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Bellis-Perennis

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Cover des Buches Unter Druck: Der zweite Fall für Polizeitaucherin Svea Roth (ISBN: B0C26D73QG)

Bewertung zu "Unter Druck: Der zweite Fall für Polizeitaucherin Svea Roth" von Marc Jansen

Unter Druck: Der zweite Fall für Polizeitaucherin Svea Roth
Bellis-Perennisvor 2 Stunden
Kurzmeinung: Fesselnd bis zur letzten Seite
Fesselt mit seinen unerwarteten Wendungen bis zur letzten Seite

Vor wenigen Tagen habe ich den ersten Fall dieser Reihe rund um Polizeitaucherin Svea Roth gelesen. Die unbewältigte Trauer um ihr kleine Tochter Lena, die vor zwei Jahren gestorben ist, hält sie nach wie vor fest gefangen. Es scheint, als sie aktuell nicht 100% dienstfähig ist. Dabei steht ihr Team vor ziemlichen Herausforderungen und unter großem Druck seitens der Politik, denn im Hamburger Hafen wird ein versenktes Sportboot gefunden, in dem sich fünf, in Fässer gefangene Leichen befinden. Die weibliche Leiche ist Yvette Ziegler, die Tochter eines Hochseekapitäns und Tauchklubkollegen von Svea. 

Ob der Brutalität mit der die fünf erschossen worden sind, liegt der Verdacht nahe, dass hier die OK, also die organisierte Kriminalität ihre schmutzigen Finger im Spiel hat. Als dann endlich der Laptop von Yvette, die eine begnadete Programmiererin gewesen sein soll, endlich gefunden und entschlüsselt worden ist, zählt buchstäblich jede Sekunde, um ein weiteres Verbrechen zu verhindern. 

Meine Meinung: 

Dieser zweite Krimi mit Svea Roth hat mir ein wenig besser gefallen, als der erste. Allerdings halte ich es für höchst problematisch, dass eine Polizeitaucherin, die unter einem PTBS leidet (und etwas anderes ist die extreme Trauer um die tote Tochter nicht), weiterhin an so schwierigen Einsätzen teilnimmt. Ihre eigene Sicherheit und die des Teams kann hier nicht mehr gewährleistet werden, da es immer wieder zu kurzfristigen Flashbacks kommen kann und auch kommt. Hier verstößt, meiner Meinung nach, Sveas Vorgesetzte gegen seine Sorgfaltspflicht. Doch immerhin, im Zuge der Ermittlungen, wird auch Svea klar, dass sie professionelle Hilfe braucht. Ich denke, das wird Teil eines dritten Bandes sein, in dem die Leser dann (hoffentlich) die Umstände rund um Lenas Tod erfahren werden. Bislang gibt es ja nur kurze Andeutungen und Spekulationen, zumal ja Sveas Mutter in Kolumbien ermordet worden ist. 

Doch zurück zum aktuellen Fall. Spannend ist beschrieben, wie gewiefte Hacker in das Computersystem von Schiffen eindringen kann und die Möglichkeiten, die sich für Kriminelle daraus ergeben. 

Schmunzeln muss ich wieder über Maigret, den Waschbären, der auf Sveas Hausboot Orgien mit Chips feiert.  

Die Charaktere dürfen sich weiterentwickeln, was mir in Serien immer gut gefällt.  

Fazit:

Diesen Krimi, der auch einen Einblick in den Hamburger Hafen gibt, den man üblicherweise als Tourist nicht zu sehen bekommt, bewerte ich mit 4 Sternen.

 

 

Cover des Buches Südbahn nach Triest (ISBN: 9783839206300)

Bewertung zu "Südbahn nach Triest" von Günter Neuwirth

Südbahn nach Triest
Bellis-Perennisvor 2 Tagen
Kurzmeinung: EIne gelungene Fortsetzung!
Bruno Zabini ermittelt wieder ...

Dieser historische Krimi ist schon der vierte der Reihe rund um den sympathischen Inspecteur Bruno Zabini aus Triest. Durch die Rückblicke, die sehr übersichtlich in das aktuelle Geschehen eingebettet sind, werden auch Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger in diese Serie, über die Vorgeschichte zu Bruno Zabini und Luise von Callenhof informiert. Trotzdem empfehle ich, die gesamte Reihe zu lesen. 

Bruno Zabini begleitet Luise von Callenhof und ihren Sohn Gerwin nach Wien, um dort drei Wochen Urlaub zu machen, denn obwohl Brunos Mutter aus dem ehemaligen Wiener Vorort Gumpendorf stammt, war Zabini noch nie in der Hauptstadt der Donaumonarchie. Zwar sind Bruno und Luise (noch?) nicht verheiratet, scheinen aber einen gemütlichen Familienurlaub zu machen. Man logiert in einer Suite im Hotel Sacher, besucht Museen und vergnügt sich im Prater als Bruno der polizeiliche Alltag ereilt: Die überaus wohlhabende Witwe Henriette Hohenau wird ermordet. Wie heute, sondiert die Wiener Polizei in der Person von Inspecteur Conrad Speyer das persönliche Umfeld der Toten und entdeckt, dass drei der Erben, Meinhard, Eduard und Joseph Kestranek in Triest bzw. in Pola leben. Also, was liegt näher, den Triestiner Kollegen Zabini, um Amtshilfe zu ersuchen.  

Die erste Gelegenheit, sich einen Eindruck der Geschwister zu machen, ergibt sich für Zabini gleich auf der Heimreise, denn man fährt im selben Zug, speist im Speisewagen der Südbahngesellschaft und vertreibt sich Zeit mit Kartenspielen. Allerdings lässt Zabini die Gebrüder Kestranek über seinen wahren Beruf in Unkenntnis. Doch nicht nur die Kestraneks und Zabini befinden sich im Zug, sondern auch der Kammerdiener und die Zofe der Toten. Als der Zug in Triest ankommt, gibt es eine weitere Leiche und auch die wird nicht die letzte bleiben.  

