Bewertung zu "1974. Einer dieser Sommer." von A.D. WiLK
Nicis und Kates Geschichte hat mich wirklich gefesselt. Das, was sie so die Sommer auf dem Land zusammen erleben weckt in mir ebenfalls Erinnerungen an die Kindheit und Jugend auf dem Dorf. Was sie dort erleben, z.B Beeren pflücken, am See baden gehen, wandern machen ja viele in ihrer Jugend. Egal zu welcher Zeit. Besonders macht aber, dass dieses Buch in den 70er Jahren spielt. Da hat die Frau in den Köpfen vieler (vor allem auf dem Land) noch eine andere Rolle und Nici und Kate müssen ganz schön Widerstand ertragen, vor allem aus der eigenen Familie. Da geht es schon um Kleinigkeiten wie die Kleiderwahl oder den Rechten als Frau. Dazu kommt, dass beide in der Pubertät sind und gerade dabei, sich selbst zu entdecken und ihrer Identität zu finden. Das macht der Sommer im Jahr 1974 anders als die vorigen davor. Nici hat nun einen Freund daheim, den sie vermisst. Und Kate merkt, dass sie sich mehr zu Frauen hingezogen fühlt. Damals natürlich eine absolute Schande. Deshalb ist Nici auch erschrocken, als sie im Jahr davor von Kate geküsst wurde. Das macht das Wiedersehen nicht einfach, dennoch finden die beiden schnell wieder zusammen und lernen sich in diesen Wochen von einer anderen Seite kennen.
Die Autorin geht sehr sensibel mit den Themen um, die sie in ihren Büchern platziert. So auch hier. Man merkt auch, dass sie sich mit den Gegebenheiten der damaligen Zeit auseinandergesetzt und versucht hat, die zwei jungen Frau in dieser Zeit richtig handeln und denken zu lassen. Klar gibt es Themen und Handlungen, die zeitlos sind. Aber gerade Themen wie Kleidung, oder eben Homosexualität waren damals „heiße Eisen“ und gerade auf dem Land war das Denken darüber nicht ganz so fortschrittlich als auf dem Land. Nicis und Kates Angst, bei allen in Ungnade zu fallen, ist also real. Aber auch die Neugier und das Neue, was sie erleben, hat die Autorin gut dargestellt. Ich fand zudem die Beziehung zwischen den beiden Figuren sehr stimmig und auch der Wandel dieser Beziehung sehr fließend und nicht aufgesetzt oder überspitzt.
Zudem hat die Autorin einen wundervollen und malerischen Schreibstil, der den Leser schnell fesselt und in einer andere Welt eintauchen lässt.