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BettinaLege

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Cover des Buches Menira (ISBN: 9781534997387)

Bewertung zu "Menira" von Nick Rinnert

Menira
BettinaLegevor 6 Jahren
Kurzmeinung: Eine gelungene Synthese von solidem Polizeikrimi und nicht alltäglicher Interpretation ikonischer Fantasy.
Eine gelungene Synthese!

Man hat es bei diesem 266 Seiten starken Buch mit einem Polizeikrimi in einer gewissermaßen 'modernen' Fantasywelt zu tun, vermutlich hat der Autor sich des Begriffes 'Fantasy Pop' zur Genre-Einordnung bedient, weil 'Urban Fantasy' bereits seit vielen Jahren anders belegt ist.

Tatsächlich steht die solide und sehr gut umgesetzte Krimi-Geschichte im Vordergrund, und diese beginnt fast typisch damit, daß die erste weibliche Absolventin der Akademie, die frisch gebackene PaladinIN Menira von Trayn, von ihrem - durch den sich zunehmend manifestierenden Wandel liebgewonnener Traditionen überforderten - Vorgesetzten ein Kommando verlangt. Ja, sie bekommt ihr Kommando, und ja, natürlich sind es weitere Außenseiter, die es als Spezialisten irgendwie durch die Akademie bis in die Paladinsabteilung von Glitterkant geschafft haben. Und ihr erster Fall ist - ein Selbstmord.

Durch den Prolog weiß der Leser natürlich schon, daß hier tatsächlich ein Mord vorliegt und die Kunst des Autoren zeigt sich darin, wie Menira und ihre dreiköpfige Truppe (nebst dem Forensiker der Paladinsabteilung) sich in vorbildlicher Polizeiarbeit durch den Fall arbeiten, selbst da, wo es für den einen oder anderen der Truppe persönlich wird. Durch dieses persönliche Engagement, aber auch durch die Tatsache, daß der zusammengewürfelte Haufen Außenseiter sich zunehmend aufeinander einläßt, erfährt man neben den Erkenntnissen, die die Protagonisten während ihrer Recherchen zum Fall gewinnen, auch einiges über ihre persönlichen Geschichten und das Funktionieren dieser halb entzauberten Fantasywelt.

Eine besondere Erwähnung verdient meines Erachtens die Tatsache, daß man bei dieser Geschichte auch als versierter Krimi-Leser und -Seher tatsächlich erst recht spät dahinter kommt, wer genau hinter dem Mord steckt. Und seine Gründe durchschaut man tatsächlich erst, wenn der Täter selbst sie seinen Verfolgern offenbart. Bewundernswerter Weise funktioniert das bei dieser Geschichte ohne künstliche Ablenkungen und ohne ein auffälliges Zurückhalten von Informationen durch den Autoren.

Natürlich ist die Welt um Glitterkant nicht unsere - schon weil es eine Hohlwelt ist -, auch wenn die Stadt viele Gemeinsamkeiten mit einer beliebigen westlichen Großstadt der, sagen wir mal, 1970er Jahre hat. Aber auch wenn der Fantasy-Aspekt bei der Lösung des Kriminalfalls nicht im Zentrum steht, ist die Geschichte doch ganz echte Fantasy, mit den ikonischen Fantasyrassen Elfen, Orks und Zwergen in nicht alltäglicher Interpretation, mit Zauberern, Paladinen und Nekromanten und natürlich mit Magie. Und wie es sich für eine Fantasygeschichte gehört, gibt es auch einen geradezu epischen Endkampf, der aber auch dem Polizeikrimi-Aspekt der Geschichte alle Ehre macht.

Rinnerts Sprache ist angenehm und er hat, trotz einiger finsterer Stellen in dem Buch, ein gutes Gefühl für die richtige Dosis auflockernden Humors. Formal überzeugt das Buch ebenfalls. Das Cover ist ansprechend, das Schriftbild ist gut zu lesen und außer einer Handvoll fehlender einzelner 'Anführungszeichen unten' gibt es keine auffälligen Druckfehler.

