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Buchwellenreiter-Martin

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die Katzen von Montmartre (ISBN: 9783442714445)

Bewertung zu "Die Katzen von Montmartre" von Tessa Korber

Die Katzen von Montmartre
Buchwellenreiter-Martinvor 7 Jahren
Ein tierischer Krimi

Noch bis vor einiger Zeit konnte ich mit der Gegend um Montmartre wenig anfangen, weil mir schlicht der Bezug dazu fehlte. Aber dann kam PARIS, DU UND ICH von Adriana Popescu. Durch diese tolle Liebesgeschichte um Emma und Vincent habe ich gespürt, dass die Neugierde auf diese Gegend wächst. Und als ich im Internet auf diesen Krimi gestoßen bin, in dem auch noch die Ermittler so völlig anders sind, als sonst, war mir klar, dass ich dieses Buch lesen möchte, dass ich zurück nach Montmartre muss und schauen muss, wie andere Autorinnen diese Gegend umsetzen, sie beschreiben und den Leser in ihren Bann ziehen. Tessa Korber hat das leider in meinem Fall nicht so gut geschafft, wie Adriana Popescu. Natürlich wurde auch hier die Umgebung toll beschrieben, auch hier wurden Plätze mit viel Liebe skizziert und dem Leser näher gebracht. Aber dennoch ist der Funke in dem Krimi nicht so auf mich übergesprungen, wie damals im Jugendroman. Vielleicht waren es auch die vielen Wechsel der Sichtweisen, die mir den Lesefluss etwas ins Stocken bringen ließen. In nahezu jedem Kapitel lernte man neue Charaktere kennen. Irgendwann war jede Sichtweise dran und die bereits bekannten tauchten wieder auf. Aber für mich persönlich war es etwas zu viel. Die Kapitellänge hingegen fand ich sehr angenehm und man konnte auch gut während der Mittagspause oder kurz vorm Schlafen noch ein einzelnes Kapitel lesen, ohne sich den gesamten Abend frei machen zu müssen.

Die Idee, Katzen als Ermittler einzusetzen und zu beschreiben, wie die kleinen und großen Artgenossen so über Menschen und andere Tiere denken, fand ich sehr witzig, sehr erfrischend und absolut lesenswert. Als Jemand, der nicht mit Katzen unmittelbar aufgewachsen ist, musste ich mich zwar erst daran gewöhnen, aber dies war nach sehr kurzer Zeit gut gelungen. Ich musste an so vielen Stellen schmunzeln und den kleinen Tiegern Recht geben. Die Autorin hat da auf sehr humorvolle Art gezeigt, wie seltsam sich Menschen manchmal benehmen, ohne es direkt zu merken, weil sie die Augen oft auch vor den kleinsten Dingen verschließen.

Außerdem wird in diesem Buch auch deutlich, egal ob bei Katze oder bei Mensch, wie wichtig Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt sind. Gerade dann, wenn das Leben uns mal wieder vor schwierige Aufgaben stellt. Und schwierige Aufgaben hatten auch die kleinen Vierbeiner zu lösen. Da war zum einen die plötzlich verschwundene Artgenossin, Grisette. Zum Anderen war aber auch ein richtiger Mord aufzuklären, denn eines Tages wurde eine Person tot aufgefunden. Und weder die Katzen, noch die Menschen konnten sich einen Reim darauf machen. Haben beide Fälle etwas miteinander zu tun? Können die Katzen völlig allein und ohne die Hilfe der Menschen das Rätsel lösen? Wird Grisette gefunden? All diese Fragen sind natürlich Fragen, auf die ich in einer Rezension keine Antwort geben will und werde. Dafür müsst ihr, eure Interesse vorausgesetzt, dieses Buch bei eurer Buchhandlung bestellen und in die Geschichte abtauchen.

Solltet ihr euch zum Abtauchen in die Geschichte entschließen, wünsche ich euch viel Spaß und tolle Lesestunden. Die Tatsache, dass es von mir 3,4 Sterne bekommt, zeigt allerdings nur, dass es nicht mein Jahreshighlight wird. Es soll aber in keinem Fall euch die Motivation nehmen, selbst literarisch nach Montmartre zu gehen und mit den Katzen die Ermittlungen aufzunehmen.

(weitere Infos & Fotos auf dem Blog)

Cover des Buches Post Mortem - Tränen aus Blut (ISBN: 9783596031429)

Bewertung zu "Post Mortem - Tränen aus Blut" von Mark Roderick

Post Mortem - Tränen aus Blut
Buchwellenreiter-Martinvor 7 Jahren
Er Serienkiller – Sie Interpol Agentin und am Ende steht die Hölle

Dieses Buch ist eines der Bücher, die mir beweisen, warum ich gern lese, warum dieses Hobby mich erfüllt und meine Zeit im Lesesessel zu einer der wertvollsten am ganzen Tag macht. Zumindest an den Tagen, an denen ich in meiner Wohnung bin, dem Alltag entfliehen möchte und einfach mal etwas erleben möchte, was mir mein Leben (hoffentlich) sonst nie zu bieten hätte.
Es ist nicht zwingend die Härte und die Brutalität, die LESEN zu meinem Hobby machen. Es ist viel mehr das Talent eines Autors, mich in andere Welten mitzunehmen. Obwohl ich vorher noch nie was von Mark Roderick oder seinem Erfinder gelesen habe, muss ich schon an dieser Stelle sagen, … Dieses Talent hat er definitiv.

Es war der Bücher- und Blubberstammtisch im Juni 2016, als ich Mark Roderick zum ersten Mal getroffen habe. 40 Booktuber und Buchblogger waren damals im Buchhaus Wittwer. Und Mark war ebenfalls dabei. Er war mir auf Anhieb sympathisch. Wir haben uns kurz unterhalten und ich hab mich gefreut, dass er mir mit gezielten Fragen sein Interesse an uns Bloggern bewiesen hat. Damals war schon abzusehen, dass seine Post Mortem Thriller erfolgreich werden und auch dass es, entgegen der Ankündigung im Buch, mehr als 2 Teile geben wird. Er signierte uns fröhlich und freundlich seine Bücher und machte neugierige auf den Inhalt seiner Thriller.

Dass es bei mir dennoch nahezu ein Jahr gedauert hat, bis ich zu seinem Auftaktband gegriffen habe, kann ich mir jetzt, Sekunden nach Zuschlagen der letzten Seite, selbst kaum erklären.
Was Mark Roderick hier liefert ist ein Buch, bei dem die Seiten nur so fliegen. Schon nach wenigen Sätzen hatte ich die Lust verloren, aus dem Buch aufzutauchen. Ich wollte immer tiefer in die Geschichte eintauchen, immer dringender wissen, wie sie sich zuspitzt, die Lösung näher kommt und wer am Ende das Zünglein an der Waage ist.
Wir lernen hier einen Mann kennen, der skrupellos ist, der mordet, der keine Angst zu haben scheint und dem jedes Mittel recht ist, seinem Ziel ganz nah zu kommen und es am Ende zu erreichen. Avram Kuyper ist Profikiller und zwar einer der ganz harten Sorte. Als er eines Tages von einer „Geschäftsreise“ nachhause kommt, findet er auf dem Anrufbeantworter eine alarmierende Nachricht seines kleinen Bruders.  

„Komm nachhause und räche dich an denen, die uns getötet haben“. 

