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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Benjamin Bayer (ISBN: 9783200046955)

Bewertung zu "Benjamin Bayer" von Helmut Giesinger

Benjamin Bayer
CanisLibrumvor 7 Jahren
Fantasy Made in Austria

Wenn mir vor kurzem jemand gesagt hätte, dass ich in naher Zukunft einen Fantasy Roman lesen werde, und diesen dann unerwarteter Weise auch noch gut finde, dann hätte ich den- oder diejenige für verrückt gehalten. Doch dem österreichischen Autor Helmut Giesinger ist es gelungen, mich mit seinem Debütroman Benjamin Bayer – Die verschollene Chronik, erfolgreich in die Welt der Fantasy Romane zu entführen und gleichzeitig Lust auf mehr zu machen. Was nicht zuletzt daran liegt, dass es sich bei Familie Bayer um eine wirklich hinreißende, liebenswerte Familie handelt und der fiktive Anteil der Geschichte den realen nicht verdrängt.

Benjamin Bayer ist ein ganz normaler, glücklicher 13-jähriger Junge. Sein Leben ist nicht besonders aufregend: im Sommer liebt er es mit seinem Longboard durch die Gegend zu kurven und im Winter gibt es für den sportbegeisterten Burschen nichts Schöneres, als mit seiner Familie Schi fahren zu gehen. Dies ist die große Leidenschaft der ganzen Familie Bayer, bei jedem Wetter findet man sie auf der Piste. Doch diese Leidenschaft und ein Wettrennen mit seinem Zwillingsbruder Bertram werden Benjamin eines Tages zum Verhängnis. Benjamin lässt sich während eines gewagten Sprungs über eine hohe Schanze von einer dunklen Gestalt aus dem Konzept bringen und stürzt. Es sieht fast so aus, als hätte die Gestalt helle Blitze auf Benjamin geschossen. Benjamin sieht in den schrecklichen Sekunden des Sturzes noch einmal sein junges Leben vor seinen Augen ablaufen. Der Aufprall führt zu so schweren Verletzungen, dass der Junge noch vor Ort verstirbt – oder doch nicht? Denn kurze Zeit später findet sich Benjamin an einem eigenartigen Ort wieder. Und was er dort erfährt, ist für den 13-jährigen Burschen schier unglaublich.  Denn Benjamin ist tatsächlich tot, soll aber als Wandler weiterhin auf der Erde und mit seiner Familie leben.

In den nächsten Tagen und Monaten lernt Benjamin mit Hilfe von Frau Vatis und anderen Helfern, was es heißt ein Wandler zu sein und dass er dieses Los offensichtlich seinem toten Opa Heribert Bayer zu verdanken hat, der selbst ein Wandler war. Und dann erhält er auch noch Opas alten Talisman, einen Lapislazuli, und soll sich auf die Suche nach der Bayer´schen Familien-Chronik machen. Auf seiner Suche nach dem Buch, dass ihm so einige Fragen beantworten kann, muss Benjamin lernen, dass es auch noch andere fantastische Wesen wie Jäger, Neutrale, Sumblimitas und Schnitzel gibt und das sein Großvater ihm die Geschichte „Der kleine Kasper“ nicht nur zum Vergnügen erzählt hat. Kann Benjamin die Familien-Chronik finden und erfahren, wie er sein Dasein als Wandler meistern kann?

Benjamin Bayer, 13 Jahre alt, lebt in Dornbirn (Stadtgemeinde im österreichischen Vorarlberg) mit seiner Familie. Er hat einen Zwillingsbruder, Bertram, einen älteren Bruder namens Bernhard und die jüngere Schwester Bernadette. Die Familie unternimmt sehr viel miteinander, obwohl die Geschwister eigentlich nicht viel gemeinsam haben, verstehen sie sich trotzdem gut, Streitereien kommen so gut wie nie vor. Bernhard liebt Kampfsport, Bernadette ist ziemlich klug und begeistert sich für Musik und Bertram ist gut in Mathe. Benjamin besucht das Gymnasium, aber im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder, der auch sein bester Freund ist, ist Benjamin in der Schule eher durchschnittlich bis schlecht. Und trotzdem scheint er der Auserwählte zu sein, der nach Opa Heriberts Tod dazu auserkoren ist, in seine Fußstapfen zu treten. Benjamin macht sich auf den Weg die Familien-Chronik zu suchen und muss viele Rätsel lösen, die sein Großvater hinterlassen hat. Und Benjamin gibt nicht auf. Was dem Jungen jedoch zu schaffen macht, ist, dass er seinem Bruder und auch sonst niemandem davon erzählen darf. Denn Benjamin ist ein sehr ehrlicher Mensch.

Großvater Heribert Bayer ist kürzlich im Alter von nur 69 Jahren auf mysteriöse Weise verstorben. Offiziell war es ein Herzinfarkt, aber warum hat sich der Mann zu diesem Zeitpunkt am Fuße des Berg Isel aufgehalten? Und warum hat er ausgerechnet Benjamin seinen Glücksbringer vererbt? Im Laufe der Geschichte klärt sich das Geheimnis um Benjamins Opa auf und man erfährt viel über den klugen, rätselbegeisterten und handwerklich begabten Mann.

Frau Vatis ist Benjamins Ansprechpartnerin in der Zwischenwelt. Sie ist die erste auf die er nach seinem Unfall trifft und eigentlich erhofft er sich von ihr Auskunft. Aber die eher hektische, kleine Frau gibt nicht allzu viel preis und lässt Benjamin immer nur das allernötigste Wissen.


Die Geschichte rund um Benjamin Bayer hat mir gut gefallen, die Umsetzung ist gelungen. Ich hatte ehrlich die Befürchtung, dass die ganze Story zu sehr in extremes Fantasy Genre abdriftet mit Drachen, Feen, Einhörnern, Zauberern etc. und mir dann vielleicht nicht zusagen könnte (obwohl ich nochmal erwähnen muss, dass ich keinen Vergleich habe). Aber das trifft nicht zu und ich glaube genau das ist der Grund, warum ich mich auf die Reise des jungen Wandlers einlassen konnte. Benjamin Bayer war ja – wie bereits erwähnt– mein allererster Fantasy Roman (bis auf Harry Potter) und ich war ehrlich überrascht, dass der Roman so viel realistische Handlung beinhaltet. Benjamins Leben und das seiner Familie ist ja eigentlich ganz normal, bis auf die Aspekte seines Wandlerdaseins, was mir persönlich gefällt. Ich mag die Figuren, ich mag es, dass die Umgebung, in der die Geschichte spielt, einbezogen und so toll beschrieben wurde (ich bin ja Wiener Stadtkind durch und durch und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nicht viel von Österreich gesehen habe) und ich finde auch die fiktiven Teile des Buches toll erzählt. Ich mag den Schreibstil und die Tatsache, dass Familie Bayer eine ganz „normale“  Familie ist. Manche Teile des Buches haben mir besser als andere gefallen, aber im Großen und Ganzen hat mich die Geschichte unterhalten. Ich werde das Buch meinem Sohn (er ist auch 13 Jahre alt) empfehlen, denn ich würde es als Jugendbuch einstufen. Aber auch Erwachsene kommen auf ihre Kosten und ich bin schon auf Benjamins weitere Reise gespannt.

Fazit
Ich denke als mein Fantasy-Debüt habe ich mir genau den richtigen Roman ausgesucht. Eine interessante, spannende und fantastische Reise eines Teenagers.

Liebe Grüße,
Canis Librum

Cover des Buches Küstenfluch (ISBN: 9783442485567)

Bewertung zu "Küstenfluch" von Hendrik Berg

Küstenfluch
CanisLibrumvor 7 Jahren
Fesselnder Nordseekrimi

Lügengrab war für mich im vergangenen Jahr eines der besten Bücher, die ich gelesen habe. Der Stil von Hendrik Berg und die Atmosphäre in der er mich versetzt, beeindruckt mich. Ich habe anfangs nicht viel erwartet von dem Buch, habe aber alles bekommen. Probiert es aus, vielleicht geht es euch genauso. Aus diesem Grunde musste ich einfach das neue Werk Küstenfluch besorgen,

Husum ist das neue zu Hause von Kommissar Krumme. Vier Wochen ist es nun her, dass er Berlin endgültig den Rücken gekehrt hat und von nun an seinen Dienst in Schleswig-Holstein verrichtet. Mit dem Wechsel nach Husum hat Krumme eindeutig an Lebensqualität hinzugewonnen, ist er doch dem Schmutz und dem ständigen Lärm der immer quirligen Hauptstadt entflohen und genießt stattdessen die frische salzige Luft Nordfrieslands. Mit seinen mittlerweile 55 Jahren ist er froh, es ruhiger angehen zu lassen.

