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Bernhardine

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Dancing with Bees (ISBN: 9783706626804)

Bewertung zu "Dancing with Bees" von Brigit Strawbridge Howard

Dancing with Bees
Bernhardinevor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein inspirierender Tanz mit Mutter Natur
Ein inspirierender Tanz mit Mutter Natur

Wer angesichts des Buchtitels „Dancing with Bees“ denkt, die Autorin nimmt den Leser mit in einen kleinen Bienen-Tanzkurs á la Schwänzeltanz – Hüfte, Hüfte, Drehung rechts herum, Hüfte, Hüfte, Drehung links herum und auf zur Futterquelle – wird anders überrascht.

Natürlich ist der Titel eine Metapher. Und doch gibt es bereits am Anfang des Buches eine Szene, in der die Autorin authentisch beschreibt, wie sie in ihrem Garten einen spontanen Freudentanz aufführt, als sie eine gesuchte Wildbienenart findet. Diese ungezähmte, fast kindliche Freude an den Wild- und Honigbienen, an anderen Insekten, Vögeln, Wildblumen, ja an der ganzen wundervollen Natur ist der Energiefaden dieses sehr gelungen Erstlings von Brigit Strawbridge-Howard.

Die Autorin bringt dem Leser ihre persönliche Reise zurück zur Natur - so der Untertitel – mit so viel Freude und Herzblut nahe, dass man schnell mitschwingt in diesem Tanz mit Mutter Natur. Dass zur Natur nicht nur Leichtigkeit und Lebensfreude, sondern auch Kampf, Tod und Abschied gehören, erspart Brigit Strawbridge-Howard dem Leser nicht. Gerade dadurch bekommt das Buch Tiefgang. Grundtenor des Buches bleiben aber eine unbändige Neugier an der Natur und die damit verbundene Wissensfreude.

Birgit Strawbridge-Howards Weg ist ein Weg des Lernens. So recherchiert sie bienenfleißig ökologische Zusammenhänge, beobachtet und beschreibt Insekten wissenschaftlich genau. Sie lässt den Leser an ihrem Wissenszuwachs teilhaben. Jedes Kapitel ist gespickt mit spannenden Informationen, sei es über Frühlings-Pelzbienen oder deren Futterpflanze den Kriechenden Beinwell. Dieses Wissen wird nicht nüchtern im Sinne eines reinen Sachbuches präsentiert, sondern im Kontext der persönlichen Entwicklung der Hobbyforscherin erzählt. So wie in der Natur alles miteinander vernetzt ist, gelingt Lernen meist leichter im persönlichen Kontext als durch abstrakte Faktenvermittlung. Die Autorin spielt virtuos auf diesem Instrument einer Schriftstellerin, mit dem sie Sachbuch und persönlichen „Reisebericht“ verknüpft; ein Erfolgsrezept großer Forscher mit welchem sie ihrer Forschung weltweite Popularität verschafft haben, wie Alexander von Humboldt 1845 mit „Kosmos“ und in jüngerer Zeit der englische Hummelforscher Dave Goulson mit „Und sie fliegt doch.“

Wer nun aber ein schnell lesbares Buch erwartet, wird bemerken, dass er parallel zum Lesen beginnt, im WorldWideWeb zu recherchieren: Wie sieht ein Steinschmätzer aus, was ist eine Spitzbauchwanze? Abgesehen von den wunderschönen Aquarellzeichnungen des Künstlern John Walters (von denen man eigentlich gar nicht „absehen“ kann, aber der Wissbegierige will es halt präziser) gibt es nämlich keine sachbuchähnlichen Fotos von Insekten, Vögeln oder Pflanzen. So nutzt die Autorin auch dieses Bilder-Vakuum geschickt, um die Neugierde des Lesers zu steigern. Unversehens kommt man beim Lesen auf Abwege, setzt sich mit bestimmten Tieren und ökologischen Themen auseinander, schaut dazu Videos und befindet sich längst auf seiner eigenen Reise zurück zur oder noch tiefer in die Natur.

Mit ihrem Erstling ist der Autorin eine wunderbare Liebeserklärung an das Leben und alle Lebewesen auf diesem Planten gelungen, einschließlich an ihren Ehemann Ron, dessen wichtige Rolle im Buch immer wieder betont wird, ohne aufdringlich zu werden.

