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Cambridge

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Cover des Buches Der Feind in ihrem Haus (ISBN: 9782496714500)

Bewertung zu "Der Feind in ihrem Haus" von John Marrs

Der Feind in ihrem Haus
Cambridgevor 10 Tagen
Sein Name is Paul und er möchte nur helfen

Connie kümmert sich aufopferungsvoll um ihre an Demenz erkrankte Mutter Gwen. Sie hat ihren Job aufgegeben und lebt ganz für sie. Doch plötzlich ist da Paul. Gutaussehend und charmant werkelt er plötzlich in Gwens Garten herum. Er wurde von einer Hilfsorganisation geschickt, die ehrenamtlich Helfer an ältere Leute vermittelt, um bestimmte Arbeiten zu verrichten. Zuerst ist Connie verärgert, aber schon bald erliegt auch sie Pauls Charme. Gwen ist sowieso verzückt über die Aufmerksamkeit und verwechselt ihn auch schon mal mit ihrem verstorbenen Mann. Doch schnell wird klar, dass Paul sich zwischen Connie und Gwen drängen will. Und er ist mehr an Gwen interessiert als an Connie.

Ich bin ein großer Fan von John Marrs. Er schreibt sehr unterschiedliche Geschichten und irgendwie gefällt es mir immer. Egal in welchem Genre er gerade unterwegs ist. Hier sieht alles zunächst sehr übersichtlich aus, aber das ändert sich ab dem Zweiten Teil der Story. Gwen ist eine demente älter Dame, die aber ein wenig Geld hat und ein Haus. Und Paul ist offensichtlich dabei, sich in ihr Leben zu drängen und ihre Situation zu seinem Vorteil auszunutzen. Connie wird zusehens verzweifelter, denn sie trifft eine Reihe unkluger Entscheidungen, die sie in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen und irgendwie scheint sie die Einzige zu sein, die durchschaut, was Paul vorhat. Doch auch langsam beschlichen mich Fragen zu Connie. Und bevor ich den Finger drauflegen konnte, was mich an ihr störte, kommt der Twist. Und dann wird die Story erst richtig interessant. Allerdings auch ziemlich düster.

Von mir gibt es zufriedene 4 Sterne.

Cover des Buches In the Blink of an Eye (ISBN: 9783492063340)

Bewertung zu "In the Blink of an Eye" von Jo Callaghan

In the Blink of an Eye
Cambridgevor 7 Monaten
Kurzmeinung: Interessanter Thriller mit gut geschriebenen Figuren und einer noch besseren Künstlichen Intelligenz
Sind KIs die besseren Polizisten?

„In The Blink Of An Eye” ist ein interessanter und auch emotionaler Thriller. DCS Kat Frank ist nach dem Verlust ihres Mannes zurück in ihrem Job. Sie soll ein Pilotprogramm leiten bei dem die Hilfe einer KI eingesetzt wird. Kat ist skeptisch, denn sie vertraut sehr auf Intuition und Bauchgefühl. Sie steht der KI, die übrigens als Hologramm durchaus sehr präsent wirkt, zu Anfang ablehnend gegenüber und nimmt die Aufgabe hauptsächlich an, um zu zeigen, dass sie nicht taugt zur Polizeiarbeit. Da sie nicht an laufenden Fällen arbeiten dürfen, rollen sie zwei alte Vermisstenfälle von zwei verschwundenen jungen Männern wieder auf. Schon bald werden diese Fälle aber sehr aktuell, denn tatsächlich finden sie neue Anhaltspunkte. Und dann verschwindet jemand aus Kats unmittelbarer Nähe. 

