Der Roman entführt den Leser in ein winterliches London des Jahres 1748. Ein grausamer Serienmörder hinterlässt seine Opfer bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Unruhe macht sich beim gemeinen Volk breit, doch auch in der Oberschicht brodeln die Gerüchte, dass die Jakobiten einen Umsturz planen. Zwei Jahre sind seit der Schlacht von Culloden und der Niederlage von Bonnie Prince Charlie vergangen, nun gibt es Anzeichen dafür, dass seine Anhänger den nach Frankreich geflüchteten Thronanwärter der Stuarts an die Macht verhelfen wollen, denn mit Georg II. sitzt ein nicht gerade beliebter deutschstämmiger König auf dem Thron. Richter Henry Fielding beauftragt den vom Schicksal gebeutelten John Shinfield in der Sache Ermittlungen aufzunehmen. Der Leser begleitet fortan John Shinfield und den namenlosen Serienmörder durch die vereisten Straßen von London, wird immer tiefer hineingezogen in ein ausgeklügeltes und grausames Intrigenspiel.
Wenn Jane Austen auf Jack the Ripper trifft. Eine sehr treffende Umschreibung des Thrillers. Das Buch ist intelligente Unterhaltung auf sehr hohem Niveau. Ein ausgefeilter Plot über einen psychopathischen Mörder, der mit seiner perfiden Art schwer zu fassen ist, und seinen unfreiwilligen Ermittler sorgt für die nötige Spannung. Doch das Buch ist so viel mehr, als nur ein spannender Thriller vor einem historischen Setting.
Die Charaktere sind bis in die Nebenrollen wunderbar ausgefeilt. Allen voran natürlich John Shinfield, der zweite Sohn des Earl of Finchampstead, der sich nach dem Tod seiner Frau aus der Gesellschaft zurückgezogen hat und nun gezwungen ist, seine gesellschaftlichen Verpflichtungen wieder aufzunehmen, was ihm zutiefst zuwider ist, der schillernde undurchsichtige Paul l’Estagnol, das liebenswerte Hauspersonal am Gough Square, die Damen und Herren der vornehmen Gesellschaft mit ihren verschrobenen Eigenheiten und die Londoner, denen man auf den Straßen begegnet. Die Gespräche in den Salons, in der Gesindeküche und auf den Straßen zeichnen ein Bild der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts, wie man es auch aus den Romanen von Jane Austen kennt, mit dem Unterschied, dass es durch die fehlenden moralischen Beschränkungen, denen eine Jane Austen unterworfen war, um vieles realistischer wirkt. Wer also Jane Austen liebt und auch eine Portion Grausamkeit und Gewalt verträgt, dem bietet dieses Buch spannende und geistreiche Unterhaltung. Ein Buch, das dazu einlädt, es in einem Zug durchzulesen, denn man kann es wahrlich nur schwer aus der Hand legen. Ein sehr gut recherchierter Historienthriller und eine absolute Leseempfehlung.