"Birthday Girl" ist das erste Buch, was ich von Penelope Douglas lese und was mich so fasziniert, gefesselt und mitgerissen hat, dass ich es an einem Tag verschlungen habe. Was als Forbidden Romance beworben wird, ist ein einfühlsamer Roman über eine sich findende Beziehung, die moralisch zwar fragwürdig ist, aber wo die beiden Protagonisten alles versuchen, um sich einzureden, wie falsch es wäre ihren Gefühlen nachzugeben und das sie einer anderen Person nicht schaden möchten...
"Was ist mit dir?", will ich wissen. "Hast du eine Idee, wie dein Leben eines Tages aussehen soll? Ehe, Hochzeit, der perfekte Tag, das perfekte Kleid...?"
Sie seufzt nur und nimmt einen Schluck aus der Flasche. "Ich mache mir nichts aus einer Hochzeit", sagt sie und starrt auf den Fernseher. "Ich will einfach nur leben."
Leben.
Die Worte treffen mich hart, und ich weiß nicht, warum.
Vielleicht, weil ich immer noch auf dasselbe warte.
Die neunzehnjährige Jordan hat schon viele Enttäuschungen in ihrem Leben hinnehmen müssen und schnell gelernt auf eigenen Füßen zu stehen. In ihrer Beziehung ist sie die Verantwortungsbewusste, die sich um den Haushalt kümmert, Rechnungen im Auge behält und für ihre gemeinsame Zukunft spart, während ihr Freund Cole mehr an Partys interessiert ist. Er ist ihr bester Freund und einer der wenigen Menschen, neben ihrer Schwester und Chefin, den sie in ihrem Leben hat, weshalb sie öfter über seine Unzuverlässigkeit hinweg sieht. Als er an dem Abend ihres Geburtstages nicht erreichbar ist, obwohl er versprochen hat sie abzuholen, geht sie alleine ins Kino, um sich ein wenig abzulenken. Dass sie dort einem älteren Mann begegnet, den sie auf dreißig schätzt und mit dem sie sich unbeschwert unterhalten kann, dem sie immer wieder Seitenblicke zuwirft, während sie sein Gesicht und seine Tätowierungen bewundert, lässt sie für einen Moment all ihre Probleme vergessen. Ihr wird klar, dass sie lange nicht mehr so entspannt war und das nur dank eines Fremden. Als sie sich zaghaft verabschieden, verändert der Anruf ihres Freundes alles, denn kurz darauf sitzt sie mit dem Mann, der sich als Pike Lawson vorstellt, im Auto auf dem Weg zur Polizeistation, um seinen Sohn - ihren Freund Cole - rauszuholen...
Dieses Buch beginnt so toll, auf einer Ebene, die mich persönlich anspricht, denn ich finde nicht, dass das Alter oder das Aussehen die ersten Faktoren sind, die darüber entscheiden, ob zwei Menschen zueinander finden. Das erste Aufeinandertreffen von Jordan und Pike war alles andere als romantisch, ein purer Zufall, der genau in eine Situation geführt hat, die wir uns doch alle wünschen: Zwischenmenschliche, unkomplizierte Kontakte, die unsere Stunden mit guter Laune, in netter Gesellschaft, füllen und uns ein gutes Gefühl geben. Ohne Hintergedanken. Eine Anziehungskraft, die sich natürlich entwickelt.
Und dann kommt der große Knall und alles wird kompliziert. Doch Douglas hat nicht wirklich auf die Drama Taste gedrückt, sondern einfach den Alltagsmotor angeschmissen und ihre Charaktere in alltäglicher Umgebung mit normalen Aufgaben konfrontiert, während sich zwischen Lachern eine tiefere Verbindung aufbaut. Sie hat sich Zeit gelassen Jordan und Pike aneinander zu gewöhnen, ihnen Gemeinsamkeiten gegeben, die man mit so einem Altersunterschied eher selten sieht, doch es passt. Während er als Bauunternehmer für das erbauen eines Gebäudes zuständig ist, sieht Jordan als Studentin für Landschaftdesign das, was um das Gebäude herum entstehen kann. Jordan ist keine typische neunzehnjährige, die Spaß auf Partys hat, dafür liebt sie Musik und Filme der 80er. Und Pike, der selbst in ihrem Alter war als er Vater wurde, hat seither nur noch für die Bedürfnisse seines Sohnes gelebt, sich einen Job gesucht, der notwendig war um seine Familie zu ernähren, statt seinem Traum - zur Navy zu gehen - zu folgen. Pike hat alles gemacht, was notwendig war und sein wildes Leben hinter sich gelassen, und nun ist er achtunddreißig mit einem Leben, dass sich - wie Jordan es ausdrückt - eher zweckmäßig anfühlt. Sein Haus ist großartig und doch unpersönlich.
