Nachdem ich Band 1 der Redwood Love-Trilogie so sehr geliebt habe wie lange keine andere mehr, musste natürlich Band 2 sofort bei mir einziehen. Und nicht nur das: Wie beim letzten Mal habe ich ihn sofort, nachdem er bei mir abgeliefert wurde, verschlungen – gemeinsam mit Mel, Vanni und Shari. Doch diesmal war es anders, denn die Geschichte war anders. Doch neben der Geschichte, waren auch die Liebesszenen anders und unterschieden sich komplett von denen im ersten Band – ob das nun gut war oder nicht, das erfahrt ihr jetzt hier.
In diesem Band begleiten wir Flynn, den taub-stummen Tierarzt und mittleren Bruder des Geschwister-Trios. Während Cayden der typische Herzensbrecher in Band 1 war, überzeugt Flynn zunächst durch seine zurückhaltende und fast schon schüchterne Art, obwohl er das ganz und gar nicht ist. Denn hinter dieser ruhigen Fassade, befindet sich ein Mensch, der durchaus eine Meinung hat und für diese auch einsteht. Außerdem lernen wir auch Gabby näher kennen, die Assistentin sowie beste Freundin von Flynn. Die beiden nähern sich immer mehr an, bis ein Kuss alles verändert und einen Stein ins Rollen bringt, den die beiden einfach nicht aufhalten dürfen – oder?
Ich war ja sofort verliebt in Flynn und zwar seit Band 1. Diese zurückhaltende, aber dennoch selbstbewusste Art, seine intelligenten und manchmal wirklich amüsanten Äußerungen und der Umgang mit Averys Tochter… hach, ich war einfach verliebt und freute mich total auf seine Geschichte. Und ich muss sagen: Sie konnte mich von vorne bis hinten überzeugen. Denn durch seine Persönlichkeit und den Umständen führte die Geschichte mich nicht nur emotional zu einer Entwicklung, sondern löste auch noch einen wirklich großartigen Nebenaspekt aus: Ich informierte mich. Und zwar über wirklich wichtige Themen. Wie kann ein taub-stummer Mensch Arzt werden? Kann er das überhaupt? Und darf er das überhaupt? Warum sollte er es nicht dürfen? Und darf nicht jeder Mensch alles versuchen – völlig egal, ob es erstmal realistisch ist oder nicht? All diese Gedanken, nur aufgrund einer – ich sage es in sehr plumpen Worten – normalen Liebesgeschichte… das ist doch wirklich bemerkenswert, oder? Und sie wurden immer weiter geführt, denn natürlich erlebt man auch den Alltag von Flynn und fängt an über Dinge nachzudenken, die einem sonst völlig normal erscheinen. Es kommen Gedanken wie: “Stimmt, man hört die Klingel ja gar nicht”, “Stimmt, wie erhält man eigentlich Informationen von Menschen, die keine Gebärdensprache beherrschen?” oder “Wie studiert man überhaupt als taub-stummer Mensch?”. Auch das wieder sehr bemerkenswert, wenn man bedenkt, in welchem Genre man sich befindet.
Doch auch darüber hinaus konnte mich einfach die Geschichte fesseln: Flynn und Gabby haben – anders als Avery und Cayden im ersten Band – bereits eine Vergangenheit hinter sich, weshalb ihre Ereignisse sich natürlich komplett von denen aus dem ersten Band unterscheiden. Und das ist gut so! Ich habe es total genossen, darüber zu lesen, wie die beiden ihre Kindheit verbracht haben, warum sie sich für ihre Berufslaufbahn entschieden haben und warum nie etwas zwischen ihnen lief. Und genauso habe ich es genossen, diese junge Liebe in der Gegenwart zu begleiten und ihre Empfindungen nachzufühlen. Denn tatsächlich konnte ich beide total verstehen – besonders als es darum ging, ob sie tatsächlich ihre Freundschaft riskieren sollen, um eine Beziehung einzugehen. Denn anders als bei vielen anderen New Adult-Romanen existiert wirklich eine wahre Freundschaft zwischen den beiden Figuren – die konnte man nämlich ab der ersten Seite, wenn nicht sogar schon vorher im ersten Band, spüren. Auch das ist nicht immer der Fall in diesem Genre, deshalb: Hut ab!