Brigit Strawbridge-Howards Wunsch besteht darin, dass wir Menschen wiedererkennen: „Wir selbst sind Natur… Nur wenn wir verstehen, dass wir Teil der Natur und nicht von ihr abgetrennt sind, und uns entsprechend verhalten, wird sich wirklich etwas verändern.“ Da ist es erfreulich konsequent, dass der österreichische Löwenzahn-Verlag, Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung, auf höchsten ökologischen Standard in der Produktion geachtet hat. Der Verlag betont, dass das Buch aufgrund der Materialien incl. Drucktinte vollständig kompostierbar sei. Manches Buch hätte ich aufgrund seines dilettantischen Inhaltes gerne kompostiert, dieses ganz bestimmt nicht.

Meine Bewertung: Sehr empfehlenswert. Ich habe gerne mitgetanzt und ende ähnlich der Konvention beim Paartanz, sich beim Auseinandergehen dankend vom Partner zu verabschieden, mit dem Schlusssatz der Autorin:

„Und wenn ihr das nächste Mal eine Biene seht, vergesst nicht, ihr zu danken.“

Danke an die Autorin für dieses phantastische Buch!

Cover des Buches Anthologie: Gedichte, Gedanken, ein Plädoyer für die Erhaltung der Natur und der Menschen (ISBN: 9783961033249)

Bewertung zu "Anthologie: Gedichte, Gedanken, ein Plädoyer für die Erhaltung der Natur und der Menschen" von Jürgen Zwilling

Anthologie: Gedichte, Gedanken, ein Plädoyer für die Erhaltung der Natur und der Menschen
Bernhardinevor 3 Jahren
Kurzmeinung: Nicht überzeugt.
Ein ehrenwerter Ansatz für den Umweltschutz - leider für mich nicht überzeugend

"Der Mensch vergewaltigt die Erde. Er plündert unseren Planteten..." (Rückseite Klappentext)

"Der Mensch", diese provokante Formulierung aus dem Mund Erwachsener hat mich schon vor 40 Jahren auf die Palme gebracht. Wer ist denn "Der Mensch"? Otto von Nebenan? Wenn Otto plündert, werden wir ihn wohl aufhalten können! Natürlich war nicht Otto von Nebenan gemeint, sondern die gesamte Menschheit oder das menschliche Wesen an sich. Warum wird es dann nicht so formuliert? Und wie kann sich ein Mensch mit einer solchen Formulierung über andere erheben, sich so von ihnen distanzieren? Ich fand diese Formulierung immer arrogant und abstoßend. Warum wird nicht differenziert? "Wir Menschen" oder "diese und jene Lobbyisten, Fabrikanten..."

"Er treibt Raubbau mit der Natur. So die weitaus herrschende Meinung." (Rückseite Klappentext)

Mit diesen einleitenden Worten im Klappentext seines Buches "Anthologie. Gedichte, Gedanken, ein Plädoyer für die Erhaltung der Natur und der Menschen" hatte Jürgen Zwilling mein Interesse geweckt. Ich war davon ausgegangen, dass er in seiner Sammlung von Werken eine Brücke baut zwischen der doch eher abfälligen "herrschenden Meinung" über unsere Spezies Mensch und den ja nicht zu leugnenden verheerenden Zerstörungen, die auf unser Verhalten zurück zu führen sind. Eine Art Analyse mit versöhnlichen Tendenzen, die auch all das Engagement einzelner Menschen und Gruppen beschreibt, die Gegenbewegungen gegen Naturzerstörung, und das Wundervolle an uns Menschen aufzeigt.

Da hatte ich eindeutig zu viel in den Klappentext und Titel interpretiert. 

So schließt Jürgen Zwilling seine Anthologie auch mit den Worten " Der Mensch kann die Natur nicht zerstören."

