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BuecherKaterTee

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Und damit fing es an (ISBN: 9783458176848)

Bewertung zu "Und damit fing es an" von Rose Tremain

Und damit fing es an
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Großartig. Wunderbare Sprache, großartige Geschichte, einfach schön....
Eine bewegende Familiengeschichte


Matzlingen, Schweiz, 1947…

Gustav Perle ist fünf Jahre alt. Er lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in einer winzigen Wohnung. Sie können sich nicht viel leisten.

Gustavs Leben ist ereignislos. Bis er in der Schule Anton kennen lernt.

„Und das war das erste Mal, dass er Anton lachen hörte. Es war ein unwiderstehliches Lachen; man musste einfach mitlachen, und plötzlich konnten die beiden Jungen gar nicht mehr aufhören zu kichern.“
Dieses miteinander Lachen ist nicht nur der Beginn einer lebenslangen Freundschaft zweier Jungs, es verbindet Gustav für immer mit der Familie Antons. Gustavs Mutter ist nicht begeistert, denn Anton und seine Eltern sind Juden.

Matzlingen, Schweiz, 1939…

Gustavs Vater, Erich Perle, ist der stellvertretende Polizeihauptmann von Matzlingen. Die gemeinsame Geschichte mit Emilie, Gustavs Mutter, wird ein weiteres Mal schwer erschüttert, als Erich beruflich in Schwierigkeiten gerät. Diese Krise wird das Leben der Familie Perle insbesondere Gustavs, der noch nicht geboren ist, fortan bestimmen.

Gustav wird über einen Lebensweg in den nächsten fünfzig Jahren begleitet. Gustav steht meist zurück. Er ist, obwohl die Hauptfigur des Romas, der Supporter aller Anderen. Er unterstützt die Mutter, den Freund, dessen Familie – vielleicht macht ihn das zu dem guten Hotelier, der er als Erwachsener geworden ist. Von den ihm nahe Stehenden wird ihm seine Fürsorge nicht besonders gedankt. Entweder wird über seine Fürsorge hinweg gegangen oder es wird noch mehr aus ihm herausgepresst.

„Darauf wusste Gustav keine Antwort. Er hatte den Eindruck, von jetzt an konnte er sagen oder tun, was er wollte, sie würde immer das Gefühl haben, er hätte sie enttäuscht.“
Rose Tremains Roman nimmt sehr langsam Fahrt auf. Sie erzählt die Geschichte der Familie Perle sehr eindringlich, in dem sie die emotionalen Konturen der handelnden Personen durch genaue Beobachtung schärft. Tremain erzählt die Geschichte der Familie Perle aus Matzlingen in der Schweiz ab den 1930er Jahren. Die Geschichte ist eingebettet in die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs und der Schoah, deren Auswirkungen auf die Schweiz sehr eindringlich dargestellt werden.

In der Geschichte beschreibt Rose Tremain die Beziehungen der Menschen miteinander sehr fein und zeigt die Konsequenzen der vielfältigen individuellen Handlungen sowohl für die jeweiligen Personen und ihr gesamtes Beziehungsgeflecht auf. Es sind diese genauen Personen- und Ereignisbeschreibungen, die dieses Buch so schimmern lassen. Die völlige Durchdringung von Gustavs Freundes- und Familiensystem wirkt sehr lebendig, Gefühle sind nachvollziehbar.

Rose Tremain ist ein wirklich großartiges Buch gelungen, das gleichermaßen Familiensaga, Sittenbild und Charakterstudie ist – und eine oft melancholische, berührende Liebesgeschichte.

Cover des Buches Ein Tag mit Herrn Jules (ISBN: 9783499243677)

Bewertung zu "Ein Tag mit Herrn Jules" von Diane Broeckhoven

Ein Tag mit Herrn Jules
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein (letzter) Tag...
Ein (letzter) Tag...


