Charaktere:
Die beiden Protagonisten waren ganz klar Vincent und Elisabeth. Aber ein weiterer wichtiger Charakter war Magda, die irgendwie auch der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte war.
Vincent ist 125 Jahre alt und hat seinen Dienst bei Magda beinahe beendet. Er ist ein guter Nahkämpfer, ein passabler Einbrecher, da er mit seinen Dietrichen fast jedes Schloss geknackt bekommt, und ist auch auf dem neuesten Stand der Technik. Er liebt das Internet, da es seine Recherchen um einiges vereinfacht. Ansonsten ist er sehr einsam und irgendetwas ist in seiner Vergangenheit geschehen, das ihn verbittert hat. Er ist ein sehr mysteriöser Charakter, den man nicht wirklich einschätzen kann.
Elisabeth ist Mitte Zwanzig und war eine sehr erfolgreiche Streetworkerin. Sie hat Menschen in Not geholfen und war eine lebensfrohe Person. Zumindest bis sie verflucht wurde. Am Anfang wollte sie natürlich nicht wahrhaben, dass sie für den Tod dutzender Menschen verantwortlich ist, aber mit der Zeit hat sie sich immer weiter zurückgezogen und den Kontakt zur Außenwelt abgebrochen. Sie leidet sehr an ihrem Fluch und ist auch äußerst misstrauisch Fremden gegenüber, aber wer wäre das nicht in ihrer Situation?
Magda wiederum ist eine uralte Hexe, die schon so einiges gesehen und miterlebt hat. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, verfluchte Menschen von ihrem Leid zu erlösen. Sie ist tollpatschig, eigensinnig und mit der modernen Welt ziemlich überfordert. Dafür hat sie aber ein freches Mundwerk und Nerven wie Stahlseile. Egal wie brenzlig die Situation ist, sie bleibt ruhig und handelt bedacht. Eine Eigenschaft, die sie wohl ihren langjährigen Erfahrungen zu verdanken hat.
Handlung:
Der Spannungsbogen baut sich erst nach und nach auf, und wie bei einem Puzzle ergibt sich das Gesamtbild erst im Laufe der Handlung. Diese verläuft, zumindest bis auf die letzten Kapitel, nicht sonderlich rasant, sondern es wird langsam und stetig auf das große Finale hingearbeitet.
Die Autorin hat es geschafft immer wieder Momente einzubauen, bei denen man Vermutungen über den weiteren Verlauf anstellen konnte, aber man konnte sich nie ganz sicher sein. Erst als der richtige Zeitpunkt gekommen war, wurden die einzelnen Rätsel gelöst und die Fragen aufgeklärt. Allerdings muss ich auch sagen, dass eine meiner Fragen nicht zu meiner Zufriedenheit beantwortet wurde. Da hat noch eine Kleinigkeit gefehlt, die für mich allerdings essentiell war. Das war für mich ein kleines Manko.
Auch das Ende hat mich ein wenig überrascht, da ich mit diesem Antagonisten nicht gerechnet habe. Ebenso wenig mit der Richtung, in die sich das Buch entwickelt hat. Das ist aber durchaus positiv zu sehen, denn ich werde gerne überrascht. Alles in allem ist es wirklich ein gelungenes Buch mit tollen Protagonisten und einer durchdachten und interessanten Geschichte.
Fazit: „Der Fluchsammler“ schafft es die Elemente von Fantasy und Krimi in einer interessanten und spannenden Handlung zu vereinen. Es gibt einige unerwartete Wendungen und Überraschungen. Die Grundstimmung ist relativ düster, aber mit Sarkasmus und schwarzem Humor wird die Sache ein wenig aufgelockert. Eine weitestgehend durchdachte Geschichte mit einem kleinen, aber umso wichtigeren Manko.