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BuecherBall

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Der Schieber (ISBN: 9783832196875)

Bewertung zu "Der Schieber" von Cay Rademacher

Der Schieber
BuecherBallvor 10 Jahren
Cover des Buches Der Trümmermörder (ISBN: 9783832161545)

Bewertung zu "Der Trümmermörder" von Cay Rademacher

Der Trümmermörder
BuecherBallvor 10 Jahren
Cover des Buches Einführung in die Europäische Ethnologie (ISBN: 9783406504624)

Bewertung zu "Einführung in die Europäische Ethnologie" von Wolfgang Kaschuba

Einführung in die Europäische Ethnologie
BuecherBallvor 10 Jahren
Cover des Buches Mr. Lamb (ISBN: 9783423249973)

Bewertung zu "Mr. Lamb" von Bonnie Nadzam

Mr. Lamb
BuecherBallvor 10 Jahren
Cover des Buches Kapital (ISBN: 9783453410992)

Bewertung zu "Kapital" von John Lanchester

Kapital
BuecherBallvor 10 Jahren
Cover des Buches Doctor Sleep (ISBN: 9783453268555)

Bewertung zu "Doctor Sleep" von Stephen King

Doctor Sleep
BuecherBallvor 10 Jahren
Cover des Buches Fußballgefühle (ISBN: 9783888979330)

Bewertung zu "Fußballgefühle" von Axel Hacke

Fußballgefühle
BuecherBallvor 10 Jahren
Ein Doppelpass von Erstaunen und Vergnügen

Axel Hacke hat mit Fussballgefühle ein ausgesprochen unterhaltsames und kurzweiliges Buch über die Emotionen im Fußball geschrieben. Durch die äußerst kurz gehaltenen Abschnitte fliegt man förmlich durch die Seiten und gelangt in einen emotionalen Doppelpass von Erstaunen und Vergnügen. Dieses Buch ist wirklich etwas für den geneigten Fan des Fußballs, der sich gut unterhalten lassen möchte.


Im Nachhinein kommt es dem langjährigen fußballaffinen Leser doch so vor, als sei es nur eine Frage der Zeit - oder besser des richtigen Zeitpunkts - gewesen, bis Axel Hacke ein Buch über den populärsten (und schönsten) Sport hierzulande schreiben würde. Der (im Sinne von Axel Hacke) 1955 oder '57 in Braunschweig geborene und in München studierte und bis heute dort lebende Reporter, Redakteur des "Süddeutsche Zeitung Magazins" und Autor unter anderem des weißen Neger Wumbabas, hat nach seinem Studium als Sportredakteur bei der Süddeutschen angefangen, obwohl er ins Politik-Ressort wollte. Im Nachgang sei es aber eine schöne Zeit gewesen, die ihn geprägt habe, sagt der Autor in ebenjenem Buch. Nun also Fussballgefühle - wohlgemerkt mit zwei "s", nicht mit "ß" - ein Buch über nichts anderes als Emotionalität auf und neben dem Platz, von Spielern, Trainern und Fans, die den Fußball erst zu dem machen, was er ist.

Entstanden ist eine Anekdotensammlung, die besonders zu Anfang von sprunghaftem Charakter ist. Axel Hacke beginnt mit sich selbst, erzählt dem Leser von seinen Anfängen, seinen ersten Berührungen mit diesem Sport. Man spielte einfach mit allem, was sich irgend kicken ließ, seien es nun flachgedrückte Kakaotüten oder zusammengeknülltes Brotpapier, man spielte beim Warten auf den Bus, in der Schulpause, auf dem Nachhauseweg. Kurz, man spielte mit allem und wann immer es möglich war. Doch eigentlich erzählt uns Axel Hacke hier unsere eigene Fußballgeschichte unserer Kindheit. Zumindest mir kamen schon bei diesen ersten Sätzen nostalgische Erinnerungen hoch, an meine eigene Kindheit - die zugegebenermaßen noch nicht allzu lange her ist. Auch wir (ich und meine Schulkameraden) schossen mit denselben Dingen zu denselben Anlässen herum, bloß ca. 30 Jahre später. Doch Axel Hacke springt schon auf den ersten Seiten hinüber zu heute, besser gesagt dem Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München um zwischendurch immer mal wieder zurück auf den Anfang aller Anfänge zu kommen, sozusagen zum Urknall des Fußballs und sich die Frage stellt, die sich schon so viele zuvor gestellt haben und auch hiernach stellen werden: wer denn überhaupt den Fußball erfunden habe. "Ganz plötzlich und sehr radikal werden die

Zäune der Zivilisation eingerissen, aus Kleinbürgern werden reißende Tiere und hinterher wieder Kleinbürger."