Ein (letzter) Tag...,

Alice war mit Jules fast ihr ganzes Erwachsenenleben verheiratet. Die beiden haben über die Jahre Rituale des Zusammen - Lebens entwickelt und sich ihre Lebenswirklichkeiten geschaffen. Als Alice morgens in die Küche an den von Jules vorbereiteten Frühstückstisch kommt, merkt sie erst nach und nach, dass sich ihr Leben unwiederbringlich verändert hat:

Sie findet Jules tot auf dem Sofa.

Andere Menschen würden nun vermutlich in Schockstarre oder Aktionismus verfallen, weinend zu Boden sinken, oder den Notarzt rufen - Alice macht es anders.

Sie verabschiedet sich von Jules, sie  lässt im einseitigen Gespräch mit Jules gemeinsame, prägende Erlebnisse Revue passieren. Sie spricht Erlebnisse an, die sie mit Jules nie besprechen konnte, sie befreit sich und Jules aus Zwängen, die beide sich mit der Zeit auferlegt haben. Und sie freut sich über eine glückliche Zeit mit Jules. Fast beiläufig, aber doch intensiv ermöglicht Alice es David, ihrem Nachbarsjungen mit autistischen Zügen, sich in einer letzten Partie Schach ebenfalls von Jules zu verabschieden.

Alice nutzt diesen letzten Tag dazu mit Jules ganz persönlichen Abschied nehmen und dankbar auf das gemeinsame Leben zurückzublicken. Alice kann sich von Jules verabschieden, auch indem sie über die nicht so schönen Erlebnisse mit ihm spricht.


Diane Broeckhoven hat eine kurze, kompakte Geschichte über den Umgang mit dem Tod und den Abschied geschrieben, die in der heutigen Zeit vielleicht skurril oder schrullig wirkt. Sie gibt mit dieser Geschichte aber auch ein Beispiel für einen guten Abschied.

Ein schönes Buch zum Nachdenken und -fühlen. Vielen Dank für die Leihgabe.



Diane Broeckhoven

Ein Tag mit Herrn Jules

Cover des Buches Wolfsdämmerung (ISBN: 9783641149567)

Bewertung zu "Wolfsdämmerung" von Michael Scott Rohan

Wolfsdämmerung
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Yepp. Lesen!
Vorlieben für das Fantastische


Vorlieben für das Fantastische

Kennst du das? Du hast eine Vorliebe für eine Bücherserie, aber du musst immer ein oder zwei Jahre auf das jeweilige Nachfolgebuch warten? Wenn mir so etwas passiert, gehe ich in das Buchgeschäft meines Vertrauens und frage einen Menschen aus dem Buchhandel, ob es nicht jemanden gibt, der ähnliche Geschichten, in einem ähnlichen Stil oder zum gleichen Thema schreibt...

Manchmal lese ich aber auch ein Buch und denke, mensch - das könnte auch von diesem oder jenen Autoren stammen.

Das ist mir passiert.

Ich lese mit Begeisterung die Abenteuer von Peter Grant von Ben Aaronovitch und habe die Dresden Files von Jim Butcher verschlungen....

Wolfsdämmerung von Michael Scott Rohan ...

beginnt unspektakulär damit, dass Steve Fisher, ein Güter - Broker, der dabei ist, es "zu schaffen", also Karriere in seiner Firma zu machen, von seiner allabendlichen Routine und seinem üblichen Nachhauseweg abweicht, um in der Hafengegend in einem Restaurant zu essen, anstatt sich wie üblich in der Mikrowelle irgendetwas aufzuwärmen.

Im Dunkeln bei merkwürdigem Nebel verirrt sich Steve und kommt hinzu, als der Seemann Jyp, auch der Navigator genannt von drei merkwürdigen gestalten, den unheimlichen "Wölfen" angegriffen wird. Nach einem herzlichen Dankeschön bei einem Getränk und gutem Essen, ausgegeben von Jyp, denkt Steve am nächsten Morgen schon kaum noch an diese unheimliche Begegnung, wenn da nicht sein schmerzender Arm und der merkwürdige Einbruch in seine Firma nicht wäre.