Kuyper macht sich auf den Weg „nachhause“ und landet in der Hölle. Avram Kuyper ist bei aller Härte, die er in sich trägt, aber auch ein sehr liebender Mensch, ein Mensch, dem Familie so wichtig ist, dass er sein eigenes Leben wieder und wieder in Gefahr bringt, um die zu retten, die noch am Leben sind.
Außerdem lernen wir eine Frau kennen. Sie ist unbestechlich, zielorientiert, erfolgreich und durchaus hart im Nehmen. Emilia Ness ist eine Agentin bei Interpol. Sie tut sich schwer, Kind und Job unter einen Hut zu bringen, schafft es im Laufe des Thrillers (dieser Spoiler sei mir erlaubt) aber dennoch, beidem gerecht zu werden. Auch sie erhält eine seltsame Nachricht. In Frankfurt, wo sie dienstlich gerade unterwegs ist, wird sie zu einem Tatort gerufen, weil die Leiche ihr etwas zu sagen hat (hatte). Es handelte sich um ein Kuvert. EMILIA NESS – INTERPOL stand darauf. Es war ein Hilferuf, eine letzte Bitte eines Mannes, dem die schlimmste Hölle begegnet war, die einem Menschen begegnen kann. Und ganz egal, was ihr euch jetzt vorstellt, ganz egal, was ihr unter HÖLLE versteht. Es ist schlimmer, es ist härter, und es wird euch den Atem rauben. Wollt ihr wissen warum? … Tut mir leid. Das kann ich euch nicht verraten. Aber ich verspreche euch etwas. Die Seiten zwischen Cover und Buchrücken geben Aufschluss hierrüber.
Abwechselnd aus der Sicht von Avram und Emilia wird die Geschichte aufgebaut. Die Kapitel sind sehr kurz, selten länger als 10 Seiten und oft mit Cliffhangern besetzt. All diese Dinge sorgen dafür, dass der Leser am Ball bleibt, dass man immer genau wissen möchte, wie es weitergeht und dass man erst in den eigenen Alltag zurück kehren möchte, wenn der Fall beendet ist.
Die Auflösung ist ein Feuerwerk. Es ist Thrill, es ist Action, es ist Gefühl und es ist Schmerz, es ist Abgrund und Hass, es ist Mord und Totschlag. Kurz gesagt, es ist Alles, was ein guter Thriller braucht, um die volle Punktzahl zu bekommen. Nichts, als das, möchte ich hier vergeben … Glatte 5/5 Sternen, verbunden mit der Vorfreude auf Band 2.
Falls ihr von der zarten Sorte Mensch seid, die schon umkippen, wenn sie nur das Wort BLUT schwarz auf weiß vor sich haben, dann nehmt bitte dringend Abstand von diesem Buch. AUSSER ihr habt einen Menschen neben euch, der Spezialist in Mund-zu-Mund-Beatmung ist.
Seid ihr aber ein Bücherwurm, oder eine Leseratte, die mit gedruckter Brutalität, mit Blut, mit Action und jeder Menge Spannung gern ihre Lesestunden verbringen, dann seid ihr hier genau richtig und könnt einen PageTurner erleben, den ihr sicher noch eine Weile im Gedächtnis behalten werdet.
Jedes Buch ist auch ein bisschen Lehre. Etwas lernt man immer. 
Auch hier?
JA … auch hier natürlich… Man kann hier lernen, dass nicht jeder Serienkiller, so böse er auch ist, gleichzeitig herzlos sein muss. Avram Kuyper ist definitiv ein Mensch, der mir auf irgendeine Art ans Herz gewachsen ist. Und ich bin schon sehr gespannt, wie es mit seinem Leben weiter geht. Ebenso bin ich gespannt, wie Emilia Ness mit den Geschehnissen umgeht. Denn beide Hauptfiguren haben Dinge erfahren, die ihre Welt aus den Fugen rissen und sie so schnell nicht loslassen werden.

Cover des Buches Totengebet (ISBN: 9783442482498)

Bewertung zu "Totengebet" von Elisabeth Herrmann

Totengebet
Buchwellenreiter-Martinvor 8 Jahren
Der Unschuld auf der Spur

„Ein Mord, eine geheimnisvolle junge Frau und ein Anwalt im Visier eines gnadenlosen Killers“. Das sind die Grundpfeiler für den aktuellen Kriminalroman der Berliner Autorin Elisabeth Herrmann. Es sind aber auch die Worte, mit denen gern Lesungen von ihr beworben werden.
Auf einer dieser Lesungen war ich am 01. Mai 2016 und durfte nicht nur spannende Stunden mit dieser sympathischen Frau erleben, sondern auch ein richtig tolles und interessantes Gespräch über ihre Arbeit, ihr Buch und so manche Aspekte der Bücherwelt führen. Solltet ihr nun neugierig sein, was wir besprochen haben, dann könnt ihr euch im folgenden Video noch einmal das vollständige Interview, was ich im Rahmen von DREI FRAGEN AN geführt habe, anschauen.

Auf meine Frage, ob man bald wieder etwas über den Anwalt Vernau zu lesen bekommt, der auch die Hauptfigur in diesem Krimi war, sagte Elisabeth Herrmann „Jetzt hat er erstmal etwas Ruhe, denn das (was hier passiert ist) ist heftig gewesen!“
In der Tat war dieser Kriminalroman ein Roman, der dem Anwalt sehr zugesetzt haben dürfte. Es war ein sehr persönlicher Fall für den Rechtsanwalt, der vor vielen Jahren in einem Kibbuz  in Israel gearbeitet hat und nun feststellt, dass es damals Vorfälle gab, die nicht mit rechten Dingen zugingen. Durch diese Vorfälle ist er gezwungen, seine eigene Vergangenheit aufzuarbeiten und in eine Geschichte abzutauchen, die mehr als 30 Jahre zurückliegt. Das Aufarbeiten der Geschichte hat nicht viel Zeit, denn es steht eine junge Frau vor seiner Tür, die damals noch nicht geboren war, nun jedoch auf der Suche nach Informationen über ihren Vater ist. Lange Zeit ist dem Leser nicht klar, wer der Vater von Rachel ist, was ihn veranlasst hat, ihre Mutter zu verlassen. Von ihrer Mutter kann die junge Frau aus Israel keine Informationen mehr bekommen, denn kurz nach der Geburt hat sie sich das Leben genommen und somit Rachel die Möglichkeit, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren. Doch war dieser Selbstmord wirklich ein Selbstmord? Und falls ja … WARUM? Das könnt ihr nun wieder nur erfahren, wenn ihr dieses Buch lest.
Joachim Vernau war nicht der Einzige, der damals in einem Kibbuz Erfahrungen gesammelt hat, die für sein Leben von entscheidender Bedeutung sind. Auch die Autorin selbst hat dort gearbeitet und ist nach dem Auffinden alter Tagebücher darauf gekommen, diesen Teil ihres Lebens dafür zu nutzen, ein spannendes Buch zu schreiben, was es dem Leser schwer macht, danach einfach das Buch zuzuklappen und sich ein Neues aus dem Regal zu ziehen.
In der Tat hat Elisabeth Herrmann genau das bei mir geschafft. Als Leser kennen wir das Gefühl sehr gut, wenn wir nach dem Lesen ein Buch zuschlagen und wissen, dass wir jetzt eine Geschichte gelesen haben, die uns nicht gleich wieder aus dem Kopf gehen wird. So erging es mir mit diesem Krimi ganz besonders. Es war kein 0-8-15 Roman, den man schon hundertfach gelesen hat und der nur alte Klischees wieder neu aufwärmt. Es war eine Geschichte, die Abgründe zu Tage befördert, eine Geschichte, die mit wenig Blut doch sehr brutal sein kann. Wenig Blut bedeutet aber nicht, dass es kein Blut gab. Gerade Vernau selbst durfte am Ende doch den einen oder anderen Milliliter davon im Hotelzimmer lassen, bevor er diesem nicht mehr allein entkommen konnte.
Mich hat bisher noch kein Buch nach Israel geführt. Auch das fand ich äußerst spannend. Wir lesen hier keinen Reiseführer und werden nicht von Ort zu Ort begleitet, um diese Städte bis ins Detail kennenzulernen. Aber dennoch schafft es Elisabeth Herrmann durch gekonnte Erzählungen uns einen kleinen Einblick in das Denken und Fühlen der Menschen zu geben, die dort leben. Dies ist das Ergebnis einer tiefgründigen Recherche, die man schon aus anderen Krimis der Autorin kennt.  

