Bewertung zu "Vom anderen Ende der Welt" von Liv Winterberg
Mary hat von ihrem Vater ein umfangreiches botanisches Wissen erlernt, was für eine Frau des 18. Jahrhunderts ungewöhlich ist. Noch ungewöhnlicher ist nur, was Mary tut, als sie ihren Vater verliert und von ihrer Tante verheiratet werden soll: Sie heuert unter dem Namen Marc als Zeichner bei einer wissenschaftlichen Expedition an.
"Vom anderen Ende der Welt" ist eine kurzweilige Unterhaltungslektüre, die sich sehr flüssig lesen lässt. Interessant ist, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Persönlich hätte ich aber lieber mehr Abenteuer mit der Protagonistin erlebt, als so viel Zwischenmenschliches. Teilweise sind die Geschehnisse und Ansichten der Figuren doch ziemlich unrealistisch, zumindest für damalige Verhältnisse. Ich finde auch, dass das Buch eine gewisse Balance vermissen lässt, so finden sich streckenweise sehr lange Beschreibungen über das Alltagsleben an Bord eines Schiffes, die mir sehr gut gefallen haben. Die Zeit an Land hingegen wird meist nur sehr kurz skizziert, obwohl sich dort eigentlich mehr ereignet- denn die wissenschaftliche Arbeit ist ja eigentlich das Abenteuer, das Mary sucht. Ein bisschen mehr Spannung hätte dem Buch auch nicht geschadet, die meisten Ereignisse waren doch sehr vorhersehbar. Insgesamt für ein Erstlingswerk durchaus beachtlich, aber sicher kein Meisterwerk, auch wenn hier solide Unterhaltung geboten wird.
Für mich wird die Geschichte übrigens mit ihrem Ende so richtig interessant: Ich wüsste gern wie sich Marys Leben weiter entwickelt, ob sie noch einmal die Liebe findet, ob sie weiter wissenschaftlich arbeiten kann, wie es Seth ergeht...Eine etwas besser konzipierte, durchdachtere Fortsetzung würde ich sehr gern lesen wollen.