"Nichts Geheimnisvolles umgab diese Korridore, die großen Panoramafenster und gedeckt glockenblumengelb getünchten Wände; keine dunklen Ecken, keine fremdartige Atmosphäre. Nach der vergangenen Nacht erschienen sie mir kühl, geschäftsmäßig, beruhigend..."

Durch sein Eingreifen bei dem Überfall auf Jyp und sein erstes zaghaftes Nachforschen nach den Waren, die Jyp verteidigt, macht Steve die "Wölfe" und ihren unbekannten Auftraggeber auf sich aufmerksam. Nachdem zunächst, viel später findet Steve heraus, dass es eine Warnung war, die Büros in seiner Firma verwüstet werden, wird bei einer weiteren Eskalation Claire, seine Sekretärin entführt. Steve macht sich mit Jyp, dem Navigator und Mall, der aufregenden Steuerfrau auf den Weg, um Claire zu retten.

Auf dem altmodischen Dreimastsegler, das Steve und seine neuen Freunde gechartert haben, fahren Sie durch die Zeit in ein aberwitziges Abenteuer, konfrontiert mit tödlicher Gefahr durch Kämpfe und magische Zauberrituale.

Michael Scott Rohan gelingt es, Spannung aufzubauen und zu halten. Erst einige Wortgefechte mit dem bösen Anführer der Wölfe bringen einige nicht nötige Längen in die Story. Zum Ende des Buches wird klar, dass die Welt für Steve nie wieder die gleiche sein wird. Und die mittlerweile vorhandenen Folgeromane lassen ahnen, dass es weitere Abenteuer für Steve Fisher zu bestehen geben wird.

Die Geschichte um Steve Fisher handelt in einem modernen Heute mit fließenden Übergängen in eine magische Welt, in der das Böse und das Gute miteinander im Widerstreit liegen. Sie ist angelehnt an Seefahrer- und Mantel und Degen - Genres. Seefahrersprache, Säbelgerassel und Seegefechte sind starke Stilmittel, die Rohan wunderbar einsetzt.

Cover des Buches Der wunderbare Massenselbstmord (ISBN: 9783404170708)

Bewertung zu "Der wunderbare Massenselbstmord" von Arto Paasilinna

Der wunderbare Massenselbstmord
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Der beste Paasilinna überhaupt......
Der beste Paasilinna überhaupt......


Vermeintlich letzte Fragen:

"Hätte er einen Abschiedsbrief auf dem Tisch zurücklassen sollen? Um was zu schreiben? Adieu, liebe Kinder, versucht klarzukommen, euer Vater hat seinen Entschluss gefasst ...? Und an seine Frau gerichtet: Tadle mich nicht ...?
Onni Rellonen stellte sich die Reaktion seiner Frau vor, während sie die Worte las. Ihr Kommentar wäre vielleicht:
-Krmh.-"

Onni Rellonen unglücklich verheirateter Bauunternehmer, Walzblechfabrikant und Wäschereibesitzer, ist fertig mit dem Leben. Während sich das übrige Finnland den exzessiven Johannisnachtfeiern hingibt, sucht Rellonen missmutig seine Scheune auf, um sich dort ungestört erschießen zu können. Das klappt nicht, denn kaum durch das Tor gegangen, findet er einen anderen Selbstmordkandidat. In letzter Sekunde rettet Rellonen den verwitweten Oberst Hermanni Kemppainen vor dem Tod am selbstgeknüpften Strick. Wie das wohl in Finnland so ist, gehen sie auf den Schrecken erst einmal einen Trinken und dann in die Sauna.

Die beiden Männer kommen ins Gespräch, und weil es den beiden zufallsbekannten Selbstmördern eine gute Idee erscheint, beschließen sie, anderen Gleichgesinnten die Möglichkeit zum gemeinsamen Massenselbstmord zu geben.