Solltet ihr euch dazu entscheiden, dieses Buch zur Hand zu nehmen, bekommt ihr einen spannenden, interessanten und tiefgründigen Roman mit einem Ende, was die Frage offen lässt, ob es dem Berliner Anwalt Vernau überhaupt irgendwann gelingen wird, sein aktuelles Leben in geordnete Bahnen zu lenken und sich dem Recht und Unrecht in der deutschen Hauptstadt wieder zuzuwenden.
Diesem Buch habe ich glatte 4/5 Sternen gegeben. Es war das Highlight im Lesemonat April für mich. Man muss zwangsläufig sehr viel nachdenken, wenn man TOTENGEBET liest und es kann den Leser nicht kalt lassen, was im Laufe dieser 448 Seiten passiert, aber ich denke, der Anwalt kann, sofern er noch dazu in der Lage ist, auch in der Zukunft noch spannende und spannendere Fälle erleben, in denen er selbst dem Tod nicht mal so eben von der Schippe springen muss.
Anka (Ankas Geblubber) hat im April dazu aufgerufen, ihr kurze Videos zu schicken, in denen man über Bücher spricht, die man in besagtem Monat sehr genossen hat. Bei mir musste die Überlegung nicht sehr in die Länge gezogen werden. Ich wusste auch so, welches Buch ich vorstellen möchte. Dieses Video könnt ihr euch nun ebenfalls hier anschauen.

Zum Schluss jeder Rezension stelle ich mir immer wieder erneut die Frage … Würde ich dieses Buch empfehlen? Und wem würde ich es empfehlen?
Grundsätzlich ist es immer ein guter Rat, Bücher von Elisabeth Herrmann zu lesen. Man kann sich bei dieser Autorin sicher sein, dass man eine gut recherchierte Geschichte bekommt, die spannend ist und bei der man vieles lernen kann. Auch TOTENGEBET würde ich den Jenigen empfehlen, die Krimis mögen. Besonders solche Krimis, die nicht nur aus Täter, Opfer und Polizeiermittlungen bestehen, sondern aus einer handfesten Geschichte und nicht wenigen persönlichen Erfahrungen der Autorin. Obwohl dies natürlich keine Biografie ist. Es ist viel mehr die Idee einer Frau, die in der Bücherwelt etwas ist, auf das man nicht verzichten möchte. Aber wie ist das eigentlich mit guten Ideen? Kommen die einem Autor durch Zufall einfach so? Die Antwort von Elisabeth Herrmann ist gleichzeitig das Schlusswort zu dieser Rezension.
„Nein! Ideen kommen nicht durch Zufälle, genauso wenig, wie Bücher Einem, wie Ziegelsteine, auf den Kopf fallen“

Cover des Buches Ist so kalt der Winter (ISBN: 9783732501236)

Bewertung zu "Ist so kalt der Winter" von Nina Ohlandt

Ist so kalt der Winter
Buchwellenreiter-Martinvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Der flüssige Schreibstil, den Nina Ohlandt hier verwendet hat, macht das Buch zu einem sehr kurzweiligen Lesevergnügen für zwischendurch!
Kurzer Krimi mit schnellem Ende

Ganz typisch für viele Kriminalromane bekommt man bereits im Prolog einen Gewalttäter vor Augen geführt, dessen kriminelle Energie noch nicht versiegt zu sein scheint. In Gedanken schließt der geübte Krimi-Leser nun schon einen Hauptverdächtigten aus. Aber ist dieser Gedanke richtig? Oder nutzt die Autorin diese Denkweise, um ihren Kurzkrimi schon von Beginn an von unwichtigen Elementen fern zu halten? Dazu später mehr.
Das Thema WEIHNACHTEN passt nicht unbedingt in sommerliche Maitage. Dem Buch aber deshalb Sterne abzuziehen, halte ich für Unsinn. Was kann die Autorin dafür, dass ich gerade jetzt zu diesem Krimi greife? Mein Tipp an Leser, die nicht auch im Mai mit Weihnachten in Berührung kommen möchten … Lest es im Dezember. Für Alle, denen diese Tatsache Nichts ausmacht, ist es natürlich völlig unerheblich.
Äußerst knappe Kapitel sorgen zuverlässig dafür, dass diese Geschichte straff bleibt, obwohl auf die ganz fiesen Cliffhanger größtenteils verzichtet wird. Neugierig ist man trotzdem, weiterlesen möchte man auch. Immerhin muss man ja herausfinden, wer nun den Weihnachtsmann umgebracht hat und ob die arme alte Frau Jansen am Ende in Sicherheit kommt, bevor sie selbst zum Opfer der Geschichte wird.
Am Ende geraten wir von einem Kapitel zum nächsten an die Auflösung der Geschichte. Das geht so schnell, dass man es kaum merkt. Die Person, die am ganzen Dilemma Schuld trägt, ist keinesfalls unlogisch, dennoch aber sehr überraschend. In einem Roman aus diesem Genre beginnt der Weg zur Auflösung ja fast immer direkt nach dem Prolog.  Ein Bisschen mehr Ausführlichkeit im letzen Abschnitt vor eben dieser Auflösung hätte ich mir hier aber schon gewünscht!
Außerdem fand ich es etwas schade, dass die Person aus dem Prolog im Verlauf der Geschichte zwar als mögliche Täterperson ins Visier geraten ist, nie jedoch ausführlich darauf eingegangen wurde, wie deren Geschichte verlaufen ist. Abgesehen von wenigen Zeilen, ganz am Ende des Krimis.
Der flüssige Schreibstil, den Nina Ohlandt hier verwendet hat, macht das Buch aber dennoch zu einem sehr kurzweiligen Lesevergnügen für zwischendurch. 115 Seiten konnte ich mir perfekt auf 2 Abende aufteilen und als kleine Geschichte vorm Schlafengehen lesen. Nun bin ich natürlich sehr gespannt, was die Reihe für mich noch bereit hält. Es sind ja schon diverse Titel erschienen, in denen John Benthien als Hauptprotagonist besondere Mordfälle lösen darf.
Solltet ihr also Lust haben, mal etwas Leichtes lesen zu wollen, in dem es Blut gibt, in dem es Tote gibt, in dem es aber auch eine passende Portion Humor gibt, dann greif gern zu diesem E-Book. Die Geschichte ist als PRINT so leider nicht erhältlich. Aber andere Romane der Autorin sind durchaus in gedruckter Form zu kaufen. Falls ihr da mal reinschauen wollt, klickt einfach mal **HIER** und stöbert durch ihre Titel.

