Das rosafarbene Cover mit den eng umschlungenen Personen – höchstwahrscheinlich die Hauptprotagonisten Allie und Ethan – gefällt mir sehr gut: Es ist dezenter und mir wahrscheinlich deswegen gleich aufgefallen. Mindestens genauso überzeugend finde ich die Art, wie die Worte aus der Feder von Marcella Fracchiolla fließen. Der Schreibstil der Autorin ist fantastisch – leicht, zum Über-die-Seiten-fliegen, einfach angenehm.
Die Charaktere haben einen sehr unterschiedlichen Eindruck auf mich gemacht. Ethan ist mit Abstand meine Lieblingsfigur – er hat eine schwere Kindheit im Trailer Park hinter sich und muss sich nun in einer für ihn eigentlich unerreichbaren Welt zurechtfinden. Die Neuorientierung seiner Prioritäten ist mir dabei besonders aufgefallen. Auch wenn er anfangs kühl und distanziert scheint, zeichnet sich schließlich seine verletzliche Seite ab und man merkt, dass hinter der harten Schale ein weicher Kern steckt: der kleine Junge, der doch einfach nur von seiner Mutter Aufmerksamkeit geschenkt bekommen und geliebt werden möchte. Im Gegensatz zu Ethan habe ich Allie als einen recht monotonen Charakter wahrgenommen, was ich bei der Protagonistin natürlich schade finde. Sie macht einen sympathischen Eindruck, aber leider ist sie mir nicht weiter im Gedächtnis geblieben und etwas “austauschbar” gewesen. Logans anfängliche Typbeschreibung (“der Sunnyboy”) passte mir auch irgendwie nicht, er wirkt auf mich eher wie der Boy-Next-Door, was seinen Charakter nicht minder spannend gemacht hat. Er ist Ethans Fels in der Brandung und macht ihm stets bewusst, was für eine wahnsinnig große Chance auf ein besseres Leben jenseits der Armut die beiden mit den Stipendien für die Woodland Academy erhalten haben. Ja Logan ist für Ethan so wichtig wie Sam für Frodo: Er ist immer für ihn da, kann aber auch ordentlich seine Meinung abgeben, wenn der Bad Boy wieder übertreibt (nicht, dass ich Frodo als “Bad Boy” bezeichnen würde ^^).
Ich finde es bemerkenswert, dass die Marcella Fracchiolla ernste Themen wie Gewalt, Drogen etc. anspricht, jedoch sind sie mir zu knapp ausgeführt. Um die Dramaturgie und Spannung zu steigern, hätte ich einzelne Szenen breiter ausgeführt, dann hätte mich die Autorin mehr abgeholt. Auf der Rückseite des Buches wird die Geschichte als “sozialkritisch” beschrieben. Dem kann ich mich leider nicht ganz anschließen, da ich als Leserin dafür zu oft mit Klischees konfrontiert wurde. Was mich gestört hat, war hier vor allem die Art und Weise, wie die anderen mit Lanas Erscheinungsbild umgegangen sind. Sie schminkt sich gerne und viel, und da kommen die anderen natürlich nicht drum herum, ihr ständig an den Kopf zu werfen, wie viel schöner sie doch ohne Make-Up aussähe. Natürlich soll dies ein Kompliment sein, aber ich glaube, ich bin über die Geschichten hinweg, in denen die “guten, natürlichen” Mädchen auf Schminke verzichten. Hier würde ich also das “Schwarz-Weiß”-Denken “entschärfen”. Aber das ist natürlich schon Meckern auf hohem Niveau! 🙂
Die Spannung kommt an mancher Stelle auf emotionaler Ebene zu kurz. Eine Schlägerei ist immer actionreich, doch haben mich sogar ausschlaggebende Szenen, wie die auf der Party (ich möchte nichts spoilern, deswegen psst ;)), emotional nicht mitreißen können, weil auch hier Ethan wieder als der “Schlägertyp” und Allie als das “arme, unschuldige Reh” dargestellt wird. “Herzerfrischend” ist die Handlung, das unterschreibe ich sofort! 🙂 Aber um “herzerfrischend anders” zu sein, hätte ich mir Allie selbstsicherer vorgestellt. Natürlich ist sie die scheue der beiden Zwillingsschwestern und da kann man kein Savage-Level à la Leah erwarten. 😉
FAZIT:
Eine nette Geschichte für Zwischendurch, die einem schöne Lesestunden bereitet und insbesondere mit dem angenehmen Schreibstil punktet. “Too Good To Be True” greift ernste Themen auf und ist somit ein hochaktuelles Werk, auch wenn manche Szenen und Dialoge für mich zu gekünstelt wirkten. Die Reihe hat absolutes Potential, weshalb ich mir wünsche, dass Marcella Fracchiolla noch mutiger wird und den ein oder anderen Plottwist riskiert. 🙂 Dann müsste dem Titel zum “Bestseller” eigentlich nichts mehr im Wege stehen…
Weitere Rezensionen findest du bei https://booksdream.de/Blog