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Blaetterwind

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Armada (ISBN: 9783596296606)

Bewertung zu "Armada" von Ernest Cline

Armada
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Leider bedient sich das Buch vielen Klischees und hat vorhersehbare Wendungen, die teilweise viel zu schnell abgehandelt werden.
Konnte nicht überzeugen

Klappentext:
Zack Lightman ist ein Träumer und Geek. Seine Freizeit verbringt er am liebsten vor dem Computer, und richtig gut ist er nur in ›Armada‹, einem Virtual-Reality-Shooter, in dem eine außerirdische Spezies versucht, die Erde zu erobern. Damit ähnelt sein Leben zahlreicher anderer Gamer. Bis eines Tages ein echtes Alien-Raumschiff über seiner Heimatstadt auftaucht – und aus dem Computerspiel bitterer Ernst wird. Denn als sich die ersten Wellen außerirdischer Raumschiffe ankündigen, sind es allein die Gamer, die ihnen im Drohnenkampf gewachsen sind. Die besten unter ihnen werden von der Earth Defense Alliance angeworben und ausgebildet. Von einer geheimen Operationsbasis auf dem Mond aus führen Zack und seine Freunde einen Krieg, in dem es um das Schicksal der Erde geht.

Meine Meinung:
Es fällt mir schwer, generell etwas Gutes über das Buch zu sagen, denn für mich war das Lesen eine Berg- und Talfahrt. Der Anfang ist stark und gibt erstmal einen Einblick in das Leben von Zack: Als ein stereotypischer Gamer mit Aggressionsproblem wächst er ohne Vater auf, der ebenfalls wie er eine Begeisterungsfähigkeit für Sci-Fi und Weltraum hatte.
Dann folgt der schwache Mittelteil, der zwar durch den angenehmen Lesestil lesbar ist, aber keinen Spaß macht. Viel deskriptive Erklärungsarbeit wird hier getätigt und vieles scheint monoton, teilweise verhalten sich die Figuren völlig unverständlich und viel zu schnell/sprunghaft. Oft kam es vor, dass ich selbst bei den Dialogen das Gefühl hatte, dass so doch keiner seine Gedanken formulieren würde. Die "überraschenden Wendungen", die durch die Stereotypisierungen alles andere als überraschend sind, verlieren ihren Reiz schon in dem Moment, wo sich erstmals ein Hinweis auftut, dass es dazu kommen könnte.
Ab dem Mittelteil fangen die gut gemeinten Anspielungen auf die zahlreichen anderen Werke auch an, zu nerven. Man wird das Gefühl nicht los, als würde der Autor zwanghaft Anspielungen hineinpressen oder sein breites Wissen über die Thematik zur Schau stellen wollen. Ich hätte es jedenfalls wesentlich angenehmer gefunden, wenn es wenige, aber dafür pointierte Erwähnungen gewesen wären.
Gegen Ende wird es wieder besser, aber der Autor zieht hier das Tempo dermaßen an, dass es teilweise etwas lächerlich wirkt. Die Raumschlachten machen kaum ein drittel/viertel des Buchs aus und wirken immer wieder gleich. Gleichzeitig kommt das Ende von ihnen immer schnell, sprunghaft wechselt die Szene, dann kommt die "große Auflösung", die leider auch viel zu knapp abgehandelt wurde und man sich dadurch total vor den Kopf gestoßen fühlt.
Das Buch wäre meiner Meinung nach schon wesentlich besser gewesen, wenn man den Mittelteil kürzer gehalten und sich dafür auf die Figuren, ihre Entwicklung und auf den späteren Teil konzentriert hätte. So wirkt das Ganze leider nicht ausgereift, als wäre einem am Ende keine Zeit mehr geblieben und man müsse es jetzt schnell fertig schreiben.

Fazit:
Leider konnte mich das Buch überhaupt nicht überzeugen, auch wenn es durchaus einige positive Aspekte hatte. Der starke Anfang und der angenehme Schreibstil machen das Buch eigentlich interessant, es wird aber durch die Stereotypisierung, die Vorhersehbarkeit und das viel zu schnelle Ende jäh in den Boden gestampft.

Cover des Buches Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden (ISBN: 9783841440075)

Bewertung zu "Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden" von Emily Barr

Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein schöner Roman mit einer außergewöhnlichen Protagonistin, der jedoch recht vorhersehbar ist.
Flora - sei mutig!

