Ein sehr mutiges Buch ist Priska Lachmann da gelungen. Ich kenne den Hintergrund, den sie beschreibt, ein bisschen, hatte selbst vor vielen Jahren Konktakt zu Menschen aus diversen Gemeinden und in meiner Familie drei TheologInnen unterschiedlicher Konfessionen. Mein Vater war "abtrünniger" katholischer Priester, der für seine Entscheidung zu seiner Familie von seinem engsten Umfeld, seinem Arbeitsplatz und sogar vom Staat angefeindet wurde (er stammte aus einem ehemaligen autoritären Regime). Ich kenne unterschwellige Religionskonflikte also seit meiner Kindheit, obwohl mir zum Glück immer die Balance gelungen ist, für mich ein positives, konstruktives und lebensbejahendes Gottesbild zu finden. Ich kann jedoch nachvollziehen, dass es unglaublich schwierig ist, sich gegen bestehende Konstrukte aufzulehnen, gerade in jungen Jahren und bei Lebensentscheidungen (Ehe, Kinder, Scheidung), die schon ohne Religionskonflikte im Hintergrund schwierig genug sind. Hut ab vor Priska, dass sie sich gleich mehrmals traute, unglücklich machende Umstände zu verlassen, da der "liebe Gott" meines Glaubens uns ganz bestimmt nicht das Leben geschenkt hat, damit wir ein Leben lang unglücklich sind. Ernsthaft schockiert war ich, wie sehr sie als junge Mutter ihres ersten Kindes von älteren Frauen der Gemeinde behandelt, verlassen und verstoßen wurde und neben diesen Konflikten beispielsweise eine lebensbedrohende Geburt meistern musste. Von Herzen freue ich mich, dass sie solch einen tollen Lebenspartner gefunden hat, mit dem sie sich voll entfalten konnte. Mit Anfang zwanzig ist man noch so jung... wenn man da schon keine Änderungen mehr treffen kann, wie soll man dann ein erfüllendes Leben gestalten, auf das man ohne Reue zurückblicken kann? Da meine Eltern, wie gesagt, aus einem ehemals kommunistischen Land stammen, kannte ich die Ablehnung alles "Amerikanischen" wie Popmusik, modischer Kleidung, Filmen etc. aus dieser "Ecke". Es ist für Kinder eine große Bürde, die Ängste ihrer Eltern "ausbügeln" zu müssen, ich finde jede Frau toll, die dabei nicht verschroben oder verbittert wird, dazu braucht es sehr viel Kraft, die die Autorin offenbar in ihrem immer schon reichen Innenleben findet und gefunden hat. Dies spiegelt sich auch in ihrem beruflichen Werdegang wider. Pastorinnen gibt es viele, aber die Bücher, die aus Priska kommen, kann nur Priska schreiben! Und das werden hoffentlich noch viele, viele sein - ich freue mich schon darauf sie zu lesen! Mit Grüßen aus Wien, Bernadette
Bernadette35
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Kurzmeinung: Ein sehr ehrliches, mutiges und Mut-machendes Buch
Ein sehr ehrliches, mutiges und Mut-machendes Buch
Bewertung zu "Junge Literatur Burgenland Vol. 7" von
Junge Literatur Burgenland Vol. 7
Bernadette35vor 7 Monaten