Cover des Buches Babylon (ISBN: 9783426653630)

Bewertung zu "Babylon" von Thomas Thiemeyer

Babylon
Buchwellenreiter-Martinvor 8 Jahren
Ein Buch mit Tiefgang, über einen Turm, der in die Tiefe geht

Wie schon sehr oft in letzter Zeit, habe ich das Lesen auch bei diesem Buch begonnen, als ich auf einer Fahrt mit dem Fernbus von Leipzig nach Stuttgart war. Die ersten 100 Seiten waren mein Ziel für die Hinfahrt an einem sonnigen Freitag. Gelesen habe ich nicht weniger, als 200 Seiten. Nicht unbedingt viel für 7 Stunden. Aber doch viel, wenn man bedenkt, dass ich nicht die volle Reiesezeit dafür genutzt habe, den aktuellen „Blockbuster von Thomas Thiemeyer“ zu lesen. Als dieser wird uns das Buch auf der Rückseite schmackhaft gemacht. Dabei hat ein Roman von Thomas Thiemeyer solche Sätze bei mir nicht nötig. Seit ich im letzten Jahr DEVILS RIVER gelesen habe, war mir klar, dass ich von diesem Autor kein Buch mehr verpassen darf, da er einer derer ist, die mich auch mit Genre packen, welche mich bisher nicht mitreisen konnten. Thriller lese ich natürlich schon lange gern. Aber Thriller, die so viel Politik und so viele geschichtliche Hintergründe in sich tragen, haben es bisher doch eher selten auf meinen Lesesessel geschafft. 
Sowohl vom Autor selbst, als auch von einigen Bloggern wurde auch das Hörbuch sehr gelobt, weil es atmosphärisch gesprochen sein soll, weil der Sprecher (Dietmar Wunder) mit seinen Worten eine ganz besondere Stimmung verursacht. Natürlich wollte ich auch da mal reinhören und habe meine „Audible-Guthaben“ hier gleich um 1 verringert und mir dieses Buch als Hörbuch zugelegt. Diese Rezension ist jedoch keine reine Hörbuch-Rezi, deshalb wird sie auch im Bereich PRINT veröffentlicht, da ich das Buch zu ca. 70 % gelesen und zu 30 % gehört habe! Diese 30 % haben mir aber ebenfalls sehr gefallen und die oben genannten Punkte durchaus bestätigt. Wer also lieber hört, als selbst liest, kann dieses Buch sich also bedenkenlos vorlesen lassen.


Thomas Thiemeyer hat mir bei Facebook selbst auf die Frage, was das Besondere an „Babylon“ ist, geantwortet, es sei eine „Tour de Force durch alle Instanzen und kann eigentlich keinem typischen Genre zugeordnet werden“. Dieser Satz machte mich neugierig. Ich wollte herausfinden, ob es wirklich an dem ist und ob er wirklich ein Buch geschrieben hat, was es dem Leser schwer macht, zu sagen, welche Richtung es denn eigentlich eingeschlagen hat. Am Ende und nach dem Lesen/Hören des Buches muss ich sagen … mit dieser Aussage hatte der Autor absolut Recht. In BABYLON steckt so Vieles. Man liest auf dem Cover zwar das Wort THRILLER … Aber es könnten auch ganz andere Genre vermerkt sein. Es geht um Familie, es geht um Zusammenhalt, Freundschaft und Ehre spielen eine ebenso wichtige Rolle, wie Vertrauen, Zuneigung und Hingabe. Man lernt in dem Buch Menschen kennen, die für das Erreichen ihrer Ziele ohne Weiteres auch ihr Leben geben oder geben würden. Man lernt viel über Technik, viel über Geschichte, trifft aktuelle Politik ebenso, wie Vergangene, lernt Zusammenhänge zu verstehen, die man vorher nur gehört hat. All das zeigt uns Thomas Thiemeyer verstrickt in einer Handlung, die interessant ist und ihre Spannung nicht nur aus sich selbst, sondern auch aus den Orten zieht, an denen sie stattfindet. Ich selbst war noch nie in diesem Gebiet. Weder literarisch, noch körperlich. Ein Buch zu lesen, was im Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Irak spielt, hat sich für mich, als Leser, also absolut gelohnt.
Dass ich mich diesem Thema angenommen habe, wäre vor einigen Monaten sicher auch anders gewesen. Ich lese Bücher, um mich unterhalten zu lassen, um von der Welt, die sonst hier um mich herum ist, mal für einige Momente Abstand zu gewinnen. Bisher war Politik mir zwar im täglichen Leben wichtig. Ich finde es unerlässlich, mich mit dem Tagesgeschehen zu beschäftigen und zu wissen, was unsere Welt aus den Fugen werfen könnte. Aber es hatte für mich selten direkte Bedeutung beim Lesen. Durch Babylon haben sich die Welt und die Unterhaltung vermischt. Natürlich wollte ich wissen, wie das Ganze für Hannah und ihr Team ausgeht, wer am Ende mit dem Leben davon kommt und wem es genommen wird. Und ich wollte auch wissen, was die Zukunft für Hannah Peters bereit hält. Aber trotz all diesen Themen, bekommen wir auch vor Augen geführt, in welch eine Gefahr man geraten kann, wenn man sich gegen Personengruppen lehnt, die in Gebieten herrschen, welche unserer sicher wirkenden Gesellschaft sehr fern sind. Noch sehr fern sind.
In meiner letzten Rezi wurde die Frage aufgeworfen „Und viele Sterne vergibst du nun?“ Deshalb hier meine schnörkellose Antwort … 4,5/5 … Für Amazon und Lovelybooks bedeutet das, dass ich mal wieder die Rundungsregel einhalten muss … deshalb in diesen Portalen 5/5, da halbe Sterne dort ausgeschlossen sind.

Cover des Buches Die Flut (ISBN: 9783596198351)

Bewertung zu "Die Flut" von Arno Strobel

Die Flut
Buchwellenreiter-Martinvor 8 Jahren
Die Flut ... und wenn sie geht, nimmt sie dir das Wichtigste im Leben