 

Die Ausgangslage ist sehr interessant. Kann KI der Polizei helfen bei Ermittlunsarbeiten oder ist Erfahrung und Menschenverstand unersetzbar? Die Charaktere sind sehr gut geschrieben, sie sind sehr real und haben alle ihre eigene Persönlichkeit. Auch Lock, die KI, ist ihr sehr gut gelungen. Ich persönlich bin sehr technikaffin und seit dem Film „I, Robot“ warte ich auf meinen persönlichen Roboter. Lock hat mir sehr gut gefallen und ich war von Kats sehr deutlicher Ablehnung doch etwas genervt. Sie handelt im Grunde so vorurteilsbeladen wie sie es bei anderen Menschen ablehnt. Leider war mir Kat sehr unsympathisch. Sie ist sehr störrisch und ich habe leider nicht die Brillanz bei ihr gesehen, die ihr alle anderen zusprechen. Die Krimihandlung selbst ist von der Thematik her interessant, aber leicht zu durchschauen. Was diesen Thriller ausmacht, sind seine Figuren und die KI Lock. Das Buch ist leicht und flüssig zu lesen, gut geschrieben, ernsthaft, emotional und doch mit feinem Humor. Sollte die Ermittlungseinheit in Serie gehen, wäre ich beim nächsten Buch dabei.

Cover des Buches Die Geheimnisse der anderen (ISBN: 9782496713671)

Bewertung zu "Die Geheimnisse der anderen" von Loreth Anne White

Die Geheimnisse der anderen
Cambridgevor einem Jahr
Kurzmeinung: Solider Krimi voller düsterer Geheimnisse
Wenn das Leben aus den Fugen gerät

Lily führt nach außen das perfekte Leben. Sie arbeitet erfolgreich als Psychotherapeutin, sie hat einen liebevollen Ehemann, Geld, ein tolles Haus und zwei perfekte Kinder. Aber etwas nagt an ihr und bei näherer Betrachtung ist nichts perfekt. Die Probleme ihrer Patienten machen ihr zusehends zu schaffen und scheinen verdrängte Erinnerungen hervorzuholen. Mit ihrem Ehemann Tom ist sie schon länger nicht mehr intim gewesen und mit ihrer 12jährigen Tochter Phoebe hat sie eigentlich nur Streit. Vor allem, nachdem sie sich mit dem 16jährigen Sohn der neuen Nachbarin trifft. Diese neue Nachbarin, Arwen Harper, bringt ziemliche Unruhe in die Kleinstadtidylle. Schon bald vermutet Lily, das Tom eine Affäre mit ihr hat. Aber das eigentliche Problem ist sie selbst, denn sie hat ein Geheimnis, das auf gar keinen Fall herauskommen darf. Sie selbst hat alles verdrängt, aber die Erinnerung blubbert in ihr und drängt ans Tageslicht. Dann findet Tom morgens beim Joggen eine Leiche und alles gerät völlig aus den Fugen.

 

In diesem Buch ist ganz schön was los. Nicht Action-mäßig, da ist es eher ruhiger, aber so viele Dramen und Geheimnisse in einer kleinen Straße rütteln schon etwas an der Glaubwürdigkeit der Story. Wichtig zu wissen, um die Story nicht als gänzlich absurd abzutun, ist, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Und so unglaublich manches klingt, es hat sich tatsächlich in sehr ähnlicher Form ereignet. Trotzdem baut die Autorin noch sehr viele andere Dinge ein, die dann doch für meinen Geschmack etwas zu viel waren. Es gibt gleich mehrere Mordgeschichten. Eine Familientragödie in der Vergangenheit spielt eine Rolle. Ein Serienkiller geht  um und dann ist da ja die Leiche am Strand, die Tom findet und durch sein seltsames Verhalten selbst in Verdacht gerät. Die neue Nachbarin Arwen scheint das Geheimnis von Lily zu kennen, aber auch Tom hat etwas, was er vor Lily verheimlicht. Dann ist da natürlich der Konflikt mit Lilys 12jähriger Tochter, die sich wie ein Goth kleidet und deren Freund viel zu alt ist für sie. Nicht zu vergessen, die ermittelnde Polizistin, die natürlich auch ihre eigenen Sorgen hat und im Grunde befangen ist in dem Fall um die Tote am Strand.  So viele Dinge gehen dort vor und nicht zuletzt die verwirrend hohe Anzahl an Charakteren verlangen nach viel Konzentration beim Lesen.