Die Natur und die Umgebung ist das eine, doch Arbeit ist das andere. Dienstlich machen es ihm die Kollegen zu Beginn nicht einfach. Zu groß das anfängliche Misstrauen über den Neuzugang aus Berlin, der sich mit Sicherheit für etwas Besseres hält, vor allem seit er letztens in seinem Urlaub den Fall auf der Hallig Hooge mehr oder weniger im Alleingang gelöst hat. Patrizia Reichel, gerade mal 24 Jahre alt und frisch von der Polizeiakademie, ist Krummes neue Partnerin. Ehrlicherweise hatte er sich einen anderen Partner gewünscht. Der Altersunterschied zwischen den beiden ist beträchtlich und so dauert es eine Weile, bis sich die beiden zusammenraufen. Lustig müssen sie schon aussehen, der 55-jährige Krumme im fortgeschrittenen Alter und an seiner Seite die noch junge Pat, die ihm noch dazu körperlich überragt, wenn sie so durch das Städtchen Husum marschieren. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten mit den Kollegen ist Krumme dennoch froh hier zu sein, er gehört zu den glücklichen, die dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.

Lange hat er auch nicht Zeit sich einzugewöhnen, das Verbrechen lauert auch an der Küste der Nordsee. Just zur gleichen Zeit als das Wattenmeer  ein neues Schiffswrack beim letzten Orkan freigegeben hat, häufen sich seltsame Todesfälle.  Bauer Jessen ist eines der Opfer. Er wird tot in seiner Scheune aufgefunden. Alles spricht für einen Unfall, ein Sturz vom Heuboden. Doch Krumme und Pat sind skeptisch. Er und seine Partnerin glauben nicht an einen Unfall und stellen unangenehme Nachforschungen an. Wo gibt es hier einen Zusammenhang mit dem plötzlich aufgetauchten Schiffswrack, dass für die Touristen in der Gegend eine neue Attraktion darstellt und was hat es mit Jessens kleinen Neffen Jan auf sich? Hat der junge Vorahnungen oder handelt es sich lediglich um realitätsnahe Albträume?

In Lügengrab wählte Hendrik Berg die Hallig Hooge als Hauptschauplatz, als Österreicher ohne Meerzugang finde ich diese Halligen faszinierend. Auch  in Küstenfluch lässt Berg seine Szenen an traditionsreichen Orten spielen. Diesmal entführt er die Leser oft in sogenannte Haubargen, den typischen Bauernhäusern Nordfrieslands. Mit ihrem meist roten Mauerwerk schmücken sie vor allem die ländliche Gegend auf der Halbinsel Eiderstedt.  Hendrik Berg hat die Gabe die Schauplätze derart realistisch in Worten festzuhalten, sodass man sich als Leser unweigerlich in Nordfriesland wiederfindet. Eine weitere Stärke sind die Charaktere, die Hendrik zeichnet. Realistisch, heimatverbunden, zum Teil nordisch kühl aber in keinster Weise unsympathisch und auf jeden Fall passend zu der Gegend.

Die Geschichte handelt von tragischen Vorfällen, deren Aufklärung, aufgrund familiären Zusammenhalts, massiv erschwert werden. Die Ungereimtheiten rund um die Verbrechen sind für den Leser in jeder Zeile spürbar und werfen nicht nur für Krumme Fragen auf. Dazwischen ein kleiner Junge, der von prophetischen Albträumen geplagt wird und dessen Eltern der Tatsache, dass ihr Sohn Vorahnungen in seinen Träumen hat, scheinbar hilflos gegenüberstehen, keinen Rat wissen, um ihm zu helfen und ihn daher mit seinen Problem alleine lassen. Werden Krumme und Pat hinter das Geheimnis der Familie Jessen kommen und vor allem wie kann Jan geholfen werden?

Das Buch ist wie immer flott geschrieben. Auf insgesamt 315 Seiten, unterteilt in 51 Kapitel plus Epilog kann man sich für kurze Zeit auf Verbrecherjagd in Nordfriesland begeben. Lügengrab hat mir allerdings im Vergleich zu diesem Krimi einen Tick besser gefallen, sowohl atmosphärisch als auch erzählerisch, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit

Mystisch angehauchter, mit einem Hang zum Übersinnlichen, Kriminalroman.

Autor

Hendrik Berg wurde 1964 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Geschichte in Hamburg und Madrid arbeitet er zunächst als Journalist und Werbetexter. Seit 1996 verdient er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Drehbüchern. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln.

Liebe Grüße
Canislibrum - Buchblog vom Lesedog

Cover des Buches Friesennebel (ISBN: 9783839220283)

Bewertung zu "Friesennebel" von Sandra Dünschede

Friesennebel
CanisLibrumvor 7 Jahren
Ein Fall für Kommissar Thamsen und seine Freunde

Nach dem ich vor kurzem einen literarischen Abstecher nach Südfrankreich unternommen habe, freue ich mich, nun wieder in bekanntes Terrainzurückzukehren. Ich kann es nicht erklären, aber ohne Zweifel zählen Krimis aus Norddeutschland zu meiner Lieblingslektüre. Aus diesem Grund möchte ich mich beim Gmeiner Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars herzlichst bedanken.

Was ich nicht wusste,  ich gebe zu ich habe ich mich schlecht vorbereitet und habe mich bei der Wahl dieses Buches ausschließlich von dem durchaus gelungen Cover und vom Buchtitel leiten lassen, dass dieses Buch  Bestandteil einer mehrteiligen Buchreihe rund um den Kommissar Thamsen und seinen Freunden Tom und Haie ist. Ich würde jedem raten, die Bücher der Reihe nach zu lesen. Ich konnte nicht wirklich eine Bindung zu den Dreien herstellen und hatte ständig das Gefühl, dass mir wesentliche Informationen zu den Protagonisten fehlen.

„Olenglück“, so heisst das Pflegeheim in Niebüll, idyllisch gelegen im Legerader Wald. Doch die Idylle wird durch das Verschwinden des Patienten Gustav Nissen empfindlich gestört. Seine Leiche wurde im nahegelegenen Waldstück von Nord-Walkern gefunden. Nachdem festgestellt wurde, dass es sich um keinen natürlichen Tod handeln kann, wird der Fall an Kommissar Thamsen übertragen. Mehrere Theorien werden verfolgt, darunter Erbstreitigkeiten und  illegale Sterbehilfe. Thamsens Freund Haie hatte einen Unfall und liegt seit dessen Reha begonnen hat im Heim Olenglück, was Thamsen mehr als gelegen kommt. Möglicherweise kann der Undercovereinsatz seines Freundes den Nebel lichten.

Wie bereits erwähnt kann ich nicht viel über die Protagonisten sagen. Sie waren zwar alle durchwegs sympathisch beschrieben, doch für mich blieben sie im Verlauf des Buches recht blass. Ich konnte auch keine typischen norddeutschen Eigenheiten bei Thamsen und Co erkennen. Persönlich schade fand ich auch, dass der Großteil der Geschichte entweder direkt im Pflegeheim Olenglück oder in einem Krankenhaus gespielt hat. Der Krimi hätte überall in Deutschland spielen können. Pflegeheime und Krankenhäuser schauen vermutlich überall ziemlich ähnlich aus. Wenn ich einen Friesenkrimi lese, dann möchte ich mir die darin beschriebene Landschaft vorstellen können, mit dem Kommissar gemeinsam auf ein Krabbenbrötchen in irgendeinem idyllischen Hafenstädtchen gehen und nicht auf eine trockene Semmel in einer Krankenhauskantine.