Ich empfehle das Buch allen Fans von Polizeikrimis und insbesondere Spielern von Fantasyrollenspielen - egal ob Pen&Paper oder online - ab etwa 16 Jahren. Ihr werdet gut unterhalten und - genau wie ich - Euren Spaß haben.

Cover des Buches Rabenzeit: Rebellen 1 (ISBN: B01N0WXJRB)

Bewertung zu "Rabenzeit: Rebellen 1" von Astrid Vollenbruch

Rabenzeit: Rebellen 1
BettinaLegevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Leidenschaftliche Charaktere in einer vielfältigen Welt, die durch Unterdrückung und Verbote am Rand des Umbruchs steht.
Traditionen und Umbruch

Die Lektüre der nahezu 500 Seiten bereitet den Weg in eine zunächst nur etwas exotisch wirkende, dem Mittelalter nachempfundene Welt, als erstes auf jene titelgebende 'Insel am Rande der Welt', das am Rande des Königreiches Ryondar im unruhigen Westmeer gelegene Iunis, Heimat der Kardian. Das Leben dort ist karg, die Einwohner sind abhängig von der Gunst der Natur und ihrer Herrschenden, und beide machen es ihnen nicht gerade leicht.

Man wird hineingeworfen in das Leben von Iveirdne, einer Holzschnitzerin und halbwegs kräuterkundigen jungen Frau, die zu den seit Langem unterdrückten Kardian gehört und sich bemüht, die für sie zum Teil unverständlich gewordenen Rituale ihrer Vorfahren fortzuführen. Im Lauf der Geschichte wird man auch mit anderen Teilen des Landes Ryondar bekannt gemacht, denn Iveirdne reist in die Hauptstadt Ryondars, die Großstadt Arithia, in der vor Jahrhunderten von den eingewanderten Anturiern und Ryondari die Königsburg Thorandon auf (und in) einem krallenförmigen Berg errichtet wurde.

Das Hofleben bestätigt den Eindruck einer mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Welt. Aus der Sicht des gerade erwachsen gewordenen Thronfolgers Argon, der seinem ermordeten Vater in das Amt folgt, erlebt man die Machthaber dieses Königreiches, die Herrscher der Fürstentümer, die Priesterschaft, die Machtkämpfe an diesem Hof und die Zwänge des Hofprotokolls. Und immer deutlicher wird, daß die zunächst einfach abergläubisch wirkenden Hinweise auf die Kiddûn (wohl soetwas wie Kobolde) und andere magische Wesen ein Teil der Realität von Ryondar sind, auch wenn die Magie eingedämmt wurde durch Worte der Macht, die der erste König von Ryondar gesprochen hat, um die Dämonen unter die Erde zu verbannen.

Eine dritte wichtige Figur ist die Musikerin Qedi, eine Meisterin der Musikergilde, der Machoisanna. Sie ist nicht mehr die Jüngste, eine begnadete Harfenistin, sprachbegabt, neugierig und nahezu furchtlos, wenn sie den Rätseln, die sich ihr stellen, nachgeht. Die Machoisanna sind mit den von ihnen gehüteten Schriften und Liedern das Gedächtnis Ryondars. Sie unterstehen nur dem König und sind neben den Priestern die einzigen, die eine erlaubte Form der Magie wirken dürfen. Unerlaubte oder unerlaubt ausgeübte Magie wird streng und entgültig bestraft und alle magischen Gegenstände müssen dem König ausgehändigt werden.

Es gibt noch weitere Gesetze und Verbote, die den Umgang der von Anturiern und Ryondari abstammenden Menschen mit den ursprünglich einheimischen und nun praktisch zu Sklaven degradierten Kardian regeln, und deren Sinn nicht nur beim Leser Fragen aufwerfen, sondern insbesondere auch bei Qedi, als sie bei Nachforschungen unerwartet an die Grenzen der Freiheiten der Machoisanna stößt.