 

Ich habe das Buch interessiert und zügig gelesen, obwohl die Spannung sich eher in Grenzen hält. Mich hat Lilys Geheimnis interessiert und deswegen blieb mein Interesse ungebrochen. Leider ist sie eine sehr unsympathische Figur und ihr Hintergrund lässt sie auch in keinem besseren Licht erscheinen zum Ende hin. Die meisten Personen handeln ziemlich dumm, Tom z.B. oder auch die Polizistin. Lilys Kinder und Joe, Arwens Sohn, verhalten sich meiner Meinung nach wenig altersgerecht. Auch gibt es den ein oder anderen hilfreichen Zufall, der die Story auf die Rechte Bahn bringt. So ist z.B. Lilys 8!jähriger Sohn ein kleiner Spanner und fotografiert aus seinem Dachfenster heimlich die Nachbarschaft. Was sich hilfreich für die Ermittlungen zeigt, denn natürlich hat er zur rechten Zeit das richtige fotografiert. Sehr praktisch.

 

Das klingt jetzt so als hätte ich nur negatives zu sagen. Aber wie ich schon sagte, hat das Buch mein Interesse behalten. Die Grundidee, was aus einem Menschen wird, der jung etwas Furchtbares getan hat und wie er damit umgeht, fand ich schon interessant. Leider klären sich nicht alle meine Fragen zum Ende hin aber wie man im Nachwort liest, erfährt man auch im wirklichen Leben nicht immer ganz genau, was eigentlich passiert ist. 

 

Wenn man die die überfrachtete Handlung tolerieren kann bekommt man einen soliden Krimi.

Cover des Buches Wenn Worte töten (ISBN: 9783458643739)

Bewertung zu "Wenn Worte töten" von Anthony Horowitz

Wenn Worte töten
Cambridgevor einem Jahr
Kurzmeinung: Nicht so gut wie die Vorgänger aber immer noch lesenswert
Mord auf einer kleinen Insel

Hawthorne und Horowitz are back. Ich habe die ersten beiden Bände dieser Serie geliebt. Sie waren witzig, spannend und herrlich britisch. Deswegen habe ich mich sehr auf dieses Buch erfreut. 

 

Horowitz schreibt gerade an dem zweiten Band seiner Reihe „Hawthorne ermittelt“. Deswegen ist er nicht sehr erbaut als sein Verlag ihn zu einem Literaturfestival auf eine kleine Kanalinsel schickt. Hawthorne soll ihn begleiten. Und der ist, zu Horowitz‘ großem Erstaunen, sofort begeistert von der Idee. Horowitz hat das Gefühl, immer einen Schritt hinter Hawthorne herzuhinken. Und er ist auch ein wenig neidisch, das er im Schatten seines Helden steht. Und nun soll er ihm auch noch die Show auf diesem Festival stehlen. Aber Horowitz ergibt sich seinem Schicksal. Und dann geschieht ein Mord auf dieser winzigen Insel und Hawthorne ermittelt wieder mal. Zeit, sich Notizen für das dritte Buch zu machen.

 

Ich mag, wie Horowitz sich selbst in die Geschichte einbaut und gelegentlich zu uns Lesern spricht. Seine Schreibweise ist leicht und locker und hat, zumindest im englischen Original, feinen englischen Humor. Horowitz nimmt sich selbst nicht zu ernst und schreibt mit einem sympathischen Understatement, das man ihm auch abnimmt. Leider ist diese Story nicht ganz so packend wie die der beiden Vorgänger. Das Horowitz immer hinter Hawthorne herstolpert und ihm in Beliebtheit hinterhersteht ist inzwischen ein etabliertes Element. Das ist zwar immer noch amüsant aber nicht mehr neu. Die Morde auf der Insel sind zwar mysteriös, aber trotzdem ist die Spannung nur mittelmäßig. So wirklich kam bei mir kein Interesse auf. Die Handlung tritt leider im Mittelteil ein wenig auf der Stelle. Für mich ist es das schwächste Buch der Reihe. Beim ersten begeisterte mich die Einführung der Personen, inklusive des Autors selbst als eine der Hauptfiguren. Beim zweiten fand ich die Handlung sehr spannend. So sehr ich die merkwürdige Beziehung der beiden Hauptakteure mag, sie ist nun aber etabliert und deswegen muss die Story über die Handlung funktionieren. Das tut es hier leider nur bedingt. 