Die Story selbst fand ich aber richtig toll. Unweigerlich musste ich an einen ähnlich gelagerten Fall aus dem Jahr 1989 in Wien denken. Damals waren in einem Krankenhaus, mehrere Krankenschwestern als Todesengel unterwegs. In dem Zeitraum von 1983 und 1989 „erlösten“ Sie eine größere Anzahl an Patienten mit tödlichen Morphiumspritzen. Ob es sich aber in diesem Buch um aktive Sterbehilfe handelt, müsst ihr schon selber nachlesen

Fazit

Ich würde dieses Buch  nicht als Regionalkrimi einstufen, vielleicht wollte dies die Autorin auch gar nicht. Obwohl mir viele Dinge gefehlt haben, hat mich das Buch trotzdem gut unterhalten.

Autor

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/ Nordfriesland und aufgewachsen in Risum-Lindholm, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau und arbeitete etliche Jahre in diesem Bereich. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman »Deichgrab«, der mit dem Medienpreis des Schleswig-Holsteinischen-Heimatbundes als bester Kriminalroman in Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde. Seitdem arbeitet sie als freie Autorin und lebt seit 2011 wieder in Hamburg, wohin es sie als waschechtes Nordlicht zurückzog

www.canislibrum.at

Cover des Buches Taste of Love - Geheimzutat Liebe (ISBN: 9783404174683)

Bewertung zu "Taste of Love - Geheimzutat Liebe" von Poppy J. Anderson

Taste of Love - Geheimzutat Liebe
CanisLibrumvor 7 Jahren
Köstliche Liebesgeschichte nach meinem Geschmack. Wohlbekömmliche Kost mit Happy End!

Taste of Love ist der Auftakt der neuesten Serie und zeigt auf romantische Weise, dass Liebe tatsächlich durch den Magen geht.

Andrew Knight, jüngster Sohn einer ziemlich elitären und einflussreichen Juristenfamilie, hat mit 24 eine Entscheidung getroffen und gegen den Willen seines Vaters sein Jurastudium geschmissen, um sich zum Koch ausbilden zu lassen. Heute, 35 und ledig, führt er ein ziemlich erfolgreiches Restaurant im Herzen Bostons. Die Medien reißen sich um den gutaussehenden Spitzenkoch, der demnächst auf Wunsch seiner Tante und Managerin Daisy, seine eigene Kochsendung bekommen soll. Doch in letzter Zeit ist Andrew mit seiner Arbeit nicht mehr zufrieden und der Star einer TV-Show möchte er schon gar nicht werden. Momentan fehlt ihm sogar die Motivation sein eigenes Restaurant zu führen und an neuen Gerichten zu arbeiten, unmöglich Fernsehkoch zu sein und lächelnd in die Kamera zu schauen. 

Eigentlich hat er, auch ohne der Unterstützung seiner Familie, alles erreicht, aber er muss feststellen, dass ihm Irgendetwas fehlt. Andrew gibt einem Impuls nach, setzt sich in sein Auto und fährt einfach drauf los. Ein, zwei Tage Urlaub würden ihm sicher gut tun, helfen den Kopf freizubekommen Die Führung seines Restaurants überlässt er ohne große Erklärung seinem Souschef Nick und findet sich nach einer vierstündigen Autofahrt an der Ortseinfahrt zu Maine wieder. Tief versunken in seine Gedanken, was in seinem Leben falsch gelaufen ist, kommt er ein wenig von der Fahrbahn und verursacht fast einen fatalen Verkehrsunfall mit einem Kleinlastwagen. Der Wirbelsturm, in Form der aufbrausenden Lenkerin des anderen Wagens, der danach auf ihn trifft, wirft Andrew jedoch mehr aus der Bahn, als der Unfall selbst.

Brooke Day ist außer sich vor Wut, als der SUV sie fast von der Straße drängt, und im nächsten Moment ziemlich zufrieden, als sie sieht welchen Schaden der Wagen abbekommen hat, der sie fast auf dem Gewissen hat. Als sie sich allerdings ein wenig beruhigt und den Lenker des Wagens näher in Augenschein nimmt, lässt sie sich kurzzeitig von seinem guten Aussehen aus der Fassung bringen. Der Mann, der den Unfall verursacht hat, stellt sich ihr als Drew vor und da sein Auto hinüber ist, lässt sich Brooke von ihm überreden, ihn in ein Hotel oder eine Pension zu fahren. Doch Brooke hat eine bessere Idee: Sie nimmt Drew mit in das etwas heruntergekommene Restaurant ihrer Eltern, dass auch Gästezimmer hat. Drew, den Brooke als Grossstadtsnob bezeichnet, dürfte nicht sehr begeistert vom Restaurant sein, das Zimmer jedoch gefällt ihm gut und die Sandwiches, die Brooke ihm serviert, findet er absolut köstlich.

Das Restaurant läuft leider nicht so gut und Brooke, die eigentlich Journalistin ist, schmeißt den Laden alleine, seit ihre Mutter vor einigen Monaten schwer krank wurde. Doch Brooke steckt all ihre Kraft in den Betrieb ihrer Eltern und versucht im Alleingang alles am Leben zu erhalten, vor allem, weil die Behandlung ihrer Mutter ziemlich kostspielig ist und aus den Einnahmen finanziert werden muss. Wegen des Geldmangels musste sie fast alle Mitarbeiter kündigen und als Drew bemerkt, dass sie strauchelt, bietet er seine Hilfe an. Doch Brooke weiß nicht, dass Drew ein gefeierter Küchenchef ist und seine andauernde Kritik treibt sie in den Wahnsinn. Die beiden krachen ständig aneinander und eine Auseinandersetzung folgt der nächsten. Drew möchte helfen, findet Brookes Kochkünste fantastisch, die junge Frau fühlt sich allerdings meistens angegriffen und reagiert vor allem dickköpfig auf Drews Angebot. . Bis sich die beiden während des Kochens immer besser verstehen und sich die gegenseitige Anziehung nicht mehr verleugnen lässt. Doch was geschieht, wenn Drew wieder zurück nach Boston muss? Und wie wird Brooke es auffassen, dass der Mann, an den sie sich immer mehr gewöhnt, sie von Anfang an angelogen hat?

Wieder einmal hat es Poppy J. Anderson geschafft, mich von einem ihrer Romane zu überzeugen. Die Romane der Autorin sind mir gut bekannt, die Bücher ihrer Titans-Reihe habe ich verschlungen und war von jedem einzelnen begeistert. Auch Taste of Love – Geheimzutat Liebe hat mir außerordentlich gut  gefallen, ein Liebesroman, dem es an nichts fehlt, . Die beiden Hauptfiguren sind absolut liebenswert, wenn auch Brooke anfangs ziemlich zickig und herrisch erscheint. Aber ihre Aufopferung für den Familienbetrieb, den Traum ihres Vaters, und für ihre kranke Mutter machen das im Laufe der Geschichte wieder wett. Die Dialoge zwischen Drew und Brooke sind ziemlich witzig. Drew bringt Brook ständig auf die Palme und die junge Frau ist nicht auf den Mund gefallen. Ihre Schlagfertigkeit bringt Drew ziemlich oft zum Staunen und mich brachte sie damit zum Schmunzeln. Wie auch schon in ihren anderen Romanen hat Poppy J. Anderson eine starke Frau zu Papier gebracht, mit der man sich absolut identifizieren kann.

Auch Drew ist absolut überzeugend und realistisch dargestellt. Anfangs ein wenig versnobt, merkt man schnell, dass der Eindruck täuscht. Sehr sympathisch finde ich, dass er auch gegen den Willen seiner Eltern seinen Weg gegangen ist und auch ohne deren Unterstützung  etwas aus seinem Leben gemacht hat. Ohne das Geld seiner Familie und dem prestigereichen Job als Anwalt, sondern als „einfacher“ Koch. Ein bodenständiger Handwerksbursche. Auch die Tatsache, dass er sich von der manchmal etwas hysterischen Brooke nicht allzu leicht aus der Fassung bringen lässt, fand ich sehr reizend. Drew verfügt außerdem über eine gehörige Portion Witz und gibt Brooke immer wieder contra Das ist Brooke nicht gewöhnt und bringt sie oft aus dem Konzept. 