Emily Barr erzählt in ihrem 349-seitigen Roman von Flora Blanks, einem 17-jährigen Mädchen, das seit ihrem zehnten Lebensjahr an einer anterograden Amnesie leidet. Sie kann sich nur eine gewisse Zeitspanne lang an Erlebnisse und Dinge erinnern, ehe sie diese wieder vergisst. So kommt es, dass sie lange Zeit jeden Tag die Erfahrung machen muss, dass sie nicht 10, sondern 17 ist. Um dies zu schaffen, hält sie in einem Notizbuch ihre wichtigsten Gedanken fest und schreibt ihre Arme mit den wichtigsten Punkten voll. Als sie den Freund (Drake) ihrer besten Freundin (Paige) küsst, passiert jedoch etwas seltsames: Sie wacht auf und kann sich daran erinnern. Als ihre Eltern plötzlich abreisen müssen, da Floras Bruder in Paris im Sterbebett liegt, ergreift sie die Initiative. Ermutigt durch ihr Tattoo "Flora - sei mutig!" fliegt sie Drake hinterher nach Norwegen, wo er studiert und damit auch der Hoffnung, sich bald wieder an mehr erinnern zu können.
Das Buch teilt sich in drei Teile, die wiederum jeweils unterteilt sind in einzelne, kurze Kapitel. Briefe, Notizen und alles, was Flora in ihr Notizbuch aufschreibt, wird dabei noch einmal durch eine andere Schriftart dargestellt. Dadurch lässt sich das Buch sehr angenehm lesen und eignet sich für zwischendurch sehr gut.
Die Hauptfigur Flora wird im Buch von ihrem Bruder als bezaubernd und genial beschrieben und das kann ich nur so unterschreiben. Flora ist wild, mutig und eigentlich ziemlich naiv, was man ihr aber überhaupt nicht verübeln kann. Als Leser, der sie durch ihre Reise begleitet, ist man immer etwas klüger als sie. Das führt teilweise zu witzigen, skurrilen, teilweise aber auch zu tragischen Momenten: Als Leser weiß man, was passieren wird und muss sie dabei erleben, wie sie sich aufgrund ihrer Amnesie in skurrile Situationen verrennt oder Dinge zweimal erleben muss. Sprachlich löst die Autorin das mit der Ich-Perspektive, bei der man Flora immer wieder die gleichen Schlüsse neu ziehen erlebt. Obwohl dadurch ständig immer wieder Dinge wiederholt werden, hat es mich zu keinem Zeitpunkt genervt, eher im Gegenteil: Als Stilmittel hat es wunderbar Floras Krankheit unterstützt und teilweise sogar eine Spannung aufgebaut. Unaufdringlich wird einem dabei nahegelegt, wie sehr sich Flora an diese eine Erinnerung klammert und wie viel es ihr bedeutet.
Die anderen Figuren sind weitaus schwächer beleuchtet, da der Fokus klar auf Flora liegt. Paige hat einen ziemlich lauten Auftritt, da sie sich aufgrund des Kusses verstreiten und sie es immer wieder wiederholen muss. Das macht sie für den Leser unsympathisch, aber gewollt unsympathisch.
Die Geschichte an sich baut sich ziemlich ohne Überraschungen auf. Zwar gibt es am Ende Plot Twists, aber die haben aufgrund ihrer Vorhersehbarkeit nur wenig Wirkung erzeugt. Für jemanden, der nicht sehr viel liest, mag dies wahrscheinlich nicht zutreffen, denn an und für sich sind die Twists gut platziert und nicht schlecht gemacht. Aber ich habe diese Form von Auflösung nun schon in mehreren Büchern gelesen, die alle einem sehr ähnlichen Muster gefolgt sind und deren Auflösung auch immer fast identisch waren. Daher war für mich die Spannung auch schnell raus.
An manchen Passagen des Buchs hätte ich mir etwas mehr Zeit gewünscht, beispielsweise lernt man den Bruder für meinen Geschmack viel zu wenig kennen. Auch die Auflösung fand ich ein bisschen zu schnell und indirekt. Ich hätte mir einen ausführlicheren Austausch zwischen der Familie und ihr gewünscht. Diese spielt nämlich eine wichtige Rolle in der Story, wird aber viel zu schnell abgehandelt.

Fazit:
Das Buch ist für ein Young Adult-Roman sehr gut, aber ragt nicht aus Büchern seines Gleichen heraus. Er verbindet ein sehr interessantes Krankheitsbild mit einem altbekannten Storymuster, welches keine neuen Überraschungen birgt. Flora als Person wurde wunderbar inszeniert. Es macht unheimlich viel Spaß sie bei ihrem Abenteuer zu begleiten. Wer noch nie ein ähnliches Buch gelesen hat, wird sicherlich viel Freude daran haben, aber auch als Vielleser macht das Buch Spaß.

Cover des Buches Schattenkrone (ISBN: 9783841422309)

Bewertung zu "Schattenkrone" von Eleanor Herman

Schattenkrone
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein spannender Roman, der aber zu viel will und zu wenig realisiert.
Für mich zu unrund


Handlung: 
Eleanor Herman erzählt die Geschichte von Alexander dem Großen neu mit einem Touch von Fantasy-Elementen. In der Welt von "Schattenkrone" gibt es die Blutmagie und Kat, die Handlungsträgerin, beherrscht diese: Sie hat die Fähigkeit, in die Gedanken von Tieren einzudringen und mit ihnen kommunizieren. Kat verschlägt es in den Palast, wo sie dem Geheimnis ihrer von der Königin getöteten Mutter auf die Spur kommen möchte. Aber auch die anderen Figuren verfolgen ihre eigenen Ziele und so kommt es zu Intrigen des Reichs. 


Meine Meinung:
An und für sich empfinde ich die Idee, die Herman mit diesem Buch zu realisieren versucht, toll. Das Buch versucht durch die Einteilung in die fünf Akte und einigen Aristoteles-Zitaten einen antiken Stil nachzuahmen. Im Grunde genommen erzählt sie die Geschichte von Alexander dem Großen mit Fantasy-Elementen und einer großen Portion Romantik neu. Die Figuren, die sie erwähnt, sind größtenteils historische Persönlichkeiten, die es wirklich gab. Sie versetzt sie sich insgesamt in die Perspektive von sieben Figuren, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen und damit einander ausspielen möchten. 
Der Schreibstil ist für das Jugendbuchformat ansprechend, jedoch nicht herausragend. Es liest sich flüssig und die Kapitellänge ist recht angenehm. 
Vorweg: das Buch ist wirklich spannend und hat sicherlich auch die guten Rezensionen verdient. Für mich persönlich haben sich aber zu viele Ungereimtheiten aufgetan, namentlich:


- Es ist zu viel und zu wenig zugleich: Aufgrund der vielen Figuren und Perspektiven kann schnell mal Verwirrung aufkommen. Gleichzeitig ist aber nicht genug Zeit da, um sich mit den Hauptfiguren auseinanderzusetzen und charakterliche Tiefe zu entwickeln. Ein Handlungsstrang kommt sogar nicht einmal in jedem Akt vor. Teilweise erinnert es mich ein wenig an "Das Lied von Eis und Feuer". DLvEuF nimmt sich aber viel mehr Zeit für die Entwicklung der Handlung und für die Skizzierung der Figuren. Schattenkrone schafft dies nicht.


