetzt. Die Darstellung des Literaturbetriebs mit all seinen Ecken und Kanten und die Präsentation der tollpatschigen Hauptfigur sind absolut gelungen, jedoch tritt wieder dieses typische Martin Suter Phänomen auf, das ich schon bei einigen seiner Romane beobachten konnte: der Romananfang ist brilliant, der Mittelteil unterhaltsam und gegen Ende lässt die Handlung nach. Schade.