Stück für Stück werden immer mehr Ungereimtheiten und Gefahren aufgedeckt, die den Leser um Aufklärung betteln lassen, um eine mehr als nur beiläufige Begegnung von Qedi und Iveirdne, um den Sinn hinter den nur noch aus Gewohnheit befolgten Sitten der Kardian zu verstehen und um zu verstehen, warum dem unterdrückten Volk sein kulturelles Gedächtnis über die Jahrhunderte offenbar zielgerichtet genommen wurde.

Natürlich existieren die drei genannten Figuren nicht im luftleeren Raum, sie haben Verwandte, Freunde, Nachbarn, sie haben ein tägliches Leben, erfahren Freude, aber zum Teil auch viel Leid und ernsthafte Gefahren. Dabei ist jede Szene so lebhaft geschrieben, daß man von Anfang an mitfiebert mit den Charakteren und sie schließlich ins Herz schließt, auch wenn sie mal unvernünftig oder unangenehm werden.

Mit gefällt die Ausführlichkeit, mit der die verschiedenen Kulturen der Bewohner Ryondars, ihr Glaube und ihre Rituale dargestellt werden. Spannend wird es immer da, wo die verschiedenen Ansichten der Welt sich reiben, manchmal reicht es auch schon, daß sie sich berühren. Dadurch - und durch den Perspektivenwechsel zwischen den drei Hauptfiguren und einigen Nebenfiguren - wird die Geschichte so mitreißend, so daß man das Buch kaum aus der Hand legen kann, bevor man es durchgelesen hat. Natürlich bereitet die umfangreiche Geschichte dieses ersten Buches die Bühne für die geplanten kommenden sieben Bücher, aber dadurch, daß alle Erzählstränge zunehmend eskalieren, gibt es auch zahlreiche Gründe, auf deren Fortführung aufs Höchste gespannt zu sein.

Zudem hat man es hier mit einer sehr gut durchdachten, über dreißig Autorenjahre tatsächlich historisch gewachsenen Welt zu tun, und soetwas macht für mich ja immer einen großen Teil des Lesespaßes aus. Dazu kommt Astrid Vollenbruchs angenehm flüssige Sprache und ein zwar dichtes aber trotzdem gut zu lesendes Schriftbild. Sehr hilfreich fand ich darüber hinaus den 16-seitigen Anhang mit Eigennamen, Völkern, Orten und so fort, falls man doch einmal vergißt, ob man diesen oder jenen Charakter denn nun schon kennt oder noch nicht.

Der Grund für die Bezeichnung 'Rabenzeit' für das breit angelegte Epos hat sich mir noch nicht klar erschlossen, auch wenn an vielen Stellen des ersten Buches Raben auftauchen und der König von Ryondar sie im Wappen führt, aber da bin ich geduldig. Auch kann man am Ende der 'Insel am Rande der Welt' allenfalls erahnen, warum die Herrschenden meinen, die Kardian unterdrücken zu müssen. Aber man weiß, wer warum auf dem Weg ist, ein Rebell zu werden. Wie weit sie damit kommen, wer sich ihnen anschließt, ob sie überleben und vielleicht sogar schaffen, etwas zu ändern, wird aller Voraussicht nach der zweite Band von 'Rebellen' klären. Daher hoffe ich, das die zur Zeit in Vorbereitung befindlichen 'Blumen aus Stein' auch bald gedruckt vorliegen.

Meine Empfehlung an alle unerschrockenen Erforscher magischer Kulturen und ihrer historischen Entwicklungen, sowie für Feinde der Unterdrückung ab etwa 14 Jahren.