- Die Figuren handeln zu schnell: Mit dem ersten Punkt verbunden sind auch die teilweise komischen Figuren zu erklären. So kommt es, dass die Figuren teilweise total unverständlich handeln. Zuweilen wirkt es so, als würden sie nicht einmal nachdenken, sondern einfach tun, was mich während des Lesens extrem auf die Palme gebracht hat. Die Figuren und deren Entwicklungen wirken dadurch plakativ, irgendwie nicht authentisch, weil sie sich in dieser Szene eben so und genau so verhalten müssen, damit es dem Plot dient und um die Spannungskurve aufrecht zu erhalten.


- So wirklich antik wirkte es nicht: Zwar sind die malerischen Settings und Beschreibungen teilweise sehr schön gemacht und machen auch Spaß, dennoch hat Herman es oft nicht geschafft, mir das Gefühl zu geben, dass ich mich gerade in der Spätantike befinde. Das fängt allein schon damit an, dass die Spitznamen der Figuren sehr englisch klingen (Alexander -> Alex, Hephaistion -> Heph, Katerina -> Kat), aber auch Erwähnungen über Hexen (Mittelalter!), Pappmaché (300 v. Chr. gab es kein Papier), etc. machten es für mich moderner, als ich es gerne gehabt hätte. Zwar wird durch die Einteilung in die fünf Akte nach Horaz versucht, das ganze antik aufzubauen, aber wieso zieht man diese Idee nicht konsequent durch? Mit einem Chor oder dem klassischen Aufbau des antiken Dramas? Die Übergänge zwischen den Akten ist m.E. willkürlich und dient nur dem Schein, um es irgendwie antik wirken zu lassen. Auch gibt es zu jedem neuen Akt ein Zitat von Aristoteles, das teilweise gar nicht zum Kapitel passt und überhaupt nicht plausibel wirkt.


- Es funktioniert nicht wirklich als Fantasy: Zwar gibt es durchaus einige schlüssige Fantasy-Elemente, aber das ganze wirkt sehr undurchsichtig. Ich hatte während des Lesens nicht das Gefühl, in die Welt einzutauchen, sondern lediglich mitzuverfolgen, was mir von dem Erzähler erzählt wird. Oft wird einem von der Autorin die Magie erklärt, und nicht gezeigt. Das wirkte teilweise nicht sehr elegant und aufgepfropft. Ich glaube, es hängt u.a. damit zusammen, dass die Magie wieder sehr losgelöst vom antiken Motiv war. Dabei bietet die Mythologie und auch die Geschichte selbst genug, worauf man hätte aufbauen können. Stattdessen hat sich die Autorin dafür entschieden, ihre eigenen Riten und Fähigkeiten einzufügen, die in einigen Kapitel sehr präsent sind, im Großteil des Buchs jedoch kaum Erwähnung finden.


Fazit: 
Das Buch ist sicherlich für einige Person sehr empfehlenswert. Als Jugendbuch macht es viel richtig: Der Sprachstil ist flüssig, es bleibt spannend und lässt sch gut nebenbei lesen. Es gibt erstaunlich viele romantische Szenen, die einen bei Laune halten können. Dennoch ist das Buch für mich aufgrund der genannten Punkte enttäuschend gewesen: Kann gut sein, dass die fehlende Zeit im zweiten Band wieder wett gemacht wird. Ich würde darauf aber nicht wetten. Es hätte schon viel geholfen, wenn man ein oder zwei Handlungsstränge weggelassen und sich dafür auf die wichtigeren Passagen konzentriert hätte. So sehe ich nur sehr viel liegengelassenes Potential.

Cover des Buches Ein bisschen wie Unendlichkeit (ISBN: 9783737340335)

Bewertung zu "Ein bisschen wie Unendlichkeit" von Harriet Reuter Hapgood

Ein bisschen wie Unendlichkeit
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein gutes Buch mit strahlenden Momentan, das im Mittelteil durch die vielen Zeitsprünge den roten Faden verliert und langatmig wird.
Rezension "Ein bisschen wie Unendlichkeit"

In "Ein bisschen wie Unendlichkeit" beschreibt die Autorin Harriet Reuter Hapgood die Geschichte von der 17-jährigen Margot Oppenheimer, auch genannt Gottie. Gottie ist ein von vielen Schicksalsschlägen gezeichnet: Ihre Mutter stirbt bei ihrer Geburt, ihre Sandkastenliebe Thomas zieht weg und ihre Beziehung mit Jason geht in die Brüche, nicht zuletzt stirbt jedoch ihr geliebter Großvater Grey. Gottie zieht sich daraufhin scheinbar in ihre eigene Weltanschauung zurück und versucht logische Erklärungen mittels Physik und naturwissenschaftlichen Phänomenen zu erklären.
Als Thomas plötzlich wieder auftaucht, stellt sich ihre Welt auf den Kopf.