Dazwischen gibt es die Sammlung, von der ich einzelne Gedichte anregend fand. Die vielen anklagenden Fakten, die der Autor zusammenträgt, finde ich in der Ursprungsliteratur oft anschaulicher dargestellt. Die Gespräche mit dem Naturgeist mögen andere ansprechen. Mir sind sie zu platt. An keiner Stelle des Buches konnte ich in einen inneren Dialog mit dem Autor treten. Das fand ich sehr schade, weil genau das für mich ein lesenswertes Buch ausmacht. Und weil ich doch das gleiche Ziel wie der Autor verfolge: Den Erhalt und Wiederaufbau der Vielfalt unserer Mutter Natur in Einklang mit allen Lebewesen, auch uns Menschen, ohne zurück zur Steinzeit kehren zu müssen. Schließlich haben wir Menschen uns im Laufe unsere Geschichte auch Kulturgüter, wie das Schreiben von Büchern und Gedichten, erarbeitet

So wie mit dem Klappentext und dem Inhalt ging es mir auch mit der Aufmachung. Von außen ein hochglänzendes, farbiges Cover mit einem ansprechenden Foto eines alten Baumes vor einer Wasserlandschaft (leider ohne Menschen, wie mir jetzt bewusst wird) und im Inneren ein wenig strukturierter Fließtext, der vom Layout an die Schreibmaschinen der 80er Jahre erinnert, auf grobem Papier, gespickt mit kleinen, pixeligen schwarz-weißen Bildern, deren Motive für meine Augen kaum erkennbar sind und keineswegs die Schönheit der Natur widerspiegeln. Enttäuschend.

Die Möglichkeiten des Buchdruckes und der Gestaltung von Büchern sind heutzutage so weit, dass auch unter Umweltschutzaspekten sehr ansprechende Bücher hergestellt werden können. Lesen darf auch Freude und Lust machen, auch bei ernsthaften Themen. Ich frage mich, ob ich zu oberflächlich bin? Oder hat die Gestaltung auch etwas mit Wertschätzung des Autors bzw. Verlages gegenüber dem Leser zu tun? Geht es dem Autor überhaupt um einen Dialog mit seinem Leser? Oder eher um einen Erguss seiner Gedanken? Beides hat seine literarische Berechtigung, muss mir aber nicht gefallen. 

Um Letzteres geht es ja bei einer Rezension, zu der ich verpflichtet bin, weil ich das Buch im Rahmen einer Leserunde gewonnen habe. Ansonsten hätte ich lieber zu diesem Buch geschwiegen.

Lange habe ich mir mir gerungen, weil ich durchaus die Intention des Autors und die Mühe sehe, die er in dieses Buch gesteckt hat, und nicht verletzen möchte. Gefallen hat mir das Ergebnis leider gar nicht. 

Aus Respekt vor dem Autor und seinen praktischen Aktivitäten zum Umwelt- und Tierschutz gebe ich dennoch zwei Sterne und werde das Buch in andere Hände geben, die damit hoffentlich mehr anfangen können.

Nachtrag: Erst durch eine andere Rezension bin ich auf das Gedicht auf Seite 35 aufmerksam gemacht worden. Da mich das Buch nicht sonderlich angesprochen hat, habe ich manche Seiten überblättert. Was ich da jetzt lese, empört mich doch sehr. Wirklich sehr fragwürdig, wenn nicht homophob. Wie kann jemand, der sich so intensiv mit der Natur beschäftigt, behaupten, die Fortpflanzung einer Spezies hätte die "Erziehung zur Notwendigkeit der Zweigeschlechtlichkeit" nötig, das als "Naturgesetz" bezeichnen und mit den Gleichstellungswünschen von Schwulen und Lesben gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren verbinden? Die Meinungen sind unterschiedlich, aber ein Naturkenner sollte wissen, dass dieses geniale Konstrukt so viele andere Wege entwickelt hat. Außerdem war es noch nie nötig, dass sich jedes Exemplar (ob Pflanze oder Tier oder Mensch) fortpflanzt, um den Bestand einer Spezies zu erhalten. Wenn ich könnte, würde ich jetzt einen der Punkte, den für Sympathie, wieder abziehen.

2. Nachtrag: Stern abziehen ging.

Cover des Buches Tante Poldi und die sizilianischen Löwen (ISBN: 9783785750773)

Bewertung zu "Tante Poldi und die sizilianischen Löwen" von Mario Giordano

Tante Poldi und die sizilianischen Löwen
Bernhardinevor 3 Jahren
Kurzmeinung: Wunderbar erfrischend. Toller Sprecher.
Cover des Buches Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei (ISBN: 9783446268005)

Bewertung zu "Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei" von Susanne Schmidt

Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei
Bernhardinevor 3 Jahren
Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei - Der Mensch hinter dem Busfahrer

Der Mensch hinter dem Busfahrer. 

