Ich fand die ersten zwei Bücher wirklich klasse und war selten so ungeduldig, direkt weiterzulesen, wie bei der Pan-Trilogie von Sandra Regnier, von daher muss ich erst einmal der Autorin ein großes Lob aussprechen, bevor ich mich dem dritten Band zuwende. Auch dieser beginnt vielversprechend und spannend, was natürlich nicht zuletzt daran liegt, dass die beiden ersten Bände jeweils mit einem Cliffhanger enden, für dessen Auflösung man den nächsten Band lesen muss. Unfein, aber es funktioniert in dieser Reihe.
Im dritten Band verhärten sich langsam die Fronten zwischen Elfen- und Drachenwelt, Felicity als Auserwählte des Elfenreichs ist hin- und hergerissen zwischen den Avancen ihres Zwangsverlobten Lee, ihren eigentlichen Zukunftsplänen, nämlich Abi zu machen und Lehrerin zu werden, den unkontrollierbaren Zeitsprüngen, die sie immer wieder in Lebensgefahr bringen, und dem Gefühlswirrwarr bezüglich ihrer alten und neuen Freunde und Gefährten. Alles läuft auf die finale Schlacht hinaus.
Auch dieser Band lebt von Felicitys Widerstand gegen ihr, durch das Buch der Prophezeiung vorgesehenes Schicksal als Retterin des Elfenreiches - ein Buch, das sich zunehmend als willkürliches und unzuverlässiges Geschreibsel herausstellt. Die Dialoge mit Lee sind spritzig, Felicitys innerer Kampf nachvollziehbar, die Spannung und das Knistern zwischen den vorbestimmten Verlobten auch jetzt noch an vielen Stellen spürbar. Doch was in den ersten zwei Bänden noch die Unterhaltung getragen hat, schleift sich im letzten Band langsam ab, und ganz besonders enttäuscht war ich vom Ende des Romans.
Insbesondere zwei Punkte finde ich bedenklich im Hinblick auf die junge Zielleserschaft, die vor in allen Bänden wiederholt mit falschen Idealen und bedenklichen Methoden, um ein Ziel zu erreichen, konfrontiert wird:
- Zwar wird Felicitys Anziehungskraft auf männliche Wesen in ihrer Nähe esoterisch versucht zu erklären, aber es bleibt der fahle Beigeschmack, dass eine Frau erst in eine bestimmte Kleidergröße passen, sich schminken und die Haare frisieren muss – und natürlich keine Zahnspange haben darf –, bevor sie für das andere Geschlecht überhaupt wahrnehmbar und als attraktiv angesehen wird.
- Bedenklich finde ich auch, die Art, wie Lee versucht, seine Prophezeite zu erobern. Er ist ein Schürzenjäger ohnegleichen, der keine Gelegenheit auslässt, um mit Frauen zu kokettieren und mehr. Nicht nur, dass er mit allem herumknutscht, was auf seine optischen Reize reagiert, nein, er hat auch ständig Felicitys Konkurrenz auf dem Schoß sitzen und lässt sich von ihnen schamlos begrabbeln, knutschen oder füttern. Das finde ich schon ziemlich widerwärtig, vor allem, wenn man bedenkt, was er damit eigentlich bezwecken will/soll. Besonders gestört hat mich, dass die beiden ihre erste Nacht miteinander verbringen, nachdem Lee ihr absichtlich und ganz explizit einen Cocktail mit Alkohol in einer Bar besorgt hat. In der ganzen Trilogie wird mehrfach auf die Nebenwirkungen von Alkohol auf Felicity hingewiesen, und auch wenn die anschließende Szene auf explizitem beiderseitigem Einvernehmen beruht, schwingt doch unterschwellig mit, dass der Alkohol seinen Beitrag dazu geleistet haben könnte.
Doch auch andere Aspekte treten mit dem dritten Band deutlicher hervor, weil man sie bereits aus den ersten beiden Bänden kennt und in einen Überfütterungszustand gerät:
So wird mir Felicity ein wenig zu oft ohnmächtig und muss ständig von dem einen oder anderen Ritter in Elfen- oder Drachenform gerettet werden. Für eine Protagonistin, die nicht aufs Maul gefallen ist und eigentlich weiß, was sie will, finde ich das auf Dauer schwach.