Ich habe diesen Strobel-Thriller in Leipzig gekauft, als ich von der Lesung von Saskia und Veit Etzold kam. Natürlich in dem Bewusstsein, knapp zwei Wochen später an genau diesem Ort in genau dieser Buchhandlung auf Arno Strobel höchstpersönlich zu treffen.
Arno Strobel gehört für mich zu der Kategorie von Autoren, denen ich sehr stark vertraue. Deshalb ist es mir auch weniger wichtig, wovon der Roman handelt, wo er spielt und welche Ziele er verfolgt. Mir ist einfach bewusst, dass ein Buch, was auf dem Cover in großen Buchstaben den Namen dieses Autoren trägt, nie schlecht oder langweilig sein kann. Und ohne dem Fazit dieser Rezension vorgreifen zu wollen, … Das Vertrauen in den Autor hat sich absolut gelohnt.
Wenn ich ein Buch lese, möchte ich mich vorher und dabei immer schon informieren, wie andere Blogger und Leser über das Werk denken. Normalerweise haben Blogger ein gutes Gespür dafür, wie viel sie verraten dürfen, ohne potentiellen Lesern die Spannung zu nehmen. Wir haben mit unseren Rezensionen ja das Ziel, ein Buch vorzustellen und Andere neugierig darauf zu machen. In diesem Falle habe ich mich etwas geärgert, dass ich so viele Rezis vorher schon gelesen habe. Nicht unbedingt, weil mir das Ende verraten worden wäre. Aber durchaus, weil einige Dinge zur Sprache kamen, die ich lieber allein festgestellt und danach bestätigt hätte. Jetzt aber künftig nur noch Rezensionen zu durchstöbern, wenn ich das Buch beendet habe, ist auch nicht so toll. Dann verpasse ich vielleicht Büchertipps. Der goldene Mittelweg lässt sich da wohl schwer finden.
Beim Lesen des Prologs bekommt man beim aktuellen Buch von Arno Strobel sehr gut mit, dass hier kein Täter am Werk ist, der nicht zu 100 % weiß, dass er mehr IQ Punkte besitzt, als so manch anderer Gedächtnisakrobat. Immer dann, wenn im Buch ein Part aus Sicht des Täters erzählt wird, wird dieser nicht müde, es in Gedanken oder im Selbstgespräch zu betonen, dass er der Polizei und anderen Akteuren gnadenlos überlegen ist und sich nicht so ohne Weiteres Dingfest machen lässt.
Der größte Teil des Buches besteht jedoch aus der Sicht von Julia und Michael. Ein Ehepaar. Glücklich. Seit Jahren. Er ist beruflich erfolgreich und sie steht an seiner Seite und unterstützt ihren Freund nach bestem Bemühen. Woran es nur mal wieder fehlt, ist ein bisschen mehr gemeinsame Zeit. Ein wenig die Seele baumeln lassen, lange Spaziergänge, lesen, tolle Gespräche bei gutem Essen. All das wünscht sich Julia doch sehr von ihrem Noch-Nicht-Ehemann. Da kommt diesem die Idee eines Kollegen sehr recht, mit ihm und seiner Frau ins Ferienaus auf die Insel Amrum zu fahren. Dort müssen dringend Renovierungsarbeiten erledigt werden und man könne gemeinsam sicher viel besser vorrankommen, als allein. Eines Tages brechen sie auf. Julia, Michael, Andreas und Martina. Andreas war ebenfalls sehr erfolgreich in dem, was er tat. Was natürlich zur Folge hatte, dass er wenig Zuhause ist und sich noch weniger um seine Ehe mit Martina kümmern kann. Diese kompensiert ihren Unmut mit schlechter Laune, welche sie ungehindert auf Alle überträgt, die eigentlich gern einen ruhigen Urlaub verbringen möchten. Es gibt dauernd Stress und Zoff wegen Martina und ihren missgünstigen Aussagen gegenüber ihrer Mitmenschen.
Einen gibt es auf der Insel aber, der sich augenscheinlich keine Laune verderben lässt. Er verdirbt selbst auf seine ganz eigene Art den Menschen die Urlaubslaune. Indem er sich ein glücklich wirkendes Paar aussucht, sich zu deren Wohnung Zugang verschafft, das Paar betäubt und entführt. Wenn Mann und Frau, die er Jane und John nennt, wach werden, ist sie bis zum Hals im Strandsand eingegraben und er in wenigen Schritten Entfernung an einen Pfahl angepflockt. Und dann kommt sie. DIE FLUT. Und sie nimmt Jane das Leben, während John nur noch dabei zu sehen kann, wie seine geliebte Frau nach Luft schnappend den letzten Atemzug unternimmt, bevor sie dem Salzwasser zum Opfer fällt.
Der Mörder ist ein hochintelligenter Mensch. Er weiß genau, welche Fäden er wann ziehen muss, um die Polizei gekonnt auf eine Spur zu bringen, von der zumindest einer der Ermittler nicht abzubringen ist. Mit einigem Abstand beobachtet er, wie die Beamten versuchen, dem Täter habhaft zu werden. Und trotz des Abstandes ist er immer mittendrin. Er weiß immer was Sache ist und kennt jeden ihrer Schritte. Die Frage ist nur: Wird es der Polizei gelingen, den Täter zur Strecke zu bringen? Werden sie den wahren Schuldigen finden? Oder wird er, völlig ungehindert, noch mehr morden, noch schlimmer morden? Wird er an sein Ziel kommen? Wird er finden, wonach er sucht? Oder muss er am Ende einsehen, dass es das, was er sucht, überhaupt nicht in dieser Form gibt? All diese Fragen könnt ihr nur lösen, wenn ihr das Buch lest.
Solltet ihr mit dem Gedanken spielen, im Sommer Urlaub auf Amrum zu machen, dann könnt ihr das tun. Ohne das Ende vorweg zu nehmen, kann ich euch verraten, dass der Mörder nicht mehr auf der Insel ist. Aber vielleicht ist er schon bei euch im Ort. Und vielleicht schaut er sich gerade jetzt euer Haus an, um demnächst ein neues Opfer zu finden. Auszuschließen ist Nichts. Und wenn man durch dieses Buch etwas vor Augen geführt bekommt, dann ist es, dass nichts so ist, wie es aussieht. Man sieht einem Ungeheuer seine Ungeheuerlichkeit nicht immer direkt an. Und schon gar nicht, wenn es von Arno Strobel erfunden wurde.
Blutrünstig sind seine Thriller nie, aber Strobel schafft es, in düsterer Stimmung seinen Lesern vor Augen zu führen, wie grausam Menschen sein können und wie krank ihre Gedanken.
Man fühlt sich beim Lesen oft so, als sei man mit den Opfern gemeinsam in die grausame Falle des kranken Typen getappt, der Dinge tut, die kein gesundes Gemüt sich einfallen lassen könnte. Als bobachtender Leser war es ein unheimlich beklemmendes Gefühl, zu erleben, wie die tödliche Gewissheit sich Stück für Stück in die Opfer gebohrt hat.
Wie es bei Büchern von Arno Strobel schon Tradition ist, lassen die letzten Seiten auch in diesem Thriller meinen Mund offen stehen. Personell hatte ich schon sehr zeitig eine Ahung, die sich am Ende als nicht falsch herausstellte. Jedoch habe ich diese Person nach wenigen Seiten nicht mehr als Täter im Blick gehabt, da seine Lebensweise und Ansichten immer mehr an Sympathie gewonnen haben. Am Ende wird dem Leser jedoch bewusst, dass diese Sympathie nur auf Lügen begründet war. Und gerade diese Täuschung in einem Menschen ist das eigentliche Grauen.
Andere meiner Verdächtigen haben jedoch bewiesen, dass Hartnäckigkeit keine Tugend auf verlorenem Posten sein muss.
Dieser Strobel-Thriller war nicht nur Thriller. Er war auch zu gutem Teil Krimi. Eigentlich lese ich gerne Kriminalromane. Nur hatte ich bei Arno Strobel nach DAS DORF etwas mehr Psycho und etwas weniger Krimi erwartet. Psychoterror gab es aber für einen unsere Hauptprotagonisten / Hauptprotagonistinnen dennoch. Und wenn ich mir etwas für diese Person wünschen darf, dann, dass sie nun trotz aller Dramatik, aller Angst und allem Kopfzerbrechen etwas getroffen hat, was wir oft suchen und nur einmal finden. Die Liebe fürs Leben.
Am Ende einer Rezension sage ich euch immer, ob ihr ein Buch lesen sollt, oder ob es sich nicht lohnt. Und wenn ich euch jetzt sagen würde, dass ihr diesen Strobel nicht lesen braucht, dann würde ich mich ernsthaft fragen, was mich da geritten hat. Natürlich MÜSST ihr ihn lesen, wenn ihr Strobel-Fan seid. Wenn ihr Thriller mögt, die viele Elemente von Kriminalromanen in sich tragen, dann seid ihr hier an der richtigen Stelle. Solltet ihr aber eher Lust auf ein langweiliges Buch haben, was euch gähnend auf der Couch zurücklässt, dann lasst DIE FLUT lieber noch im Regal stehen. Denn diese Erwartung kann ein Roman von Arno Strobel im Leben nicht erfüllen

Cover des Buches Und draußen stirbt ein Vogel (ISBN: 9783453269682)

Bewertung zu "Und draußen stirbt ein Vogel" von Sabine Thiesler

Und draußen stirbt ein Vogel
Buchwellenreiter-Martinvor 8 Jahren
Ein Dorf - Ein Mann - Ein Mord?

Wir lernen in diesem Buch die Autorin Rina Kramer kennen. Bücher über Autoren scheinen momentan sehr IN zu sein. Das find ich cool. Auf diese Art kann man im Buch etwas hinter die Kulissen schauen und die Menschen etwas kennenlernen, die schreiben, was wir lesen dürfen. Rina ist erfolgreich, sie schreibt tolle Geschichten, hat ein wahnsinniges Talent, ihre Leser in eine andere Welt zu entführen und wird gefeiert für ihre Thriller. In der Liebe und in ihrer Familie läuft es hingegen nicht so toll. Ihr Mann Eckart wird ihr immer fremder und geht ihr immer öfter fremd. Sie weiß es und er weiß, dass sie es weiß. Aber an Trennung denken sie nicht. Denn da ist noch ihr kleiner Sohn Fabian. Er lebt in Deutschland, geht in ein Internat, während die Eltern ihren Berufen nachgehen oder die Zeit in der Toskana verleben. Rina vermisst ihr Kind und ist froh, wenn er die Ferien bei ihr im Haus in der Toskana verbringt.