 

Zum Glück legt Horowitz eine kleine Spur zum Schluss die schon wieder neugierig macht auf das nächste Buch. Sehr clever. Ich bin wieder dabei.

3,5 Sterne

Cover des Buches In dunklen Tiefen (ISBN: 9782496709506)

Bewertung zu "In dunklen Tiefen" von Loreth Anne White

In dunklen Tiefen
Cambridgevor 2 Jahren
Kurzmeinung: Kurzweiliger Thriller mit unerwarteten Wendungen
"Ich hoffe, er hat gelitten"

Ellie ist ein „poor little rich girl“. Ihr Vater ist einer der reichsten Männer Kanadas und sie ist die Alleinerbin. Aber hier trifft das Sprichwort „Geld allein macht nicht glücklich“ zu. Ellie’s Tochterertrank  im Alter von drei Jahren bei einem Schwimmunfall. Ellie schwamm mit ihr zu weit raus und konnte sie nicht halten. Ihre Ehe zerbrach darüber. Schuld und Trauer haben sie in die Tabletten- und Alkoholsucht getrieben. Mit ihrem Vater versteht sie sich auch nicht, ihm ist sie nur lästig. Ihre Mutter starb als sie noch ein Kind war. Inzwischen hat sie sich wieder etwas im Griff, aber die Pillen und Wein sind nach wie vor ihre besten Freunde. Ziellos treibt sie durchs Leben. Nach einem erneuten Streit mit ihrem Vater und einer weiteren alkohollastigen blamablen Vorstellung ihrerseits nimmt sie nur zu gerne das Angebot einer Freundin an, an einer Hotelbar noch ein paar weitere Drinks zu nehmen. Auf dem Weg zur Toilette stolpert sie einem attraktiven Mann in die Arme. Das ist der Beginn einer sehr schnell intensiv werdenden Beziehung. Als er für ein wichtiges Projekt die Finanzgeber verliert, beschließt Ellie, dass das die Gelegenheit ist, auf die sie gewartet hat. Sie gibt ihm das Geld für die Erschließung eines Bauprojekts in Australien und macht ihm auch gleich einen Heiratsantrag. Kurz darauf findet sie sich in Australien wieder, aber nur um festzustellen, das Martin nicht nur liebenswerte Eigenschaften hat. Ganz im Gegenteil.

 

Das Buch hat  mich von der ersten Seite an in das Geschehen gezogen. Die Story beginnt mit einem Mordprozess. Martin ist ermordet worden und seine Frau wird angeklagt. Dann  geht es weiter mit Rückblicken von vor über einem Jahr aus der Sicht von Ellie und der zuständigen Polizistin. Die Geschichte wird von hinten aufgerollt und zwischendurch gibt es Einschübe aus dem Prozess. Das ist recht geschickt gemacht, wie man zum Schluss hin merkt. Denn als Leser wird man ein wenig hinters Licht geführt. Ellie ist ein wenig anstrengend. Sie ist aufgrund ihrer Vergangenheit und ihrer immer noch bestehenden Sucht sehr unsicher, was ihre Erinnerungen angeht. Sie hinterfragt ständig, ob ihre Erinnerungen richtig sind. Das nervt etwas, aber bevor es zu anstrengend wird bekommt die Autorin die Kurve. „In dunklen Tiefen“ ist ein recht flott erzählter Psychothriller mit einigen unerwarteten Wendungen und einem kleinen Twist zum Ende hin. Das war mein erstes Buch der Autorin und es hat mich gut unterhalten, so dass ich gerne weitere Bücher von ihr lesen würde. 