Meine Meinung: 

Ich genieße die Lektüre  rund um Bruno Zabini seit dem ersten Fall („Dampfer ab Triest“), denn ich mag das monarchistische, etwas morbide Flair, das man auch heute noch in Triest antreffen kann. Es scheint, als ob Zabini nun endlich sein etwas unstetes Liebesleben abgelegt hätte und mit Luise von Callenhof eine feste Beziehung eingeht. Er hat jedenfalls das Zeug zu einem aufmerksamen Partner und guten (Stief)Vater. Gerwin, Luises Sohn, der ohne seine Mutter bei der strengen Großmutter aufwachsen musste, hängt an den Lippen des technikverliebten und belesenen Zabini.  

Besonders geschickt eingeflochten und sehr interessant, sind die Einblicke in die Welt der Dampflokomotiven und deren Zugkraft. Dass in über den Semmering entweder eine zweite Lok oder eine besonders starke vorgespannt werden muss(te), kenne ich auch noch (allerdings nicht mehr mit Dampf). Die Details die Zabini seinen interessierten Zuhörern erklärt, gehen über das 08/15-Wissen von Eisenbahnfreunden hinaus, wirken aber nicht besserwisserisch. Man glaubt ihm, dass in die vielen Details selbst faszinieren. So mag ich das, wenn unterschwellig Wissen vermittelt wird, ohne dass der Leser mit „Infodump“ überschüttet wird. 

Die Charaktere sind, wie bei Günter Neuwirth üblich, sehr gut ausgearbeitet.  

Es ist recht bald klar, dass einer der Krestanek-Brüder der Täter sein muss, nur wer? Der Leser darf ein wenig spekulieren, während Bruno Zabini, die ihm zur Verfügung stehende Technik der Kriminologie ausnützt. So arbeiten Bruno und seine Mannschaft nach dem von Professor Dr. Hans Gross (1847-1915) 1893 herausgegebenen „Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik.“. Professor Gross ist der erste Kriminologe und hat einen Lehrstuhl an der Uni Graz begründet. Ab ca. 1900 finden sowohl die Daktyloskopie, Fotografie als auch der „Tatortkoffer“ in der Donaumonarchie ihre Anwendung. Die Daktyloskopie wird ihren Durchbruch und Höhenflug mit der Erfindung von Rudolf Schneider, der die sogenannte „Wiener Folie“ zum Patent angemeldet hat, erringen.  

Bruno Zabini wird von seiner Mannschaft perfekt unterstützt und darf noch auf Conrad Speyer aus Wien zählen, der mit einem Koffer voll Akten an die Obere Adria reist.   

Jedenfalls wird der nunmehrige Dreifachmörder auf Grund der akribischen Spurensuche und schlüssigen Argumentation überführt. 

Autor Günter Neuwirth gelingt es immer wieder, das Flair der untergehende Donaumonarchie darzustellen. Diesmal haben die italienischen Irredentisten Pause. Ich gehe davon aus, dass sie in einem der nächsten Bände Bruno Zabini und seine Mannschaft beschäftigen werden. 

Fazit:

Sehr gerne bin ich wieder mit Bruno Zabini im Hafen von Triest spazieren gegangen, habe den Schiffen beim An- und Ablegen zugesehen und gleichzeitig Ermittlungen angestellt, um den Täter zu überführen. Dieser 4. Fall für Bruno Zabini hat mir wieder sehr gut gefallen, weshalb er wieder 5 Sterne und eine Leseempfehlung erhält.

 

 

Cover des Buches Der falsche Vermeer (ISBN: 9783865328649)

Bewertung zu "Der falsche Vermeer" von Patrick van Odijk

Der falsche Vermeer
Bellis-Perennisvor 2 Tagen
Kurzmeinung: Ein furioses Romadebüt
„Man sieht nur, was man sehen will und was man zu sehen gelernt hat.“

Dieser Kunstkrimi, der in Han van Meegeren ein historisches Vorbild hat, entführt uns, wenige Monate nach dem Ende der Nazi-Herrschaft, in die Niederlande. 

Magriet „Meg“ van Hettema, eine junge Reporterin, die ab 1941 heimlich für die Untergrundzeitung „Het Parool“ arbeitet und Fotos von der Jagd der Nazis auf Juden gemacht hat, soll nun im Mai 1945 statt brisanter Themen nur mehr „Frauenthemen“ bearbeiten. Doch der Chefredakteur hat nicht mit dem Ehrgeiz und der Chuzpe seiner Mitarbeiterin gerechnet. Als der Maler und dem Maler Jan van Aelst in den Fokus des Ermittlers Aaron Rosendahls gerät, wittert Meg einen brisanten Fall und ermittelt ebenfalls. Van Aelst soll Bilder, darunter einen Vermeer an die Nazis verkauft haben. Der Hass auf alle, die mit den deutschen Besatzern Geschäfte gemacht haben ist groß und deshalb jagen die Polizei und die kanadische Militärpolizei Kollaborateure, um sie vor Gericht zu stellen. Doch an Van Aelst, der alkohol- und drogenabhängig ist, beißen sie sich die Zähen aus. Er leugnet, mit den Nazis Geschäfte gemacht zu haben und gibt nur das zu, was man ihm wirklich beweisen kann. Doch blöderweise glaubt ihm niemand. 

Meg heftet sich an die Spuren van Aelsts und seiner Weggefährten. Sie findet immer wieder brisante Details, die in der Zeitung veröffentlicht werden. Als er behauptet, das Gemälde, das Hermann Göring als Vermeer um eine Unsumme gekauft hat, sei eine vom ihm angefertigte Fälschung, wird er für kurze Zeit zum Nationalheld. Den dicken Hermann mit einem gefälschten Vermeer um Millionen Gulden bringen? Was für eine Tat! Doch wenig später wendet sich das Blatt, denn die Zeitungskonkurrenz, behauptet, van Aelst wäre ein Freund Hitlers gewesen und fordert Lagerhaft und Todesurteil.   

Meine Meinung: 

In diesem Debütroman zieht Autor Patrick van Odijk alle Register. Ich habe noch selten so ein gelungenes Debüt gelesen. Der Autor vermischt gekonnt und äußerst klug Fakten und Fiktion über den Meisterfälscher Han van Meegeren, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in einem viel beachteten Prozess gestand, mehrere ›Vermeers‹ gemalt zu haben, in diesem historischen Roman. Dieser größte Kunstskandal der unmittelbaren Nachkriegszeit ist fesselnd geschrieben und überrascht die Leserschaft durch zahlreiche Wendungen. Auch die Manipulation der Menschen durch  Zeitungsschlagzeilen finden hier Platz. Einmal verabscheuungswürdiger Kollaborateur und gleich darauf ein Nationalheld bzw. umgekehrt. Die Schlagzeilen, die Meg liefert, lassen viele Möglichkeiten zu.  

Ob van Alst ein verabscheuungswürdiger Kollaborateur, ein Nationalheld, ein skrupelloser Fälscher oder ein verkannter, aber begnadeter Maler ist? Darüber dürfen die Leserinnen und Leser selbst spekulieren.

Letztlich kommt auch Meg in die Bredouille, denn es tauchen Fotos auf, die sie halbnackt auf einem der opulenten Feste van Aelsts während des Krieges zeigen. Seine Gäste und er prassen, während die Menschen kaum genug Lebensmittel oder Brennholz finden. Gehört Meg auch zu den „Falschen“, wie man die Kollaborateure nennt? Plötzlich ist Meg nicht nur Jägerin, sondern selbst Gejagte. 

Die Charakter sind gekonnt und authentisch beschrieben. Fast jede Figur hat während des NS-Besatzung Angehörige verloren. Meg genauso wie Aaron Rosendahl oder van Aelsts Freund Pieter.  

Dieser Kunstkrimi entwickelt eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Wie kann es sein, dass für ein Stück bemalte Leinwand solch aberwitzige Preise bezahlt werden? Krimiautor Martin Suter hat es in seinem Krimi „Der letzte Weynfeldt“ auf den Punkt gebracht: 

„Allein dadurch, dass jemand für ein Bild so viel bezahlt, wird es echt.“

Sehr gut hat mir dann auch das „Schaumalen“ gefallen: Van Aelst überzeugt vor Publikum durch das Anfertigen eines weiteren „Vermeers“.

 

Von Jan Vermeer (1632-1675) sind nur 37 Bilder bekannt. Das hat natürlich schon früh zu allerlei Spekulationen und Falschzuschreibungen geführt. Dazu passt, wie im Roman beschrieben, dass Kunsthistoriker, eine einmal gefasste Meinung zu einem Werk, nicht revidieren wollen oder können. Sie würden dadurch an Reputation und Glaubwürdigkeit verlieren. Doch das Deklarieren von Fälschungen als echte Werke eines Malers, egal ob mit Absicht oder Geltungssucht, ist nicht tolerierbar. Siehe auch den Prozess um den gewerbsmäßigen Fälscher Wolfgang Beltracchi. 

Schmunzeln musste ich ein wenig, als aufgedeckt wird, wie der eine oder andere Kunstexperte zu seiner Expertise zur Echtheit der van Aelstschen Vermeers gekommen ist.  

„Man sieht nur, was man sehen will und was man zu sehen gelernt hat.“ 

Die abfällige Meinung van Aelsts zu Pablo Picasso und seine Zeitgenossen. Seine Aussagen zur modernen Malerei rückt ihn in die Nähe der Nationalsozialisten, die sie Picasso, Max Ernst & Co als „Entartete Kunst“ bezeichneten und zahlreiche dieser Werke vernichtet haben. Gerade ein Künstler sollte doch das Werk eines anderen Künstlers akzeptieren. Es muss ihm ja nicht gefallen. 

Auf dem Cover ist ein Ausschnitt aus „Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“, Jan Vermeer wohl berühmtesten Gemälde abgebildet.  

Für alle jene, die mehr über Han van Meegeren und die Zeit der NS-Besatzung der Niederlande lesen wollen, gibt es im Anhang eine Literaturliste (teilweise in Englisch und Niederländisch verfasste Bücher).  

Fazit:

Diesem fesselnden historischen Roman, der die niederländische Aufarbeitung der NS-Besatzung sowie die Maltechnik von niederländischen „Alten Meistern“, die Praktiken von Kunstfälschern sowie die Expertisen von Kunstexperten aufzeigt, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung. 

 

 

Cover des Buches Sehnsucht Weitwandern (ISBN: 9783702511135)

Bewertung zu "Sehnsucht Weitwandern" von Claudia Schallauer

Sehnsucht Weitwandern
Bellis-Perennisvor 2 Tagen
Kurzmeinung: Weitwandern entschleunigt
Ruhe und Entschleunigung

Claudia Schallauer stellt uns in diesem Buch das Weitwandern vor. Dazu begeben wir uns mit ihr auf die vier folgenden Weitwanderwege: 

  • Johannesweg (ca. 84 km/3-5 Tagesetappen)
  • Luchstrail (Ca. 220 km/11-12 Tagesetappen)
  • Lebensweg (Ca. 270 km/13-14 Tagesetappen)
  • Hohe Tauern Panorama Trail (Ca. 275 km/17 Tagesetappen) 

Wir erwachen mit der Sonne, laben uns an einem stärkenden Frühstück und gehen einfach los! Doch bevor wir uns auf diese Mehrtages- und Weitwandertouren begeben können, ist exakte Planung nötig. 

