B

Bob_Marleys_Enkel

  • Mitglied seit 03.12.2018
  • 2 Bücher
  • 2 Rezensionen
  • 2 Bewertungen (Ø 3)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne0
  • 4 Sterne1
  • 3 Sterne0
  • 2 Sterne1
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (ISBN: 9783570585016)

Bewertung zu "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
Bob_Marleys_Enkelvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Kurzweilig, witzig, spritzig. Jedoch sollte man das Werk nicht so ernst nehmen, wie manche es hier vielleicht tun.
Es macht halt einfach Spaß. Punkt.

Der Hype um den Hundertjährigen von Jonas Jonasson hat unglaubliche Dimensionen angenommen, in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei primär um ein wirres Konstrukt aus unzähligen Nebengeschichten, Handlungssträngen und Zeitsprüngen handelt. Das Werk ist beileibe keine Weltliteratur; es wird weder Berge versetzen noch ein Aufruf einer neue Generation sein, und man sitzt am Ende nicht da und ist (in etwa "Steppenwolf"-ähnlich) in seinen Grundfesten erschüttert.


Woher kommen dann die vier Sterne?

Es macht halt einfach Spaß zu lesen.
Und das reicht meiner Meinung nach für eine positive Bewertung. Zumal der Autor sich sicherlich im Klaren darüber war, was er schrieb und wie es ankommen würde.

Angefangen mit den Charakteren. In erster Linie Allan Karlsson. Aber auch die anderen. Alle unglaublich schrullig, haben alle ihre Macken, zweifelsohne, aber sind gerade deswegen wirklich liebenswert. Man darf nicht darauf hoffen, große Persönlichkeitsanalysen zu erhalten, denn damit kann das Werk nicht dienen. Aber dafür hat jeder seine eigene kleine Lebensgeschichte, und die ist im Normalfall so schräg, dass man nicht umhin kommt, kurz darüber zu lächeln. An absurden Ideen mangelt es Jonas Jonasson definitiv nicht.

Und natürlich sind die Figuren überzeichnet. Aber das Buch lebt davon, dass es sich gewissermaßen selber auf die Schippe nimmt und sich in seiner eigenen Absurdität weiterspinnt. Und kaum hat man einen "Was zum Teufel?"-Moment hinter sich, kommt direkt der nächste. Der plattgesessene Humpen. Stalins Gesangsrunde. Der Umgang der Ljungberg-Brüder mit dem Erbe des toten Onkel. Herbert Einstein (der einer meiner Lieblingscharaktere ist), Harry Truman, der Piranha. Witz und Einfallsreichtum an allen Ecken und Enden.

Vom Schreibstil kann man halten, was man will. Natürlich zielt er darauf ab, witzig zu sein, betont lässig, nüchtern, mit klarer Trennlinie zwischen den Guten und den weniger Guten. Das Element des Tiefgangs fällt dadurch natürlich hinten runter. Aber damit muss man sich abfinden. Und dann kann man es genießen, als eine leichte Lektüre, die nicht langweilig wird und darüberhinaus auch noch informativ ist.

Vier Sterne drückt genau meine Einstellung zu diesem Buch aus. Gut, sogar ziemlich gut, aber eben nicht ganz überragend gut.

Cover des Buches Die Geschichte der Baltimores (ISBN: 9783492310796)

Bewertung zu "Die Geschichte der Baltimores" von Joël Dicker

Die Geschichte der Baltimores
Bob_Marleys_Enkelvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Der Wille des Autors war da, nicht aber das Gefühl für das richtige Maß an Anspruch und zur Situation passender Dramatisierung.
Joel Dickers Fehltritt

Das Werk gerade zum zweiten Mal gelesen, erstes Mal ist schon ein gutes Jahr her, und ich dachte mir: Du gibst dir jetzt nochmal die volle Ladung.


War damals eigentlich eher ein Zufallskauf, habs in einem Bahnhofsbuchladen rumliegen sehen und mich von den guten Rezensionen, dem nicht unspannend klingenden Klappentext, dem durchaus an- und vielversprechenden Cover und natürlich dem obligatorischen Spiegel-Bestseller-Button überzeugen lassen. Elf Euro sind jetzt ja auch nicht gerade dramatisch, obwohl man als Student meistens ja nicht gerade in Geld schwimmt.

Doch nun zu dem Werk des guten Monsieur Dicker.

Die Thematik ist interessant gewählt. Eine nach außen heil anmutende, erfolgreiche Familie, in der es innendrin knistert und nach und nach persönliche Spannungen zutage treten, die schließlich die Dinge außer Kontrolle geraten lassen. Marcus, den Spross des weniger glamourösen Familienzweiges als Hauptfigur gewählt zu haben, ist eine nachvollziehbare Entscheidung. Geht im Buch ja auch um den anderen Zweig, die Baltimores, wie der Titel schon suggeriert. 