Cover des Buches Yenayas Smaragd (ISBN: 9783903006911)

Bewertung zu "Yenayas Smaragd" von Bianca M. Riescher

Yenayas Smaragd
BettinaLegevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine spannende Abenteuergeschichte, in der die wahre Liebe Widrigkeiten durch Freunde, Feinde und Götter gegenübersteht.
Eine runde Sache!

Lisaan von den Kreedan, ihres Zeichens Kriegerin und Priesterin der Kriegsgöttin Yenaya, trifft in einer bewaffneten Auseinandersetzung auf den Trijan-Krieger Tareq. Schnell stellt sich heraus, daß Tareq mit seinen Leuten vor kurzem den Tempel der Göttin geplündert hat und natürlich auch Yenayas Smaragd entwendete. Doch es ist etwas an ihm, das undeutliche Erinnerungen in Lisaan weckt - und auch Tareq scheint Erinnerungen an Lisaan zu haben. Das wechselnde Kampfgeschick in den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Kreedan und Trijan, zudem der Druck, dem sowohl Lisaan als auch Tareq durch ihre eigenen Leute ausgesetzt sind, macht es den beiden Protagonisten jedoch schwer, sich in Ruhe über ihre mysteriösen Ahnungen und Träume auszutauschen. Und auch zwei Götter Dschanors - Yenaya und die Schicksalsgöttin Am'Dara - haben ganz offensichtlich eigene Pläne mit den beiden Menschen.

Eineinhalb Jahre nach der ersten Erzählung aus Dschanor läßt Bianca M. Riescher ihre Protagonisten Lisaan und Tareq aus 'Mitternachtsrot' in ihrem neuen Buch 'Yenayas Smaragd' wieder auftauchen. Und nachdem die Leser in der früheren Erzählung die große Ebene und die dort lebenden Trijan kennenlernten, erwartet sie jetzt das Waldland und die Kreedan. Wieder wird die Natur, aber auch die Kultur der Menschen und ihre Art, die Götter zu verehren und ihren Willen zu erforschen, gerade so ausführlich dargestellt, wie es für das Verständnis der Geschichte notwendig ist. Allerdings ist die Geschichte düsterer als 'Mitternachtsrot', vielleicht auch weil sie in den Schatten der herbstlichen Wälder Dschanors spielt. Die Protagonisten geraten wiederholt in nahezu ausweglose Situationen, die durch direktes göttliches Eingreifen nicht unbedingt ungefährlicher werden. Auch in der Sprache schlägt sich dieser düstere Eindruck nieder, denn es werden weniger Witze gemacht - dafür wird mehr geflucht.

Der Lesefluß leidet darunter jedoch keineswegs. Wenn man selbstbewußte Kriegerinnen, rasante Kämpfe sowie zum Teil gruselige Begegnungen mit Göttern und Dämonen mag - und selbst vor dem Gefühlschaos der Protagonisten nicht zurückschreckt - reißt den Leser die wohlformulierte, spannende Geschichte von 'Yenayas Smaragd' ab dem ersten Kapitel mit. Es wird folgerichtig - aber nicht vorhersehbar - eine auch selbstständig funktionierende Fortsetzung von 'Mitternachtsrot' erzählt, die dazu neues Licht auf die bekannten Charaktere wirft. Und für mich kommt die Geschichte von Lisaans und Tareqs Zweisamkeit mit den letzten Worten von 'Yenayas Smaragd' auch zu einem runden Ende.

Für die Freunde der Papierbücher sei gesagt, daß 'Yenayas Smaragd' bisher nur als eBook erschienen ist. Doch von 'Mitternachtsrot' gab es einige Zeit nach der Ersterscheinung als eBook ein sehr schön gemachtes Paperback mit einliegender vollfarbiger Karte von Dschanor. Ich hoffe, daß es ein solches Paperback auch von 'Yenayas Smaragd' geben wird.

Meine Leseempfehlung geht an alle ab etwa 15 Jahren, die 'Mitternachtsrot' mochten, sowie an jene, die nicht nur Abenteuergeschichten mit schwertkämpfenden Frauen mögen, sondern auch an die wahre Liebe glauben.


