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Brian Brazzil

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Wem die Stunde schlägt (ISBN: B001VP90TA)

Bewertung zu "Wem die Stunde schlägt" von Ernest Hemingway

Wem die Stunde schlägt
Brian Brazzilvor 12 Jahren
Rezension zu "Wem die Stunde schlägt" von Ernest Hemingway

Obgleich gewollt karg ist Hemingway in fast all seinen späteren Werken ein epischer Erzähler (mit spät meine ich alles ab In einem andern Land. Es wird oft gesagt, seine Short-Storys seien besser als seine Romane. [Ich habe in meiner Rezension zu Der alte Mann und das Meer bereits versucht das Phänomen Hemingway, wie ich es begreife und erlebt habe, zu schildern.]

Wem die Stunde schlägt ist ein dickes Buch, ein tiefes Buch und gleichzeitig ein schweres, und dabei unglaublich leicht, wenn man es zu Ende gelesen hat. Gut, damit kann jetzt keiner etwas anfangen - vielleicht so: Wem die Stunde schlägt ist ein Buch wie ein ganz bestimmter Sommertag in Ihrem eigenen Leben: vielleicht haben sie keine großen Erwartungen gehabt, weil er auch eher mäßig anging, auch waren sie etwas müde, die ganze Zeit und irgendwie war alles auch sehr melancholisch gefärbt an diesem Tag und besonders dann am Abend. Aber im Nachhinein können sie diesen Tag nicht vergessen; vieles steigt wieder daraus hervor, viele undefinierbare Gefühle, Ideen und Gesichter; er ist auf seine eigene Art magisch geworden.
Manchmal verblasst diese Magie, wenn man genauer hinsieht und sie oder den Tag in einen Kontext setzt. Aber er bleibt eine Art ideelle Freude. So ist "Wem die Stunde schlägt" - ein Epos mit Ecken und Kanten, Kargheit und tiefer Triste, großen Gesten und voller unnützem Pathos. Aber eben auch voller nachträglicher Kraft.

Cover des Buches Zeit zu leben und Zeit zu sterben (ISBN: 9783462027266)

Bewertung zu "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" von Erich Maria Remarque

Zeit zu leben und Zeit zu sterben
Brian Brazzilvor 12 Jahren
Rezension zu "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" von Erich Maria Remarque

Der junge Soldat Ernst Gräber hat keine wirkliche Hoffnung mehr, jemals seinen schon zweimal verschobenen Urlaub zu bekommen. Während er in einem russischen Dorf sitzt, Partisanen erschießen muss und tiefgründige Gespräche mit seinen Kameraden führt, die sich meistens um Leichen und Russen drehen, denkt er, obwohl betäubt vom Krieg, intensiv über seine Erlebnisse nach.
Dann wird er abberufen, 3 Wochen Heimaturlaub.

Er kommt mit großen Erwartungen, die schnell ernüchtert werden, in ein zerstörtes Werden, in eine Stadt mit Ruinen, voller Schutt, Dunkelheit und Angst. Die Suche nach seinen Eltern bleibt erfolglos, dafür lernt er Elisabeth kennen. Ihr Vater ist im KZ und sie wohnt mit einer Funktionärin der Nazis unter einem Dach. Aus einer zarten Annäherung wird schließlich eine Freundschaft, dann eine Zweckgemeinschaft. Die beiden heiraten, damit Elisabeth Geld vom Staat bekommt.
Auch lernt Gräber einige weitere Personen und mit ihnen den Mikrokosmos der Schuttwelt kennen: Einen SS-Funktionär, der ihn mit Essen überhäuft, einen verrückter Luftschutzwart und einen Lehrer, der für der Untergrund arbeitet, um nur einige zu nennen.
Sein Urlaub ist fast um, als Elisabeth und er sich plötzlich ineinander verlieben. Die beiden schaffen sich eine Idylle und finden Glück im Gegenüber. Doch Ernst muss wieder an die Front, die sich inzwischen der deutschen Grenze um 120 Kilometer genähert hat.

Obwohl der größte Teil des Romans in der zerstörten Stadt Werden spielt, ist der Teil der an der Front spielt um einiges belebter, spannender und näher am Geschehen dran, was nicht heißt, dass der Rest schlecht ist, im Gegenteil. Er ist eben seicht, mit vielen Darstellungen des einfachen Glückes und mit vielen philosophischen Ausflügen, in die Herzen des Protagonisten und der anderen handelnden Figuren. Remarque zeichnet das Leben, welches in den Trümmern der Stadt weiter besteht, so genau, als hätte er es noch am selben Tag gesehen und sogleich niedergeschrieben. Einige Wiederholungen schmücken das Buch, als wären es spezielle remarquesche Stilmittel: Luftangriffe, das Trinken von Alkohol, das Reden über das Ende des Urlaubs, das Reden über die Liebe, das Leben und das Glück.