Ob Mann oder Frau, in jeder Busfahrer-Uniform steckt ein Mensch. Die Autorin Susanne Schmidt erzählt eindrucksvoll aus ihrer Perspektive einer weiblichen Busfahrerin im Berliner Straßen-Dschungel. Es lohnt sich, in ihren Bus einzusteigen, auch wenn die Fahrt etwas holperig beginnt und man sich anfangs fragt, wann die Lacher kommen, oder ob Frau Schmidt dem Leser die vielen Details zu den Ausbildungsinhalten nicht hätte ersparen können. Aber dann nimmt das Buch Fahrt auf. Es ist keine lustige Comedy-Reise, eher eine liebevolle Hommage an die Stadt Berlin und die vielen freundlichen wie skurrilen Fahrgäste. Mal schockieren die Schilderungen, mal gleitet der Leser auf poetischen und tiefsinnigen Betrachtungen mit Frau Schmidt durch den Verkehr.  Und egal was passiert, immer spürt man, dass diese Busfahrerin eine mit großem Verständnis für ihre Fahrgäste ist, eine echte Menschenfreundin.

Leider hat die Autorin diese Wertschätzung während ihrer Ausbildung und Berufstätigkeit weder von ihren Vorgesetzten noch von den meisten Kollegen erhalten. Ein Projekt der BVG nach der Jahrtausendwende sollte wohl eine Wende in der Personalpolitik darstellen, die Modernität der Großstadt mit einer höheren Quote an weiblichen Busfahrerinnen unterstreichen. Leider halbherzig durchgeführt, oft sexistisch diskriminierend gegenüber den Anwärterinnen und von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Leidtragende sind die Frauen, die sich damals auf dieses Projekt eingelassen haben. Mit viel Enthusiasmus und der Bereitschaft in kürzester Zeit einen neuen Beruf zu erlernen, sind Frauen mittleren Alters gestartet, um dann zwischen den Belastungen des Schichtdienstes, skrupelloser Ausbeutung und einer männlich zementierten Arbeitsrealität zermahlen, ja regelrecht verheizt zu werden. So gleitet der subtile Humor der Autorin manchmal über zum Galgenhumor. Susanne Schmidt gewährt uns einen sehr persönlichen Einblick in ihre Geschichte. Gut für die eigene Gesundheit, dass sie die Notbremse gezogen hat und ausgestiegen ist, schade für die Fahrgäste in Berlin. Bei dieser Busfahrerin wäre ich auch gerne mitgefahren und hätte einige Sonderrunden mit ihr gedreht, bzw. wäre ausgestiegen, mit der Gegenlinie zurück gefahren und wieder bei ihr eingestiegen, wenn sie mal wieder zu früh gestartet und auf Anweisung der Leitzentrale die Fahrgäste hätte absetzen und zurück auf Null fahren müssen.

Für ein Wachrütteln der Verantwortlichen kommt dieses Buch zu spät. Technische Neuerungen und eine junge Generation, die nicht mehr bereit ist, ihre Freizeit gänzlich dem Job unterzuordnen, werden hoffentlich für Verbesserungen gesorgt haben. 

Für uns Leser, die wir in der Mehrzahl auch Nutzer des ÖPNVs sind, kommt dieses Buch gerade rechtzeitig. Als Nebenwirkung der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie wird unsere Kommunikation hinter den Masken immer flacher. In Hamburg z.B. müssen jetzt auch Busfahrer*innen medizinische Masken tragen und werden so - neben der Wirkung ihren Uniformen - leider noch weiter entpersonalisiert. Hinter Uniform und/oder Maske steckt immer ein Mensch, der einen Knochenjob macht. Bringen wir ihnen die Wertschätzung entgegen, die sie verdienen, vor allen Dingen dann, wenn unser Bus das nächste Mal ein paar Minuten zu spät kommt. Denn genau dann hat unser/e Busfahrer/in schon Stress genug.

Wenn man sich traut, die eher langatmigen Passagen dieses Buches über die Ausbildung abzukürzen, wird man mit wunderbaren Schilderungen belohnt, in denen Frau Schmidts Worte dahingleiten, wie der nächtliche fließende Straßenverkehr. Sie entwickelt dann eine besondere, sehr lesenswerte Erzählweise. 


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