Das Anekdotenhafte zieht sich durch das gesamte Buch. Es gibt weniger Kapitel als vielmehr eine Fülle an (nennen wir es mal) Abschnitten, die mal wenige Seiten lang sind, aber auch hin und wieder nur ein Drittel einer Seite ausfüllen. Dadurch - und durch die humorige und leicht dahinfließende Erzählweise Hackes, die die Hannoversche Allgemeine einmal treffend als "gleichzeitig in der Gacker-Klasse und in der Harald-Schmidt-Liga" spielend und Die Welt als "hinreißend federnd" beschrieben hat - wird das Lesen zu einem Vergnügen, wenn auch ohne besonderen Tiefgang, was dieses Buch aber auch gar nicht erreichen möchte. So wechseln sich längere Sinnabschnitte ab mit kurzen Gedankenspielen wie beispielsweise die Überlegungen zu Rudi Völlers Wutausbruch im Jahre 2003 oder die Übertragung der typischen Fußballfiguren (z.B. Trainer, Schiedsrichter etc.) auf den Alltag. Bisweilen geht es dabei sogar hoch philosophisch zu. Zum Beispiel dann, wenn Axel Hacke vom sogenannten "Schweinsteiger-Paradox" erzählt. Dabei geht es um das Phänomen, als Kind beim Fußballspielen in die Rolle eines (aktuellen) Spielers zu schlüpfen, z.B. eben Bastian Schweinsteiger von Bayern München. Wie mächtig diese Identifizierung zuweilen werden kann, zeigt sich, wenn zwei "Schweinsteigers" aufeinandertreffen. Da kann es schon einmal zur Rauferei kommen. Axel Hacke stellt daraufhin die These auf, die besagt: je bekannter bzw. erfolgreicher und damit einzigartiger ein Spieler ist, desto mehr "Schweinsteigers gibt es - ein Paradox ...

"Wäre Wut ein Rohstoff wie Öl oder Gas, könnte man mit Wut Häuser heizen, wäre jedes Fußballstadion eine Wutmine oder ein Wutkraftwerk."


Eine Geschichte, die mir noch stark in Erinnerung geblieben ist, ist jene vom "Chelsea-Andy", einem Hooligan und Fan von 1860 München, als diese jedoch Hilfe vom Lokalrivalen bekamen, sich in die Richtung des englischen Vereinsfußballs, genauer nach Chelsea London orientierte. Er identifiziert sich so sehr mit diesem Verein, dass er unter seinen Kollegen sogar den Namen "seines" Vereins angenommen hat. Diese Figur kam mir beim Lesen als extrem tragische rüber und doch übte sie wiederum eine eigenartige Faszination auf mich aus. Jemand, dessen ganzer Lebensinhalt ein Verein ist, der dort eine Gemeinschaft gefunden hat, die der sozialen Bedeutung der Familie ähnelt. Der "Chelsea-Andy" ist sozusagen der Stellvertreter eines Fanmodells, das mich gleichzeitig fasziniert und irritiert und bei dessen Anblick ich mich ernsthaft frage: bin ich eigentlich Fan?

"Das Spiel, das wir heute sehen, ist das Spiel einer Gesellschaft, die von ökonomischen Gedanken beherrscht wird, von Kriterien wie Effizienz, Strategie, Taktik, Kosten-Nutzen-Verhältnis, auch von modernen, flachen hierarchischen Verhältnissen."


Axel Hacke hat mit Fussballgefühle ein ausgesprochen unterhaltsames und kurzweiliges Buch über die Emotionen im Fußball geschrieben. Durch die äußerst kurz gehaltenen Abschnitte fliegt man förmlich durch die Seiten und gelangt in einen emotionalen Doppelpass von Erstaunen und Vergnügen. Dieses Buch ist wirklich etwas für den geneigten Fan des Fußballs, der sich gut unterhalten lassen möchte. Mit hat dieses Buch jedenfalls meine Krankheitstage erträglicher gemacht, es war wohl genau das richtige Buch dafür.

Cover des Buches Die Vermessung der Welt (ISBN: 9783499253270)

Bewertung zu "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann

Die Vermessung der Welt
BuecherBallvor 10 Jahren
Cover des Buches Sand (ISBN: 9783499258640)

Bewertung zu "Sand" von Wolfgang Herrndorf

Sand
BuecherBallvor 10 Jahren
Cover des Buches Die Unperfekten (ISBN: 9783423140973)

Bewertung zu "Die Unperfekten" von Tom Rachman

Die Unperfekten
BuecherBallvor 10 Jahren
Ein Abgesang an die Printmedien?

