Ich kann dieses Buch nicht objektiv beurteilen. Ein so heiß diskutiertes Buch ist mir wohl noch nie untergekommen, und es ist schwer, sich davon unbeeinflusst zu lassen.
CathyCassidy
- Mitglied seit 29.08.2015
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- 51 Bewertungen (Ø 3,71)
CathyCassidys Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Sommerfrauen, Winterfrauen" von Chris Kraus
New York, New York, was hast du da nur wieder angestellt?
Dieses Buch hat mich wahnsinnig überrascht. Ich bin ein Neuling in der Welt von Night Vale (an dieser Stelle der Hinweis: man kann das Buch problemlos lesen, auch wenn man noch nicht den ersten Roman gelesen hat bzw. den Podcast kennt!) und wusste nicht was mich erwartet - aber ich bin hochgradig begeistert! Die Skurrilität, die Eigenwilligkeit, die Andersartigkeit hat mich in ihren Bann gezogen. In Night Vale ist nichts so, wie man es erwartet - und nichts ist selbstverständlich. Auch die Handlung dieses Romans nicht.
Bewertung zu "Ich war Diener im Hause Hobbs" von Verena Rossbacher
Im Großen und Ganzen fand ich es ein tolles Buch. Warum? Es war unterhaltsam, lehrreich und ein wahrer Augenschmauss. Der Schreibstil, die Satzkonstruktion und vor allem der Humor der Autorin sind wahsinnig schön, ich habe mit großem Genuss gelesen - außerdem muss hier auch der Aufbau des Buches erwähnt werden, auch wenn ich mich erst an ihn gewöhnen musste da es keine erkennbare Chronologie gibt.
Zu allererst muss ich sagen, dass der Klappentext nicht ganz dem Inhalt entspricht, das meine ich im positiven Sinne. Für mich war die erste Hälfte eher literarisch angehaucht, sehr reflektiert, wunderbar zu lesen., das kam für mich im Klappentext gar nicht rüber.
Dieser Roman hat eine sehr metaphorische Sprache, die die Phantasie in allerhöchstem Maße anregt. Das beherrscht die Autorin ganz wunderbar: über alle Seiten (!) hinweg die Spannung aufrecht erhalten, auch wenn es keinen wirklichen Spannungsbogen mit Höhepunkt und Aufbau gab, aber ich war durchweg gefesselt. Dazu kam eben die wundervolle Schreibweise gepaart mit der vage aufgezogenen Handlung. Diese Grundstruktur war toll, hatte einen richtigen Sogeffekt - nur die Handlung tat diesem Rahmen einen Abbruch.
Im Grunde konnte ich im gesamten Roman zwar einen roten Faden finden, ein Thema, das alle Personen verband, aber es gab keine Entwicklung. Das hat mich ziemlich enttäuscht. Der Roman war mit zahlreichen interessanten Charakteren gefüllt, die öfters auch noch Gesprächsanteile hatten, dabei hat man zwar ihren Hintergrund erfahren, konnte aber nicht ganz einordnen, warum sie einen Auftritt bekamen bzw. wie ihre Geschichte den roten Faden voranbringen sollte. Es war zwar trotzdem spannend geschrieben, aber auch diese tolle Schreibweise konnte die Frustration nicht bekämpfen, die mich am Ende des Romans überkam, weil schlichtweg überhaupt nichts aufgeklärt wurde - von Kapitel zu Kapitel kamen mehr Fragen auf, die sich zu der einen großen Frage der ersten Seite dazugesellten, und so wurde man am Ende von der Autorin rat- und hilflos zurückgelassen.
Natürlich passt auch das zum Konzept des Buches.
"Emily Ruskovich erzählt von einem Verbrechen, für das es keine Erklärung geben kann und kein Vergessen, aber sie erzählt mit einer Zärtlichkeit und Schönheit, die die Möglichkeit der Gnade und vergebender Liebe unmittelbar erfahrbar macht."
