Bewertung zu "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
Bob_Marleys_Enkelvor 5 JahrenKurzmeinung: Kurzweilig, witzig, spritzig. Jedoch sollte man das Werk nicht so ernst nehmen, wie manche es hier vielleicht tun.
Es macht halt einfach Spaß. Punkt.
Der Hype um den Hundertjährigen von Jonas Jonasson hat unglaubliche Dimensionen angenommen, in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei primär um ein wirres Konstrukt aus unzähligen Nebengeschichten, Handlungssträngen und Zeitsprüngen handelt. Das Werk ist beileibe keine Weltliteratur; es wird weder Berge versetzen noch ein Aufruf einer neue Generation sein, und man sitzt am Ende nicht da und ist (in etwa "Steppenwolf"-ähnlich) in seinen Grundfesten erschüttert.
Woher kommen dann die vier Sterne?
Es macht halt einfach Spaß zu lesen.
Und das reicht meiner Meinung nach für eine positive Bewertung. Zumal der Autor sich sicherlich im Klaren darüber war, was er schrieb und wie es ankommen würde.
Angefangen mit den Charakteren. In erster Linie Allan Karlsson. Aber auch die anderen. Alle unglaublich schrullig, haben alle ihre Macken, zweifelsohne, aber sind gerade deswegen wirklich liebenswert. Man darf nicht darauf hoffen, große Persönlichkeitsanalysen zu erhalten, denn damit kann das Werk nicht dienen. Aber dafür hat jeder seine eigene kleine Lebensgeschichte, und die ist im Normalfall so schräg, dass man nicht umhin kommt, kurz darüber zu lächeln. An absurden Ideen mangelt es Jonas Jonasson definitiv nicht.
Und natürlich sind die Figuren überzeichnet. Aber das Buch lebt davon, dass es sich gewissermaßen selber auf die Schippe nimmt und sich in seiner eigenen Absurdität weiterspinnt. Und kaum hat man einen "Was zum Teufel?"-Moment hinter sich, kommt direkt der nächste. Der plattgesessene Humpen. Stalins Gesangsrunde. Der Umgang der Ljungberg-Brüder mit dem Erbe des toten Onkel. Herbert Einstein (der einer meiner Lieblingscharaktere ist), Harry Truman, der Piranha. Witz und Einfallsreichtum an allen Ecken und Enden.
Vom Schreibstil kann man halten, was man will. Natürlich zielt er darauf ab, witzig zu sein, betont lässig, nüchtern, mit klarer Trennlinie zwischen den Guten und den weniger Guten. Das Element des Tiefgangs fällt dadurch natürlich hinten runter. Aber damit muss man sich abfinden. Und dann kann man es genießen, als eine leichte Lektüre, die nicht langweilig wird und darüberhinaus auch noch informativ ist.
Vier Sterne drückt genau meine Einstellung zu diesem Buch aus. Gut, sogar ziemlich gut, aber eben nicht ganz überragend gut.