Keine Angst davor! Die erfahrene Wanderführerin und Buchautorin erzählt alles über Planung und Organisation. 

Die ersten dreißig Seiten beschäftigen sich mit wertvollen Tipps zur Streckenplanung sowie Packliste, Etappenziele usw..  

Anschließend wird jede Weitwanderung beschrieben: Länge, Höhenunterschiede, Schwierigkeiten, Wegbeschaffenheit, beste Jahreszeit und besondere Highlights. Danach werden die täglichen Etappen im Detail beschrieben. 

Zahlreiche tolle Fotos ergänzen dieses Buch zum Entschleunigen. Es ist möglich, einzelne Teile eines Weitwanderweges auch als Tagesausflug zu absolvieren. wer will, kann auch den einen oder anderen Package-Service in Anspruch nehmen. Die örtlichen Gasthäuser haben sich auf Weitwandergäste eingestellt. Hier ist es besonders wichtig, die Tour genau zu planen und vorab Zimmer zu reservieren. 

„Weitwandern ist für mich die erfüllendste und auch ehrlichste Art, eine Region, ihre Natur und Menschen kennenzulernen. Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern, dass sie die Magie dieser besonderen Form des Wanderns für sich entdecken - als wertvolle Ich-Zeit oder in vertrauter Begleitung!“ 

Statt den überfüllten Jakobsweg zu gehen, kann hier Ruhe und Entschleunigung gefunden werden.

Fazit: 

Gerne gebe ich diesem Wanderführer, der einlädt das hektische Alltagsleben für ein paar Tage hinter sich zu lassen, 5 Sterne.

 

Cover des Buches Der Donauradweg für Genießer (ISBN: 9783222137327)

Bewertung zu "Der Donauradweg für Genießer" von Florian Holzer

Der Donauradweg für Genießer
Bellis-Perennisvor 2 Tagen
Kurzmeinung: Macht Lust aufs Radeln!
Ein Strom, zwei Räder, drei Länder - der Donauradweg von Passau bis Bratislava

Florian Holzer nimmt seine Leserinnen und Leser in diesem Buch auf den 400 km langen Radweg entlang der Donau, der in Deutschland beginnt, durch Österreich führt und der Slowakei endet, mit.  

Dabei liegt der Fokus nicht auf dem Abspulen des Weges in Rekordzeit, sondern auf dem Genießen. Dazu tragen rund 150 Gasthöfe bei, die die Radtouristen zu köstlichen Speisen und erfrischenden Getränken einladen. 

Die Strecke von 400 km ist in folgende zwölf Touren eingeteilt.  

  • Passau
  • Donauengtal, Schlögener Schlinge
  • Eferdinger Becken
  • Linz
  • Machland
  • Strudengau
  • Nibelungengau, Ybbs - Emmersdorf
  • Wachau
  • Tullnerfeld
  • Wien/Donaukanal
  • Nationalpark Donauauen
  • Bratislava 

Zu jeder Etappe gibt es technische und organisatorische Angaben wie Landkarte, Länge, Höhenmeter, Schwierigkeitsgrad, Beschaffenheit der Radwege sowie Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Die Gasthäuser und ihre kulinarischen Köstlichkeiten werden ebenso beschrieben, wie das historische Ambiente und Sehenswürdigkeiten von Städten wie z.B. Passau, Linz, Wien oder Bratislava. Wer will, kann an einem Ort etwas länger verweilen und erst am nächsten Tag weiterradeln. 

Das Buch gibt eine sehr gute Übersicht über den Donauradweg und lädt zum Genießen ein. Die gelungenen Fotos von Rupert Pessl sowie der ansprechender Text, machen Lust darauf, die Donau von Passau bis nach Bratislava entlangzuradeln. Das Buch ist im Styria-Verlag als Klappenbroschur erschienen. Ein skizzierte Plan des gesamten Donauradweges findet sich auf dem Vorsatzblatt. 

Fazit:

Gerne gebe ich diesem ansprechenden Genuss-Rad-Guide 5 Sterne.

 

 

 

Cover des Buches Das Opernhaus: Rot das Feuer (ISBN: 9783499010903)

Bewertung zu "Das Opernhaus: Rot das Feuer" von Anne Stern

Das Opernhaus: Rot das Feuer
Bellis-Perennisvor 4 Tagen
Kurzmeinung: Fesselnde Fortsetzung
Auf die Barrikaden! Das Feuer der Revolution brennt!

Nach dem gelungenen Auftakt der Reihe rund um die Dresdner Oper mit „Das Opernhaus: Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ liegt nun die fesselnde Fortsetzung mit dem Titel „Das Opernhaus: Rot das Feuer“vor.


Das Cover ist ähnlich gestaltet wie beim erste Band und hat daher einen hohen Wiedererkennungswert, auch wenn es mir nicht so ganz gefällt.  


Wir schreiben inzwischen das Jahr 1849. In Dresden brodelt es. Viele sind mit den halbherzigen Reformen nach den Aufständen von 1848 nicht zufrieden.  