Cover des Buches Sophia oder Der Anfang aller Geschichten (ISBN: 9783446249417)

Bewertung zu "Sophia oder Der Anfang aller Geschichten" von Rafik Schami

Sophia oder Der Anfang aller Geschichten
BettinaLegevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch voller Liebe - zu Menschen, Städten und gutem Essen, aber auch über den Weg, diese Liebe zu entdecken und zu pflegen.
Liebevoll und philosophisch!

'Sophia oder Der Anfang aller Geschichten' ist das erste Buch von Rafik Schami, das ich gelesen habe, und er hat mich schon während des ersten Kapitels mit seiner Erzählkunst verzaubert.

Das Buch beginnt 2006 in Damaskus, mit einer entzückenden Episode der Liebesgeschichte zwischen dem Moslem Karim und der Katholikin Aida, die sich erst ein halbes Jahr kennen, aber beide bereits in die Jahre gekommen sind. Im zweiten Kapitel befinden wir uns im Jahre 2010 in Rom, bei dem Katholiken Salman, einen Damaszener im Exil. Wieso dieser 1970 seine Heimat verlassen mußte, warum seine Mutter Sophia die Namensgeberin des Buches ist und was beide schließlich mit Karim zu tun haben, erschließt sich durch viele rückblickende Geschichten während Salmans Versuch, die Orte seiner Jugend in Damaskus wieder zu finden.

Tatsächlich erfährt man in den späteren Kapiteln praktisch alles über die Vergangenheit aller Protagonisten: was sie formte oder mit anderen Menschen in Verbindung brachte. Doch wie auch die Erinnerung nicht linear sondern eher sprunghaft funktioniert, werden in diesem Buch immer wieder einzelne Ereignisse scheinbar aus dem Zusammenhang gerissen erzählt. Erst aus der Fülle dieser Erzählungen ergibt sich im Laufe der Lektüre ein Sittenbild der Damaszener Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert.

Vielleicht weil der Autor selbst als junger Mann Damaskus verließ und angesichts dieser Biographie insbesondere Karim und Salman als Gedankenspiele möglicher Lebenswege des Autors erscheinen, ist die Erzählung so sinnlich und werden die Protagonisten so lebendig, daß man diesen Roman mitfühlen und mitatmen kann: die Liebe, die Sehnsucht, aber auch die Getriebenheit einiger Figuren, die Angst vor der Willkür und den Spitzeln der syrischen Diktatur, dazu die Gerüche von gewürztem Kaffee und selbst zubereiteten Speisen.

Durch genaue Orts- und Zeitangaben, Hinweise auf die zeitgleich zur Romanhandlung stattfindenden Anfänge des 'Arabischen Frühlings' und letztlich ein (wie wir heute wissen trügerisch) hoffnungsvolles Ende im Jahre 2011, ist der Roman zudem in der realen Welt verankert. Für den Leser gibt es so wenig Distanz. Das erhebt an vielen Stellen, aber an anderen bedrückt es auch.

'Sophia' ist ohne Zweifel ein politisches Buch, denn in der Darstellung der Figuren und ihrer Geschichten ist die Parteinahme des Autors zu den Lebensverhältnissen im modernen Syrien sehr deutlich. Rafik Schamis Ideal ist sympathischerweise die friedliche Toleranz und die Pflege die Liebe – wie etwa die Liebe zum Ehepartner, zwischen Vater und Sohn, zu Freunden, zu gutem Essen und zu Damaskus.

Durch den roten Faden des heimkehrenden, in der Heimat jedoch überraschend erneut verfolgten Exilanten Salman wird der Roman ab etwa der Hälfte dazu noch zum Spionagethriller, der einigen Protagonisten die Möglichkeit gibt, sich als Helden zu erweisen, indem sie bedingungslos helfen, ungeachtet der Religion und selbst angesichts realer Gefahren für das eigene Leben.