Durch seine witzigen Passagen, das Geplänkel zwischen Brooke und Drew und die tolle Story ist der Roman extrem flüssig zu lesen. Die beiden Figuren klicken einfach, sind sehr stimmig und passen toll in die Story und die Umgebung. Die Geschichte spielt in einer Kleinstadt und auch die Bewohner und das Flair hat die Autorin gut zur Geltung gebracht. Der Geschichte hat es an Originalität nicht gefehlt, allerdings hat mir persönlich für fünf Pfoten dann doch das Tüpfelchen auf dem i gefehlt. 

Liebe Grüße,
Canis Librum

Cover des Buches Dear Amy (ISBN: 9783426654200)

Bewertung zu "Dear Amy" von Helen Callaghan

Dear Amy
CanisLibrumvor 7 Jahren
Briefkastentante einmal anders

Helen Callaghans Psychothriller Dear Amy erzählt die Geschichte von Margot und ihrer Suche nach einem seit 20 Jahren verschwundenen Mädchen.

Margot Lewis ist nicht nur Lehrerin mit Leib und Seele, sondern auch Briefkastentante beim Cambridge Examiner. Mit ihrer Kolumne Dear Amy steht sie der Menschheit, oder besser gesagt den Lesern des Examiner, mit Rat und Tat zur Seite. Einer ihrer Schülerinnen konnte sie jedoch nicht helfen. Die 15-jährige Katie Browne verschwand vor ein paar Wochen spurlos und wurde seither nicht mehr wieder gesehen. Tagelang schrieben die Zeitungen über das Verschwinden der Schülerin, stellten Vermutungen an, ob das Mädchen nicht einfach von zu Hause weggelaufen sei. Eines Tages allerdings erhält Margot einen Brief, adressiert an Dear Amy, den sie auf dem schnellsten Weg zur Polizei bringt. Denn der Brief enthält einen Hilferuf. Den Hilferuf der vor 20 Jahren verschwundenen und ebenfalls 15-jährigen Bethan Avery. Bethan fleht in dem Brief darum, dass sich jemand auf die Suche nach ihr macht, um sie aus den Fängen eines Fremden zu befreien. Auffällig ist dabei, dass Bethan damals im selben Alter und auf dieselbe mysteriöse Weise verschwunden ist, wie Katie vor ein paar Wochen. Und als hätte sie nicht schon genug mit ihrer bevorstehenden Scheidung und ihrem untreuen Ehemann zu tun, setzt Margot jetzt auch noch alles daran, sowohl Bethan als auch Katie zu finden und zu befreien. Denn die Briefe hören nicht auf und sind laut einem Graphologen sowohl echt als auch neu. Doch ihre eigene Vergangenheit und ihre Dämonen stehen Margot im Laufe der Geschichte immer wieder im Weg.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zu allererst haben wir Margot Lewis, die von ihrem Ehemann getrennt lebt, weil er sie betrogen hat. Margot ist eigentlich eine sehr selbständige, starke Frau. Sie hat das Haus, in dem sie die letzten drei Jahre mit ihrem Mann gelebt hat, als Bruchbude gekauft und selbst auf Vordermann gebracht. Sie hat sich trotz Empfehlung ihres Mannes in die Erwachsenenbildung zu gehen dafür entschieden Kinder zu unterrichten. Diese Entscheidung hat sie getroffen, weil sie selbst keine Kinder bekommen kann. Margot steht in allen Lebenslagen ihre Frau und weder die Trennung von ihrem Mann, noch die Briefe, die sie beim Examiner erreichen, können ihr scheinbar den Wind aus den Segeln nehmen. Im Gegenteil, sie setzt alles daran aufzuklären, woher die Briefe stammen und ob Bethan Avery und auch Katie Browne noch am Leben sind.

Die zweite Perspektive, in die wir einen Einblick erhalten, ist die des Opfers Katie Browne. Bereits im Prolog erfahren wir ein wenig über sie und ihre Familie und auf welche Weise Katie verschwunden ist. Und, was vor allem sehr interessant ist, der Leser/die Leserin erfährt auch etwas über den Täter. Das 15-jährige Mädchen wird noch ziemlich kindlich und aufmüpfig beschrieben – ihr Verhalten ihren Eltern gegenüber, das sie auch ihrem Entführer und Peiniger gegenüber nicht ablegen kann. Katie weint natürlich auch viel, aber sie versucht auch immer wieder stark zu sein und einen Ausweg aus ihrer Situation zu finden. Der Entführer hält sie in einem fensterlosen Keller gefangen und ihr einziger Wunsch ist es endlich wieder nach Hause zu können.

Durch die Briefe, die Bethan an Margot schickt, erfährt man natürlich auch so einiges über Bethans Entführer. Alex Penycote nennt er sich und hat sich zu Beginn als ihr Sozialarbeiter ausgegeben, eine dritte Person nennt den jähzornigen Mann jedoch im Laufe der Geschichte Mr. Meeks. Auffällig sind die Gemeinsamkeiten, die er und Katies Entführer Chris haben.

Im Buch gibt es zwar keinen eigenen Teil aus Sicht der Täter, dennoch erfahren wir über sie einiges. Chris, so nennt ihn Katie, ist ziemlich jähzornig und psychisch krank. Als der Versuch Katie unter einem Vorwand in sein Auto zu bekommen scheitert, ergreift er die Initiative und bringt sie gewaltsam dazu, mit ihm zu kommen. Wenn er mit Katies Benehmen oder Fragen nicht umgehen kann, dann fügt er ihr körperlichen Schmerz und Schaden zu. Er tischt ihr Lügen auf, um als der Gute da zu stehen und Katie dürfte außerdem nicht sein erstes Opfer sein.

Schon von Seite eins an hat mich Helen Callaghen mit ihrem Buch in den Bann gezogen. Auch wenn ich nicht sagen kann warum, gefällt mir der Schreibstil der Autorin sehr gut. Sie schafft es Katies Gedanken, ihre Angst und Verzweiflung zum Ausdruck zu bringen. Man will es zwar nicht, aber man kann sich sehr gut in das junge, gefangengehaltene Mädchen hineinversetzen. Auch das Psychogramm des Täters/der Täter ist toll beschrieben, vor allem, weil es nur aus der Sicht einer 15-jährigen erstellt ist. Und Margots Figur ist sehr komplex aufgebaut. Einerseits die starke Frau, die ihr Leben auch ohne ihren Mann im Griff hat, andererseits kämpft sie seit Jahren mit einer Psychose.

Ich war sehr begeistert von dem Buch. Ich hatte zwar ab dem zweiten Drittel eine Ahnung, was Bethan und Katie zugestoßen ist, war aber vom Ende trotzdem überrascht. Die Geschichte war spannend und unerwartet. Warum ich trotzdem nur vier Pfoten vergebe? Ab dem Zeitpunkt, als die Rätsel um Katies und Bethans Entführung aufgelöst sind und man einen Einblick in das Leben danach erhält, ist es mir so vorgekommen, als wollte die Autorin das Buch einfach nur noch abschließen. Dadurch fehlt es der Restgeschichte an Spannung und auch an Einfallsreichtum.

Fazit
Empfehlenswerter Psychothriller!!

Liebe Grüße,
Canis Librum

Cover des Buches New York Diaries – Sarah (ISBN: 9783426519400)

Bewertung zu "New York Diaries – Sarah" von Carrie Price

New York Diaries – Sarah
CanisLibrumvor 7 Jahren
Geschichten aus dem Big Apple

Sarah Hawks, 27 Jahre alt und ursprünglich aus Chicago, liebt Musik. Musik ist für sie nicht nur ein Hintergrundgeräusch, sie lebt dafür. Jede noch so kleine Kleinigkeit weiß sie über jeden Song, jeden Interpreten und daher verwundert es nicht, dass sie damit gerne ihre Brötchen verdienen möchte. Musikjournalistin! Ihre Wochenenden verbringt Sarah damit unbekannte Bands in Clubs anzuhören, um irgendwann „den Song ihres Lebens“ zu finden, darüber auf ihrem Blog zu schreiben und damit bekannt zu werden. Das wäre ihr absolut größter Traum, doch leider hat sie es bisher in der großen Stadt nur zur Kellnerin geschafft. Welch Klischee??