Cover des Buches The Maid (ISBN: 9783426283844)

Bewertung zu "The Maid" von Nita Prose

The Maid
Cambridgevor 2 Jahren
Kurzmeinung: Nettes aber vorhersehbares Cosy Crime Buch
Mord im Hotel

Molly arbeitet in einem vornehmen Hotel als Zimmermädchen. Sie ist Mitte Zwanzig und lebte mit ihrer Großmutter bis zu deren Tod vor einigen Monaten in einer bescheidenen Wohnung. Molly trauert sehr um sie, sie standen sich sehr nahe. Und in der Tat ist ihre Gran in ihren Gedanken noch sehr präsent und sie hört ständig ihre Lebensweisheiten in ihrem Kopf. Molly liebt ihre Arbeit. Sie liebt es, jeden Morgen ihre saubere Uniform anzuziehen und sie liebt ihren Putzwagen, der mit Seifen, Handtüchern, Putzzeug und was man sonst so braucht als Zimmermädchen, üppig bestückt ist. Ihr ganzer Stolz ist es, jedes Zimmer immer wieder aufs Neue in einen Zustand der Perfektion zu bringen. Molly braucht diese Rituale, diese Regeln. Sie ist etwas anders als die meisten Menschen. Es wird nie näher drauf eingegangen, aber wahrscheinlich hat sie eine Form von Autismus. Sie kann Mimik nicht richtig deuten und nimmt alles was sie hört wortwörtlich. Früher half ihre Gran ihr immer, ihre menschlichen Interaktionen zu deuten. Aber nun ist sie auf sich alleine gestellt. Zudem hat sie eine eigene, etwas gestelzte und altertümliche Ausdrucksweise. Einmal meint jemand, dass man Molly leicht übersehen kann bis sie denn anfängt zu sprechen. Natürlich ist sie dadurch die Zielscheibe von Gespött. Aber sie hat gelernt, darüber zu stehen.

Eines Morgens findet sie einen toten Mann in einem der Hotelzimmer. Das ist dann der Beginn einer Cosy Crime Story. Anders als auf dem Buchcover angekündigt, ermittelt Molly aber gar nicht. Vielmehr wird sie selbst sehr rasch zur Verdächtigen und es bedarf der Hilfe ihrer wenigen unerwarteten Freunde, um sie aus dem Schlamassel herauszuziehen.

Menschen mit Asperger oder Autismus als Hauptfiguren in Büchern sind seit einiger Zeit in Mode. Das muss man mögen oder man lässt besser die Finger davon. Da ich selbst niemanden kenne mit diesem Syndrom kann ich nicht beurteilen, wie authentisch die Figur der Molly ist. Mir kommt sie nicht immer konsequent vor. Es gibt durchaus Abweichungen in ihrem Handeln und es erscheint mir etwas unglaubwürdig, auf wieviel Ablehnung sie stößt und offenbar niemand erkennt, warum sie so ist wie sie ist. Aber da die Geschichte nur aus Mollys Sicht beschrieben wird, können wir aber natürlich auch nicht wissen, was die anderen Figuren denken. Mir ist Molly aber im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen und ich empfand ihre Art zu reden witzig.

Als Krimi funktioniert dieses Buch nur bedingt. Der Prolog stimmte mich als Leser auf eine viel düstere Geschichte ein als es denn letztendlich der Fall war. Die Story rund um den Mord an einem reichen Hotelbewohner ist simpel und sehr leicht zu durchschauen. Man merkt auch direkt, wer Molly wohlgesonnen ist und wer ihre Gutgläubigkeit und ihre Unfähigkeit, die Feinheiten im sozialen Umgang zu erkennen, nur ausnutzt. Die Rahmenhandlung des Krimis ist also eigentlich nur Beiwerk. Hauptsächlich geht es hier um Molly, um eine Person, die anders ist als die „Norm“, um Menschen, die wichtige Arbeiten verrichten aber immer übersehen werden. Das wird alles mit leichtert Hand als unterhaltsame Geschichte verpackt, die man unkompliziert weglesen kann. „The Maid“ ist kein spannender Krimi, kein hochkomplexes Werk mit Tiefgang sondern ein leichter Unterhaltungsroman mit sympathischen Figuren.