An den Stellen, die den Lebensweg der Protagonisten entscheiden, in einigen der Gespräche zwischen den Figuren, wird das Buch zudem philosophisch - und es kann kein Zufall sein, daß Karim, für mich der größte Held dieses Buches, seinen Lebensweg gerade durch die Liebe (gr. Philia) zu Sophia (gr. für Weisheit) gefunden hat.

Ich empfehle dieses Buch allen aufmerksamen Lesern ab etwa 14 Jahren, die Spaß an mäandernden, zeitlich hin- und herspringenden Erzählsträngen, anderen Kulturen und dem Entdecken einer positiven Lebensphilosophie haben.

Cover des Buches Mitternachtsrot (ISBN: 9783903006317)

Bewertung zu "Mitternachtsrot" von Bianca M. Riescher

Mitternachtsrot
BettinaLegevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Nach den paar Stunden, die ich mit Lisaan und Tareq in Dschanor verbracht hatte, habe ich mich schon in diese Welt verliebt.
Was für ein Abenteuer!

Mitternachtsrot ist im besten Sinne des Wortes eine farbenprächtige Abenteuergeschichte.

Zu Beginn geraten eine Kreedan-Kriegerin und ein Trijan-Söldner als Feinde aneinander. Dann erhalten sie unverhofft gemeinsam einen göttlichen Auftrag. Die äußeren Ereignisse, die durch ambitionierte Götter und Menschen vorangetrieben werden, zwingen Kriegerin und Söldner zusammenzuarbeiten, so daß die beiden sich zwangsweise aufeinander verlassen müssen und sich dabei, trotz aller Gegensätze, immer näher kommen. Die prickelnde Spannung zwischen den beiden mündet endlich auch in eine wunderbare wenn auch zukunftslos scheinende Liebesgeschichte, deren Ende durch den Epilog so offen gehalten wird, daß man hier als Leser auf eine Fortsetzung hoffen kann.

Sehr gut gefällt mir die Darstellung des Zusammenstoßes der unvereinbar scheinenden Kulturen der Kreedan und der Trijan, mal aus der Sicht Lisaans, mal aus der Tareqs. Der Autorin gelingt nicht nur eine überzeugende Darstellung dieser starken Charaktere, deren Beweggründe immer gut nachvollziehbar sind - auch wenn Erklärungen aus gutem Grund oft erst später geliefert werden - sondern sie schafft es auch, daß der Leser mit ihnen mitfühlt. Durch eine Reihe von anscheinend aussichtslosen Situationen erzeugt sie zudem gekonnt Spannung, die - zum Teil durch Perspektivenwechsel geschickt hinausgezögert - oft überraschend aufgelöst wird. Diese Spannung und die meist damit verbundenen, immer sehr gut beschriebenen Kämpfe, sind allerdings nie Selbstzweck sondern ergeben sich zwangsläufig aus der Geschichte. Und dazu gelingt ihr noch das Kunststück, auch humorvolle Elemente einzubauen.

Im Großen und Ganzen wird die Kultur und der Kriegsgott der Trijan durch die Wahl der Charaktere und deren Aufgabe am ausführlichsten vorgestellt, und damit wird dem Leser auch bald klar, was es mit dem Titel des Buches auf sich hat. Aber auch von den Kreedan bekommt man einen guten Eindruck. Weitere Kulturen und verschiedene Gottheiten der Welt werden so weit vorgestellt, daß man für diese Geschichte genügend Informationen zum Verständnis erhält und außerdem Lust darauf bekommt, auch weitere Geschichten aus Dschanor zu lesen.