Am Dirigentenpult der Semperoper steht seit einiger Zeit Richard Wagner. Zu seinem Leidwesen spielt man vor allem die Opern von Mozart. Dabei würde er gerne seine eigenen Ideen auf das Notenpapier bannen, was er in illustrer Runde auch dem Revolutionär Michael Bakunin, der unter falschem Namen in Dresden weilt, auch kundtut:  


„...Alter Freund, ich arbeite gerade an einem neuen Stoff, den Nibelungen – die Komposition ist für mich das Wichtigste! Aber ich will die ganze Welt revolutionieren, die der Politik und die der Musik!...“ 


Daneben versuchen die Frauenvereine unter der Führung von Luise Otto, Rechte für sich einzufordern. Dazu ruft sie unzufriedene Frauen auf, Artikel für ihre Zeitung zu schreiben. Elises jüngste Schwester Barbara ist Feuer und Flamme für die Frauenbewegung und scheint sich auch nicht für Männer zu interessieren. 


Elise hingegen ist in einer lieblosen Ehe mit Adam Jacobi gefangen. Zwar kann sie bei Konzerten auftreten und ist als Geigerin anerkannt, aber die Bewunderung der Zuhörer kann die fehlende Zuneigung in ihrer Ehe nicht ersetzen. Da die Ehe kinderlos bleibt, haben sie ein kleines Waisenmädchen adoptiert, dem sie ihre Liebe schenkt.  


Als sie dann eines Tages Christian, der nun ein geachteter Kulissenmaler ist, wiedersieht, brechen bei beiden die alten Gefühle wieder auf. Als in der Stadt gekämpft und gestorben wird, überschattet die Sorge um Barbara, die sich mitten unter die Aufständischen mischt, Elises persönliche Gefühle.  


Doch dann entdeckt Adam eine Nachricht von Christian, will seine Frau züchtigen und erleidet dabei einen Schlaganfall, den er als Pflegefall nur ganz knapp überlebt. 


Elise übernimmt nun die Verantwortung für ihren Haushalt. Ihre Gedanken sind bei Christian, der aus Dresden, wie so viele andere, darunter Gottfried Semper und Richard Wagner, fliehen muss. Als dann Elise wenige Monate nach der Revolution ein Kind bekommt, darf der geneigte Leser über den Vater spekulieren. 


Meine Meinung: 


Die politische angespannte Situation, die nach der Niederschlagung der Kämpfen vom Frühjahr 1848 vor sich hingeköchelt hat, eskaliert, nachdem der König den Landtag überraschend aufgelöst hat. Der Volkszorn entfacht sich vor allem an den hohen Lebensmittelpreisen, während der Adel es sich an nichts fehlen lässt. Auch die abwartende und zögernde Haltung Preußens, dessen König man die Kaiserkrone für ein geeintes Deutschland angetragen hat, erzürnt die monarchistischen Aufständischen, während die anderen lieber gleich eine Republik ganz nach dem französischen Vorbild hätten. 


Um die Situation für die Leser deutlich zu machen, bindet Anne Stern zeitgenössische Briefe und Dokumente in diesen zweiten Band ein. Daneben finden wir eine Karte von Dresden. Geschickt werden historische Fakten und Fiktion miteinander verquickt.  


Im Nachwort erklärt die Autorin einiges zu den Ereignissen und bereitet die Leser auf einen dritten Band, der bereits in Arbeit ist, vor.  


Fazit:


Eine gelungene Fortsetzung, die die Ereignisse während der Revolution von 1849 fesselnd erzählt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne. 


 


 

Cover des Buches Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie (ISBN: 9783499010880)

Bewertung zu "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" von Anne Stern

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
Bellis-Perennisvor 4 Tagen
Kurzmeinung: Ein gelungener Reihenauftakt
Gelungener Auftakt einer neuen Reihe

Autorin Anne Stern entführt uns in das Dresden von 1841. Gottfried Semper hat das Opernhaus vor Kurzem fertiggestellt. Dresden weiß die schönen Künste und da vor allem die Musik zu schätzen. Man lauscht der Musik von Meyerbeer, Beethoven und Carl Maria von Weber. 

Georg Spielmann träumt davon, das Orchester der Dresdner Hofoper zu dirigieren und sucht einflussreiche Leute, die ihm dazu verhelfen können wie zum Beispiel den Musikkritiker und Hofcompositeur Adam Jacobi. Spielmanns Tochter Elise hat sein musikalisches Talent geerbt und ihre ganze Liebe gilt dem Geigenspiel und der klassischen Musik. Genau wie ihr Vater, will Elise auf den Brettern, die die Welt bedeuten stehen und vor großem Publikum spielen. Was für Männer opportun ist, gilt längst nicht für Frauen.  

Elise hat während einer Opernaufführung den jungen Theatermaler Christian kennengelernt und die beiden verbindet eine Seelenverwandtschaft. Doch um für den Vater den Weg ans Dirigentenpult zu ebnen, muss Elise den ältlichen Jacobi heiraten. Endet mit der Hochzeit der Traum vom Geigenspiel vor Publikum?  Die Ansichten des Hofcompositeurs dazu sind ziemlich eindeutig: 

„Eine solche Leidenschaft, wie Sie es nennen, kann für eine junge Frau auf lange Sicht gefährlich werden. Deshalb ist es unerlässlich, sie zur rechten Zeit zu beschneiden.“ 

Als Elise das Geheimnis von Adam Jacobi entdeckt, trotzt sie ihm Geigenkonzerte für sich und Dirigate für den Vater ab.  

Und was wird aus der heimlichen Liebe? 