Eines Abends hört und sieht sie den gutaussehenden Singer/Songwriter Will Brown und ist hin und weg von seiner Stimme und seinem Umgang mit Worten. In den nächsten Tagen vergeht kaum ein Moment, an dem sie nicht an Wills Song denken muss. Und dann ergibt sich plötzlich eine Chance. Sie soll auf der Geburtstagsfeier eines sehr bekannten Musikproduzenten als Kellnerin arbeiten. Sarah wittert ihre Chance und will ihre bereits abgelehnte Bewerbung direkt bei Charles Carrington von Carrington Music Inc. abgeben. Wie so vieles in Sarahs Leben geht aber auch dieser Plan nicht so recht auf und so kommt es, dass der 70-jährige Firmenchef nicht nur ihre Unterlagen nicht haben möchte, sondern Sarah wegen dieser Aktion auch noch ihren Kellnerinnenjob verliert. Einziger Lichtblick an diesem Abend ist Charlie, den sie für einen ihrer Kollegen hält und ihm noch in derselben Nacht „ihr New York“ zeigt. Die beiden verstehen sich prächtig und Sarah fühlt sich zu dem attraktiven New Yorker hingezogen. Doch Charlie ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Er ist der Sohn und Vizepräsident von Carrington Music Inc.. Er bietet Sarah nicht nur einen Job als Musikscout sondern auch einen Platz in seinem Leben an. Sarah, die privates und berufliches normalerweise nicht mischt, lässt sich jedoch auf beide Abenteuer ein. Und dann ist da noch Will, der sie mit seiner Musik und seinem Talent total aus der Bahn wirft. Und obwohl sie sich gerade erst eine Beziehung mit Charlie und einen neuen Job gestürzt hat, kann Sarah ihre Gefühle für Will nicht einfach ausschalten. Oder will sie es etwa nicht?

Eine weitere Bewohnerin des Knights Building gibt uns einen kleinen Einblick in ihr Leben, ihre Leidenschaft und die inneren Konflikte, die diese mit sich bringen und nicht zuletzt mit der Liebe. Sarah ist ganz anders als Claire aus dem ersten Teil dieser Reihe. Sie besitzt nicht Claires Selbstironie, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Sarah ist eher ernsthaft und von ihrer Leidenschaft getrieben. Das Ziel, dass sie sich seit sie denken kann, vorgenommen hat, das möchte sie unbedingt erreichen, jedoch nicht um jeden Preis. Sarah hat trotz ihres außergewöhnlichen Berufswunsches keine Scheuklappen auf, macht sich Sorgen, wie sie ihre Miete bezahlen kann, welchen Job sie machen kann, um über die Runden zu kommen. Sie ist jedoch ein wenig naiv, wenn es darum geht, wie sie sich ihren Traumjob vorstellt und wird, als sie den Job als Musikscout annimmt, ganz schnell auf den Boden der Realität zurück geholt. Doch auch das kann Sarah nicht davon abhalten ihren Traum weiter zu träumen und ihn zu leben.

Charlie, der von Anfang an ein offenes Ohr für Sarah hat, weiß selbst nicht so recht, wer er eigentlich ist. Er muss sich noch finden, stand er doch bisher immer unter der Fuchtel seines Vaters. Und wenn nicht alles so läuft, wie er es gerne hätte, dann verwandelt er sich auch mal gerne in ihn. Sarahs Kollegen sprechen nicht gerade nett über ihren Juniorchef, doch Sarah hat auch andere Seiten des jungen Mannes gesehen und sich genau in diese verliebt. Aufmerksam, liebe- und verständnisvoll im einen Moment, jedoch im anderen wieder eiskalt und berechnend.

Singer/Songwriter Will Brown ist eigentlich Straßenmusiker, wollte sein Glück aber auch mal mit einer Band probieren – hat wohl nicht so toll funktioniert. Sarah ist von seiner Stimme, seinen Worten, seinem ganzen Style, nicht nur in musikalischer Hinsicht, überzeugt. Was Sarah, und auch ich, an Will ganz besonders toll findet, ist seine Begabung dafür, andere Menschen zu sehen. Ohne sich großartig erklären zu müssen, weiß Will über Sarah Bescheid. Zarte Gefühle entwickeln sich: ein Blick hier, eine kurze Berührung da und Sarah weiß nicht, wie sie diese Gefühle Will gegenüber einordnen soll.

Die Story ist aus Sarahs Sicht erzählt und ganz toll zu lesen. Zwischendurch hat die Autorin immer wieder Liedtexte eingebaut, die mich auch überzeugt haben. Mein einziger Kritikpunkt hierzu: Die Songtexte sind – natürlich – in englischer Sprache. Für mich grundsätzlich kein Problem, aber nicht jeder ist der englischen Sprache mächtig und hat damit vielleicht so seine Probleme. Die Story ist super erzählt und hat echt Spaß gemacht. Nicht jeder Roman braucht einen wahnsinnigen WOW-Effekt, manchmal reicht es auch einfach eine Geschichte mit Herz zu erzählen. Ich war zu keinem Zeitpunkt gelangweilt und hab mich bis zum Schluß immer wieder gefragt: für wen wird sich Sarah entscheiden??? Und bevor ich es vergesse: Sollte ich jemals in New York sein, möchte ich gerne all die hübschen, beschriebenen Parks besuchen.

Fazit
Für sein Genre ein realistischer, toll erzählter Roman mit absolut liebenswerten Charakteren und damit absolut empfehlenswert.

Liebe Grüße
Canis Librum

Cover des Buches Sweetgirl (ISBN: 9783423261265)

Bewertung zu "Sweetgirl" von Travis Mulhauser

Sweetgirl
CanisLibrumvor 7 Jahren
Story grundsätzlich nicht schlecht, aber spannend????

In einer ungemütlichen Nacht, der Wetterbericht hat einen Blizzard vorhergesagt, macht sich die 16-jähre Percy auf den Weg zu Shelton Potters Farm, um ihre völlig den Drogen verfallene Mutter von dort abzuholen. Doch Shelton ist nicht irgendwer, er ist der Drogendealer ihrer Mutter und nicht gerade für seinen besonders hohen Intelligenzquotienten bekannt, was ihn wiederum ziemlich gefährlich macht. Und Percy findet in seinem Haus nicht etwa ihre Mutter, sondern ein völlig unterkühltes, schreiendes Baby. Jenna steht auf ihrer Wiege geschrieben und Percy trifft in Sekundenschnelle eine Entscheidung. Sie nimmt das brüllende Mädchen, das sie immer wieder Sweetgirl nennt, an sich und flüchtet mit ihr aus Sheltons Haus, um es ins Krankenhaus zu bringen. Was Percy allerdings nicht bewusst ist, Shelton liebt Jenna und deren Mutter aus tiefstem Herzen (das entdeckt er zumindest im Laufe der Geschichte) und so schickt er die Handlanger seines Onkels auf die Suche nach dem Baby und auch er selbst setzt sich dem Blizzard aus, um Jenna sicher nach Hause zu bringen. Und so befindet sich Percy mitten im stärksten Schneesturm seit langer Zeit mitsamt einem Baby, für das sie sich auf unerklärliche Weise verantwortlich fühlt, auf der Flucht vor dem furchteinflößenden Drogendealer.