„Man könnte die letzten Stunden in angenehmer Gesellschaft verbringen und vielleicht gäbe es ja sogar Rabatt auf die Todesanzeigen ...“

Auf ihr Inserat antworten mehr als 600 selbstmordbereite Finnen, was nur der Beginn vieler logistischer und anderer Schwierigkeiten für den Plan mit einem Luxusbus einen Ort für den gemeinsamen Selbstmord zu finden.
Je länger die Fahrt dauert, umso mehr Zeit haben die Reisenden sich gegenseitig kennenzulernen und Alternativen für ihre in Veränderung befindlichen Pläne zu entwickeln.
Mit „Der wunderbare Massenselbstmord“ schlägt Arto Paasilinna dem Fass der skurrilsten Geschichten den Deckel und den Boden aus. Der Roman strotzt vor Situationskomik, er ist überbordend irrsinnig und lustig -

Kaufen, lesen und nochmal lesen!!

Cover des Buches In guten Kreisen (ISBN: 9783866481923)

Bewertung zu "In guten Kreisen" von Amber Dermont

In guten Kreisen
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Gegen den Wind - oder mit ihm?
Coming of Age und Bild einer verrohten Gesellschaft...


Gegen den Wind - oder mit ihm?

1987: Jason Prosper ist Sohn reicher Eltern, aufgewachsen in der Welt der reichen Spekulanten, indexererbten Reichtums, schicker Gesellschaften und teurer Privatschulen.

Der Selbstmord seines besten Freundes und Segelkameraden Cal verändert Jasons Leben von Grund auf. Verstrickt in eine Gefühlswelt aus Schuldbewusstsein und Agonie betreibt Jason einen Schulwechsel.

Jason wird für das Abschlussschuljahr von seinem Vater in Bellingham angemeldet, einem teuren Internat mit laxen Regeln, in dem Schüler_innen eine zweite Chance erhalten nachdem sie an ihren vorigen Schulen gescheitert sind. Er ist nicht überrascht, in Bellingham auf alte Bekannte zu stoßen, denn in der reichen Society der Ostküste kennt "man" sich.

In Bellingham lernt Jason Aidan kennen, ein verschlossenes, stürmisches und Problem behaftetes Mädchen aus Kalifornien. Nach außen distanziert, aber in sich von ihren Erlebnissen verstört, lebt Aidan in ihrer eigenen Welt. Jason und Aidan reiben sich, befreunden sich miteinander  und beichten sich ihre geheimen Dämonen, von denen sie sich getrieben fühlen und denen sie sich stellen müssen, um erwachsen zu werden und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen zu können.

"In dieser Nacht schlief ich gut, denn jemand war freundlich zu mir gewesen."

Durch Aidan findet Jason wieder zu sich - bis ein Hurrikan auf die Ostküste trifft - und Jasons erneut einen dramatischen Schicksalsschlag erleidet.

Die Erzählung beginnt ganz unspektakulär: Die Welt der Reichen, es geht darum den Schein zu wahren, eine gute Ausbildung zu erhalten - es geht um viel Geld, jung sein, Spaß haben und - um das Segeln. Aber der Schein trügt. Nach und nach werden die Geschehnisse um Cal und Jason offenbart, Jason geht seinen Gefühlen schrittweise auf den Grund. Da auch Aidan schwere Erlebnisse hatte, benötigen die beiden viele Gesten und Gespräche, um sich anzunähern und sich ihre Geheimnisse zu erzählen.

Jason scheint zerrissen zwischen dem "Mitmachen" in Welt der Company der jungen Reichen und seinem eigenen Weg des Erwachens und sich Differenzierens. Jason macht in diesem letzten Schuljahr viele Erfahrungen mit echten und falschen Freunden.