Gottie ist in vielerlei Hinsichten eine interessante Person. Aus ihrer Sicht scheinen Dinge zu verschwinden, sie hat Flashbacks und Aussetzer, immer wieder befindet sie sich in einer Situation, in der sie sich nicht mehr erinnern kann, was gerade passiert ist. Gottie erklärt sich dies mit Wurm- und schwarzen Löchern. Ihre scheinbar so trockene, naturwissenschaftliche Art wird von einer poetischen, phantasievollen Figur ummantelt. Gottie scheint immer wieder beide Seiten zu vermischen und baut sich so ihr eigenes Weltbild auf.
Der Plot arbeitet mit vielen Zeitsprüngen und Lücken, die einen gerade im Mittelteil schnell mal verwirren können. Dort verliert sich der rote Faden teilweise komplett und obwohl ich Bücher, bei denen man mitdenken muss, eigentlich mag, hatte zwischenzeitlich keine Lust mehr weiterzulesen. Ich finde das insofern interessant, weil man in die gleiche Verwirrung geworfen wird, wie Gottie sie durchlebt. Damit schafft die Autorin einen ganz anderen Bezug zum Leseerlebnis - das ist toll, aber weit entfernt von entspannten Leseabenden.
Spannung baut sich eigentlich nur auf, insofern man sich die Phänomene, die Gottie ereilen, aufklären und ihre Vergangenheit näher kennenlernen möchte. Das ist allerdings nur teilweise gelungen, denn vieles in dem Buch war auf irgendeine Weise vorhersehbar und Gottie selbst kann einem zwischendurch auch schon auf die Nerven gehen. In der Leserunde haben sie viele als egoistisch bezeichnet. So weit würde ich zwar nicht gehen, aber die Tendenz stimmt zumindest.
Viele wissenschaftliche Begriffe werden kurz und sehr vereinfacht erläutert, sodass man auch ohne naturwissenschaftlichem Interesse Spaß an dem Buch haben kann. Auch Schriften und Formatierung ändern sich immer wieder bei Bedarf. Teilweise wird auch bildhaft gearbeitet, indem bestimmte Mails etc. dargestellt werden. Das hat mir sehr gut gefallen.
Die Autorin hat einen sehr bildhaften Schreibstil, der aber auch gleichzeitig etwas Elegantes an sich hat. Bei vielen Situationen hatte ich das Gefühl, dass sie geschickt zwischen "zu wenig andeuten" und "zu viel andeuten" balancieren kann und mithilfe der Sätze und Wortwahl subtil eine gewisse Stimmung beim Leser aufbauen möchte. Es gab aber auch Stellen, wo ich mir an den Kopf fassen musste, weil die Umsetzung der Szene oder des Settings komisch oder konstruiert wirken.
Gegen Ende wird das Buch dann wieder besser, wenn man wieder anfängt mehr zu verstehen. Dennoch fand ich persönlich einige Auflösungen enttäuschend oder unauthentisch. Sie haben für mich nicht immer Sinn ergeben bzw. waren mir etwas zu flach und einfach. Dennoch war es keinesfalls ein schlechtes Ende.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass das Buch wirklich einige brilliante Momente aufweist und der Anfang, wie auch das Ende, die Idee und der Schreibstil mich beeindruckt zurückgelassen haben. Die Umsetzung all dessen hat aber immer wieder an einigen Stellen, und teilweise sogar in ganzen Abschnitten enttäuscht.
Das Buch ist definitiv kein Buch, dass man einfach mal so nebenbei liest. Man muss mitdenken und sich auf das Erleben der Verwirrung einlassen können. Dennoch ist das Buch nicht schlecht - im Gegenteil. Aber man sollte sich überlegen, ob diese Art von Buch etwas für einen ist oder nicht.

Cover des Buches The Bone Season - Die Träumerin (ISBN: 9783869522883)

Bewertung zu "The Bone Season - Die Träumerin" von Samantha Shannon

The Bone Season - Die Träumerin
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein wirklich gutes Hörbuch mit packender Story und einem toll in Szene gesetzten Setting
The Bone Season