So heißt es auf dem Buchrücken, und genau das macht dieses Buch auch aus: es wird nichts aufgeklärt weil es keine Erkärung für solch eine Tat gibt, um welche sich das Buch dreht, und Vergessen ist schier unmöglich - auch für Nahestehende, vor allem wenn ihre Liebsten an solch einer Tat zerbrechen. Das wird besonders deutlich an der Protagonistin.
Dabei schmückt die Autorin das Buch aber mit einer solch schönen Sprache, die sich auch im Ende widerspiegelt; auch wenn diese Tat so schrecklich war wie wohl sonst nichts auf der Welt, ist auch Gnade möglich. Das ist wohl ein Grundsatz, den Emily Ruskovich in der Welt sieht.
Bewertung zu "Die Herzen der Männer" von Nickolas Butler
Ich muss ehrlich sagen, ich finde es schwierig viel über diesen Roman zu schreiben. Er lässt sich nicht so richtig greifen, sein Inhalt lässt sich nicht so richtig kategorisieren. Der rote Faden fehlt ein wenig.
Der Roman teilt sich in drei Teile auf, und diese drei Teile spielen in unterschiedlichen Familien. Das heißt, dass es für jeden Teil einen eigenen Protagonisten gibt, und die der vorherigen Teile sind zwar noch als Randfiguren dabei, treten aber in den Hintergrund. Es wird an jedem Protagonisten ein Exempel statuiert, er wird einem Test ausgesetzt, und dieser Test lässt dann das Heldentum zutage treten. Dabei wird auch offensichtlich, welchen Einflüssen der Protagonist ausgesetzt wurde. Vom Elternhaus her, von seinen Idolen her, von den gesellschaftlichen Ansprüchen der Zeit her, von seinem eigenen Kodex her. Falls er denn einen besitzt.
Es geht um die Beziehungen zwischen Männern. Vater und Sohn. Sohn und Vorbild. Sohn und Vater, den er nie gekannt hat, der jedoch von der Mutter idealisiert wird. Es wird auch gezeigt, wie weit die Technologie in der Erziehung mitmischt.
Es geht um Heldenbilder: Kriegshelden, moralische und tugendhafte Helden, zivile Helden, Helden, die die veralteten gesellschaftlichen Strukturen aufrütteln. Das ziemlich amerikanische Thema Pfadfinder ist aber hierbei kein Hindernis. Man findet da auch als Laie sehr gut rein und dieses Umfeld ist einfach der perfekte Hintergrund für die Thematik des Buches.
Im Grunde denke ich, dass der Roman von Teil zu Teil schwächer wird. Diese Ansicht vertreten ja auch einige andere. Aber ich finde, das lässt sich einfach mit der Wahl der Protagonisten erklären. Im zweiten und dritten Teil lassen sie sich nicht mehr wirklich mit dem Bild und der Thematik des Romans vereinbaren, die man sich im ersten Teil gemacht hat. Das Heldentumthema wird immer schludriger behandelt, was aber nicht unbedingt mit dem Autor sondern mit dem Zeitenwandel zu tun hat. Es ist leider die traurige Wahrheit dass die Zeiten von Tugendhaftigkeit und einem Ehren- und Moralkodex vorbei sind. Das macht der Autor auch deutlich. Er zeigt die Missstände auf, die hier jetzt exemplarisch in Amerika noch immer herrschen. Das Verhalten von Männern Frauen gegenüber, das Verhalten von Männern ihren Söhnen gegenüber. Das Mobbing, gegen welches nur selten etwas unternommen wird, wo sich nur selten jemand traut für das Opfer einzutreten. Im Grunde ist es ein Roman, der die großen Themen berührt, aber leider auch viele Fragne offenlässt und mit wessen Aufbau ich nicht ganz zufrieden war. Trotzdem hat er mir gefallen.