In vielen Dialogen stellt Remarque die Beziehung zwischen Ernst und Elisabeth dar. Er schafft es dabei, das Thema Schuld ziemlich flach und unterschwellig zu halten und geht eher auf grundlegende Dinge ein. Die Dialoge sind teilweise wirkliche Meisterleistungen der Philosophie und des geschrieben Dialogs:

“'Ich habe viel über sie nachgedacht Gräber. Und ich habe auch über das nachgedacht, was sie mir neulich gesagt haben. Es gibt keine Antwort darauf.' Pohlmann stockte und sagte dann leise: ' Nur eine. Man muss glauben. Glauben. Was bleibt uns sonst?'
'Woran?'
'An Gott. Und an das Gute im Menschen.'
'Haben sie nie daran gezweifelt?' fragte Gräber.
'Doch', erwiderte der alte Mann. 'Oft. Wie könnte ich sonst glauben?' „

Insgesamt wirkt der der Roman trotz, oder gerade wegen dieser Fülle, seltsam langatmig, aber man kann immer wieder in ihm versinken. Ein bisschen eintönig sind auch die kunstvollen Metaphern und Beschreibungen der Umwelt, doch wenn man auf den Roman zurückblickt, spürt man, dass sie ein nachhaltiges Bild hinterlassen haben. Alles in allem, bleibt Remarque ein Mann, der über den Krieg und seine Welt schreiben kann, ohne allzu offensichtlich zu kritisieren und ein Mann der über die Liebe schreiben kann, ohne sie zu kitschig oder pompöse auszuschmücken. Gerade letzteres, macht ihn zu einem wirklich lesenswerten Schriftsteller.

Cover des Buches Kinder der Nacht (ISBN: 9783608932508)

Bewertung zu "Kinder der Nacht" von Jean Cocteau

Kinder der Nacht
Brian Brazzilvor 13 Jahren
Rezension zu "Kinder der Nacht" von Jean Cocteau

"Ob ich schreibe, ob ich filme, ob ich male - ich errege Anstoß."
Jean Cocteau

Cocteau ist einer dieser Dichter (denn als Dichter bezeichnete er sich sein Leben lang, auch wenn er vor allem Filme machte und auch sehr begabte Erotische Zeichnungen) die einem das Herz erwärmen, weil sie so originell und doch im Ganzen so natürlich sind. Seine belebenden Gedichte, seine fassende Art zu erzählen und seine klar ausgerichtete künstlerische Freiheit (Cocteau war auf beinahe allen künstlerischen Ebenen aktiv, befreundet mit Picasso und hatte Verhältnisse mit Männern und mit Frauen) machen ihn und auch dieses wundervolle Buch zu Lichtgestalten in einer oftmals heute erstarrten Grautönigkeit.

Dabei ist an diesem Buch vom Inhalt her nichts Lichtes. Die ganze Zeit schwankt es in einer unbedrohlichen Dämmerung umher; der Hauptteil der ganzen, lebendigen Gefühlsoffenbarungen spielt sich in der Nacht ab, denn die beiden Geschwister Elisabeth und Paul, sind nun mal "Kinder der Nacht".

Ich zögere genaure Angaben über den Inhalt zu machen, denn jede Festlegung scheint mir bei diesem Buch wie eine Ausfahrt, wie ein Ablenken von diesem wunderbaren, ganz in sich stimmigen Traumrausch, den man während des Lesens erlebt. Weder ist dieses Buch ein surrealistisches Buch, noch kann man es ein reales Buch nennen. In wunderlicher Weise bezieht es aus beidem sein Nötigstes und lebt zwischen beidem wie im Schwebezustand. Jeder Satz, jeder Absatz ist wie ein kleiner Atemzug, im ganzen Leben des Buches; das ganze Buch eine kleine, aufs wunderbarste in den Zauber des Behütenden eingefasste Welt.

Es ist eine wunderbare Liebesgeschichte; es ist eine wunderbare Erfahrung von Kindheit, Furcht, lebendiger Regungen und traurigbizarrer Atmosphäre. Jeder sollte dieses Buch auf seine Weise erfahren, denn es steckt darin ein Urbild unser selbst, die wir, der Kindheit entwachsen, immer noch glauben, dass unsere Welt mehr zählt, als diese dort draußen.

Cocteau hatte also Recht: Er erregt Anstoß, aber nicht irgendwo draußen in der rohen Materie, sondern ganz drinnen, vielleicht bei etwas ganz vergessenem...

Cover des Buches Snow Crash (ISBN: 9783442236862)

Bewertung zu "Snow Crash" von Neal Stephenson

Snow Crash
Brian Brazzilvor 14 Jahren
Cover des Buches Der Fall (ISBN: 9783499221910)

Bewertung zu "Der Fall" von Albert Camus

Der Fall
Brian Brazzilvor 14 Jahren

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  • 01.11.2009

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