Jason´s wichtiger Lebensinhalt war bis zu Cal´s Tod das Segeln. Nach einem Segelunfall in Bellingham beschließt er das Segeln aufzugeben. Durch Aidan bleibt seine Liebe für das Meer und den Wind bestehen und beinahe schafft er es mit Aidan´s Hilfe diese Liebe wieder auszuleben.

"In guten Kreisen" zeigt das Bild einer verrohten Generation, die es gewohnt ist, dass reiche Eltern die Fehltritte ihrer Kinder mit Geld korrigieren. Die Verachtung gegenüber Menschen jenseits ihrer Gehaltsklasse erschreckt, die Gefühls- und Sorglosigkeit, mit der Leben zerstört werden, verstört. Jason macht sich klar, dass schon in seiner Elterngeneration der Umgang mit Menschen und Emotionen von der Macht des Geldes beeinflusst ist. Und dass zum Preis des Reichtums Menschen und Emotionen auf der Strecke bleiben (müssen).

" Sie war eine aus jenem exotischen Stamm von Menschen, die wahrheitsgemäß von sich behaupten konnten, in ihrem Leben noch nicht einen einzigen Tag gearbeitet zu haben."

Aidan und Jason sind zwei zerrissene Jugendliche, die nach ihrem Platz im Leben und ihrem Ich suchen und sich in ihrer Welt fremd fühlen. Dieses Leben stellen die beiden infrage. Der Börsencrash bildet zwischenzeitlich einen Kontrast der jedoch unter den wirklich Reichen nur wenig Aufhebens verursacht. Erst spät erkennt Jason die tatsächlichen Umstände, die zu dem schrecklichen Ereignis vor dem Sturms geführt haben.

Amber Dermont lässt Jason als Ich - Erzähler seine Geschichte nicht chronologisch erzählen. Das Gesamtbild  mit vielen verschiedenen Facetten ergibt sich wie ein Puzzle erst nach und nach und wird besonders emotional und glaubwürdig durch die Tatsache, daß Jason selbst die Puzzlesteine der Erkenntnisse in kleinen Schritten findet.

Die Erzählweise des Zähen und der Aha - Erlebnisse nach einigen Seiten lässt erst spät Spannung aufkommen. Die Erkenntnis, dass nicht Langeweile, sondern Melancholie, Schuld, und Agonie die, zunächst, langsam laufenden Motoren sind, durch die Jason bewegt wird, verstärkt das Bewusstsein für das im Hintergrund Lauernde. Amber Dermont lässt Jason Zeit zu reifen, sich zu reflektieren und sich darüber als Mensch zu entwickeln, der die Wichtigkeit von Freundschaft, Liebe und Vergebung für das Mensch- und Erwachsensein weiß.

Cover des Buches WARP (Band 1) - Der Quantenzauberer (ISBN: 9783785579091)

Bewertung zu "WARP (Band 1) - Der Quantenzauberer" von Eoin Colfer

WARP (Band 1) - Der Quantenzauberer
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Cover des Buches Färseninsel (ISBN: 9783038200147)

Bewertung zu "Färseninsel" von Helle Helle

Färseninsel
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Nüchtern - Präzise - Intim
Nüchtern - Präzise - Intim


Nüchtern – Präzise – Intim

Sie wirkt zunächst wie eine Frau auf der Flucht – Die Frau, die einsam in der Kälte in der Bushaltestelle sitzt. Als John und Putte vorbeikommen, wissen sie, dass heute kein Bus mehr fahren wird und, dass in den nächsten Stunden ein Sturm über das Land zu toben beginnen wird.

Ganz unaufgeregt, geradezu spröde beginnt der Roman Färseninsel.

John und Putte leben mit dem Nötigsten. Sie arbeiten in Gelegenheitsjobs, wohnen weit ab in einem Sieben – Häuser – Dorf an der Dänischen Küste, Ihr Haus hat vier Räume und wird mit Briketts geheizt.