Cover des Buches Die folgsame Tochter (ISBN: 9783404185436)

Bewertung zu "Die folgsame Tochter" von Lisa Unger

Die folgsame Tochter
Cambridgevor 2 Jahren
Kurzmeinung: Nach gutem Anfang wird es leider recht vorhersehbat
Die mysteriöse Frau aus dem Zug

Selena hat einen harten Tag hinter sich. Gerade erst hat sie im Büro die Nanny-Cam überprüft und dabei ihren derzeit arbeitslosen Ehemann mit der Nanny Geneva beim Sex beobachten müssen. Dann verpasst sie auch noch ihren Zug nach Hause. Als sie dann endlich auf dem Weg nach Hause ist und noch überlegt, was sie tun soll, kommt sie mit ihrer Sitznachbarin ins Gespräch. Irgendetwas kommt ihr vertraut an der mysteriösen Frau vor, und aus einem Impuls heraus (und nach dem Trinken einer Miniflasche Wodka, die die Frau aus der Handtasche gezaubert hat) erzählt sie ihr von ihrem Mann und der Nanny. Da sie sich sicher ist, die Frau nie wiederzusehen, gibt sie nichts auf das ungute Gefühl, das dieses Gespräch bei ihr hinterlässt. Aber dann am nächsten Tag kommt die Nanny nicht zum Dienst und die Polizei steht vor der Tür.

 

Das Buch hat eine vielversprechende Ausgangsbasis. Am Anfang verwirrte es mich aber gleich mit seinen verschiedenen Perspektiven. Die Story hat nämlich mehrere Erzählebenen und Personen, aus deren Sicht man die Dinge sieht. Ich habe zwar nie den Überblick verloren, aber ich denke, wenn das Buch sich nur auf Selena und auf ihre Gegenspielerin konzentriert hätte, wäre es etwas geschmeidiger zu lesen gewesen. Leider ist auch keiner der Figuren wirklich ansprechend. Selena ist sehr sprunghaft. Ständig ist sie hin und hergerissen zwischen ihren widerstrebenden Gefühlen. Sie liebt ihren Mann, nein sie hasst ihn. Sie will ihre Ehe retten der Kinder zu liebe. Nein, das kann sie doch nicht. Sie hätte bei ihrem Ex bleiben sollen. Nein, besser nicht denn ihr Mann klang nach so viel mehr Abenteuer in ihrem Leben. So gehen ihre Gedanken hin und her und sie führt sich ständig wiederholende innere Monologe darüber. Sie hält der Polizei Informationen vor. Sie hört nicht auf ihren Anwalt und nimmt auf eigene Faust Kontakt zu einer offenbar dubiosen Frau auf. Sie verhält sich eigentlich die ganze Zeit nur dumm. Was aber am meisten auffällt ist der Männerhass in diesem Buch. Es gibt kaum einen anständigen Mann in dieser Geschichte. Die männlichen Hauptakteure sind völlig übertriebene Scheusale und die Frauen duldsame Wesen. 

 

Die Story an sich ist zuerst recht undurchsichtig, aber nach und nach konnte ich erkennen, wohin das ganze führt. Da sich viele Gedankengänge der Figuren wiederholen und insgesamt viel „erzählt“ wird, kommt auch nicht unbedingt große Spannung auf. Trotz der Mängel liest sich das Buch aber unkompliziert weg. Es hat den ein- oder anderen interessanten Moment, ist aber wenig überraschend und die Charaktere sind leider zu eindimensional. 

Cover des Buches Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen (ISBN: 9783764507824)

Bewertung zu "Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen" von Paula Hawkins

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
Cambridgevor 3 Jahren
Kurzmeinung: Feiner, bedächtiger Krimi der zu fesseln versteht
Langsam aber intensiv

Daniel Sutherland wurde erstochen auf dem Hausboot, auf dem er seit kurzem lebt, gefunden. Und zwar von seiner Nachbarin, die ebenfalls auf einem Hausboot lebt. Er hatte die Nacht mit einer jungen Frau verbracht. Die ist wiederrum befreundet mit einer älteren Dame, die die Nachbarin seiner vor kurzem verstorbenen Mutter war.  Zudem gibt es noch die Schwester von besagter Mutter und deren Ex-Mann, einem bekannten Autor. Der wiederum wird von Daniels Nachbarin beschuldigt, ihre Lebensgeschichte für seinen Erfolgsroman geklaut zu haben. Da schließt sich der Kreis einer überschaubaren und dennoch verwirrenden Gruppe von Personen, die in diesem Roman eine Rolle spielen.