Bei Lee hat die Autorin, wie nicht nur Felicitys Freunde mehr als einmal monieren, etwas zu dick aufgetragen. Er ist einfach zu perfekt, zu aalglatt und damit nicht ganz so glaubwürdig als die anderen Figuren, nicht zuletzt auch aufgrund seines widersprüchlichen Verhaltens, wie oben schon angeführt. Viel anziehender und interessanter fand ich da Ciaran, der ja nicht weniger lecker ist, aber nur die zweite Geige hinter seinem alles überstrahlenden Cousin spielt.
Auch mit den abgekürzten Namen, die ich schon im ersten Band schrecklich fand, konnte ich mich im dritten Band immer noch nicht abfinden, aber solche Namenskürzungen sind allgemein etwas, das mir zuwider ist.
Das letzte Kapitel (Fünf Jahre später) finde ich, neben den Anmerkungen im Spoiler-Abschnitt unten, gräßlich klischeebeladen und kitschig.
************* Achtung Spoiler **********
Richtig übel nehme ich der Autorin, dass sie Ciaran im letzten Kampf sterben lässt, weil ich es weder logisch finde noch mit dem Ableben einer wichtigen Figur an dieser Stelle einverstanden bin. Warum ist Ciaran im letzten Kampf nicht in Drachenform? Überwiegt doch seine elfische Seite? Warum lässt die Autorin ihn nicht als einziges Drachenkind überleben, denn soweit ich gesehen habe, überleben den Kampf am Schluss nur Elfen. Also hat Felicity mit allem, was sie vorhatte und getan hat, doch nicht das erreicht, was sie wollte, nämlich keiner von beiden Seiten zu helfen.
Die Auflösung und die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Drachen, Elfen und historischen Figuren der Artussage finde ich verwirrend und konstruiert und außerdem viel zu lang – ganze dreizehn Seiten gehen für die wenig überzeugenden Erklärungen drauf. Viele Fragen bleiben jedoch offen, etwa: Warum würde ein Drachenwandler ein Ei legen, wenn Wechselbälger sonst geboren werden? Warum wollte Fafnir keine Kinder und lässt sich dann doch folgenschwer mit einer Prinzessin ein? Wer hat das Ei gelegt, aus dem Felicity schlüpft – Fafnir selbst? Legen männliche Drachen Eier? Was soll der Unsinn mit dem Buch der Prophezeiung, das sich in einer willkürlich angelegten Kopie verselbständigt und mal etwas schreibt, dann wieder etwas löscht, was jemand hineingeschrieben hat, etc.? Warum kann man das Buch überhaupt derart manipulieren und wie kann es bei diesen eklatanten Mängeln als ernstzunehmende Quelle für irgendwelche Voraussagen für die Zukunft genommen werden? Wie kann es sein, dass Lee und Felicity füreinander vorbestimmt sind und tatsächlich am Schluss heiraten, obwohl sie die Tante seines Vaters ist? Igitt.
************* Spoiler Ende **********
Fazit:
Die Pan-Trilogie ist eine unterhaltsame Reihe aus dem Bereich historische Fantasy, die mit vielen tollen Aspekten punktet, vor allem der Spannung und dem Knistern zwischen den beiden Protagonisten, pfiffigen und spritzigen Dialogen, viel historischem Flair in den Zeitsprüngen, einer breiten Palette an Charakteren und einer bunten Mischung aus bodenständigem Realitätssinn und Magie, Sagen und Legenden. Wie oben angeführt ist die Trilogie nicht ohne Schwächen, und der dritte Band ist meines Erachtens der schwächste, nicht zuletzt weil er ein Ende bietet, das mich als Leserin maßlos enttäuscht hat und unzufrieden aus einer Buchwelt entlässt, die mir über lange Strecken viel Spaß gemacht hat und definitiv Suchtfaktor hatte.