In dem Thriller "Voyeur" von Simon Beckett, dreht sich wie auch in "Obsession" und "Tiere" alles um das Leben einer einzigen Person: In diesem Fall um das des erfolgreichen Kunsthändlers Donald Ramsey. Der Mann mittleren Alters lebt recht isoliert oder hat sich zumindest innerlich von seinen Mitmenschen abgeschottet. Was wirklich Bedeutung für ihn hat, sind einzig und allein die Kunstwerke, die in seiner Galerie hängen - bis zu dem Tag, an dem er die Schönheit seiner neuen Assistentin Anna entdeckt. Von nun an dreht sich seine kleine Welt nur noch um sie und aus der anfänglichen Faszination entwickelt sich schnell eine Besessenheit. Als Ramsey den attraktiven Zeppo engagiert, um Anna zu umgarnen, nimmt die tragische Geschichte ihren Lauf...
Wer bei diesem Buch Spannung erwartet, wird leider enttäuscht. Obwohl es sich um einen Thriller handelt, zieht sich beinahe der gesamte Inhalt scheinbar endlos mit Beschreibungen des älltäglichen Lebens Ramseys' hin. Worauf sich seine Obsession genau gründet, wird auch nicht näher beschrieben; ebenso wenig wie seine Gefühle. Wer also einen ausschweifenden Einblick in das Denken eines psychisch kranken Täters erwartet, wird ebenfalls enttäuscht. Obwohl beim Lesen des Buches somit oft Langeweile vorherrscht, kann ich Beckett trotzdem etwas Positives abtun: Zwar wurde das Genre "Thriller" im klassischen Sinne meiner Meinung nach verfehlt, jedoch erzeugt gerade die oft fehlende Spannung auf grandiose Weise eine ganz andere Wirkung: Gerade dass Ramsey nur von seinem Alltag erzählt, macht deutlich, wie sehr ein Mensch sich in die Fänge einer psychischen Krankheit bewegen kann. Mit einer grausamen Banalität erzählt er von seiner Obsession, die er selbst nicht fähig ist, zu erkennen.
Aber lohnt es sich denn nun, "Voyeur" zu lesen, oder nicht?
Meiner Meinung nach auf jeden Fall. Mir persönlich gefällt die Art und Weise, auf die Beckett das Ergebnis erzeugt, nämlich sehr gut. Jedoch ähnelt es seinen beiden Büchern "Tiere" und "Obsession" im Bezug auf die eben genannte Art, zu schreiben, so stark, dass es im Nachhinein gereicht hätte, nur eines der drei zu lesen. Philosophischer Tiefgang oder andauernde Spannung, die den Werken eine besondere Note verpassen würden, fehlen nämlich gänzlich.
Insgesamt: Zwei Sterne!
Boswell
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