Ganz selbstverständlich nehmen sie die Frau, Bente, aus der Bushaltestelle mit in ihr Haus und in ihr Leben auf, teilen ihre Kleidung und ihre wenigen Lebensmittel mit ihr. Sie gewähren ihr Einblicke in ihr Leben und die kleinen Rituale des täglichen Lebens.

Bente, die Erzählerin des Buches, beobachtet das Leben mit John und Putte und gibt ihre Beobachtungen sehr detailgetreu und ohne schnörkel wider. Über ihr eigenes Leben, vor dem sie geflüchtet ist, erfährt die Leserschaft kleine Puzzlestücke, die erst im Laufe eines ganzen Buches das Bild ergeben, das aber doch immer lakonisch, zunächst emotional unterzeichnet wenig von der Gefühlswelt Bentes offenbart.

Das einsame Leben bei John und Putte wird immer weiter offenbart als ein Leben in Gemeinschaft: John und Putte betreuen die Hunde von Puttes Onkel, der im Krankenhaus ist, sie schützen die alte Nachbarin, die beim Stromausfall zu erfrieren droht. Puttes Bruder hilft Bente, als John und Putte sie für eine Weile alleine lassen müssen. Und Bente nutzt die Gelegenheit um Verantwortung zu übernehmen – für die Hunde, die Nachbarn und vielleicht auch wieder für ihre eigene Geschichte.

Diese Gemeinschaft wirkt ohne viele Worte mit eingespielten Verhaltensweisen und immer völlig unaufgeregt. Durch Bente erhalten die Lesenden ganz intime Einblicke in das Zusammenleben von Putte und John, das von innen zu wärmen scheint.

Beim Lesen der „Färseninsel“ stellen sich viele Fragen, die im Konkreten oft nicht beantwortet werden. Die unsentimental, fast steril wirkende Erzählweise offenbart tatsächlich im Sinne des „geschriebenen Wortes“ die tiefe Wärme, mit der sich die Menschen in dem kleinen Ort begegnen und füreinander sorgen.

Die Autorin

Helle Helle ist Jahrgang 1965. Ihr Erstling erschien 1993: „Beispiele von Leben“. Es folgten u. a. die Romane „Die Vorstellung von einem unkomplizierten Leben mit einem Mann“ (2002, dt. 2012), „Rødby – Puttgarden“ (2005; dt: 2010), „Dette burde skrives i nutid“ (2011) und zuletzt „Hvis det er“ (2014). Für ihre Bücher wurde Helle Helle mehrfach ausgezeichnet. Helle Helle lebt mit ihrer Familie in Lynge bei Sorø. Sie ist eine der erfolreichsten dänischen Autorinnen; in ihrem Heimatland sind ihre Bücher Bestseller.

Cover des Buches Das Flugverhalten der Schmetterlinge (ISBN: 9783570102152)

Bewertung zu "Das Flugverhalten der Schmetterlinge" von Barbara Kingsolver

Das Flugverhalten der Schmetterlinge
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Etwas langatmig, großartige Naturbeschreibung...
Familienleben...


Dellarobia Turnbow ist mit ihrem Leben unzufrieden. Sie ist abhängige Schwiegertochter, lebt mit ihrem Mann, den sie, auch wenn sie es sich zunächst nicht eingestehen will, wegen seiner Einfachheit und Unbeweglichkeit verachtet und mit ihren beiden Kindern auf dem Gelände der Schaffarm ihrer Schwiegereltern in den Appalachen.

Als Sie eine Flucht aus dem Alltag über die Berge wagt, erlebt sie ein Naturereignis. Was sie für einen merkwürdigen Waldbrand hält: Es riecht nicht, sie spürt keine Hitze, es knackt und knistert nicht – stellt sich als eine gigantische Kolonie vieler Millionen orangeroter Schmetterlinge heraus.