Die Sprache der Autorin ist angenehm zu lesen und besonders bewunderungswürdig finde ich ihr Talent, Nebencharaktere mit wenigen Worten plastisch werden zu lassen. Außerdem liebe ich ihre ausgefallenen Ideen, vor allem die Gestaltung der Götter Dschanors. Aber auch in anderen Details ist Dschanor in meinen Augen eine erfrischend untypische aber in sich sinnvoll konstruierte Welt. Sehr schön finde ich in diesem Zusammenhang vor allem das kaum in einem Fantasyroman zu erwartende Plotelement, das den Helden ihren Auftrag ermöglichen soll, und so konsequent zu Ende gedacht wird, daß es das persönliche Schicksal der Helden besiegelt.

Für mich persönlich abenteuerlich war zudem die Tatsache, daß Mitternachtsrot leider bisher nur als eBook erhältlich ist. Als ich die Ausschreibung der Leserunde sah, überzeugte mich die Kurzbeschreibung des Buches und die Leseprobe so sehr, daß ich es unbedingt lesen wollte. Da ich es nicht einfach in meinem Lieblingsbuchladen als 'analoges' Buch bestellen konnte, ließ ich mich auf meine erste Leserunde auf lovelybooks ein, um vielleicht ein eBook-Exemplar zu gewinnen. Dafür mußte ich jedoch zunächst einen ePub-Reader auf meinem Rechner installieren, um den Anforderungen der Ausschreibung genügen zu können. Ich gewann wirklich ein Exemplar und nach dem ersten Kampf mit dem Reader funktionierte es mit dem Lesen ganz gut, aber meine ungebrochene Liebe gehört immer noch dem Papierbuch und ich hoffe sehr, daß es Mitternachtsrot und/oder andere Geschichten aus Dschanor wie andere Bücher des Verlages auch irgendwann als Paperback geben wird.

Meine Leseempfehlung geht an alle ab etwa 15 Jahren, die Abenteuer- und Liebesgeschichten lieben, blutige Kämpfe und starke Frauen nicht scheuen und keinen Wert auf Genre-Stereotypen legen.

Cover des Buches Olymp (ISBN: 9783942223782)

Bewertung zu "Olymp" von Martin Knapp

Olymp
BettinaLegevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Intelligente Satire über politische und historische Themen in spannender Krimistory verpackt. Nerd-Wissen des 19. Jahrhunderts hilft.
Göttlich!

Da ich den Fluch - oder Segen - einer romantisch verklärten Liebe zur griechischen Antike mit mir herumschleppe (trotz oder wegen eines Studiums der Alten Geschichte), hat es mir diese Geschichte gleich in zweifacher Hinsicht angetan. Zum einen ist es eine intelligente, wohlabgewogen boshafte Satire über Europa, Verwaltungen, politische und andere Karrieren, Griechenland, Deutschland, Netzwerktechnik und die Eurokrise - ohne das diese Aufzählung erschöpfend wäre. Zum anderen hüpft mir als Althistoriker das Herz vor Freude im Leib, wenn ich Kapitelnummerierungen in Griechisch vorfinde, Verweise auf Homer und Hesiod und streckenweise Albernheiten, die sich an Aristophanes messen lassen, auch wenn der Humor ansonsten eher vornehm trocken daherkommt. Das alles verpackt in einer so gediegene Sprache, daß die Flapsigkeiten der Götter um so mehr auffallen - ohne daß man als Leser dadurch irritiert wäre.

Allein was Erklärungen zu historischen Ereignissen betrifft gibt es so viele, geradezu genial zu nennende Ideen in diesem Buch, daß die Lektüre schon aus diesem Grunde eine wahre Freude ist. Und selbst wenn man eher mit tagespolitischen als historischen Ereignissen etwas anfangen kann, wird man von dieser Geschichte angenehm anspruchsvoll unterhalten.

Natürlich ist das Ganze keine reine Aneinanderreihung von Nerd-Witzen des Vorvorigen Jahrhunderts, sondern durch zahlreiche Verwicklungen vielmehr ein spannender Krimi, bei dem Gefahren für Leib und Leben einzelner, Erpressung, sexuelle Eskapaden, sowie die Verhinderung der Zerstörung einer dicht besiedelten Region in Europa verschieden wichtige Rollen spielen.