Aber es gibt noch Jemanden, der selbst gern Zeit mit Rina verbringen möchte. Manuel. Selbst Autor, befindet sich in einer jahrzehntelangen Schreibblockade und ist der Meinung, Rina hat seine Gedanken und Geschichten gestohlen und feiert nun ihren Erfolg damit. Sein Ziel ist es, sie zu vernichten, damit ihre Erfolgssträhne und seine Blockade ein Ende finden.

Wird dem Verrückten dieses Vorhaben gelingen? Wird er Rina und ihre Familie ausschalten? Und welche Rolle spielt hierbei der Pater Johannes, welcher auf Grund mysteriöser Umstände seinen besten Freund verliert, den er nun im Dorf als Pfarrer beerben muss? Kann die örtliche Polizei Rina retten? Oder wird die Autorin sich am Ende selbst aus den Fängen ihres Stalkers befreien?

All diese Fragen wird euch dieses Buch natürlich beantworten. Aber es gibt eine Voraussetzung dafür. Ihr müsst es lesen. Ohne Lesen keine Antwort. Wer das Ende wissen möchte, darf mich natürlich gern anschreiben. Nur verraten werde ich es nicht.

Dieser Thriller trägt einen interessanten Namen. Man kann sich nicht direkt erklären, was das soll und wie es zur Geschichte im Klappentext passen kann. Im Laufe des Buches bekommt man jedoch mit, wer für diesen Namen verantwortlich ist. Dennoch fragt man sich, ob da nicht ein anderer Name besser und passender wäre.

Ähnlich ging es mir mit dem Cover. DER KINDERSAMMLER hätte dieses Cover ebenso tragen können. Zu sehen ist ein Kind, was im nächtlichen Himmel durch die Bäume schaut. Ohne zu viel vom Inhalt zu verraten, spielen Kinder in diesem Buch jedoch nur eine Nebenrolle. Auch hier hätte man passendere Motive finden können.

Durch Rückblenden in die Vergangenheit des Stalkers erfährt man Einiges über ihn und bekommt Erklärungen dafür, warum er in diese Schreibblockade gefallen ist. Es hilft, Gedanken zu begreifen und macht es dem Leser leichter, sich in einige Personen hineinzuversetzen. Ich persönlich finde solche Rückblenden immer spannend, wenn sie nicht mehr Raum einnehmen, als die gegenwärtige Geschichte. Diese Verteilung hat Sabine Thiesler wunderbar getroffen. Es ist genau so viel, wie man braucht und nicht mehr, als nötig wäre.

Wie es in den meisten Thrillern dargestellt ist, haben wir es auch in Diesem nicht mit einem gedanken- und gewissenlosen Monster zu tun. Er ist ein Mensch, der durch Einflüsse seiner Vergangenheit zu dem geworden ist, was er heute ist. Und dennoch dürfen diese Einflüsse nicht dazu dienen, seine Taten zu mindern.

Was ich bei diesem Thriller interessant fand, war der Aufbau. Es gab Teil 1 „RINA“. Hier hat man viel über die Verhältnisse erfahren, in denen Rina lebt, hat Einblicke in das Leben der Autorin und ihrer Familie bekommen und konnte sich ein Bild machen, wo sie wie und warum lebt. Dann war da Teil 2 "MANUEL". Hier haben wir den Hauptteil. Wir erfahren, was einen Menschen bewegt, sich auf hinterhältige Weise in das Leben eines Anderen einzumischen. Und dann gibt es Teil 3 "FABIAN". In diesem Teil werden die oben stehenden Fragen beleuchtet. Außerdem kommt man hier der Frage auf die Spur, ob Rina Kramer wirklich eine Autorin ist, die aus den Gedanken Anderer ihren Erfolg zieht.

Dieser Thriller ist ein guter Thriller für Leser, die sonst eher ruhige Literatur mögen. Man bekommt viele kranke Grausamkeit zu lesen, ohne dem Gefühl zu erliegen, im Blut zu ertrinken oder der eigenen Psyche zum Opfer zu fallen.

Mein Fazit zu diesem Buch lautet … Nicht so grausam, wie Fitzek, nicht so eindringlich, wie Strobel. Aber eben so einmalig, wie es nur Sabine Thiesler sein kann!

Cover des Buches Ausgeplappert - Lissie Sommers erste Leiche (ISBN: 9783958190436)

Bewertung zu "Ausgeplappert - Lissie Sommers erste Leiche" von Katrin Schön

Ausgeplappert - Lissie Sommers erste Leiche
Buchwellenreiter-Martinvor 8 Jahren
Dorfklatsch und Mordmotive - Eine Leiche, eine Entführung und Lissie Sommer

...ist das die Mischung, aus der gute Krimis gemacht werden können? Man bekommt direkt am Anfang einen humorigen Einblick in die hessische Dorfidylle. TRAUNBACH … Es gibt weder Kino, noch Theater. Das Jugendzentrum hat dicht gemacht und auch das Bürgerhaus sah schon mal erfolgreicheren Zeiten entgegen. An Gaststätten und Kneipen mangelt es jedoch nicht und die örtliche Eisdiele lässt vermuten, dass die italienische Mafia einen Blick auf den Ort geworfen hat.
Bei dem Spiel zwischen Humor und Ernsthaftigkeit wird in diesem Kriminalroman der Humor aber selbst dann noch die Oberhand behalten, als der Epilog vom Leser verschlungen wurde.
Wir lernen hier Lissie Sommer kennen. Nein. Nicht Lissie Winter, sondern Lissie Sommer. Wenn es aber mal passend erscheint, gibt sie sich auch mal als die von der anderen Jahreszeit aus. Ich denke, der Autorin war bei der Namenswahl sehr wohl bewusst, dass es hier Möglichkeiten zu Spielereien gibt. Lissie arbeitet als Reisefachfrau, ist Mitte 30 und (dank ihrer Mutter) auf der Suche nach Mr. Right. Sie selbst würde den gar nicht unbedingt suchen. Aber wie es so ist, bei Langzeitsingles, gibt es in der Familie immer wieder besorgte Menschen, die einem dabei mit Rat und Tat (und manchmal mehr Tat als Rat) zur Seite stehen. So auch bei Lissie Sommer, deren Mutter mal kurzerhand eine Kontaktanzeige für ihrer Tochter schaltet und damit den Ermittlungen unfreiwillig einen Schwung verpasst, der bei der Lösung des Falles von großem Wert sein könnte.
Katrin Schön spielt hier mit Elementen, die jeder Leser kennt, oder sich gut vorstellen kann und webt sie in einen Krimi ein, der zum Schmunzeln einlädt und uns vor Augen führt, dass so ein familiäres Dorfleben durchaus Vorteile, aber auch nicht wenig Nachteile haben kann. Dass dabei einige Handlungen etwas überzogen und einige Reaktionen etwas ungewöhnlich sind, dient der Geschichte und ist schwer vermeidbar.
Immer mal wieder finden wir in den Gedanken von Lissie Sommer kleine optimistische Botschaften, die für Bewohner von Mini-Citys ganz wertvoll sind. So sind die Gedanken der Nachbarn für die Mutter von Lissie sehr wichtig und die Art, wie sie weitergetragen werden ebenfalls. Die Tochter selbst gibt aber sehr wohl zu bedenken, dass es nicht entscheidend ist, was andere über Einen denken, sondern dass man sich selbst in seiner Haut wohl fühlen muss.
Lissie Sommer ist eine Frau, die wenig Furcht hat und mit ihrer Art schnell ansteckt. Sie weist auch die Männer im Traunbach in die Schranken, wenn die ihr zu nahe kommen. Ebenso zeigt sie ihnen, wo der Hammer hängt, wenn sie ihr nicht glauben wollen. Mit eben diesem Glauben hat besonders Kommissar Loch so seine Probleme. Er hält Lissie am Anfang für verdächtig, den Mord an einer Dorfbewohnerin begangen zu haben und lässt sie spüren, dass sein Vertrauen in die städtische Frohnatur nicht besonders groß ist. Ob er sich dafür am Ende entschuldigen muss? Oder ist Lissie doch eine Mörderin und „Lissie’s erste Leiche“ nur ihr erstes Opfer?
Das ist der Auftrag an Euch… Findet es heraus.
Am Ende ist der Täter nah und naheliegend, dennoch bedurfte es der Auflösung, um sich der Wahrheit hinzugeben. Nach eben diesem Ende müssen wir uns als Leser auch die Frage stellen, wie es sein kann, dass ein Mensch, einem anderen Menschen etwas Derartiges antun kann, wo man es doch vorher gerade ihm oder ihr im Leben nicht zugetraut hätte. Steckt wirklich in jedem von uns ein potentieller Mörder? Einer, der rauskommt, wenn nur alles zusammenpasst? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich den Reader nach dem Lesen abgeschaltet habe.
Mit der Auflösung kann ich leben, das kann ich (auch wenn es das Weltbild etwas verrückt) nachvollziehen. Dennoch hätte ich mir manche Personen und Figuren etwas ausgeschmückter gewünscht und etwas mehr Auflösung um ihren Charakter.
Jedoch heißt der Titel LISSIE SOMMER´S ERSTE LEICHE. Und ich habe über den Facebook-Account der Autorin (den ich euch dringend empfehlen würde zu liken) erfahren, dass sie gerade an Band 2 schreibt. Vielleicht mit etwas mehr Schubidu? Auch wenn es Lissie Winter ähhh Sommer nicht so Recht wäre. Ich fand den Dr. Tiefenbruch witzig und würde mich freuen, wenn man seinen Charakter noch etwas vertiefen könnte.
Schon in der Rezension zu Wulf Dorn´s „Mein böses Herz“ habe ich erwähnt, dass ich das Leben in der kleinen Stadt, auf Grund meiner eigenen Erfahrungen als Großlandei sehr gut nachempfinden kann. Mir ist bewusst, dass Familien sehr groß und das halbe Dorf irgendwie verschwägert sein könnte. Dennoch fiel es mir am Anfang schwer, auseinanderhalten zu können, wer wohin gehört, wie jetzt der Chef der Dorfkneipe hieß und was der Name von Lissie’s Mutter war. Sicher wird man auch in Teil 2 der Reihe erneut darauf hingewiesen, wie die Namen sind. Dennoch sind viele Charaktere in einem relativ kurzen Krimi immer eine Herausforderung für den Leser. Eine, der ich mich aber gern gestellt habe. Die Handlung und die Art von Lissie Sommer haben es mir gedankt.
Schon oft hatte ich das Gefühl, mit den Protagonisten einen Kaffee trinken gehen zu wollen. Nicht weil sie in meinem Alter sind und ich Zukunftsgitarren klingen höre, aber weil mich interessiert, was die Besagten zu erzählen haben. Bei Lissie Sommer geht es mir ähnlich. Und wenn ihr das Ende gelesen habt, dann werden ihr merken, dass Lissie durchaus im Stande wäre, diesen Kaffee zu servieren. Nun muss ich nur noch den Weg nach Traunbach googlen.
Leseempfehlung für Liebhaber von witzigen Krimis? Absolut. Tut es oder lasst es. Aber wenn ihr es gelassen habt, beschwert euch nicht bei mir, dass ihr ein tolles Buch verpasst habt!! Ich hab es euch gesagt!!