Percy ist sechzehn Jahre alt und das jüngere von zwei Kindern. Ihre Schwester Starr ist vor einiger Zeit von zu Hause ausgezogen, da war ihre Mutter Carletta noch clean. Doch seit einiger Zeit hat das Crystal Meth, welches sie von Shelton bekommt, sie wieder voll im Griff. Percy könnte ihre Schwester um Hilfe bitten, möchte der jungen Mutter aber das Leben nicht schwer machen und hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, sich um ihre Mutter zu kümmern. Als diese einige Tage nicht nach Hause kommt und Percy einen Tipp erhält, dass ihre Mutter bei Shelton gesehen wurde, macht sie sich trotz des furchtbaren Wetters auf die Suche. Sie fühlt sich verantwortlich für ihre Mutter, obwohl es eigentlich anders herum sein sollte. Offensichtlich musste Percy früh erwachsen werden. Und so entscheidet sie auch das Baby mitzunehmen, dass sie halb erfroren in Sheltons Haus findet, während er und die Mutter der Kleinen ihren Drogenrausch ausschlafen. Percy macht sich Jenna auf den Weg zu Portis, der Ex-Freund von Carletta und nächstem Nachbarn von Shelton. Percy fällt im Laufe der Geschichte immer wieder durch ihren schwarzen Humor auf („Auf seinem Rücken war WHITEBOY tätowiert – wahrscheinlich damit ihn keiner für einen schwarzen Albino hielt.“), dadurch wird die ganze Story ein wenig aufgelockert, ist sie bis zur Hälfte - meiner Meinung nach - eher etwas langweilig.

Portis ist das, was einer Vaterfigur für Percy am nähesten kommt. Das Mädchen vertraut ihm, wären sie vor einiger Zeit doch fast eine Familie geworden. Denn Portis wollte Carletta heiraten, warum er sie nie gefragt hat, weiß er selbst nicht so recht. Jetzt lebt er ein ziemliches Einsiedlerleben in einer kleinen Hütte tief im Wald und trinkt sich alleine seinen Kummer von der Seele. Er steht Percy sehr nahe und hasst Shelton, mit ein Grund, warum er Percy hilft, als diese mit dem Baby bei ihm auftaucht.

Shelton produziert und dealt mit Crystal Meth, im Gegensatz und zum Ärger seines Onkels, der trotz seiner krummen Geschäfte als Stütze der Gesellschaft gilt. Hier wird sehr gut beschrieben, wie die Gesellschaft mit zweierlei Maß misst. Auf der Suche nach ihrer Mutter findet Percy in seinem Haus Jenna. Im Laufe der Geschichte kristallisiert sich heraus, dass Shelton die Mutter des Babys und auch das Baby selbst wirklich liebt und Alles dafür tun würde, um das kleine Mädchen zurück zu bekommen. Er selbst macht sich während des Blizzards mit seinem Schneemobil auf die Suche, doch auf Grund seiner kurzen Aufmerksamkeitsspanne und weil er tief im Inneren doch ziemlich minderbemittelt und ein Egoist ist, lässt er sich von seiner Aufgabe immer und immer wieder sehr einfach ablenken. Sei es durch sein „tolles Aussehen im Schneemobilanzug“ oder aber auch durch den Spaß, den er beim Schneemobil fahren hat.

Im Großen und Ganzen ist die Story eher weniger spannend als skurril. Sheltons geistige Umnachtungen, hervorgerufen durch seinen ständigen Alkohol- und Drogenkonsum, sind ziemlich verstörend. Mal denkt man er macht sich wirklich Sorgen um Jenna, dann wiederum dreht sich alles um 180 Grad und er denkt nicht mal ansatzweise an sie sondern nur an sich selbst. Welche Rolle Percys Mutter in der ganzen Geschichte spielt, ist mir nicht ganz klar und für die Story an sich auch irrelevant. Ab und zu musste ich über das Geplänkel zwischen Percy und Portis lachen, aber so witzig und komisch, wie das Buch beschrieben wurde, fand ich es nicht. Die Zustände, in denen die 16-jährige Schulabbrecherin leben muss, finde ich eher traurig und nicht nachahmenswert. Mit seinen rund 250 Seiten und einfachem Schreibstil war der Roman allerdings auch recht schnell durchgelesen und alles in allem ein nicht allzu schlechter Zeitvertreib.

Fazit
Seichte Story, die angepriesene „dramatische Verfolgungsjagd“ hat leider gefehlt, viele „unbeabsichtigte“ Leichen – wenn einem mal so richtig langweilig ist, dann kann man dieses Buch auch zur Hand nehmen.

Liebe Grüße,
Canis Librum

Cover des Buches Insomnia (ISBN: 9783805250719)

Bewertung zu "Insomnia" von Jilliane Hoffman

Insomnia
CanisLibrumvor 7 Jahren
fast perfekter amerikanischer Thriller

Jilliane Hoffmann ist wohl jedem Thriller-Fan ein Begriff. Nach ihren Bestsellern Cupido, Morpheus und Vater unser, hat sie sich dazu entschlossen eine Serie rund um den sympathischen FDLE Sonderermittler Bobby Dees zu entwickeln.Insomnia, zu Deutsch Schlaflosigkeit, ist der zweite Teil nach dem Einstiegsroman Mädchenfänger.
Die Autorin versteht es, wie kaum ein anderer , mit ihren Geschichten den Nerv der Zeit zu treffen. Wie auch bei Mädchenfänger handelt es sich bei diesem Roman um ein  durchaus realistisches Szenario, welches vor allem Eltern das Blut in den Adern gefrieren lässt, wenn sie sich selbst vorstellen, zu den Betroffenen zu gehören.Da ich bereits den Vorgängerroman Mädchenfänger  gelesen habe, war mir Bobby Dees schon sehr  bekannt, aber auch wenn man den ersten Teil verpasst haben sollte, helfen Rückblenden, um  sich ein umfassendes Bild vom dem engagierten Ermittler machen zu können. Das Buch ist in drei Teile unterteilt und startet mit einem Prolog, in dem man mehr über den Täter und dessen Beweggründe erfährt. Nachdem man den Prolog gelesen hat, weiß man, worauf man sich als Leser dieses Buches einlässt.

Wie so oft bei Jilliane Hoffmann muss Florida auch für diesen Thriller als Location herhalten. Im südlichen Bundesstaat von Amerika treibt der Serienmörder „Hammermann“ sein Unwesen und versetzt damit den gesamten Staat in Angst und Schrecken. Die siebzehnjährige Mallory Knight passt genau in das Beuteschema des Serienkillers: langes dunkles Haar, zierliche Figur und grüne Augen. Nach einer Highschool Party verschwindet Mallory spurlos. Es wird eine Sondereinheit rund um Bobby Dees eigerichtet, um das Mädchen zu finden, doch nach zwei Tagen taucht Mallory unvermittelt  mit Schnittwunden und flächendeckenden Moskitostiche wieder auf. Sie wird umgehend in das nächste Krankenhaus gebracht und von Bobby Dees verhört. Die Aussage die Mallory an diesem Tage tätigt, wird sie ihr Leben lang verfolgen.

Jilliane Hoffmann hat für diesen Thriller die Erzählform gewählt, bei der jedoch aus  unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Der Plot ist wie gewohnt herausragend konstruiert, mit vielen Überraschungs-momenten. Gänsehaut begleitet den Leser beinahe das ganze Buch  über, nur selten bekommt man Erholungsphasen. Die kurzen Kapitel und der flüssige Schreibstil lassen die Seiten nur so vorbeifliegen, so dass man leider sehr rasch mit den knapp 480 Seiten durch ist.
Als Kritikpunkt möchte ich noch erwähnen, dass die vielen verschiedenen Behörden mit ihren amerikanischen Abkürzungen, die an den Fällen involviert sind für mich etwas unübersichtlich waren. Ich war etwas verwirrt, welcher Cop zu welcher Behörde gehört, aber im Endeffekt ist dies auch nur eine Nebensache, da diese Charaktere nur Nebenrollen in Anspruch nehmen und man sich hauptsächlich auf Bobby Dees als Ermittler konzentriert.

Insomnia bekommt von mir klar eine Leseempfehlung, auch wenn das Buch nicht ganz an Morpheus oder Cupido heranreicht. Wer auf spannende, amerikanische Thriller steht wird an diesem Buch dennoch nicht vorbeikommen.

Fazit

Genialer Plot mit hervorragender Spannungskurve

Cover des Buches Begin Again (ISBN: 9783736302471)

Bewertung zu "Begin Again" von Mona Kasten

Begin Again
CanisLibrumvor 7 Jahren
Starke Charaktere, herzerwärmende Lovestory - einfach empfehlenswert!

Wie der Titel schon sagt handelt das Buch von einem Neuanfang, einem Neuanfang, den sich Allie Harper schon seit einiger Zeit wünscht. Lange hat es gedauert aber nun konnte sie sich endlich von ihren Eltern lösen. . Doch aller Anfang ist schwer und so war es nicht so einfach wie Allie es sich vorgestellt hat.