Die Handlung der Geschichte führt in eine Art Paralleluniversum, in welchem es Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten (Die Seher) gibt. London im Jahre 2059 werden diese in London systematisch von den Machthabern, den Scion, unterdrückt und verfolgt.
Paige, die Protagonistin der Handlung, ist eine solche 'Widernatürliche' und wird zu Beginn nach Sheol I verschleppt, eine Stadt (Oxford), die seit langem geheim gehalten wird und wo Seher wie Sklaven von den sogenannten Rephaim behandelt werden. Diese menschenähnlichen Wesen ernähren sich von den Auren der Seher. Paige, deren Gabe das Traumwandeln ist, erweckt große Aufmerksamkeit dort. Doch sie möchte nur fliehen und nach London zurückkehren.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das Buch nur deswegen so genossen habe, weil ich es nicht gelesen, sondern gehört habe. Die Sprecherin, Laura Maire, macht einen grandiosen Job. Ihre Stimme passt wunderbar zu Paige. Sie hat es geschafft, den ganzen turbulenten, wilden und traurigen Passagen eine stimmliche Tiefe zu verleihen, die mir regelmäßig Gänsehaut verliehen hat. Teilweise werden auch hörspielartige Elemente eingefügt. Beispielsweise wurde in einem Teil der Sprecher am Telefon mit einem Rauschen aufgenommen. Das hat mir sehr gut gefallen.
Die Story/Der Plot und das fiktive London, das dargestellt wird, ist nicht ohne. Ich würde das Buch nicht gerade als einfach bezeichnen. Zwischenzeitlich hatte ich ab und zu den Faden verloren, weil die Autorin eine wirklich komplexe und lebendige Welt erschaffen hat, die wirklich alles andere als 0815 ist. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich hineingefunden habe und als Buch hätte ich sicherlich einige Passagen als langatmig empfunden. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass man am Anfang direkt in die Welt und in die Geschichte hineingeworfen wird und alles erst sehr spät und nur bruchstückhaft aufgedeckt wird. Das schafft zum einen Spannung, zum anderen auch teilweise Überforderung. Zum anderen kommen recht viele Passagen vor, die den Plot oder die Welt als Gesamtbild nicht wirklich vorantreiben, sondern eher impressionistisch Momente beschreibt. Aber hat man sich einmal in die Atmosphäre hineingelebt, ist man einmal in der Geschichte drin, dann erkennt man, wie wunderbar die Geschichte funktioniert. Shannon schafft es wirklich toll, Stimmungen und Eindrücke wunderbar zu vermitteln. Ich habe das Hörbuch oft zum Einschlafen oder beim Malen gehört und hatte das London, das Freiheitsgefühl von Paige, wenn sie über die Dächer springt, die enge Disco der Nacht und die Figuren, aber auch Sheol I oft direkt vor meinen Augen.
Die Idee von der Story finde ich genial und sehr einzigartig, und ich persönlich habe noch nichts ähnliches gelesen. Gegen Ende wird es allerdings etwas vorhersehbar!
Auch was die Figuren angeht, kann ich nicht meckern. Paige war mir zwar nicht immer sympathisch, aber ihre Entwicklung und ihre Geschichte hat mich mitgerissen. Auch die anderen Seher sind in ihrer Art oft einzigartig.
Es gibt durchaus einige Stellen, die teilweise konstruiert wirken und dadurch Plot Holes oder Logikfehler entstehen. Aber gerade beim Hören gehen diese eher unter, man bekommt es zwar mit, es ist aber nicht so penetrant wie beim Lesen. Und obwohl das Werk in der Zukunft spielt, 2059, kann man nicht erwarten, eine zukünftliche Atmosphäre zu entdecken. Teilweise wirkte London eher rückschrittlich.

Insgesamt muss ich sagen, dass dies eines der besten Hörbücher war, das ich bisher hatte. Ich mochte die Sprecherin, ich mochte die Welt, ich mochte die Umsetzung und die Figuren. Der vorhersehbare Plot und die anfängliche Überforderung sind durchaus einige Schwächen, die die Hörbuchvariante jedoch ganz gut kaschieren kann. Ich vergebe vier Sterne, weil ich noch Luft nach oben sehe und glaube, dass man mit der Grundlage, die das Buch liefert, noch viel mehr hätte herausholen können.
Dennoch bin ich gespannt auf die Folgebänder!

Cover des Buches Drachenreigen (ISBN: 9783104904191)

Bewertung zu "Drachenreigen" von Kai Meyer

Drachenreigen
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine sehr schön geschriebene Kurzgeschichte mit dem typischen Kai Meyer-Charme.
Leider viel zu kurz

Kai Meyer beschreibt in der Kurzgeschichte Drachenreigen einen Abend, an welchem zwei junge Menschen sich verbotenerweiße das Spektakel der Paarungstanze von Drachen im Freien hinter der Mauer ansehen. Dabei entsteht zwischen den beiden eine erotische Stimmung.
Wie zu erwarten war die Kurzgeschichte schön geschrieben und mit der typischen Kai-Meyer-Phantastik versehen. Man begleitet aus der Ich-Perspekive den Jungen, der von dem Mädchen auch Amethyst genannt wird, und erlebt seine Gefühle der Nacht. Die Drachentänze und die Gedanken des Jungen springen einem beim Lesen nahezu entgegen. Kai Meyer versteht es einfach, großartige Atmosphären und Kulissen zu erschaffen.
Leider ist die Kurzgeschichte wirklich sehr kurz, ich hatte die Geschichte in unter 10 Minuten gelesen, wobei ich mir sicher bin, dass man aus dem Setting noch mehr herausholen hätte können, als es letztlich wurde. Natürlich ist es eine Kurzgeschichte und diese sind von ihrer Natur heraus einfach knapp und lassen vieles nur angedeutet. Vom Umfang her reicht sie mir eigentlich auch völlig aus. Nur die inhaltliche Substanz empfinde ich als etwas mager. Es fehlt mir einfach der gewisse "Twist", irgendetwas, was die Geschichte noch interessanter macht, ihr eine tiefere Ebene verleiht oder noch einmal in eine andere Richtung lenkt.
Insgesamt eine ganz nette Kurzgeschichte, die ihr Potential aber nicht vollends erschöpft hat. Wer Kai Meyer gerne liest, hat sicher eine kurzweilige Freude daran, ich finde 99 Cent dennoch als gar nicht so wenig für das, was man bekommt.

Cover des Buches Vom Ende der Einsamkeit (ISBN: 9783257069587)

Bewertung zu "Vom Ende der Einsamkeit" von Benedict Wells

Vom Ende der Einsamkeit
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein wunderbarer und trauriger Roman mit grandiosem Schreibstil.
Cover des Buches Die Krone der Sterne (ISBN: 9783596035854)

Bewertung zu "Die Krone der Sterne" von Kai Meyer

Die Krone der Sterne
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Schöner Schreibstil, sehr spannend, aber mir fehlt das gewisse Etwas.
Die Krone der Sterne