Mehr Rezensionen und Informationen findet ihr auf meinem Blog:
http://buchwellenreiter.blogspot.de

Cover des Buches Erwin, Enten & Entsetzen (ISBN: 9783837132243)

Bewertung zu "Erwin, Enten & Entsetzen" von Thomas Krüger

Erwin, Enten & Entsetzen
Buchwellenreiter-Martinvor 8 Jahren
Gute Idee, toll gesprochen und trotzdem fehlt der sprühende Funke

Ohne lange Ansprachen möchte ich hier, wie schon in der Überschrift lesbar, direkt aussprechen, dass diese Geschichte für mich nicht den Platz auf die Topliste der besten Krimis 2015 schaffen wird.
Auf einen dieser Plätze in meiner (nur im Kopf vorhandenen) Topliste der besten Krimis zu kommen, ist aber auch nicht einfach. Ich lese sehr viele Bücher aus dem Genre Krimi/Thriller. Und da kann auch nicht jeder der Beste sein.

Thomas Krüger hat mit ERWIN, ENTEN und ENTSETZEN einen interessanten Krimi geschrieben. Er spielt zum großen Teil an der Küste, er ist witzig aufgebaut und die Protagonisten sind Leute, die nun wahrlich nicht alle Tassen im Schrank zu haben scheinen. Aber gerade solche Typen mag ich (auch im Realen) ganz gern. Normal kann jeder. Aber mit 3 Enten auf Reisen gehen, um einen Mord aufzuklären, das kann nur Erwin. Und wie er auf diese Reise geht, wen er sonst mitnimmt, wie er sich vorbereitet und und und. All das läd den gespannten Krimileser dazu ein, neben der erhofften Spannung ein kleines Schmunzeln auf den Lippen zu haben.
Besonders bewegen konnte mich diese Geschichte, trotz aller Schmunzelei dann aber dennoch nicht. Einige Krimis, die witzig sind, habe ich 2015 gelesen. Jedoch war der Unterhaltungsfaktor und Spannungsfaktor etwas größer, als bei Dem, worum es hier geht. Das könnte eventuell auch am Alter der Hauptprotagonisten liegen, die nicht nur einpaar wenige Jahre älter sind, als ich selbst, sondern doch einpaar mehr. Vielleicht kann man sich mit Menschen, die im ähnlichen Alter sind, doch ein Stück mehr identifizieren, als mit Solchen, die schon weiter fortgeschritten leben.
Die Leistung des Sprechers Dietmar Bär hat mir hier sehr gut gefallen. In Hörbüchern habe ich ihn bisher noch nie gehört. Jedoch bin ich sonst auch mehr Leser, als Zuhörer. Aber durch seine Auftritte im Kölner Tatort kenne ich den Schauspieler schon seit einigen Monaten. Bisher hat er schon sehr oft die Hauptaufgabe in Hörbüchern wahrgenommen und mit seiner eindrucksvollen Stimme so manchen Autoren zu Erfolg verholfen. Auch in diesem Kriminalroman wurde sein Stimmumfang deutlich. Er hat sowohl den Erzähler, als auch die einzelnen Rollen mit viel Freude am Detail gesprochen und mir als Zuhörer dadurch tolle Stunden beschert.
Als Fazit muss ich sagen, dass mir hier die Stimme und das Vorlesens des Hörbuches zwar gefallen hat, der Spannung des Buches jedoch nicht zu mehr Glanzstunden verhelfen konnte.
Wenn man sich auf der Messe oder auch vor (und nach) Lesungen mit anderen Menschen unterhält, kommt oft die Frage, ob man ein Buch, oder in diesem Fall Hörbuch, empfehlen kann. Ich selbst habe nicht so ein großes Interesse an diesem Buch gefunden. Aber das ist meine Einschätzung. Diese Einschätzung müsst ihr nicht teilen. Deshalb würde ich natürlich empfehlen, andere Rezis noch zu lesen und euch das Buch im Buchladen mal anzusehen oder in Hörproben rein zuhören. Vielleicht bekommt ihr total Lust darauf und habt anschließend eine völlig andere Meinung. Ich würde es Thomas Krüger und Dietmar Bär wünschen.
Dem Bloggerportal möchte ich danken für die Bereitstellung des Hörbuches. Es ist toll, dass es ein Portal für Blogger gibt, was es einfach macht, den Überblick zu behalten und mit Verantwortlichen der Verlage in Kontakt zu treten.