 

 Bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen sogenannten Pageturner. Paula Hawkins gibt sich nicht mit einer langen Einführung ab. Hier ist man gleich im Geschehen und muss sich konzentrieren,  um die verschiedenen Personen und ihre Verbindung auf die Reihe zu bekommen. Jede dieser Personen hat ein großes persönliches Leid erfahren. Sei es Tod oder ein traumatisches Erlebnis oder Vernachlässigung. Hier ist jeder ein Opfer. Keiner der Figuren bietet sich als Identifikationsfigur an. Jeder ist irgendwie beschädigt. Die junge Laura hat z.B. nach einer Hirnverletzung unangemessene Reaktionen auf alltägliche Dinge. Es dauert eine Weile, bis man die Zusammenhänge erkennt. Man muss diesem Buch ein wenig Zeit geben. Belohnt wird man mit einer fein durchdachten, irgendwie anders gestrickten verwobenen Story über Verlust und Tragik. 

 

Dies war mein drittes Buch der Autorin. „Girl on a Train“ hat mich noch relativ neutral zurückgelassen. „Into the Water“ dagegen fand ich schon richtig gut und angenehm anders. Vor allem gefällt mir, dass die Autorin offensichtlich nicht über einen Baukasten verfügt, aus dem sie ihre Bücher zusammensetzt. Kein Buch lief für mich nach dem gleichen Schema ab.  Mit diesem Buch ist sie ins Krimifach zurückgekehrt. Mir haben die unsympathischen, schwierigen und doch so menschlichen Figuren gefallen und ihre verflochtene Beziehung untereinander. 

Cover des Buches Dein dunkelstes Geheimnis (ISBN: 9783404184552)

Bewertung zu "Dein dunkelstes Geheimnis" von Jenny Blackhurst

Dein dunkelstes Geheimnis
Cambridgevor 3 Jahren
Kurzmeinung: Düsteres Drama über eine Frau, deren Vater wegen dem Mord an ihrer besten Freundin im Gefängnis sitzt.
Wo ist sie?

„Dein dunkelstes Geheimnis“ ist ein düsteres Drama über eine Frau, deren Vater wegen dem Mord an ihrer besten Freundin im Gefängnis sitzt. Die Tat ist inzwischen 25 Jahre her. Kathryn und ihre Freundin Elsie waren damals fünf. Ihr Vater gestand die Tat, sagte aber niemals etwas über das Motiv oder wo die Leiche ist. Seit einiger Zeit besucht Kathryn ihn im Gefängnis und stellt ihm jedes Mal die Frage „Wo ist sie?“. Doch ihr Vater schweigt. Die Familie musste damals nach dem Geständnis wegziehen von ihrer Heimat, einer walisischen Insel namens Anglesey. Doch nun, am Jahrestag von Elsies Verschwinden, wird erneut ein fünfjähriges Kind als vermisst gemeldet. Sie sieht Elsie verblüffend ähnlich und lebte in Kathryns ehemaligem Elternhaus. Kathryn glaubt nicht an einen Zufall. Ihr Leben ist stark geprägt von den Ereignissen. Sie hat Erinnerungslücken und Bindungsängste und hat es nie geschafft, zu verarbeiten, was ihr Vater getan hat. Sie beschließt, zurück nach Anglesey zu fahren und herauszufinden, ob die neue Entführung etwas mit Elsie zu tun hat.

 

 

Das Buch lässt sich rasch weglesen. Die Kapitel sind kurz und werden abwechselnd zuerst von Kathryn und Maggie, der ermittelnden Beamtin auf der Insel, erzählt. Später kommen dann noch ein paar andere Erzähler dazu. Es wird aber nie verwirrend und man weiß immer gleich, wo man ist in der Geschichte. Das Tempo ist relativ hoch und die Handlung bleibt interessant. Es lenkt aber leider nicht davon ab, dass sie voller Löcher ist. Für mich ist nicht alles absolut schlüssig bzw. ausreichend beleuchtet worden. Ich hatte auch recht schnell eine Vermutung, die sich letztendlich auch als richtig erwiesen hat. Das alles hat mich aber nicht davon abgehalten, das Buch in zwei Sitzungen zu lesen. Der Schreibstil ist flüssig und die kurzen Kapitel haben mich dazu verleitet, immer weiter zu lesen. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und würde auch wieder ein Buch der Autorin lesen.

