âDie HĂ€ufung von TodesfĂ€llen in Rosinas Umgebung ist nicht zu ĂŒbersehen. FĂŒr die Statistik wĂ€ren ihre FĂ€lle ein gefundenes Fressen; wo immer sie auftaucht, ist das Verbrechen nicht weit. Wir kennen uns zwar seit unserer Schulzeit in Salzburg, trotzdem ist mir ihre magnetische Wirkung auf KriminalfĂ€lle bisher nie aufgefallen. Seit wir allerdings beide am Gardasee leben, lĂ€sst ich das nicht mehr ignorieren. Mord und Totschlag, Diebstahl, Raub: Die Kriminalistik umschwirrt meine beste Freundin wie eine SchmeiĂfliege, stets darauf bedacht, nicht erwischt zu werden.â
Ausgerechnet unmittelbar vor der Trauungszeremonie ihrer Schwester Bianca stĂŒrzt sich Ornella Ronchetti vom Felsen der Burg Arco. Die Familie ist felsenfest von einem Selbstmord ĂŒberzeugt. Rosina Gamper, die seit Jahren die Deckenfreskos auf dem Landgut der Ronchettis restauriert, hegt erhebliche Zweifel. Doch gegen das Gutachten des Polizeiarztes Dottore Elia Fontanelli, das Ornella psychische Probleme bescheinigt, hat sie wenig Argumente.
Die (fiktive) Familie Ronchetti ist keine unbekannte in Italien. Die Familie gehört zu den gröĂten Olivenöl-Produzenten in Norditalien. Sie liefert ihre Produkte sogar in den Buckingham-Palast. Eugenio Ronchetti ist der Patriarch der Familie, die er wie das erfolgreiche Unternehmen mit eiserner Hand fĂŒhrt.
Rosina Gamper beginnt also zu recherchieren, denn der angebliche Selbstmord Ornellas ist nicht der einzige mysteriöse Todesfall in der Familie. Als dann noch Marta, eine Bekannte von Ornella verschwindet, ist Rosina nicht mehr zu halten und stöĂt auf dunkle Flecken in Eugenios Vergangenheit.
Zu ihrem Leidwesen muss sie diesmal auf ihren charmanten wie attraktiven Ex-Kardinal, Mario Ivic verzichten, der scheint erstens beleidigt und ist zweitens in eigener Sache unterwegs.
Meine Meinung:
Auch in ihrem zweiten Gardasee-Krimi behĂ€lt Katharina Eigner ihren ErzĂ€hlstil bei. Dazu gehören die langen KapitelĂŒberschriften inklusive einer Kurzzusammenfassung der Geschehnisse, die vielleicht nicht jedermanns Sache sind. Sie können auch ĂŒberlesen werden. Die Geschichte selbst wird von Cara, Rosinas tolpatschiger Freundin in der Ich-Form erzĂ€hlt. Cara, eine nicht allzu erfolgreiche Taschendesignerin, lĂ€sst sich die Ereignisse rund um Rosinas Recherchen, soweit sie nicht direkt dabei ist, bei einem Glas Limoncello erzĂ€hlen und notiert diese. Diese Mischung aus selbst Erlebtem und NacherzĂ€hltem gibt dem Buch eine ganz eigene AtmosphĂ€re.
Daneben erfahren wir Leser einiges zum Olivenanbau und Ernte. Wahrscheinlich macht sich kaum jemand von uns Gedanken, wie die vielen Tonnen Oliven geerntet werden. Möglicherweise haben wir die romantisierenden Vorstellung, dass unter jedem Baum feinmaschige Netze ausgebreitet werden und die BĂ€ume solange geschĂŒttelt werden, bis die köstlichen FrĂŒchte von den BĂ€umen fallen. Dass das mitnichten so passiert, sondern dass Erntemaschinen eingesetzt werden, wird hier vermittelt. Diese Erntemethode ist auch der Tod vieler Singvögel, denn es wird des NĂ€chtens geerntet und das Licht der Scheinwerfer blendet die Vögel, die anstatt wegzufliegen, sich starr in den BĂ€umen zusammenkauern. Ein Grund mehr beim Kauf von Olivenöl auf Nachhaltigkeit zu achten.
Geschickt platziert Katharina Eigner die Hochwasserkatastrophe in Florenz von 1966 bei der Hunderte von freiwilligen Helfer die KunstschĂ€tze der Stadt zu bergen geholfen haben. Dass hierbei das eine oder andere verschwunden ist, ist Stoff fĂŒr einen eigenen Krimi.
Dieser Krimi kann auch ohne seinen VorgĂ€nger gelesen, denn die Autorin lĂ€sst die wichtigsten Ereignisse aus Band eins geschickt einflieĂen. Allerdings brĂ€chte man sich um das VergnĂŒgen, einen Italien-Krimi zu lesen.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem WohlfĂŒhlkrimi, der kurzweilige Unterhaltung garantiert und vor der traumhaften Kulisse des Gardasees spielt, 5 Sterne.