Kai Meyers Science-Fiction-Roman "Die Krone der Sterne", bestehend aus 461 Seiten auf 56 Kapiteln, ist ein echter Pageturner, der seine Stärken vor allem darin gefunden hat, die Figuren und auch den Leser von einer actiongeladenen Szene zur anderen zu jagen.
Inhaltlich geht es um Iniza, eine Baroness und Tochter des Herrschers des Planeten Koryantum im galaktischen Reich Tiamade. Dieses wird von Hexen beherrscht. In regelmäßigen Abständen werden junge Frauen dem Oberhaupt der Hexen, der Gottkaiserin, als Bräute ausgewählt und niemand weiß, was mit ihnen geschieht. Iniza soll genau dieses Schicksal der Braut ereilen, doch sie entschließt sich zur Flucht. Gemeinsam mit ihrem Geliebten Glanis bricht sie auf und sie treffen dabei auf den KopfgeldjägerKranit und die Alleshändlerin Shara, mit denen sie eine äußerst dynamische Gruppe bilden.
Alle Figuren haben ihre eigenen Beweggründe und agieren dementsprechend anders innerhalb der Gruppe. Teilweise widersprechen sich ihre Ziele und Handlungen, und dennoch müssen sie zusammen arbeiten. Kranit und Shara sind beide sehr spannende, aneckende Figuren mit einem interessanten, schlagfertigen und rauen Charakter. Zwischen ihnen entstehen meines Erachtens auch die interessantesten Dialoge im Buch.
Anfangs dominieren klar die Figuren von Kranit und Shara. Iniza begleitet man zwar von Anfang an und sie bringt den Stein erst ins Rollen, aber ihre Figur und ihr Charakter etabliert sich erst später. Während sie mir anfangs noch wie eine dickköpfige Adelige vorkam, hat sie sich im späteren Verlauf als mutig, schlagfertig und tough herausgestellt. Dagegen ist Blanis leider sehr blass geblieben und bleibt ein eindimensionaler Charakter, der zuweilen nur als Anhängsel von Iniza erscheint.
Insgesamt "leidet" die Beschreibung der Figuren insgesamt unter der hohen Spannungsdichte. Gemäß der Natur einer Flucht lässt die Geschichte einem kaum eine ruhige Minute. Man springt von einer Actionszene zum nächsten Cliffhanger, hinter gewaltigen Kulissen und atmosphärischen, detailierten Beschreibungen, die teilweise das sonst sehr schnelle Tempo drosseln - was gut ist, denn das braucht das Buch, um nicht zu schnell durch die Geschichte zu jagen. Durch die vielen (mehr oder weniger) überraschenden Wendungen bleibt es immer spannend. Dennoch würde ich sagen, dass das Buch in einigen Teilen recht vorhersehbar ist. Technisch gesehen sind die Wendungen immer so platziert, dass sie immer zum "geeignetsten" Punkt kommen, weshalb ich oft schon wusste, wann etwas neues kommt oder wann sich etwas ändern wird. Inhaltlich gab es gegen Ende recht viele Dinge, mit denen ich nicht gerechnet habe, was mir sehr gut gefallen hat.
Was mich leider doch sehr gestört hat, waren die vielen Fragen, die das Buch aufgeworfen, aber nicht beantwortet hat. Natürlich bietet dies Stoff für einen zweiten Teil, aber mich lässt das nach einem Buch unbefriedigt zurück, wenn das Buch so viele Fragen offen lässt, dass es mir nicht mehr recht sinnig erscheint. Dies war hier leider der Fall.
Insgesamt bietet Die Krone der Sterne ein rasantes, fantasie- und liebevoll beschriebenes Action-Sci-Fi-Abenteuer mit einer Menge Spannung und unerwarteten Wendungen. Dadurch wird das Buch zu einem echten Pageturner - Kai Meyer hat hier bewiesen, dass er dies wahrhaft gut kann. Dennoch bin ich nicht uneingeschränkt begeistert. Die Figuren sind zwar alles andere als eindimensional, aber für meinen Geschmack nicht gut genug beleuchtet, ebenso wie viele Hintergrundinformationen, die ich mir noch gewünscht hätte.



Cover des Buches Schau mir in die Augen, Audrey (ISBN: 9783837132021)

Bewertung zu "Schau mir in die Augen, Audrey" von Sophie Kinsella

Schau mir in die Augen, Audrey
Blaetterwindvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein viel zu seltenes Thema, das hier wirklich liebevoll dargestellt wird.
Rezension zum Hörbuch

Zum Inhalt:
Audrey ist Teil einer verrückten, aber liebevollen Familie. Sie erzählt in der Ich-Perspektive von ihrem Leben, das seit einem ungeklärten Erlebnis in der Schule nur noch eingeschränkt möglich ist. So traut sie sich nur noch mit einer Sonnenbrille aus ihrem Zimmer heraus und verlässt kaum noch das Haus. Durch einen Zufall lernt sie Linus, einen Freund ihres Bruders kennen, der sich ihr auf eine ganz andere Weise nähert, als andere Personen. Zusammen kämpfen sie gegen die Phobie.

Das Hörbuch:
Leider handelt es sich um ein gekürztes Hörbuch, man merkt dies allerdings kaum. Auch nach dem Lesen der Lektüre habe ich nicht das Gefühl, dass man viel weggestrichen hat. Die Sprecherin, Maria Koschny, passt wunderbar zu Audrey, teilweise hatte ich wirklich das Gefühl, dass Audrey mit mir spricht. Die Stimme wirkt gefühlvoll, schüchtern, aber keinesfalls unverständlich. Auch die unterschiedlichen Rollen stellt sie toll dar, spricht immer deutlich und klar.