Meine Meinung: 

Wie wir es von Anne Stern kennen, sind ihre historischen Romane eine gekonnte Mischung aus Fakten und Fiktion. Sehr gut sind die Standesunterschiede zwischen Adel, Bürgern und Arbeitern geschildert, die wie einzementiert wirken. Auch die unterschiedlichen Bewertungen zwischen Männern und Frauen sind sehr gut dargestellt. Während es die Gesellschaft toleriert, wenn ein Ehemann eine oder mehrere Mätressen hat, ist fremdgehen für Frauen streng verboten. Sie werden schuldig geschieden, verstoßen und dürfen ihre Kinder niemals wiedersehen. Wenn ihnen dann noch der Liebhaber abhanden kommt, ist Elend und danach Selbstmord vorprogrammiert.  

Dies muss sich die Bürgerstochter Elise vor Augen halten, wenn sie an den nahezu mittellosen Theatermaler denkt. Es siegt das Pflichtgefühl, denn bei einem Skandal, ist nicht nur die eigenen Reptuation bedroht, sondern die der ganzen Familie und besonders sie Stelle des Vaters in der Hofoper. 

Die Geschichte wird flott und flüssig erzählt. Wir erhalten Einblick in die Jahre in das Leben der Menschen vor der Revolution von 1848/49. Die Unzufriedenheit mit den Herrschenden wird immer größer.  

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. 

Ein bisschen mehr hätte ich mir über Gottfried Semper und seine Oper gewünscht, die ich anlässlich eines Urlaubes in Dresden genauso wie die Frauenkirche, den Zwinger und die Brühlsche Terrasse besuchen durfte. 

Das Cover finde ich nicht ganz ideal. Eine Abbildung der Semperoper hätte mir besser gefallen.

Fazit: 

Gerne gebe ich diesem Auftakt zu Reihe rund um die Dresdner Oper 5 Sterne. 

 

Cover des Buches Wendepunkt (ISBN: 9783218014205)

Bewertung zu "Wendepunkt" von Beate Meinl-Reisinger

Wendepunkt
Bellis-Perennisvor 4 Tagen
Kurzmeinung: Eine politische Analyse
Die Zukunft geht uns alle an.

2024 ist für Österreich ein Superwahljahr mit Gemeinderatswahlen in Salzburg und Innsbruck, Landtagswahlen in der Steiermark und Vorarlberg, der Nationalratswahl sowie der EU-Wahl, die beiden letzteren jeweils im ganzen Land. Deshalb starten nun alle Parteien in den Wahlkampf. Weshalb die Präsentation dieses Buches auch diesem zugerechnet werden kann. 

Grundsätzlich bringen die NEOS mit ihrer Parteichefin und nunmehrigen Buchautorin frischen Wind die die von Männern dominierte österreichische Parteienlandschaft. Manchmal scheinen die Analysen und Forderungen berechtigt, klug durchdacht oder aber auch ein wenig überzogen.  

Beate Meinl-Reisinger geht unter anderem der Frage nach, warum sich so viele Menschen enttäuscht von der aktuellen Politik abwenden und dadurch den Populisten eine Bühne bieten. Einfache Antworten gibt es darauf nicht, schnelle Lösungen auch nicht. Der Populismus in der Politik hat sich langsam, aber sicher eingeschlichen. Damit verhält es sich wie mit dem Übergewicht: Über viele Jahre aufgebaut, gelingt es den wenigsten, die überschüssigen Kilos schnell wieder loszuwerden. In einer Zeit, in der es üblich ist, Parteifreunden mit Subventionen unter die Arme zu greifen, während an anderen Stellen (z.B. Bildung und Pflege) das Geld fehlt, ist es kein Wunder, dass sich nun auch der sogenannte Mittelstand, der durch seine Abgaben und Steuer, die Hauptlast der Ausgaben trägt, von den aktuellen Politikern abwendet und laut tönenden Heilsbringern ihre Ohren leiht.  

Getreulich ihrem Motto „Es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ zieht sie im ersten Teil des Buches Bilanz über die Politik der letzten Jahre, um im zweiten Teil ihre Ideen, „wie wir das wieder hinkriegen“ präsentiert. Hierzu hat sie einen „Pakt des Vertrauens“ skizziert, der Folgendes umfasst: 

  • Ein neues Regieren auf Basis von Vertrauen durch Transparenz, Augenhöhe und Nachvollziehbarkeit
  • Bereitschaft, auch mit Unklarheit umzugehen
  • Auf konstruktiven Dialog setzen und sich mit ehrlicher Neugier auf Beteiligung einlassen
  • Das Verbindende suchen und nicht das Trennende
  • Vergesst nicht auf die Jungen!
  • Unser Glaube heißt Demokratie
  • Demokratie muss wehrhaft sein
  • Auch Heilige Kühe sind schlachtbar
  • Die Mitte stärken, politisch wie wirtschaftlich
  • Bei uns selbst anfangen 

Die Autorin beschwört die Eigenverantwortlichkeit und widerspricht sich sogleich, wenn sie für alle 18-jährigen die Einrichtung eines „Chancenkontos“ in der Höhe von 25.000 Euro fordert. Mit der Eigenverantwortlichkeit der Jugendlichen ist es leider nicht (mehr) weit her. Viele Angehörige der Generation Z haben eine etwas eigenwillige Einstellung zu Arbeit und Leistung, weshalb es für Arbeitgeber derzeit recht schwer ist, ausreichend Personal zu finden.

Viele sind gewöhnt, vom Staat und/oder den Eltern umsorgt zu werden, ohne darüber nachzudenken, wer dies bezahlt. Aber, das ist eine andere Geschichte. 

Einigen Ideen dieses „Pakt des Vertrauens“ kann mit „Ja, eh“ zugestimmt werden, andere sollten präzisiert werden. Am besten davon gefällt mir „Das Verbindende suchen und nicht das Trennende“, denn gemeinsam sind wir stärker. 