Ich habe diesen Roman kurz vor der Schließung der Thalia-Filiale Große Bleichen in Hamburg, wo ich die letzten (mitunter auch traurigen) Monate miterlebt habe, beim Entpacken der Eingangsware entdeckt und diesen gleich beiseitegelegt, um ihn noch am selben Tag zu kaufen.
"Rom - die ewige Stadt. Eine internationale Tageszeitung, die ihrem Ende entgegenschlingert, ihre Macher und Leser." war der gesamte Klappentext auf der Buchrückseite. Mehr bedarf es eigentlich auch nicht, um diese Geschichte, geschrieben vom britisch-kanadischen Journalisten Tom Rachman, der unter anderem für Associated Press und den International Herald Tribune publiziert hat, zu umschreiben. Mich jedenfalls hat dieser Einzeiler so neugierig gemacht, dass ich einen Spontankauf, wie ich ihn für gewöhnlich zu vermeiden versuche, tätigte.
Es ist ein klischeebehaftetes, viele Vorurteile gegen den journalistischen Betrieb bestätigendes Buch, bleibt dabei jedoch auf dem Boden und übertreibt es mit den Stereotypen nicht allzu sehr (wobei hier vermutlich die Meinungen auseinandergehen). Trotz seines traurigen Themas (auch hier scheiden sich vermutlich die Geister) hat es zuverlässig ein Grinsen auf mein Gesicht gezaubert. Es lässt sich also sagen, dass mich dieses Buch nach zuvor mehreren Enttäuschungen hintereinander wieder ziemlich gut unterhalten hat, ein Abgesang auf die Printmedien, wie bei Erscheinen dieses Buches sowohl in den USA als auch in Deutschland kritisiert wurde (zumeist von den Printmedien selbst) ist dieses Werk aus meiner Sicht nur bedingt.


Die Geschichte, die dieser Roman erzählt, passt wie die Faust aufs Auge in die heutige Zeit, könnte man meinen - und hat damit vermutlich recht. Beschrieben wird auf knappen 400 Seiten das "Leben" einer internationalen, wenn auch zweitklassigen Zeitung mit Sitz in Rom. Ihre Macher und Schreiber sind allerdings allesamt gebürtig aus dem englischsprachigen Raum, also hauptsächlich aus den USA oder Großbritannien. Fast jedem Mitglied der Zeitung widmet sich Tom Rachman auf ca. 30 bis 40 Seiten. Erzählt werden ihre Probleme, ihr Schwierigkeiten und Hürden, die sie durchlaufen mussten bzw. müssen, kurz: ihr Leben. Meistens beschränkt sich der Autor dabei auf einen Tag, welcher irgendwann - mal zu Anfang, mal am Ende - die Realität der Zeitung durchschreitet, klar, die Charaktere haben ja auch alle irgendwie mit ihr zu tun.
Da wäre zum einen der Auslandskorrespondent Lloyd Burko, ein in die Jahre gekommener, einsamer Mann, der schon die besten Jahre weit hinter sich liegen sieht und verzweifelt an seinem langjährigen Arbeitgeber festzuhalten versucht, der ihm eigentlich keine große Beachtung mehr schenkt, auch wenn er dabei die Karriere seines Sohnes aufs Spiel setzen muss.
Da wäre der Chefkorrektor Herman Cohen, der eine kaum beachtete Kartei pflegt, in welcher er alle kleineren und größeren Fehler und Fauxpas einträgt, welche er in der aktuellen Ausgabe der Zeitung findet, der mehrmals am Tag in der Redaktion seinen obligatorischen Rundgang tätigt, um jeden anzuschnauzen, der nicht bei drei auf seinen Rechner guckt und wie wild tippt.
Und da wäre der Verleger selbst, Oliver Ott, Soziopath und der Enkel des verstorbenen Gründers Cyrus Ott, dessen einziger echter Freund sein Hund Schopenhauer ist. Er ist die wohl tragischste Figur in dieser Geschichte, bei wem angesichts dessen fast kindlicher Unbeholfenheit und Hilflosigkeit nicht der Helfer- und Mitleidsinstinkt hervorgerufen wird, dem kann ich einen Job bei der BLÖD anbieten, da seid ihr gut aufgehoben ('zwinker, zwinker').

Doch die wahre Hauptperson ist jemand, der zwar die ganze Zeit mehr als präsent ist in der Geschichte, jedoch nie selbst zum Leser spricht, sondern dies durch alle Figuren des Romans hindurch tut: die Zeitung selbst. Als Leser schauen wir der Zeitung bei ihrem langsamen Niedergang zu, implizit geht es in dem Roman nicht um die Macher und Leser und was aus ihnen wird, nein, wir bekommen ein Bild eines in Zeitlupe sterbenden Printwesens serviert, welche sich aufgrund von einer reaktionären Führung (so wird innerhalb der Zeitung von einigen Meinungsführern bis zum Ende eine Online-Präsenz der Zeitung verweigert) und der Inkompetenz des Verlegers dem Stillstand verschrieben hat - und wie heißt es so schön? "Wer stillsteht, geht rückwärts".

So kann man abschließend auch den vielleicht im Roman versteckten Appell verstehen...

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Science-Fiction, Krimis und Thriller, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

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