Zum Stil:
Die Geschichte zielt ganz klar auf ein jüngeres Publikum ab, weshalb das Buch keinen großen Tiefgang hat. Audrey hat ein sehr eindeutiges Erlebnis, das zu ihrer Angststörung geführt hat, auch wenn dies im gesamten Buch nur angedeutet wird. Dass solche Phobien häufig nicht "nur" durch ein einziges Ereignis hervorgebracht wird, sondern auch mit dem komplexen Selbstbild zu tun hat, dass mehrere Dinge sich ineinander verstricken etc. wird hier nicht beleuchtet und Audreys Angst wird auch - ich würde mal sagen - recht geradlinig präsentiert. Die Autorin macht es aber sehr elegant: Denn man erfährt deswegen nicht alles, weil Audrey selbst den Fokus legt. Da sie die Erzählerin ist, bestimmt sie, was sie von ihrer Geschichte preisgeben möchte und was nicht.
Audrey selbst ist eine ganz wunderbare Person, mit der man sofort sympathisiert, was unter anderem auch dadurch zustandekommt, dass man sehr offen in ihre Gedanken blicken kann. Viele ihrer Ängste werden expliziert.
Auch wenn ihre Familie recht skurril und zeitweilig echt flach wirken, bzw. Klischeerollen einnehmen, sind sie doch auf ihre eigene Weise liebevoll dargestellt. Der spielsüchtige Bruder, die Mutter, die ständig eine tolle Familieneinheit und Gesundheit pflegen möchte, der kleine Sprössling, der mal so nebenbei für Chaos sorgt und der "normale" Vater, der mit den skurrilen Aktionen teilweise überfordert wirkt - alle habe ich schnell mit ihnen sympathisieren können!
Und dann ist da auch noch Linus, der zusammen mit Audrey versucht, die Angst zu bewältigen. Er wird wirklich liebevoll dargstellt und hat auch mit Audrey zusammen den komplexesten Charakter.
Bei der schweren Thematik könnte man meinen, dass das Buch recht trocken ist, aber gerade durch Linus, der sich für keinen Spaß zu schade ist, und der Familie, wird die ganze Geschichte zu einem witzigen Erlebnis.
Von der Sprache her ist das Buch nichts besonderes - ein Jugendbuch eben. Mir ist weder negatives, noch positives aufgefallen.
Die Spannung nimmt am Ende eindeutig zu und das Buch hat auch einen recht klassischen Klimax, dennoch animiert einen die Story hauptsächlich weiterzuhören/lesen, weil man mehr Zeit mit den Personen verbringen will und weil die Entwicklung von Audrey, heraus aus ihrer Angst, sehr kraftschöpfend ist.

Fazit:
Das Buch bietet eine sehr liebevolle, authentische, wenn auch recht einseitige und flache Präsentation eines Phänomens, das leider viel zu selten behandelt wird. Soziale Phobie ist keine Randerscheinung, sondern ein ernstes Problem. Kinsella schafft es hier auf eine ganz wunderbare Art, einem das Thema näherzubringen.
Die tollen Szenarien, die sie hier entwirft, werden von der Sprecherin, Maria Koschny, nur noch untermalt und grandios in Szene gesetzt.

4 von 5 Sternen, weil das Buch noch mehr Tiefe hätte vertragen können. Ansonsten habe ich nichts auszusetzen!


Cover des Buches Mein Herz wird dich finden (ISBN: 9783737353526)

Bewertung zu "Mein Herz wird dich finden" von Jessi Kirby

Mein Herz wird dich finden
Blaetterwindvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein rührendes und schönes Buch. Leider mit sehr abrupten und vorhersehbarem Ende.
Dein Herz kannst du nicht betrügen

Zusammenfassung:

Mia hat ihre große Liebe Jacob durch einen Autounfall verloren. Und mit ihm auch ihr Glück und ihre Freude. Sie kann sich nicht von ihm verabschieden und sucht nach einem Weg, ihm nahe zu bleiben. Für Mia steht fest: Sie muss denjenigen sehen, der nun das Spenderherz von ihrem geliebten Jacob in sich trägt. Sie will nichts weiter. Sie will ihn nur sehen. Doch dann läuft alles anders - sie lernt Noah kennen und plötzlich findet sie wieder Freude am Leben. Sie fühlt sich konfrontiert: Darf sie überhaupt glücklich sein? Oder ist sie es Jacob schuldig, sich nicht zu verlieben? Und wann wird sie Noah die Wahrheit erzählen?

Cover, Titel:

Das Cover hat einen wunderschönen, glänzenden Goldfolien-Effekt, der sich nach unten hin in ein Rosé-Gold entwickelt. Ich mag den thematischen Kontrast zwischen dem Mechanischen der Zahnräder und dem Dynamischen der Wellen. Noah ist ein Kajak-Fahrer und bringt dies Mia im Buch bei - daher passen die Wellen ganz wunderbar. Auf das Herz wird im Buch auf sehr oft verwiesen. Abgesehen von dem Spenderherz selbst wird zum Beispiel erwähnt, dass ihre Herzen im gleichen Rhythmus schlagen usw. Das Motiv des Herzens zieht sich also nicht nur auf dem Cover wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte.