 „Statt jammernder Selbstanklage sollten wir also stolz sein, gerade auf Österreich. Um unsere Freiheit und unsere Demokratie müssen wir ringen, aber sie nicht abschreiben. Gerade dann, wenn die Zeiten schwer sind und die Nachrichten aus aller Welt kaum zu ertragen, müssen wir alle aktiv werden. Ein Neo-Biedermeier, in dem wir es uns vor Streaming-Diensten gemütlich machen und uns ins Private zurückziehen, hilft genau denen, die unsere Freiheit und unsere Demokratie unterwandern wollen. Die Zukunft geht uns alle an. Und Politik braucht Öffentlichkeit.“  

Fazit:

 Diesem Plädoyer für eine lebendige Demokratie, die wir alle mitgestalten können und müssen, gebe ich gerne 4 Sterne. 

 

 

 

Cover des Buches Eine Fingerkuppe Freiheit (ISBN: 9783365005521)

Bewertung zu "Eine Fingerkuppe Freiheit" von Thomas Zwerina

Eine Fingerkuppe Freiheit
Bellis-Perennisvor 5 Tagen
Kurzmeinung: Eine späte Hommage für Louis Braille
„Ich lese, ich schreibe, also bin ich.“ (Louis Braille)

Dieser historische Roman, der sich mit Louis Braille und seiner Erfindung der 6-Punkt-Blindenschrift beschäftigt, hat mir sehr gut gefallen. Zum einem, weil Thomas Zwerina als Späterblindeter quasi ein Vermittler zwischen den beiden Welten ist und zum anderen, weil er Louis Brailles Verdienst würdigt.  

Louis Braille ist 1809 in der Zeit der Napoleonischen Kriege als jüngster Sohn eines Sattler geboren. Der neugierige Dreijährige sticht sich mit einer Ahle in sein rechtes Auge und die darauffolgende Infektion lässt sowohl das verletzte rechte als auch das linke Auge erblinden. Das hält ihn aber nicht auf, weiter wissbegierig zu sein. Er besucht zunächst die Dorfschule, wo er durch seine Intelligenz und sein phänomenales Gedächtnis auffällt. Von seinem Lehrer und den Eltern gefördert, wechselt er 1819 nach Paris in das Blindeninstitut in der Rue Saint-Victor Nr. 68.  

Gemeinsam mit zwei weiteren blinden Zöglingen, Philippe Coltant und Gabriel Gauthier, treibt Louis neben ernsthaften Studien auch allerlei Unfug, und wird von so mancher sehenden Lehrkraft nahezu gehasst, weil er mehr weiß und wesentlich schneller Zusammenhänge begreift. 

Als der ehemalige Artilleriehauptmann Charles Barbier, seine eigentlich für das Militär entwickelte Geheimschrift in der vorstellt, ist Louis Braille fasziniert. Allerdings ist diese „Nachtschrift“ genannt, zu kompliziert für den täglichen Gebrauch der Blinden. Louis erstellt ein vereinfachtes System aus sechs Punkten, das zu der später bekannten Brailleschrift führen wird. Er entwickelt auch eine Notenschrift für blinde Musiker. 

„Ich lese, ich schreibe, also bin ich.“ wird bis an das Lebensende, Louis Brailles Credo sein. 

Doch bis diese, mit den Fingerkuppen tastbare Schrift den Blinden ihre Freiheit beim Lesen und Schreiben bringen wird, vergeht noch geraume Zeit, in der Louis Braille allerlei Anfechtungen durch Mitarbeiter des Blindeninstituts ausgesetzt ist. Vor allem die sehenden Lehrkräfte sind eifrig bemüht, Louis Brailles Errungenschaft zu desavouieren. Sie fürchten um ihre Anstellung in der Blindenschule.  

Vor allem sein messerscharfer Verstand ist einigen Lehrkräften ein Dorn im Auge. So sieht er das Scheitern des Experiment mit Barbiers Nachtschrift voraus, weil der Schüler, der dafür ausersehen ist, Chello spielt und deswegen Hornhaut auf den Fingerkuppen hat, und die feinen Erhebungen nicht spüren kann. 

Louis Braille wird den weltweiten Siegeszug seiner Erfindung nicht mehr erleben. Er stirbt 1852 an Tuberkulose. 

Meine Meinung: 

Beim Lesen dieses historischen Romans habe ich das Gefühl, ein Déjà-vu-Erlebnis zu haben. Einige Passagen sind mir sehr bekannt vorgekommen, als ob ich das oder ein ähnliches Buch schon vor Jahren gelesen hätte. Leider habe ich keine Ahnung mehr, welches das gewesen sein könnte.  

Der Schreibstil ist fast schon poetisch zu nennen, passt er sich doch dem 19. Jahrhundert an. Das kann viele Leser verwirren oder sogar abschrecken. Mir hat diese Art zu formulieren sehr gut gefallen, lese ich doch manchmal auch Schriften aus dieser Zeit, die gar nicht an die heutige Schreibweise angeglichen sind. Der Autor springt ein wenig in der Zeit, so dass hier achtsam gelesen werden sollte.  

Die Nebenhandlungen wie die Eifersüchteleien um die Führung des Institutes werden ausführlich behandelt. Da tritt manchmal das Leben von Louis Braille in den Hintergrund. Allerdings scheint es auch nur wenige Quellen über ihn zu geben. 