Ich bin kein großer Fan von Sexszenen, da Sex für mich etwas sehr persönliches ist und ohne tiefere Verbindung nicht funktioniert. Was die Autorin in diesem Buch geschafft hat, war jedoch so außergewöhnlich feinfühlig und mitreißend, dass es gepasst hat. (Und so herrlich spicy, dass selbst ich meinen Spaß daran hatte.) Manche Szene fühlte sich an wie ein Hammer, der aus dem Nirgendwo kommt und es gab Momente, wo ich ein wenig sauer war, dass die tolle Kommunikation, die zwischen Jordan und Pike herrscht, plötzlich auf ein kindliches, stures und animalisches Niveau gesenkt wurde. Nichtsdestotrotz passte es zu dieser Geschichte, was sich vielleicht merkwürdig anhört, aber man darf nicht vergessen, dass Jordan eben "doch nur neunzehn" ist, wenig Erfahrung hat und Pike, der alles versucht seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, eben "doch nur ein Mensch" ist und auch Gegensätze anziehend sein können.
"Birthday Girl" war eine außergewöhnliche Leseerfahrung, die mir sehr, sehr gut gefallen hat. Die Entwicklung der Geschichte hat genau das richtige Tempo. Es gibt frustrierende Reibungspunkte, die alles etwas spannender gestalten und sehr viele lustige Momente. Aber vor allem finde ich es gut, dass sich ein Buch auch mal damit beschäftigt, dass etwas nicht der Norm entsprechen muss, um perfekt zu sein. Während die meisten Menschen wahrscheinlich über einen Altersunterschied von neunzehn Jahren erschrecken werden, lag genau darin für mich der Reiz, denn nicht jeder Mensch, der gerade erst erwachsen wird, hat Lust immer nur ein Teenager zu sein, sondern möchte auch Stabilität im Leben. Während gleichzeitig ein Mensch, über den man denken könnte er sei in einem Alter, wo er alles schon erlebt hat, noch viel neues entdecken kann. Außerdem ist achtunddreißig nun wirklich kein Alter, also bitte! Auch der verbotene Aspekt, dass sie erst eine Beziehung zu dem Sohn hat und sich dann zu dem Vater hingezogen fühlt, wird hier gut und emotional aufgearbeitet. Nichts geschieht grundlos.
FAZIT
Penelope Douglas ist mir mit "Birthday Girl" im positivsten Sinne unter die Haut gegangen und ich habe mitgefiebert, mitgeschimpft und mitgelacht. Die Anziehungskraft zwischen Jordan und Pike ist mitreißend und der Strudel aus ankämpfenden Gefühlen und der leichten Selbstverständlichkeit in ihrem Umgang miteinander eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Sich einfach einmal nicht mit seinen Problemen beschäftigen zu müssen, während man in der Gesellschaft des anderen Trost findet, war ein guter Start für eine Geschichte, besonders da zwar eine körperliche Anziehungskraft besteht, diese aber nicht im Vordergrund steht. Wie Jordan in Pike einen Gesprächspartner findet, den sie noch nie zuvor hatte, zu Themen, die man unter Jugendlichen üblicherweise nicht findet, hat mir sehr gefallen.
"Birthday Girl" ist für jeden Leser gemacht, der Spaß daran hat in ein kompliziertes Drama - das nicht zu dick aufträgt - abzutauchen, das mit viel Emotionen aufgearbeitet wird. Hier wird nicht einfach eine Geschichte erzählt, sondern gelebt und in Form gebracht. Die abwechselnde Erzählweise, mal aus Jordans und mal aus Pikes Sicht, war genau die richtige Art, um tiefer in diese Geschichte und die Gedanken der Protagonisten eintauchen zu können.
LIEBLINGSZITAT
"Also okay, die Sache ist die ... ich weiß, dass die Dinge anders waren, als du ein Teenager warst, so ungefähr vor ACHTZIG JAHREN!", schreit sie mich an.
"Das war vor zwanzig Jahren, danke."
"Aber heutzutage", fährt sie fort, "machen wir Frauen uns nicht mehr für das Verhalten von Männern verantwortlich." Sie funkelt mich an und verzieht spöttisch die Mundwinkel. "Wenn er schauen will, dann kann ich ihn nicht aufhalten. Wenn er sich zurückziehen und sich einen runterholen will, dann werde ich das nie erfahren. Nicht mein Problem!"
Ich balle die Hände zu Fäusten. Verdammte Göre.
Ich ringe nach Luft, halte ihrem Blick aber stand.
Sie hat recht.
Ich weiß, dass sie recht hat. Sie hat nichts Falsches getan. Ich will nur...
Ich will nicht, dass er sie angafft.