Mehr Rezensionen und Informationen findet Ihr auf meinem Blog http://buchwellenreiter.blogspot.de


Cover des Buches Mein böses Herz (ISBN: 9783570308912)

Bewertung zu "Mein böses Herz" von Wulf Dorn

Mein böses Herz
Buchwellenreiter-Martinvor 8 Jahren
Ein Jugendthriller voller Farben

Mein „erster Dorn“ war direkt ein Buch, was unter Bloggern und Lesern sehr gelobt wird. MEIN BÖSES HERZ ist ein Buch, was es einem Blogger schwer macht, negative Seiten zu entdecken. Aber ist es überhaupt die Aufgabe von Bloggern, sich mit dem Negativen an einem Buch zu beschäftigen? Oder ist es viel mehr unsere selbstgestellte Aufgabe, unsere Lust auf tolle Geschichten offen zur Schau zu stellen?
Schon direkt zu Anfang wird in diesem Jugendthriller (lt. Verlagsangaben ab 13 Jahren empfohlen) die düstere Stimmung greifbar, in der sich die Hauptprotagonistin, Doro, befindet. Ihre Angst vor dem, was sie zunächst nicht erklären kann, ist sehr schnell spürbar.

Wulf Dorn spielt hier von Anfang bis Ende sehr mit Kontrasten. Auf der einen Seite finden wir uns in einer Gegend wieder, in der man sich sehr schnell heimisch fühlen kann. Erst Recht, wenn man, wie ich, aus einer kleinen Stadt kommt und das Leben dort durchaus gewöhnt ist. Auf der anderen Seite erleben wir aber auch immer wieder mit, wie sich Doro quält, wie sie krampfhaft versucht, sich zu erinnern, warum sie diese unendlichen Schuldgefühle in sich trägt. Schuldgefühle am Tod ihres kleinen Bruders Kai. Kai war noch sehr klein, als er (lt. Angaben der Ärzte) an einem Blutgerinsel im Kopf starb. Aber wenn dem so war, warum fühlt sich Doro dann für etwas verantwortlich, wofür es keinen Schuldigen geben kann? Da sind diese Stimmen in ihrem Kopf … „Was hast du getan?“ Bildet sie sich diese Stimmen nur ein? Oder sind es Erinnerungen an etwas, was schrecklicher ist, als alles, was eine große Schwester ihrem kleinen Bruder antun könnte? War Doro vielleicht doch die Mörderin ihres Bruders? Hat sie ihn kaltblütig umgebracht und Niemand hat es gemerkt? Und wenn ja … Warum erinnert sie sich nicht? Oder war alles eine Einbildung, eine Halluzination?
Diese Fragen stellt sich nicht nur der Leser dieses Buches bis zum letzten Moment. Auch Doro selbst kann sich keinen Reim machen. Auch nicht, weil sie im Schuppen hinter dem Haus einen Jungen um Hilfe bettelnd gesehen hat, der schon seit einigen Tagen tot ist. Selbstmord. Ein verzweifelter und depressiver Jugendlicher, der nach dem Drogentot seiner Freundin nicht mehr mit dem Leben klarzukommen schien. Hat sie ihn wirklich gesehen? Hat sie ihn sich nur eingebildet? Oder gibt es einen Menschen im Hintergrund, der die Zügel in der Hand gehalten hat?
All diese bösen Fragen könnt ihr nur beantworten, wenn ihr MEIN BÖSES HERZ lest.
Da auch die Protagonistin dieses Thrillers diese Fragen lösen wollte, um endlich mit der Bewältigung ihrer Vergangenheit voranzukommen, entwickelt Doro sehr ausschweifende und große Theorien. Wulf Dorn hat diese Theorien durchaus sehr spannend inszeniert. Beim Lesen fragt man sich nur gelegentlich, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Jugendlicher mit Doros Lebenserfahrung auf solche Gedanken kommt. Spüren kann man aber auf jeden Fall die Lebenserfahrung des Autors. Und seine Liebe zu psychischen Erkrankungen und speziellen Krankheitsbildern. Dorn war nach seiner abgeschlossenen Ausbildung zum Industriekaufmann und Fremdsprachenkorrespondent zwanzig Jahre in der Betreuung von Psychiatrie-Patienten tätig. Er schulte als Arbeitstrainer Patienten in Büroberufen und wechselte anschließend in die psychiatrische Betreuungsforschung. Er setzte sich für die Reintegration von psychisch erkrankten Menschen in das Berufsleben ein und vermittelte sie als Jobcoach. Die Erfahrungen, die er in diesen Tätigkeiten sammeln durfte und die Begegnungen, die sich ihm boten, dienen dem Autor heute als Inspirationshilfe für viele seiner Geschichten.
Natürlich darf in Thrillern, erst recht in denen für Jugendliche, ein Element nicht fehlen. Liebe. Auch hier wird der Leser dieses Gefühl aller Gefühle nicht lange vermissen müssen. Der Liebespart hat in dieser Geschichte einen sehr passenden Raum bekommen. Er war nicht zu ausufernd und auch nicht zu versteckt. Auch die typische Unsicherheit im Umgang mit diesen plötzlich auftauchenden Gefühlen für einen anderen Menschen, die im Alter von Doro völlig normal ist, wird gut und glaubhaft dargestellt.
Während des Lesens musste ich mir jedoch immer wieder mal ins Gedächtnis rufen, dass der cbt-Verlag dieses Buch für Leser im Alter ab 13 Jahren empfiehlt. An den Kapitelenden habe ich oft diese totalen und fiesen Cliffhanger vermisst, die man aus anderen Psychothrillern kennt und liebt. Die Aussage, dass dieses Buch deshalb lasch oder öde wäre, wäre jedoch eine absolute Falschaussage. Die Spannung zieht es aus der Geschichte selbst schon. Und aus den Selbstzweifeln von Doro, der man als Leser unbedingt zur Klarheit verhelfen möchte.
So, wie Doro zwischenzeitlich eine sehr großräumige und erwachsene Auffassungsgabe bewiesen hat, gelang es ihr auch am Ende, Dinge zu bewältigen, die doch eher fiktiv erscheinen. Oder die sind, wie vier Richtige (plus Zusatzzahl) im Lotto. Nicht vollkommen unwahrscheinlich, durchaus denkbar, aber auch nicht wirklich alltäglich.  Für den Aufbau des Spannungsbogens und das Einläuten des Schluss-Abschnittes waren diese Dinge jedoch logisch und notwendig.
Die letzten Seiten habe ich in rasender Geschwindigkeit gelesen. Meine Lust auf die Auflösung wurde immer größer. Im Schlusssprint auf der letzten Seite wurde ich dann jedoch etwas langsamer, sog jedes Wort in mich auf und stellte beim Zuschlagen des Thrillers fest, dass die letzten Worte mir eine Gänsehaut verliehen, die ich mir auch einige Stunden danach noch nicht wirklich erklären kann.
MEIN BÖSES HERZ war mein „erster Dorn“. Mit Sicherheit war es aber nicht mein Letzter.
Solltet ihr noch kein Buch von diesem Autoren gelesen haben, dann wird es höchste Eisenbahn. Solltet ihr ihn schon kennen, aber noch nicht zu diesem Buch gegriffen haben, dann tut es. Und solltet ihr zu dem Kreis gehören, der den Autor und das Buch schon kennt, dann lasst es mich wissen. Lasst mich wissen, ob auch ihr diese Gänsehaut hattet, die ihr euch nicht erklären könnt.
Ich bin kein Synnie. Was das ist, erklärt uns Wulf Dorn im Laufe des Buches. Aber dennoch habe ich mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, welche Farbe dieses Buch in meinem Kopf auslöst. Kurz vor dem Ende dachte ich an Himmelblau. Vielleicht könnte das der Auslöser der Gänsehaut am Ende sein. Warum? … Lest das Ende. Aber vorher…. Lest den Anfang und die Mitte.

Weitere Rezensionen und Informationen findet ihr auf meinem Blog
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