Die ersten fünfzig Seiten haben sich auch gar nicht mal schlecht gelesen. Gut, da waren die etwas hölzern wirkenden Dialoge (wobei da möglicherweise auch die Übersetzung ihren Anteil dran hat), die etwas heroisch anmutende Zeichnung der Hauptfiguren (oh ja, es begann schon früh im Buch) und der wiederholte Hinweis auf die sogenannte ausstehende (beziehungsweise schon geschehene, aber im Dunklen gehaltene) Katastrophe, was als Stilmittel doch irgendwie etwas ungelenk anmutet. Trotzdem war eine gewisse Erwartungshaltung da aufgrund des flüssigen und leicht runtergehenden Schreibstils sowie des Wissens, dass irgendwann irgendetwas passieren würde.

Und dann ging es irgendwie bergab. Der Stil blieb weiterhin solide, aber das war auch das einzig positiv nennenswerte. Ein derartiges Ausmaß an positiver Charakterüberzeichnung (gibt es das Wort?) ist mir selten untergekommen. Hillel, der Beste von den Besten der Intelligentesten, Woody, der Beste der Besten der Footballliga, und das gleiche könnte man für so ziemlich jede handelnde Person machen, mit Namen Alexandra, Onkel Saul, Tante Anita, Patrick Neville uvm. Puh. Zwischen so vielen Halbgöttern war gar nicht so klar, wer jetzt eigentlich für die Rolle des Helden Numero Uno vorgesehen war. Das beständige Verweisen auf die Katastrophe blieb weiterhin ein präsentes Element, und so musste der geneigte Leser bis fast zum Ende warten, bis das Geheimnis gelüftet wurde, und das große Aus-Allen-Wolken-Fallen blieb dann auch noch aus, denn die Katastrophe war eine ziemlich banale und der vorher aufgebaute Kult darum irgendwie überzogen.

Hauptfiguren leben davon, dass man sich ihnen annähert und im besten Fall ihre Gedanken und Gefühle mitempfindet, gerade im hinteren Teil eines Buches, wenn man sich schon etwas näher kennengelernt hat. Nicht so bei Marcus Goldman. Dem Charakter ist Tiefgang mehr als nur ein Fremdwort, Selbstreflexion eigentlich nicht vorhanden, die Handlungen sind fragwürdig und sowieso der ganze Plot. Man hat die einstige Liebe sieben Jahre nicht gesehen, und dann läuft sie einem auf einmal weit entfernt vom letzten Treffpunkt vollkommen zufällig über den Weg. Erst gibt es zwar kleinere Schwierigkeiten, aber dass die beiden am Ende wieder zusammenkommen, war mir persönlich schon nach ihrer ersten Begegnung klar. O-Ton:
"Alexandra?"
"Marcus?" "Marcus, bist du es wirklich?" "Marcus!" "Marcus, ich kann nicht glauben, dass du es wirklich bist."
Gähn.

Um es nochmal zusammenzufassen, wie die zwei Sterne zusammenkommen:
Positiv: der Schreibstil. Liest sich flüssig, hat auch durchaus lustige Momente, auch in der Interaktion der Figuren. Und das Thema mit der Familiengeschichte ist nett.
Negativ: megaerfolgreiche, megagutaussehende Hauptcharaktere mit ganz viel Geld und Glämmer. Ödet auf Dauer an. Dass das Ganze in den USA spielen muss, obwohl der Autor Schweizer ist, erschließt sich nicht wirklich. Da wird der Markt eine Rolle spielen. Hölzerne, etwas unrealistische Settings und Handlungen (die ganze Sache mit Scott, beim Lesen war mir nicht klar, ob ich lachen oder weinen sollte... Freue mich schon auf die Verfilmung, diese Szene wird garantiert mit dramatischer Hans-Zimmer-Musik unterlegt).
Ein Stern ist nur deswegen zu wenig, weil durch das ständige Fremdschämen für die Handlungen der Figuren und der peinlich bemühten, aber recht plumpen Spannungs- und Dramatikaura ein humoristisches Element hineinkommt.

Da es kurz vor Weihnachten ist, hier meine Empfehlung: nicht verschenken. Ich kenne das erste Buch des Autors nicht (das mit Harry Quebert oder so ähnlich), aber schlechter sollte es auf jeden Fall nicht sein. Denn die "Geschichte der Baltimores" bietet nur wenig Luft nach unten, sorry. Für die ganzen positiven Rezensionen erschließt sich mir keine logische Erklärung. Gut, außer vielleicht harten Drogen.

Ist noch jemandem außer mir die Ähnlichkeit zwischen Onkel Saul Goldman und Saul Goodman von Breaking Bad bzw. Better Call Saul aufgefallen? Nicht nur der phonologisch ähnliche Name... beide sind auch noch Anwälte, sogar sehr erfolgreiche... Naja.

Zwei Sterne sind hier das Maximum, und das auch nur mit viel Wohlwollen.

Grüße von Bob Marleys Enkel, der auf literarisch bessere Zeiten hofft.

Über mich

  • 07.03.1997

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller, Science-Fiction, Historische Romane, Biografien, Literatur, Unterhaltung

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks