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Buecherherbst

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Cover des Buches Turmstraße 4 (ISBN: 9783903005358)

Bewertung zu "Turmstraße 4" von Hans Weinhengst

Turmstraße 4
Buecherherbstvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein außergewöhnliches Fundstück zum Zustand des Proletariats in den 1920er und 30er Jahren ist "Turmstrasse 4" von Hans Weinhengst.
Cover des Buches Im aussichtslosen Kampf zwischen dir und der Welt (ISBN: 9783875363258)

Bewertung zu "Im aussichtslosen Kampf zwischen dir und der Welt" von Fouad Laroui

Im aussichtslosen Kampf zwischen dir und der Welt
Buecherherbstvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Fouad Laroui thematisiert eindrucksvoll die Zerrissenheit zwischen Angekommensein und kultureller Ausgrenzung.
Im Spannungsfeld zwischen Heimat und Ausgrenzung


Die weltweiten Notsituationen nehmen vielen Menschen die Heimat – sie fliehen vor Krieg, Gewalt, Verfolgung oder Armut. Manche fühlen sich schon früh an einem neuen Ort heimisch, manche können verschiedene Orte ihre Heimat nennen. Doch „Heimat“ ist ein von Diversität geprägter Begriff: an einem Ort zu Hause zu sein; sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen; sich in einer Kultur aufgenommen fühlen. Der Begriff fußt auf verschiedenen Dimension: räumlich, zeitlich, kulturell, religiös, sozial oder familiär. Wer sich in keiner Dimension heimisch fühlt, kann durchaus schneller den Halt verlieren. Heimat gibt immer ein Stück weit Rückhalt. Dies prägt die eigene Identität und auch die charakterliche Stärke, bei Widerstand kraftvoll und standhaft zu bleiben.


[Die vollständige Rezension unter https://buecherherbst.wordpress.com/2017/10/06/spannungsfeld-heimat-ausgrenzung-laroui-buecherherbst-buecherblog-merlin/]


Durch die Migration in einer globalisierten Welt rückt der Heimat-Begriff nochmals stärker in den Vordergrund. Viele Menschen leben in einem Land, das sie aufgrund der Immigration ursprünglich nicht als Heimat kennengelernt hatten, das jetzt ihre „neue Heimat“ ist oder werden soll, oder welches zumindest ihre Eltern nicht als ihre ursprüngliche Heimat definiert hätten. Die Zerrissenheit zwischen Angekommensein und kultureller Ausgrenzung thematisiert Fouad Laroui in seinem Roman Im aussichtslosen Kampf zwischen Dir und der Welt.


In diesem Spannungsfeld lebt Ali. Seit zehn Jahren ist Paris seine Heimat, seine familiären Wurzeln liegen in Marokko. Er ist als Informatikingenieur sehr angesehen, ist stets gut gekleidet, macht Eindruck auf Frauen („ein Eroberer“) und er fühlt sich durch und durch als Pariser. Hier wohnt er zusammen mit seiner Freundin Malika, einer in Frankreich geborenen Lehrerin, deren Eltern ebenfalls aus Marokko kommen. Sie gehen gerne gemeinsam aus. Sie schmieden Zukunftspläne, wollen zusammenziehen. Eigentlich führen sie ein glückliches Leben. Sie haben eine gemeinsame Heimat (gefunden), in der sie unbekümmert leben könnten. Es ist auch diese heile Welt, die zu Beginn des Romans durch ein fast endloses Liebesgesäusel der Beiden bebildert wird. Diese Schnulze muss der Leser einfach überstehen, denn es lohnt sich, danach entwickelt sich ein rasanter Roman mit überraschenden Wendungen. [...]

Cover des Buches Du hast das Leben vor dir (ISBN: 9783858697615)

Bewertung zu "Du hast das Leben vor dir" von Romain Gary

Du hast das Leben vor dir
Buecherherbstvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Schonungslos schildert Romain Gary die außergewöhnliche Geschichte einer abstrusen Lebensgemeinschaft.
Das Herz ist stärker als kulturelle Fesseln


Wenn man den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern beobachtet, die (milde ausgedrückt) gegenseitige Skepsis zwischen Juden und Muslimen – man könnte vermuten, dass ein „normales“ Zusammenleben nur schwer möglich ist. Vorurteile scheinen teilweise tief verwurzelt. Wirft man einen Blick auf die historische Entwicklung der Beziehungen, ist diese mit zahlreichen Konflikten gepflastert. So tobte Ende der 1960er Jahre der Sechstagekrieg zwischen Israel sowie den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien; immer wieder nahmen palästinensische Terroristen Juden zu Geiseln; 1973 flammte der israelisch-arabische Krieg wieder auf. In dieser Zeit, 1975, schrieb der französische Autor Romain Gary Du hast das Leben vor dir und betrachtete damit das Zusammenleben von Juden und Arabern aus der Innenperspektive. Denn auf kleiner Bühne, im Alltäglichen des Paris‘ der 1970er Jahre, können beide Parteien ohne Konflikte nebeneinander und miteinander leben. Das Buch ist nun in Deutschland bei Edition Blau in überarbeiteter Übersetzung neu erschienen.


[Die vollständige Rezension unter www.buecherherbst.blog/gary-du-hast-das-leben-vor-dir]


Es ist die ungewöhnliche Geschichte einer abstrusen Lebensgemeinschaft: Der Araberjunge Mohamed, kurz Momo genannt, wächst Mitte der 70er Jahre bei der ehemaligen Prostituierten Madame Rosa in dem Pariser Viertel Belleville auf. Die ältere Frau ist Jüdin. Und Auschwitz-Überlebende, womit sie jedoch ihr Leben lang nicht zurecht kommt. Momo ist ein ungefähr zehnjähriges Kind einer Prostituierten und wohnt mit anderen „Hurenkindern“ zusammen bei Madame Rosa, die von den Eltern Geld erhält für die Betreuung. Momo lebt in den Tag hinein und macht viel Blödsinn. Eine Schulbildung erhält er nicht, sondern lernt von den älteren Menschen um ihn herum. Das Stadtviertel ist ein Getto mit widrigsten Lebensbedingungen. [...]


Mit klarer, derber Sprache, teils schonungslos schildert Autor Romain Gary das Geschehen aus der Sicht eines Jugendlichen ohne Perspektive. Auch jetzt, vierzig Jahre später, kann man sich noch vorstellen, wie Kinder und Jugendliche, die in einem solch hoffnungslosen Umfeld in Paris oder anderswo auf der Welt aufwachsen, auf die schiefe Bahn geraten und sich wirklich einer extremistischen Organisation anschließen. Es geht auch anders. Das Zusammenleben der Kulturen kann gelingen und kann mehr werden als eine reine Zweckgemeinschaft, wie Romain Gary in seinem abgedrehten, verrückten und doch liebenswerten und zugleich immer noch aktuell wirkenden Roman Du hast das Leben vor dir beweist.

Cover des Buches Ellbogen (ISBN: 9783446254411)

Bewertung zu "Ellbogen" von Fatma Aydemir

Ellbogen
Buecherherbstvor 7 Jahren
Cover des Buches Der Diversant (ISBN: 9783827013194)

Bewertung zu "Der Diversant" von Andree Hesse

Der Diversant
Buecherherbstvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Wirkungsvoll und beängstigend gibt Andree Hesse mit "Der Diversant" einen spannenden, düsteren Einblick in ein Kapitel deutscher Geschichte.
Aus Leichtsinn zum Staatsfeind


Als Mensch, der in ein vereintes Deutschland hineingeboren wurde oder zumindest die Zweistaatigkeit als Kind nur am Rande miterlebt hat und in einem Bewusstsein des Europas ohne Grenzen aufgewachsen ist, dieses im Alltag oder auch nur im Urlaub lebt, ist die Welt der deutschen Teilung kaum vorstellbar. Entgegengesetzte Ideologien, diametrale Ausrichtungen mit verfeindeten Verbündeten, eine Grenze, die zunächst nur patrouilliert, dann mit einer Mauer oder gar Panzern geschützt wurde – all das erscheint selbst beim Spaziergang entlang der (heute künstlerisch gestalteten) Berliner Mauer vollkommen irreal.


Die vollständige Rezension unter https://buecherherbst.wordpress.com/2017/04/17/rezension-andree-hesse-der-diversant/?frame-nonce=f71359c39a

Andree Hesse versucht in Der Diversant, diesen Teil der deutschen Geschichte ein Stück greifbarer zu machen. Er erzählt die wahre Geschichte seines Onkels – so wird es zumindest in dem an die Geschichte anschließenden Epilog dargelegt -, der in den 1950er Jahren in der DDR aufwuchs. Es ist eine Zeit, in der der Zweite Weltkrieg erst wenige Jahre vorüber war, die meisten Menschen die Erinnerung daran verdrängen wollten und die beiden frisch gegründeten deutschen Staaten stellvertretend für die ideologischen Systeme um die Vormacht in der Mitte Europas rangen; die einen dem Kommunismus zugeneigt, die anderen der westlichen, marktwirtschaftlich geprägten Demokratie. Beide Gesellschaften waren noch jung und auf der Suche nach der eigenen Identität.

In der gleichen Phase befindet sich Meiner, der Ich-Erzähler. Während die Gesellschaft ihm keinen Halt geben, versucht er seine Position im Leben zu finden. Die meisten Menschen in seiner Umgebung haben tiefe Wunden von den beiden Weltkriegen davongetragen, physisch oder mindestens psychisch. Da ist beispielsweise Bauer Grothe – bei ihm hütet Meiner als Zehnjähriger in den Ferien die Schafe -, der nur noch ein gesundes Bein hat, da ihm das andere zerschossen wurde; Meiners Opa wurde bereits im Ersten Weltkrieg durch ein Bajonett am Kinn verletzt; sein Vater erlitt im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront einen Kopfschuss, woraufhin ihm die Schädeldecke ersetzt werden musste und er dauerhaft halbseitig gelähmt ist.

[...]

Wirkungsvoll und zugleich beängstigend gibt Andree Hesse mit Der Diversant einen spannenden, düsteren Einblick in ein Kapitel deutscher Geschichte, das viel zu selten literarisch beleuchtet wird. Die unmittelbare Nachkriegszeit aus ostdeutscher Perspektive ist im Vergleich zur überdrüssig abgehandelten Nazizeit oder auch den späteren Jahren der DDR, insbesondere jenen rund um die Wende, ein unbedrucktes Blatt Papier. Hesse verzichtet – glücklicherweise – darauf, den Westen rein als Sehnsuchtsort und einzigen Ausweg aus der sich immer stärker abschottenden DDR darzustellen. [...]

Cover des Buches Tram 83 (ISBN: 9783552057975)

Bewertung zu "Tram 83" von Fiston Mwanza Mujila

Tram 83
Buecherherbstvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Wild, rasant, unzähmbar, gewagt – einfach herausragend ungewöhnlich und ungewöhnlich herausragend, aber einer mitreißenden Melodie folgend.
Alle Wege führen ins Tram

Wonach strebt ein Mensch, wenn die Umgebung das Leben unermüdlich erschwert? In einer Großstadt namens Stadtland, ein fiktiver Ort irgendwo in Afrika, lernt man das Leben von seiner ungemütlichen Seite kennen. Das Einzige, das hier zählt, ist die kurzfristige Befriedigung des Glücks. Es herrschen Kriminalität, Drogen und der Rausch nach Diamanten und dem schnellen Geld: „Im Anfang war der Stein, und der Stein schuf den Besitz und der Besitz den Rausch, und im Rausch kamen Menschen jedweder Gestalt, die schlugen Bahntrassen in den Fels, fertigten ein Leben aus Palmwein und erdachten zwischen Markt und Minen ein System.“ Stadtland hat sich militärisch vom Hinterland losgesagt. Es wird von einem abtrünnigen General regiert, der auch die Macht über die Diamantenminen hat.

Die vollständige Rezension unter https://buecherherbst.wordpress.com/2017/02/16/alle-wege-fuehren-ins-tram-rezension-fiston-mwanza-mujila-tram-83-buecherherbst-buecherblog-buchtipp-paul-zsolnay-verlag/

Fiston Mwanza Mujila beschreibt in seinem Roman Tram 83 das Leben in einer „failed City“, in der Moral keine Rolle mehr spielt. Eine Stadt, in der der Strom rationiert ist, und die auf „den Grundsätzen Überlebenskampf, Edelsteine und Kalaschnikows beruhte“ – eine Stadt, welche die Globalisierung vielleicht schon weit hinter sich gelassen hat; oder noch weit davon entfernt ist. Der Mittelpunkt der Stadt ist das Tram 83, eine Mischung aus Bar und Bordell. Wenn die Nacht anbricht, kommen hier alle gesellschaftlichen Schichten zusammen, um die Härte des Alltags zu vergessen: Minenarbeiter, Studenten, Prostituierte und auch die ausländischen Geschäftsleute. Hier verdichtet sich die Atmosphäre: es ist laut, schwitzig, düster, exzessiv, ungezähmt und gesetzlos. Hier geht es einzig um Geld, Drogen und Sex. In Teilen ist es nichts anderes als eine Art Studio 54 Afrikas.

Mit Tram 83 hat Fiston Mwanza Mujila einen Roman vorgelegt, der mit einem atmosphärisch dichten, stets dem Gefühl des Getriebenen nahen Erzählgeschwindigkeit daherkommt. Man muss sich womöglich erst an diesen Sprachstil voller Einschübe, Aufzählungen, Unterbrechungen („Was sagt die Uhr?“) und bewusster Wiederholungen („Was sagt die Uhr?“) gewöhnen. Wie wirre Stimmen in einer lauten Disko mutet es an. Doch nach der Eingewöhnung folgt der Rausch. Wild, rasant, wirr, unzähmbar, gewagt – einfach herausragend ungewöhnlich und ungewöhnlich herausragend, aber stets einer mitreißenden Melodie folgend.

Cover des Buches Widerfahrnis (ISBN: 9783627002282)

Bewertung zu "Widerfahrnis" von Bodo Kirchhoff

Widerfahrnis
Buecherherbstvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Liest man einen Buchpreisgewinner mit anderen Erwartungen? Ein preisgekröntes Buch ist nicht für jeden Leser ein ausgezeichnetes Buch.
Vielleicht nur ein Missverständnis


Preisgekrönt. Dieses Attribut weckt Erwartungen. Immerhin sagt es aus, dass eine zumeist fachkundige Jury es für besonders ausgezeichnet und deshalb auszeichnungswert hält. Nicht anders ist es auch beim Deutschen Buchpreis. Die Jury stellt aus zahlreichen eingereichten Werken eine Longlist auf, extrahiert eine sechsbüchige Shortlist und kürt hieraus einen Preisträger. Es spricht also eine Menge dafür, sich diesem Buch hinreichend hinzugeben. Doch manchmal endet es auch in einem Missverständnis: Der Autor erreicht den Leser nicht, der Leser versteht den Autor nicht.

[Die vollständige Rezension unter www.buecherherbst.de/Rezension_Kirchhoff_Widerfahrnis]

In diesem Jahr wurde die Ehre des Buchpreises Bodo Kirchhoff mit seiner Novelle Widerfahrnis zuteil. Grund genug, sich dem Werk zu nähern – immerhin wurde es schon vorab im Feuilleton gefeiert: „mitreißend“, „virtuos“, „Wahnsinnsbuch“. Bis zum Schluss bleibt es jedoch ein Rätsel, wieso die Geschichte nicht richtig zu verfangen weiß. Kirchhoff gibt neben seiner Autorentätigkeit selbst Schreibkurse. Er sollte also wissen, wie man den Leser in eine Erzählung hineinzieht. Manchmal scheint er allerdings das Schreiben und die Lehre darüber zu vermengen. Heraus kommt ein Brei aus Eitelkeit, einem gekonnten Spiel mit Sprache und Erzählkunst, aber auch Arroganz; beispielsweise wenn er den Erzähler erklären lässt: „Wussten Sie, dass der immer verbreitetere Wunsch, den eigenen Namen nicht bloß am Türschild, sondern auch auf einem Buchumschlag zu sehen, der Tod des guten Buches ist?“
[...]
Vielleicht ist es letztlich ein verquerer persönlicher Geschmack, der die Abneigung zu Bodo Kirchhoffs Widerfahrnis rechtfertigt, rezensionsirrelevant, vielleicht ist es einfach die große Kunst, die man nicht zu erkennen vermag: Der Zugang zu Büchern, die klaren syntaktischen Regeln folgen – und nicht ein Meer aus heran schwappenden Wörtern, die den im Sand des Buchverständnisses sitzenden Leser einfach nur wie eine Welle überschwemmen – erleichtert und vergrößert das Lesevergnügen. Am Ende bleibt also die Frage: Liest man einen Buchpreisgewinner schlichtweg mit anderen Erwartungen? Die Antwort ist wahrlich viel einfacher: Ein preisgekröntes Buch ist nunmal nicht für jeden Leser gleichbedeutend mit einem ausgezeichneten Buch.

Cover des Buches Märzgefallene (ISBN: 9783462049039)

Bewertung zu "Märzgefallene" von Volker Kutscher

Märzgefallene
Buecherherbstvor 7 Jahren
Cover des Buches Mitarbeiter des Monats (ISBN: 9783498058098)

Bewertung zu "Mitarbeiter des Monats" von Fil Tägert

Mitarbeiter des Monats
Buecherherbstvor 8 Jahren
Kurzmeinung: "Mitarbeiter des Monats" ist ein völlig durchgeknallter Roman zwischen Punk und Proll, der launig ist und den Leser zu unterhalten weiß.
Die groteske Welt eines Teenagers

Die vollständige Rezension unter https://buecherherbst.wordpress.com/2016/09/21/rezension-fil-taegert-mitarbeiter-des-monats/

Schon früh in der Geschichte wird deutlich, wohin die Reise gehen soll: Hauptprotagonist Nick ist zum Zeitpunkt der Erzählung (1970er und 1980er Jahre) ein gerade der Pubertät entsprungener 19-jähriger Punk, der nach seinem Schulabschluss nicht viel auf die Kette bekommt und bei McDonalds jobbt. Er hat wenig Lust auf seine Arbeit, bei den Frauen kommt er eher mittelmäßig an und selbst nach fünf Jahren kann er noch nicht Skateboard fahren. Am liebsten hängt er mit seinen Freunden herum, Burner, Milbe, Rocky und La Boum – letzterer Name übrigens eine Reminiszenz an die französische Teenager-Komödie La Boum (1980), die von Freundschaft und den Gefühlswelten von Jugendlichen handelt.

[...]
Es ist ein durchaus amüsanter, teils absurder Ritt durch den Alltag eines jungen Erwachsenen, der die Welt aus seinem Blickwinkel schildert – und das auch in einer entsprechenden Jugendsprache, die zwischen unterhaltsam und vulgär pendelt. Auch wenn der Autor an mancher Stelle sprachlich überdreht, verleiht die rüde Jugendspreche sowie die teils direkte Ansprache des Lesers dem Roman Authentizität. Wenn Dialoge allerdings aus einem abwechselnden „Hehe“ – „Hehehe“ – „Hehe“ – „Hehehehehe“ bestehen, geht es schon an die Grenze des ertragbaren Sinnfreien. Genauso wie Fil Tägert als Entertainer auf der Bühne sicher regelmäßig mit Sprache spielt, versucht er es im Geschriebenen gleichfalls – das kann gefallen, aber auch abstoßen. "Mitarbeiter des Monats" ist ein völlig durchgeknallter Roman zwischen Punk und Proll, der launig ist und den Leser zu unterhalten weiß.

Cover des Buches Das Leben ist gut (ISBN: 9783446252677)

Bewertung zu "Das Leben ist gut" von Alex Capus

Das Leben ist gut
Buecherherbstvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Auch ohne große effekthascherische Handlungsstränge erzählt Capus eine kurzweilige Geschichte, die Spaß bereitet in der Schlichtheit.
Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein

Alex Capus stand wahrscheinlich eines Abends in seiner Kneipe, schenkte das eine oder andere Getränk aus, lauschte den Geschichten der Stammgäste und fühlte tiefstes Wohlbehagen. Dies könnte ihn dazu gebracht haben, ein Buch über dieses Empfinden zu schreiben. Über die Begegnung zwischen Menschen, über Freundschaft, Zuneigung und die innere Zufriedenheit mit dem eigenen Leben. Das Leben ist gut ist ein langer Liebesbrief an das Zwischenmenschliche und die Geselligkeit.

Die vollständige Rezension: https://buecherherbst.wordpress.com/2016/09/01/es-braucht-nicht-viel-um-gluecklich-zu-sein/

Hauptprotagonist Max ist genauso wie Capus Kneipier und darüber hinaus ebenfalls Schriftsteller. Wie Capus hat auch Max mehrere Kinder (wobei die Anzahl an Kindern zwischen Autor und seinem Protagonisten variiert). Während Capus in seinen anderen Romanen eher auf Fiktion oder Historie – und die Korrektheit der integrierten historischen Begebenheiten – zurückgegeriffen hat, liegt bei Das Leben ist gut die Vermutung nahe, dass der Roman starke autobiografische Züge in sich trägt. Die Sevilla Bar in Max‘ Heimatstadt, in der er sich „wohl wie ein Eber im Schweinekoben“ fühlt, ist Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Hier trifft man Menschen aller Couleur, ein Querschnitt der Gesellschaft.

[...]

Capus betreibt mit seinen Akteuren zugleich Charakterstudie als auch Anthropologie im Mikrokosmos. Vielleicht ist er als Wirt hierzu gar besser geeignet als jeder Psychologe. Schließlich öffnen sich viele Menschen bei einem Bier am Tresen wahrscheinlich eher, als in einer Stresssituation mit gewissen Erwartungshaltungen beim Therapeuten. Doch wann ist das Leben wirklich gut? Hierauf hätten wohl nicht nur Capus und Therapeut verschiedene Antworten, nicht nur Max und Tina, sondern jeder Einzelne beantwortet die Frage für sich völlig unterschiedlich. Mit viel Charme und Witz zeigt Capus, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein, und zugleich, wie absurd vergleichsweise die Entwicklung der Gesellschaft ist – es muss immer mehr sein. Auch ohne große effekthascherische Handlungsstränge erzählt Capus eine kurzweilige Geschichte, die Spaß bereitet in der Schlichtheit.

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