Abgerundet wird das Ganze durch die erfreuliche äußerliche Erscheinungsform des Hartcover-Buches, ein sorgfältiges Lektorat und angenehm lesbaren Satz, natürlich über Libri beim Bucheinzelhändler der Wahl zum Folgetag bestellbar.

Empfehlen kann ich dieses Buch jedem politisch und/oder (alt-)historisch interessierten Leser ab etwa 16 Jahren, für jüngere oder unverbildete Leser könnten einige der Pointen möglicherweise ins Leere gehen.

Cover des Buches Das Amulett der Elben (ISBN: 9783941864597)

Bewertung zu "Das Amulett der Elben" von Silvia Krautz

Das Amulett der Elben
BettinaLegevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Die Geschichte ist fesselnd, streckenweise traurig aber angenehm zu lesen. Die Schilderungen sind atmosphärisch, die Charaktere interessant.
Rundherum erfreulich!

Ich habe mir endlich 'Das Amulett der Elben' zugelegt - als Softcover, nicht als eBook, da ich ein Papierfan bin und über unseren lokalen, unabhängigen Buchladen, bei dem ich es dank Libri am Tag nach der Bestellung abholen konnte. Die Buchqualität ist übrigens hervorragend - vernünftige Leimung, verhältnismäßig festes 'Softcover' mit mattierender Folie, die sich angenehm samtig anfäßt und ein auch für Brillenträger fortgeschrittenen Alters gut zu lesender Satz. Auffällig war übrigens das offenbar gründliche Lektorat, denn anders als bei anderen Büchern in letzter Zeit ist mir auf den 220 Seiten der Geschichte kein einziger Druckfehler aufgefallen.

Die in sich logische, klug aufgebaute Geschichte ist so überraschend, daß sie mich schnell in ihren Bann gezogen hat. Eigentlich hatte ich vor, mir das Buch kapitelweise einzuteilen, aber als ich ca. 1/3 geschafft hatte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.
Ich finde die Geschichte richtig gut - auch wenn sie stellenweise etwas traurig ist - und ich liebe die atmospharischen Schilderungen der Landschaften. Mich begeistert auch die Charakterdarstellung der Autorin, die überzeugende Darstellung der Konflikte, mit denen die Charaktere zu kämpfen haben und an denen sie wachsen, und nicht zuletzt Silvia Krautz' Sprache - die mich wieder einmal davon überzeugt hat, daß man Geschichten einfach immer im Original lesen muß - so es irgend geht - um alles so aufnehmen zu können, wie die Autorin oder der Autor es sich gedacht haben. Kurz gesagt, es war rundherum ein Vergnügen, Zeit mit Nalika und der Geschichte um das Elbenamulett zu verbringen.

Die Geschichte kommt zwar zu einem sinnvollen Ende - und ich weiß natürlich, daß es zumindest bisher keine Ankündigung einer Fortsetzung gibt - aber trotzdem fühle ich mich nach der Lektüre den Charakteren so verbunden, daß ich nicht umhin komme darüber nachzudenken, wie sich das Leben der Heldin und der anderen, mit ihr verbundenen Charaktere weiter entwickeln wird. Ob etwa Nalika irgendwann auch einmal eine Großmutter ist, die einem Enkel von ihren Begegnungen mit dem Stillen Volk erzählt - selbstverständlich unter Wahrung der Geheimhaltung dessen, das sie zu verschweigen versprach? Und die Autorin gibt dem Leser im Verlauf der Geschichte genügend Stoff, um ein bißchen an einer eigenen Fortsetzung herumzuspinnen.

Ich kann das Buch vorbehaltlos für alle Leser ab etwa 12 Jahren empfehlen, die Fantasy und selbstbewußte Heldinnen mögen - oder sie kennenlernen wollen.

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