Crystal Allison Harper ist 19 Jahre alt und möchte nichts sehnlicher, als von zu Hause weg. Sie nutzt die Gelegenheit, die sich ihr bietet, und bewirbt sich an einer Uni, die ihr nicht nur eine Ausbildung ermöglicht, sondern auch die von ihr gewünschte räumliche Trennung von ihren Eltern. Mit neuem Namen, sie nennt sich von nun an  nur noch Allie, und neuem Mut wagt sie diesen großen Schritt in ihre Selbständigkeit. Die Schwierigkeit besteht darin ein adäquates Zimmer zu finden. Letzte Hoffnung ist der Email-Verkehr zwischen ihr und K. White, der ihr ein WG-Zimmer anbietet. Mit letztem Elan macht sie sich auf den Weg zu der Wohnung, die gerade mal 15 Minuten von der Uni entfernt ist und hofft, dass es jetzt endlich klappt. Was sie dort allerdings erwartet, schlägt dem Fass den Boden aus. Nachdem sie bei den letzten Besichtigungen auf vermüllte Wohnungen, Anfragen zu Körbchengröße und sexuellen Gefälligkeiten als Kriterium für ihren Einzug gestoßen ist, übertrifft Kaden White dies alles noch mit seiner Unfreundlichkeit. Denn Kaden hält zwar nach einem Mitbewohner Ausschau, hat nach Allies Emails jedoch nicht mit einem weiblichen gerechnet und lässt sie das auch gleich spüren. Stinksauer und der Verzweiflung nahe lässt sie sich allerdings nicht abwimmeln und zwingt Kaden dazu ihr die Wohnung zu zeigen. Und was Allie sieht, gefällt ihr sehr gut. Sie möchte unbedingt hier einziehen, koste es, was es wolle. Nach einigem Hin und Her einigen sich die beiden. Allie kann einziehen, jedoch gibt es Regeln und die wichtigste ist: Die beiden werden niemals etwas miteinander anfangen.

Neue Wohnung, neue Heimat und auch um zwei neue Freunde, die Allie während der Willkommensveranstaltungen der Uni kennen gelernt hat, reicher, wagt sich Allie an ihr neues Leben ohne Bevormundung ihrer Eltern, die sie zu Hause wie ein dressiertes Püppchen gehalten haben. Doch nichts von all dem erzählt sie Dawn und Scott, sie möchte mit ihrer Vergangenheit abschließen und daher soll auch keiner wissen, was ihr in ihrem anscheinend so wohlbehüteten und perfekten Zuhause widerfahren ist. Aber auch das Zusammenleben mit Kaden ist nicht einfach, es hat den Anschein, als würden die beiden einfach keinen gemeinsamen Nenner finden. Kaden kann mit Allies „Weiberkram“ und „Geheule“ nicht umgehen und scheint ständig sauer auf sie zu sein, was Allie wiederum nicht auf sich sitzen lässt. Bis der ihr gutaussehender Mitbewohner sie eines Tages unerwartet mit auf eine Wandertour nimmt und die beiden entdecken, dass sie so einige Gemeinsamkeiten haben. Das Zusammenleben wird dadurch allerdings auch nicht einfacher, denn Allie und Kaden freunden sich an und plötzlich entwickelt Allie Gefühle für den mysteriösen jungen Mann, der sich die Wohnung mit ihr teilt. Die beiden versuchen ihre Gefühle füreinander zu unterdrücken und erinnern sich gegenseitig immer wieder an die aufgestellten Regeln, doch so einfach ist das nicht, wenn man sich zu jemandem hingezogen fühlt und eigentlich alles über den anderen erfahren möchte. Und warum ist es für Kaden so schwierig mit Allie umzugehen und sein Geheimnis zu lüften, nachdem Allie ihm ihres anvertraut hat?

Bei diesem Buch haben wir es mit einem typischen Young-Adult-Roman zu tun. Ich lese dieses Genre ganz gerne, auch wenn ich mich – vom Alter her – in die Situationen der Figuren nicht mehr wirklich hinein versetzten kann,  1. Ist das alles schon eine Weile  her und 2. zu meiner Zeit wurde mit vielen Dingen einfach anders umgegangen, auch mit Liebesdingen. Diese Geschichte spielt, obwohl von einer deutschen Autorin geschrieben, wie so viele andere auch, in den USA. Die Story hätte ohne weiteres auch in  Thüringen funktioniert, aber das ist ja Geschmacksache und wurde von der Autorin so gewählt und auch toll umgesetzt. Zuerst war ich ein wenig skeptisch, aber nicht nur, dass Mona Kasten die Gegend toll beschrieben hat und man das Gefühl hatte, dass sie Arbeit in Recherche investiert hat , auch ihr Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Für eine junge Autorin von 24 Jahren hat mich der Schreibstil und auch die Story an sich gut unterhalten und gefesselt. Ein klein wenig hat mir beim Verlauf der Geschichte die Spannung gefehlt, es war alles irgendwie sehr vorhersehbar.

Mona Kasten hat es allerdings geschafft mich von ihren Figuren zu überzeugen, die sie wirklich toll beschreibt und ihnen auch bemerkenswerte Charakterzüge mitgegeben hat. Allie Harper hat es in der Vergangenheit nicht leicht gehabt mit ihrer herrischen Mutter und dem eher gleichgültigen Vater. Von Kindheit an musste sie immer „schön aussehen“, damit die Mutter sie vorzeigen kann. Das, und ein Vorfall mit einem Geschäftspartner ihres Vaters, hat Allies Sichtweise auf das Leben und ihren Stellenwert darin komplett aus der Bahn geworfen. Ihr Selbstwertgefühl hat darunter gelitten und sie ist seither selbst der Meinung ohne hübsch auszusehen nicht viel Wert zu sein. Und obwohl sie allen Mut zusammen nimmt und von zu Hause weggeht, kann sie in manchen Situationen einfach nicht aus ihrer Haut und verfällt in alte Muster. Dann wäre da noch Allies neue beste Freundin Dawn, die, obwohl sie die junge Frau noch nicht lange kennt, sofort für sie da ist, ihr zur Seite steht, sie in den Arm und auch in Schutz nimmt.

Kaden White ist natürlich das wahnsinnig sexy, gutaussehende, tätowierte und muskelbepackte Pendant zu Allie. Ein Mann, den sie nie haben kann, weil er einfach zu toll aussieht, als das er sich mit ihr einlassen würde. Kaden ist anfangs extrem unfreundlich, abstoßend, kühl und distanziert. Er will sich auf Frauen im Allgemeinen einfach nicht einlassen. Dass seine unnahbare Art auf ein Erlebnis in der Vergangenheit zurück zu führen ist, ist allerdings keine Entschuldigung für sein wirklich rüdes Benehmen seinen Freunden gegenüber. Und zwar all seinen Freunden, nicht nur Allie. Doch auch Kaden verändert sich im Laufe der Geschichte, je besser er Allie kennen lernt umso offener wird er und man erkennt sein wahres Ich. Während Allie immer mutiger und selbstsicherer wird, kann er sich anderen gegenüber öffnen und eine weichere, liebenswertere Seite von ihm zeigen.

Fazit
Wirklich toll erzählter YA-Roman mit interessanten Charakteren, jedoch etwas vorhersehbar und daher hat mir persönlich das gewisse Etwas gefehlt. Da mir der Schreibstil und die entwickelten Figuren aber sehr zugesagt haben, werde ich mir den zweiten Teil sicher nicht entgehen lassen.

Liebe Grüße,
Canis Librum

Cover des Buches Die Assistentinnen (ISBN: 9783863960957)

Bewertung zu "Die Assistentinnen" von Camille Perri

Die Assistentinnen
CanisLibrumvor 7 Jahren
Assistentin sein ist schwer..............