Autor und Musiker Thomas Zwerina beschreibt die Schwierigkeiten, denen Blinde im 19. Jahrhundert ausgesetzt waren anhand des Pariser Blindeninstituts. Doch gleichzeitig zaubert der Autor mit seiner außergewöhnlichen Sprache  stimmungsvolle Bilder von Louis Umgebung. Louis, dessen andere Sinne in einem einzigartigen Spektrum geschärft sind, erlebt die Welt für sich viel intensiver, so als wüsste er, dass ihm nicht viel Lebenszeit bleibt. 

Die Zöglinge erhielten eine rudimentäre Ausbildung als Korbflechter oder ähnliches. Viel besser geht es den Kriegsinvaliden aus den beiden Weltkriegen auch nicht. Erst zahlreiche technische Hilfsmittel können den Alltag von Blinden und Sehbehinderten erleichtern. Ich habe anlässlich eines Schulprojektes unserer Sohnes mit dem Bundesblindeninstitutes in Wien Kontakt gehabt. Beeindruckend, wie hier der Alltag gemeistert wird. Inzwischen gibt es „begreifbare“ also taktile Stadtpläne, die ihren Ursprung in der Neugier und dem Wissensdurst von Louis Braille haben.   

Autor und Musiker Thomas Zwerina schreibt in seinem Nachwort: 

»Eine Fingerkuppe Freiheit« habe ich mit tiefer Verneigung vor der Leistung Louis Brailles verfasst, der bereits im Alter von 12 Jahren mit seinen ersten Überlegungen für seine Schrift begann. Möge sein ungebrochener Erfindergeist der Welt Zuversicht und Hoffnung geben.“ 

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen. 

Fazit: 

Gerne gebe ich dieser literarischen Hommage an Louis Braille 5 Sterne.

 

Cover des Buches Dickschädels Reisen (ISBN: 9783702511180)

Bewertung zu "Dickschädels Reisen" von Florian Sedmak

Dickschädels Reisen
Bellis-Perennisvor 6 Tagen
Kurzmeinung: Mit Anton Bruckner auf Reisen
Mit Anton Bruckner auf Reisen im Oberderennsischen

Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr vor allem im „Oberderennsischen“ ausgiebig gefeiert wird, war dem Vernehmen nach ein Dickschädel und viel auf Reisen. In wie weit die Bezeichnung Dickschädel passt, kann nicht so eindeutig festgestellt werden, denn Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern sagt man im Allgemeinen ein Festhalten an einer vorgefassten Meinung und eine gewisse Beharrlichkeit nach. Viel herumgereist ist er definitiv und das in einer Zeit, als das Reisen ziemlich mühsam war und die Mehrzahl der Menschen in ihrem ganzen Leben nicht aus dem Wohnort herausgekommen sind. 

Wir begeben uns mit Autor Florian Sedmark auf Spurensuche in 37 oberösterreichische Orte, von Ansfelden bis Wolfern, von denen der große Komponist Ansfelden und St. Florian mehrfach besucht hat. Wie der Autor im Vorwort anmerkt, sind die Orte nicht alphabetisch aufgelistet, sondern in der ungefähren chronologischen Reihenfolge des Besuchs. Natürlich ist Anton Bruckner nicht ausschließlich innerhalb Oberösterreichs oder im „Land ober der Enns“, wie das Gebiet damals hieß, herumgefahren oder viel mehr gewandert. Seine Reisen führen in nach Wien, wo er sich nicht recht heimisch gefühlt hat, oder nach Deutschland, der Schweiz und Frankreich. In diesem Buch sollen nur die oberderennsischen Reisen betrachtet werden.  

Wir erfahren einiges zu Anton Bruckner himself, seinen Werken und zur historischen Stadtgeschichte (z.B. Steyr) sowie zu den gesellschaftspolitischen Ereignissen jener Zeit.  

Die Stadt Linz hat ist in diesem Buch gleich zweimal vertreten: Ab S. 53 zieht Florian Sedmark Vergleiche zwischen Adolf Hitler und Anton Bruckner, die sich auf Grund ihrer Lebensdaten niemals begegnet sind. Beide haben ähnliche Vorlieben (Kunst und Richard Wagner) und Schwächen wie den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht sowie eine schlechte Erfahrung mit der Hauptstadt Wien.  

Während seines zweiten Linz-Aufenthalts wird er am 5. Mai 1868 Zeuge eines Unglücks, bei dem ein Schiff einen Pfeiler der hölzernen Brücke über die Donau rammt und diese einstürzt.  

Meine Meinung: 

Mir als gelernter Vermesserin gefällt besonders gut, dass jedem Ort eine Koordinate (also die geografische Länge bzw. Breite) zugeordnet ist und 37 Orte gleich einem Schnittmuster aufgezeichnet sind. Auch die oberösterreichische Aussprache des Ortsnamen wie Öwisbeag (für Ebelsberg) klingen in meinen Ohren vertraut. 

Interessant sind die Bemerkungen zu Bruckners Werken, die man mittels angegebenen QR-Code auch nachhören kann. 

Das Buch ist in gediegener Aufmachung in ungewöhnlichem Format und mit einem Lesebändchen versehen, im Verlag Anton Pustet erschienen. Es eignet sich als Präsent für Bruckner-Fans, die mit dem Komponisten durch das Oberderennsische reisen wollen und dabei auf diversen Orgelbänken Platz nehmen, sich in Gastwirtschaften den Bauch vollschlagen und Bruckner nahe sein wollen. Wahrscheinlich will man Bruckners Aufenthalt im Kerker oder der Nervenheilanstalt nicht teilen. 

Fazit

Eine kurzweilige Geschichte von Anton Bruckners Reisetätigkeit im Oberderenssischen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne. 

 

 

Über mich

Ich lese, also bin ich.
  • weiblich
  • 30.04.1960

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Krimis und Thriller, Sachbücher, Historische Romane, Biografien, Literatur, Unterhaltung

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