Dellarobia fühlt sich als Auserwählte, weil sie die Schmetterlinge findet und durch sie die Umgebung in das Blickfeld der Öffentlichkeit und des wissenschaftlichen Interesses gelangt. Sie wird zu einer ernst zunehmenden Gesprächspartnerin - für ihre matriarchalischen Schwiegermutter und den interessanten Biologieprofessor, der sich mit deinen Studierenden auf der Farm einmietet, um die Schmetterlingskolonie zu beforschen. Während sich Dellarobia durch die vielen neuen Erkenntnisse Fragen zu ihrem eigenen Leben macht, lernt sie vieles über sich. Sie stellt ihre Ehe nun ernsthaft auf den Prüfstand, reflektiert sich in ihren Rollen in der Familie und kommt einigen Geheimnissen, die es in der Familie gibt, auf die Spur. Sie entdeckt, dass die Schmetterlinge in ihrer Gesamtheit als sehr  komplexeres System im Zusammenspiel mit Zufälligkeiten und Naturereignissen funktionieren - ganz ähnlich wie ihre Familie.

"Eine Welt, in der man sich auf nichts verlassen konnte, das einem vertraut war, war kein Ort, an dem man sich gerne aufhielt."

Durch die Wissenschaftler auf der Farm entwickelt Dellarobia ein zunehmendes Interesse für die Umwelt und die Gründe, warum die Monarchfalter auf der Farm überwintern. Dieses Interesse bringt ihr einen Job bei den Wissenschaftlern ein, mit dem sie nun die Besserverdienerin in der Familie ist, was zunächst noch nichts an ihrer Stellung in der Familie verändert....

So faszinierend die Geschichte von Dellarobia und den Schmetterlingen ist, wird doch lange nicht klar, wohin sich die Geschichte bewegen wird. Barbara Kingsolver nimmt sich viel Zeit um die Charakter zu entwickeln und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu entwirren. Dabei bleiben manche Figuren sehr skizzenhaft. Das Flugverhalten der Monarchfalter und ihre spezielle Biologie sind absolut faszinierend. Diese von den Menschen in der Geschichte erlebte Faszination drückt Kingsolver perfekt aus. Die Zusammenhänge der wirtschaftlichen Situationen der Menschen mit ihrem Handeln für oder gegen die Natur werden gut nachvollziehbar dargestellt. Dies sind besondere Leistungen von der Autorin. Das Flugverhalten der Monarchfalter macht deutlich, dass der erste Schritt in ein eigenverantwortliches Leben manchmal in die falsche Richtung geht, aber auch, dass es diesen ersten Schritt braucht!

Cover des Buches Der erste Kaffee am Morgen (ISBN: 9783492305877)

Bewertung zu "Der erste Kaffee am Morgen" von Diego Galdino

Der erste Kaffee am Morgen
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein leichter Roman für den Kaffee auf dem Dorfplatz in der Sonne...
Nie ernsthaft verliebt

Massimo war noch nie richtig verliebt. Er ist in der dritten Generation der Besitzer der kleinen Bar in Tiberi in Rom.

Mit seinem Leben zufrieden, freut er sich auf seinen täglichen Kaffee am Morgen und seine skurilen Stammkunden. Als er eines Tages die junge Französin Geneviève auf dem Dorfplatz sieht, kann er seine Blicke gar nicht von ihr lösen. Bevor sie die Bar betritt, ist Massimos schon verliebt. Der Barista ist fasziniert von der schönen, fremden Frau, kann sich ihr leider aber nicht verständlich machen. Die Stammgäste steuern mit ihren munteren Sprüchen nicht zu einer Verständigung bei - im Gegenteil. Wutentbrannt verlässt Geneviève die Bar und Massimo bleibt mit ratlos zurück.