Die Assistentinnen von Camille Perri ist ein ganz spezieller Roman, der zwar nicht generell als Anleitung dienen soll, aber sehr wohl zum Nachdenken anregt – und Humor und Romantik kommen auch nicht zu kurz. Ein Roman über Frauen, die ihre Chancen ergreifen und im Zuge dessen von der Gesellschaft als „moderne, weibliche Robin Hoods“ gesehen werden, obwohl ihr Vorgehen eigentlich ein klein wenig unmoralisch ist. Ein Buch über die Berufswelt, die ungerechte Verteilung von Reichtum und der Frage nach Recht und Unrecht. Mir hat der Klappentext sehr gut gefallen und ich war höchst gespannt auf das angepriesene „intelligente und freche Lesevergnügen“, das dieser Roman verspricht.

Die 30-jährige Vorstandsassistentin Tina Fontana fühlt sich selbst eher unscheinbar und hat finanzielle Probleme. Der Studienkredit ist immer noch nicht abbezahlt, die Lebenskosten in New York sind kaum leistbar und an Sparen ist  gar nicht erst zu denken. Sie verdient rund $ 40.000,00 im Jahr, was in einer teuren Stadt wie New York, nicht gerade berauschend ist, für die Arbeit, die sie tagtäglich leisten muss. Quittungen einsammeln, Wäsche aus der Wäscherei holen, teure Weine auftreiben, die man nicht im Laden an der Ecke kaufen kann, die Geburtstage der Angehörigen des Chefs nicht vergessen, Geschenke besorgen und an die nächste Prostatavorsorgeuntersuchung denken. Ob sie dafür wirklich ein sauteures Studium gebraucht hätte?  Eines hat Tina rasch gelernt: Alle wichtigen Männer haben eine Assistentin. Und sie ist nun mal Robert Barlows rechte Hand. Robert ist ein Medienmogul und auf Platz 35 der Forbes-Milliardärliste, er braucht sich um Geld keine Sorgen zu machen und das würde sich Tina für sich selbst auch wünschen – wenn auch in kleinerem Ausmaß. Also greift sie in einem ersten, unüberlegten Moment zu, als sich ihr die Gelegenheit ergibt. Eines Tages bucht sie für ihren Boss für rund $ 20.000,00 ein Flugticket mir ihrer privaten Kreditkarte. Das Ticket wird von der Fluggesellschaft refundiert, da hat Tina aber bereits die Spesenabrechnung eingereicht und den Betrag in Form eines Schecks zurückerstattet bekommen. Tagelang hadert sie mit sich selbst, denn der Betrag würde ihr gesamtes Studiendarlehen sofort und für immer tilgen und wäre für ihren Boss nur ein Trinkgeld. Und dann entdeckt Tina auch noch eine ganz „böse“ App auf ihrem Handy, mit der man den Scheck online einlösen kann. Sofort nach Einlösen stellt sich bei Tina ein schlechtes Gewissen ein, sie fühlt sich als Diebin, kann damit aber nicht zu ihrem Chef, aus Angst gekündigt zu werden, weil sie ihn bestohlen hat. Die von ihren italienischen Eltern erzkatholisch erzogene Frau hadert anfangs sehr mit ihrer Entscheidung, doch auch Tage später scheint der „Irrtum“ niemandem aufgefallen zu sein. Bis sie zu Emily Johnson, Assistentin des Leiters der Abteilung Reise- und Bewirtungsspesen, beordert wird.

Das schlechte Gewissen kehrt zurück und frisst Tina fast auf, das Gespräch mit Emily verläuft jedoch nicht wie gedacht. Im Gegenteil: Tina erfährt, dass auch Emily Geldprobleme hat und ihr der Schwindel mit der Spesenabrechnung aufgefallen ist. Jetzt möchte sie auch ihr Stück vom Kuchen haben und erpresst Tina. Sie verlangt von ihr weiterhin die Abrechnungen ihres Chefs wie bisher doppelt einzureichen und somit auch ihren Studienkredit abzubezahlen. Und weil Tina keinen anderen Ausweg sieht und Angst vor den Konsequenzen hat, geht sie auf den Deal ein. In den folgenden Wochen entwickelt sich zwischen den beiden ungleichen Frauen eine Art Freundschaft. Emily zieht ungebeten bei Tina ein und versucht sie davon zu überzeugen, dass alles gut gehen wird. Was die beiden bisher nicht ahnen: auch der Leiterin der Buchhaltung sind die doppelt eingereichten Spesenabrechnungen von Robert Barlow bereits aufgefallen und sie zitiert sowohl Tina als auch Emily zu sich ins Büro. Und als hätte Tina nicht schon genug Angst vor dem Nachspiel ihres Diebstahls erfährt sie auch noch, dass der bestaussehendste Mann und Mitarbeiter in der Rechtsabteilung, Kevin Hanson, ein Auge auf sie geworfen hat. Tina ist sich aber ganz und gar nicht sicher, ob sein Interesse an ihr auch wirklich ihr gilt oder ob auch er etwas bemerkt hat. Und so wird die ganze Sache immer komplizierter und nervenaufreibender für Tina, denn hätte sie gewusst, welche Wellen ihre Handlungen schlagen, dann hätte sie den Scheck wahrscheinlich nie eingelöst. Oder doch? 

Kann Tina sich aus ihrer Situation irgendwie befreien oder kann sie sie dazu nutzen wirklich Gutes zu tun?
Die Geschichte wird aus Tinas Sicht erzählt, zeigt in allen Zügen ihre Unsicherheiten und Gewissenbisse. Eine tolle und intelligente Ausführung darüber, welche Kettenreaktion selbst die kleinste Entscheidung, die man im Leben trifft, auslösen kann. Hier stellt sich beim Lesen immer wieder die „Was-wäre-wenn“-Frage, denn die Auswirkungen von Tinas Handeln sind zu Beginn keineswegs abschätzbar. Hätte sie vorher gewusst, welche Lawine sie ins Rollen bringt, hätte sie dann genauso wieder gehandelt? Diese Frau wird im Laufe der Geschichte zur „Heldin der Arbeiterklasse“, aber mir stellt sich schon die Frage, ob man jemanden, der eine Straftat begeht, dermaßen in den Himmel heben sollte. Nichts desto trotz ist der Roman toll geschrieben, die Idee finde ich persönlich nicht schlecht und vor allem außergewöhnlich und neu.

Die Figuren sind der Autorin authentisch und trotz all ihrer Fehler und Eigenheiten gut gelungen, im Endeffekt sind sie alle sehr liebenswert. Tina ist sehr widersprüchlich und in gewisser Weise auch naiv, weil sie eigentlich nicht damit rechnet, erwischt zu werden. Andererseits hat sie sofort nach ihrer Tat ein dermaßen schlechtes Gewissen, dass sie am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden will. Daher versucht sie sich die Sache selbst schön zu reden. Emily hingegen hat da offensichtlich weniger Probleme mit dem Diebstahl. Die aus einer nicht so besonderen Gegend stammende Frau ist zwei Jahre jünger als Tina und total überheblich, hat jedoch standesgemäßes Auftreten perfektioniert und würde nie im Leben als ein Mädchen aus dem Ghetto auffallen. Ihre kleinen Vorlieben hat sie sich bisher von ihren diversen Männerbekanntschaften finanzieren lassen, doch seit sie Tinas Betrug entdeckt hat, ist sie der Meinung, dass man sein Leben auch so bestreiten kann. Nicht nur, dass sie Tina erpresst und ihren Arbeitgeber beklaut, sie drängt sich auch in Tinas Wohnung und Leben ohne Rücksicht auf Verluste. Die beiden Frauen verbindet jedoch ein gemeinsamer Wunsch: finanzielle Unabhängigkeit, Schuldenfreiheit. Und das  macht die Geschichte so interessant. Die beiden ungleichen Frauen entwickeln eine Freundschaft, doch während sich Tina immerzu Sorgen macht, ist Emily in jeglicher Hinsicht sorglos.

Welchen Lauf die Geschichte nimmt, ob die Assistentinnen auffliegen und eine gerechte Strafe erhalten oder nicht, das werde ich hier nicht verraten. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen, denn die Geschichte steckt voller Wahrheiten, Humor und Überraschungen.

Fazit
Mein Fazit ist diesmal ein Zitat vom Klappentext: „Gute Mädchen kommen bis ins Vorzimmer, böse überallhin!“

Liebe Grüße,
Canis Librum

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