Meinung:

Jessi Kirbys Roman hat 34 Kapitel auf 365 Seiten. Jedes Kapitel fängt mit einer eigenen Titelseite an, auf der Vorderseite die Kapitelnummer und auf der Rückseite ein Zitat bzgl. verschiedener Dinge. Ab und zu geben diese ganz nützliche Informationen über die Richtlinien des Organ-Spendens in Amerika, ab und zu sind es einfach nur literarische Zitate, etc. Jedenfalls nehmen diese Seiten sehr viel Platz weg und auch durch die vielen Absätze und durch die große Schrift geht viel Platz verloren. Dies zeigt sich dann auch im Lesen. Kaum hat man angefangen, schon ist man durch. Die Seiten fliegen nur so an einem vorbei, nicht zuletzt aber auch wegen Kirbys wunderbarem, flüssigen und leichten Schreibstils, der den Anforderungen eines Jugendbuchs absolut gerecht wird. 
Positiv aufgefallen ist mir dabei, dass sie alles sehr natürlich hinbekommt. Mia und Noah werden nicht durch irgendwelche Charakterisierungen eines Erzählers nahegebracht, sondern der Leser lernt sie durch ihre Handlungen und Gedanken kennen. Auch Schlüsselszenen fügen sich gut in die Geschichte ein. Gerade bei den traurigen und gefühlvollen Stellen brilliert der Schreibstil, der einem so nah und echt die Gefühle vermittelt, dass einem schon Tränen kommen können. Bei vielen Büchern hat man ja das Gefühl, dass ein bestimmtes Kapitel nur dazu da ist, um dem Leser bestimmte Informationen zu übermitteln oder eine Wendung in die Geschichte zu bekommen. Das ist weitesgehend nicht der Fall hier, lediglich am Ende kommt das Gefühl ein wenig hoch.
Mia und Noah sind wirklich sympathisch. Besonders Mia wirkt in ihren von Schuldgefühlen geplagten Momenten wie jemand, den man einfach durchknuddeln muss, weil man richtig mit ihr mitfühlen kann. Und umso mehr freut man sich, wenn sie langsam immer mehr ins Leben zurückfindet und immer mehr Freude zulassen kann. Man fiebert wirklich mit ihr mit und hofft für sie, dass sie irgendwann endlich lernt, loszulassen. Und Noah, der ebenfalls eine sehr schwere Zeit hinter sich hatte und nun jeden Augenblick seines Lebens genießen will, passt zu dieser Entwicklung einfach perfekt. Das Buch konzentriert sich aber nicht auf Mias Gedanken zu Jacob, wie man vielleicht meinen könnte. Tatsächlich kommt er sehr selten vor, im Grunde genommen kann man Jacob gar nicht charakterisieren. Man weiß nur, dass es ihn gegeben hat und man erlebt Mia ein paar Mal beim Trauern. Ansonsten stehen die Beziehung zwischen Mia und Noah, die sich aufbaut, und Mias Wandel zurück in das Leben im Mittelpunkt. Insgesamt passiert sehr viel auf sehr wenig Zeit oder die Handlungen werden sehr schnell abgetan. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich das Buch eben so schnell liest, aber mir kam es teilweise sehr sprunghaft vor. Beispielsweise wird fast nur beiläufig erklärt, wie Mia überhaupt herausgefunden hat, wer das Herz erhalten hat - und die Erklärung wirkt schon recht konstruiert. Und kaum haben sich Mia und Noah gerade erst kennengelernt und am nächsten Tag steht Noah schon mit einer Blume vor der Haustür von Mia. Ich hätte gerne mehr Zeit gehabt, um diese Entwicklungen von Kennenlernen, über Freundschaft, bis hin zur Liebe nachvollziehen zu können. So schien es mir etwas unrealistisch.
Spannung wird dadurch erzeugt, dass Mia es nicht schafft, Noah die Wahrheit zu sagen. Denn eigentlich wollte Noah keinen Kontakt zu den Angehörigen von Jacob haben. Doch irgendwie ist sie in diese Situation hineingerutscht und hat nun Angst, Noah zu verletzen oder ihn gar dadurch zu verlieren. Umgekehrt verheimlicht auch Noah seine Vergangenheit vor Mia, weil er vergessen will. Er will die Krankheit besiegt haben und einfach von vorne anfangen. Das Ganze macht das Buch zumindest dahingehend recht ruhig. Der Spannungsbogen ist recht flach, wobei dies bei Liebesgeschichten ja häufig der Fall ist.  Die Spannung nimmt dann rasant in den letzten 50 Seiten Fahrt auf und da hat es Jessi Kirby meiner Meinung nach eindeutig übertrieben. Das Ende war insgesamt viel zu voll, es passieren sehr viele Dinge gleichzeitig und lösen sich dementsprechend auch viel zu schnell und passen nur sehr bedingt ineinander. Der Konflikt wurde auch sehr vorhersehbar, denn es nimmt eine sehr klassische Wendung und bringt nichts Neues mit sich. Es ist eben ein typisches, gelingsicheres Ende, das man schon gefühlte 10.000 mal gelesen hat. Ich hätte mir auch mehr Tiefgang gewünscht. Das Thema bietet dafür eine absolut gute Basis, auf die man hätte aufbauen können. Fragen bezüglich der Handlungsfreiheit, der Schuldgefühle, aber auch die Problematik der Spender-Organe selbst. Allerdings hat Jessi Kirby diese Kurve nicht gekriegt und stützt sich in ihrem Buch lediglich auf die subjektiven Gefühle Mias.

Fazit:

Jessi Kirby hat eine sehr schöne, in vielen Teilen authentisch wirkende Geschichte erschaffen mit ergreifenden Momenten, die einen in süßen Schmerz versinken lassen können. Tolle Charaktere und wunderschöne, lebensbejahende Momente runden die schwere Thematik ab. Leider vergehen einige Handlungen viel zu schnell, oberflächlich und sind so vorhersehbar, dass die Überraschungsmomente leider nicht funktionieren. Gerade das abrupte Ende hatte einige Enttäuschungen mit sich gebracht. Insgesamt sehe ich das Potenzial des Buchs einfach nicht erschöpft. Es hätte noch etwas mehr Tiefe vertragen können.

Über mich

Gestatten Emilie, 19-jährige Leseratte, Bastel-Freak, Philosophie-Stundentin aus Wien mit zu vielen Hobbys und zu wenig Zeit!

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