Doch die Frau kommt bald wieder in die Bar, denn die Geschichte einer alten Jugendfreundschaft, hat sie nach Tiberi geführt. Nach einigen Verwicklungen kommen sich die beiden näher und finden eine Möglichkeit, sich zu verständigen - bis zu dem Augenblick, als Geneviève wieder nach Frankreich verschwindet. Um sich und ihre Geschichte zu erklären, hinterlässt sie ein Tagebuch.

Massimo muss sich entscheiden: Soll er sein ruhiges und ereignisloses Leben gefährden und Geneviève hinterherreisen?

Eine Geschichte mit nur wenigen Überraschungen. Allerdings mit schöner Erzählkunst, durch die die Atmosphäre eines kleinen Platzes in Rom mit seiner Bar als Treffpunkt der Ortsgemeinschaft und dem Barista als Mittelpunkt der Männerwelt lebendig gezeichnet wird und Reisewünsche weckt!

Cover des Buches Tolstoi und der lila Sessel (ISBN: 9783862200276)

Bewertung zu "Tolstoi und der lila Sessel" von Nina Sankovitch

Tolstoi und der lila Sessel
BuecherKaterTeevor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein schönes Buch..
Nina Sankovitch: Tolstoi und der lila Sessel

Nur drei Monate

hatte Nina Zeit, sich mit der tödlichen Krankheit ihrer Schwester zu befassen, nur drei Monate Zeit hatte die Familie noch mit der großen Schwester Anna - Marie.

Nina versucht in den kommenden Jahren der Trauer zu entkommen. Sie kümmert sich mit großem Aufwand um ihre große Familie und versucht allen über ihre Trauer hinwegzuhelfen. Sich selber rettet sie mit ihrem Aktionismus nicht.

Nach drei Jahren kommt Nina zu der Überzeugung, dass sie nicht vor der Trauer davonrennen kann. Deswegen entwickelt sie eine Idee:

Die Bücher sollen ihr helfen.

Nina, die mit Büchern aufgewachsen ist und mit ihrer verstorbenen Schwester in regem Austausch über Literatur stand wird in den kommenden zwölf Monaten täglich ein Buch lesen und auf ihrem Blog rezensieren, allerdings

"...mehr als 2,5 cm dick darf es nicht sein."

Nina Sankovitch hat mit ihrem Blog  "ReadAllDay.org" einen der erfolgreichsten Blogs in Amerika erstellt. In ihrem Buch "Tolstoi und der lila Sessel" erzählt sie, wie sie die Liebe zur Literatur und den Büchern, die ihre Familie schon seit ihrer Kindheit pflegt und auslebt, nutzt, um ihre tiefe Trauer zu bewältigen.

Das Buch strotzt vor Leseempfehlungen, die müssen aber gar nicht aus dem Buch herausgeschrieben werden, denn im Abspann wird eine komplette Bücherliste mitgeliefert. Es rührt sehr an, wenn Nina ihre Leseerlebnisse in die Reflexion um das Leben und Sterben, das alltägliche Miteinander und vielleicht auch das Entdecken des Sinns des Lebens verknüpft.

"Das Jahr, in dem ich jeden Tag ein Buch las, war mein Jahr im Sanatorium,"

sagt Nina Sankovitch in ihrem Buch. Dazu beigetragen hat ihre Familie, die ihr den Rücken freigehalten und auf manche Zuwendung verzichtet hat.

Mich hat die Geschichte sehr zum Nachdenken angeregt. Der Tod kommt immer so plötzlich. Haben wir alles getan, um die verbleibende Zeit gut miteinander zu verbringen? Haben wir die Möglichkeiten genutzt um Positives zu bewirken? Mir ist aufgefallen, dass die Familie um Nina herum sehr aus dem "einander" - dem Miteinander und Füreinander existiert. Als Nina einem ihrer Söhne sagt, dass sein kleiner Bruder es gut habe, da er die Trauer noch nicht versteht, sagt ihr Sohn:

"Aber er hat Tante Anne - Marie nicht kennen lernen können, das ist für ihn sehr schade."

Ein kluger Junge..


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