Und natürlich kamen auch die Emotionen nicht zu kurz: Ich habe gelacht, geweint, geschrien und habe mich gefreut – alles auf einmal und natürlich auch zu den unterschiedlichsten Zeiten. Die Redwood Love-Reihe besticht einfach durch echte Gefühle, greifbare Alltagssituationen und einer Magie, die sowohl das Städtchen hat als auch die Charaktere, die darin leben. Hier hat mich das Buch dann tatsächlich an den Vorgänger erinnert, was natürlich auch daran liegt, dass wir alle Figuren aus diesem Teil wiedersehen. Dennoch war es ganz klar Flynns und Gabbys Geschichte. Natürlich erfährt man, wie es mit Avery und Cayden weitergeht und natürlich freut es einen, wenn man über sie liest, aber schlussendlich waren es immer Flynn und Gabby die meine Aufmerksamkeit inne hatten. Wirklich schön, wie intensiv sich die Autorin mit den beiden beschäftigt hat und was für Emotionen sie den Leser spüren lässt.
Die einzigen Kritikpunkte habe ich tatsächlich an zwei Dingen: Zum einen ist mir der Schreibstil manchmal zu ausführlich (ein Problem, das ich in dem Genre immer öfter habe und was auch wirklich total Geschmackssache ist, weshalb ich auch nicht zu viel deshalb abziehe), zum anderen waren mir die Sexszenen nicht wirklich schön umschrieben. Im ersten Band war das alles noch erotischer, knistender, leichter… hier war es teilweise sehr plump und hatte Umschreibungen für Geschlechtsorgane, die wirklich total abturnend waren. Normalerweise bin ich da sehr tolerant, schließlich finde ich es selbst sehr schwer passende Ausdrücke dafür zu finden, allerdings war es hier schon fast grenzwertig. Ich meine… Das weibliche Geschlechtsorgane als Falte zu bezeichnen, ich weiß nicht. Gibt’s da wirklich nichts schöneres, subtileres, niveauvolleres? Und nein, es liegt diesmal nicht an der Übersetzung, tatsächlich heißt es auf Englisch dort auch Falte. Ich weiß auch nicht, was man sic hier gedacht hat, hoffe aber, dass man das bei der Übersetzung von Band 3 einfach nochmal überarbeitet.
Im Nachhinein fiel mir doch noch ein weiterer Kritikpunkt ein, über den ich mich mit Mel von Thousand Pages of a Fangirl unterhalten habe (schaut unbedingt auf ihrem YouTube-Kanal vorbei!). Eigentlich ist es gar kein richtiger Kritikpunkt, sondern vielmehr ein Gedanke: Denn die Darstellung des einzig schwulen Charakters Brent stieß uns irgendwie übel auf. Denn so klischeehaft und voller Vorurteile wie Brent war – mehr ging quasi gar nicht mehr. Nicht mal eine rosa Handtasche wäre eine Steigerung. Und versteht mich jetzt nicht falsch: Wenn man so sein möchte – go for it! Ich selbst erfülle das ein oder andere Klischee (oder auch alle :D), aber warum nicht mal was wagen und ein Zeichen setzen, indem man einen schwulen Charakter einfach normal darstellt. Er darf ja ruhig ironisch und Diva sein, aber ansonsten würden einfach ein paar Brüche ihm als Person gut tun – wisst ihr was ich meine? Klischees sind schön und gut, aber dann bitte in Maßen und ausgeglichen.
Mein Fazit:
Nichtsdestotrotz bin ich immer noch total begeistert von der Redwood Love-Trilogie! Band 2 bot großartige Charaktere, die bereits in Band 1 überzeugten und die durch ihre eigene Geschichte noch einmal mehr in meinem Herzen landeten. Besonders schön fand ich aber, dass man wirklich über sehr ernste Themen nachgedacht hat, die der Geschichte einfach einen gewissen Tiefgang gegeben haben, mit dem ich so gar nicht gerechnet hätte. Somit ist “Redwood Love – Es beginnt mit einem Kuss” ein wirklich würdiger Nachfolger des ersten Bandes. Vielleicht war die Begeisterung nicht ganz so groß wie nach Band 1, einfach weil es da das erste Mal war, dass man mit der Reihe in Berührung gekommen ist, aber dafür hatte ich ein viel intensiveres Erlebnis als noch beim ersten Teil. Dafür gibt es von mir 4, 5 Sterne (einen halben Stern musste ich einfach aufgrund der unpassenden Umschreibungen abziehen) und eine Leseempfehlung an einfach jeden (wie schon beim ersten Band).