Cover des Buches Glaube mir (ISBN: 9783499005312)

Bewertung zu "Glaube mir" von Alice Feeney

Glaube mir
Cambridgevor 3 Jahren
Kurzmeinung: Düsteres Murder Mystery mit vielen Wendungen, falschen Fährten und dem obligatorischen Twist zum Schluß
Was geschah damals in Blackdown?

Anna ist beruflich endlich da, wo sie hinwollte. Sie moderiert bei der BBC ein Nachrichtenmagazin. Doch unerwartet taucht die Kollegin, deren Stelle sie bekommen hatte, aus dem Mutterschaftsurlaub wieder auf und will ihren Job zurück. Anna bleibt nichts anderes übrig, als wieder als normale Reporterin zu arbeiten. Ausgerechnet in ihren Heimatort Blackdown wird sie geschickt um dort über einen Mord zu berichten. Anna wollte nie wieder dorthin zurück, denn sie hat keine guten Erinnerungen daran. In ihrer Jugend ist irgendetwas geschehen was sie zutiefst verstört hat. Annas Exmann Jack lebt ebenfalls wieder in Blackdown. Er ist bei der Polizei und für die Mordermittlung zuständig. Dummerweise kannte er das Opfer, er hatte ein Verhältnis mit ihr und am Abend zuvor hat er sie genau an dem Ort, an dem sie gefunden wird, getroffen. Noch dümmer, das er darüber kein Wort verliert und so tut, als kenne er die Tote nicht. 

 

Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen obwohl es nur so vor Klischees tropft. Anna trinkt zu viel und ist nach außen taffer als sie wirklich ist. Jack denkt, dass die Gesetze, die er täglich vertritt, nicht für ihn gelten und er trifft eine dumme Entscheidung nach der anderen. Beide sind von einem schweren Schicksalsschlag getroffen worden, das zur Trennung führte, aber natürlich haben sie noch Gefühle füreinander. Das Buch heißt im Original „His&Hers“, denn die Kapitel werden abwechselnd aus Annas und Jacks Sicht erzählt. Beide sind aber nicht besonders ehrlich mit sich selbst und anderen gegenüber. Was sie uns erzählen ist nicht immer hundertprozentig die volle Wahrheit. 

 

Dies ist mein zweites Buch von Alice Feeney. Ich war schon  beim ersten Mal sehr angetan von ihrem Schreistil. Mir gefällt wie sie sich ausdrückt und Dinge beschreibt. Selten habe ich bei einem anderen Buch so viele Stellen in meinem Kindle markiert. Beide Bücher sind düster und die Stories sind komplex und verwickelt. Nur mit der Spannung hapert es ein wenig. Hier war ich ein wenig mehr gefesselt. Die abwechselnden Kapitel haben oft einen kleinen Cliffhanger, so dass man weiterlesen möchte um zu wissen, wie es weitergeht. 

 

Das Buch lässt sich rasch weglesen, es ist nicht besonders dick und die Geschichte entwickelt sich zügig weiter. Anna und Jake, unzuverlässig wie sie sind, bekommen eine gewisse Tiefe, alle anderen Charaktere bleiben etwas außen vor. Da hätte ich mir beim ein oder anderen etwas mehr Infos gewünscht, denn auch sie waren durchaus interessant. Mir hat es besonders Feeneys Schreibstil angetan. Ihre Stories sind originell und wie man sieht kann sie auch klischeebeladene Geschichten gut neuerzählen. Ich würde auf jeden Fall ein weiteres Buch der Autorin lesen. 

Über mich

  • 07.02.2014

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller, Literatur, Unterhaltung

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