Das Lied der Weite war für mich schon ein einzigartiges Stück Literatur. Es hat mich nicht wirklich überzeugen können, aber trotzdem ist es wohl ein Buch, welches ich in Erinnerung behalten werde.
Der Autor lässt uns die sechs Charaktere über ein knappes Jahr begleiten, aber selbst in diesem langen Zeitraum schafft er es nicht, eine persönliche Bindung zu ihnen entstehen zu lassen. Zumindest hat das bei mir nicht geklappt. Natürlich liegt das vor allem an seiner kühlen, beinahe neutralen Schreibweise. Er verweigert uns den Blick in das Innenleben seiner Figuren, was uns lediglich ihre Handlungen lässt anhand welcher wir abschätzen können was sich grade in ihrem Seelenleben tut. Diese Distanz spiegelt sich im ganzen Roman wieder.
Im Grunde gibt es zwei separate Handlungsstränge, welche sich aber kaum einmal kreuzen. Sie laufen nebeneinander her, was die ein oder andere Parallele aufkommen lässt, aber im Grunde bleibt nur zu spekulieren, warum er uns gerade diese Charaktere zeigt. Sie weisen oft eine ähnliche Grundstimmung auf. Traurigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Roman, sie taucht in allen Formen und Farben auf, genauso wie die Einsamkeit und das Verlassenwerden. Sie werden einem an den unterschiedlichsten Schicksalen vor Augen geführt.
Da ist die schwangere Victoria, welche von ihrer Mutter verstoßen und von ihrem Freund vernachlässigt wird, wie Vieh behandelt wird, welche kein richtiges Zuhause mehr hat.
Die McPheron-Brüder, welche in ihrem ganzen bisherigen Leben nichts Wirkliches hatten, wofür es sich zu leben lohnte, außer ihrer Farm.
Da ist Tom Guthrie, der sich in seiner Ehe gefangen fühlt und von seiner psychisch kranken Frau erdrückt, welcher seinen Frust im Endeffekt an seinem Schüler auslässt. Der es aber auch verdient hat. Und da sind Guthries Söhne, welche so sehr unter der Krankheit ihrer Mutter leiden, dass sie sich vollkommen in sich selbst zurückgezogen haben.
All diese Schicksale, die so sehr berührend wären, beschreibt der Autor mit der größtmöglichsten Distanz. Sie werden meist einfach skizziert, was mich von mal zu mal störte, da sie für mich oft nicht real wirkten, nicht lebensnah, nicht dreidimensional. Das war für mich nicht ideal, denn damit mich ein Buch wirklich berührt, muss ich in der Lage sein, etwas zu empfinden. Das war hier nicht der Fall.
Trotzdem ist das Buch toll geschrieben, und der Schreibstil ist etwas ganz Besonderes. Einen Blick ist es auf jeden Fall wert.
Dieser Roman besitzt eine wirklich ergreifende Sprache, berauschende, teilweise schon überbordende Formulierungen, welche auch zeitlich gut ans Ende des neunzehnten Jahrhunderts zu verordnen sind und den Text wunderbar stützen.
Die Handlung steht leider im Gegenteil dazu und konnte die Erwartungen, die vor allem durch den Klappentext und durch das erste Kapitel geweckt werden, nicht erfüllen. Dies wurde begründet durch mehrere Faktoren.
Zum Ersten enttäuschte mich die Protagonistin, Cora, einfach maßlos. Sie wird angepriesen als emanzipierte, wissbegierige, intelligente junge Frau, die das Leben nun (in verwitweter Freiheit von ihrem unterdrückenden, verstorbenen Mann) in vollen Zügen auskosten möchte.
Nun wird Cora aber im Verlaufe des Romans zu einer eher faulen Dame, die zwar immer davon spricht sich mit der Natur auseinandersetzen zu wollen, jedoch immer weniger Anstalten macht etwas zu suchen. Sie weist andere immer zurecht, hält ihnen vor nichts aus ihrem Leben zu machen, macht selbst jedoch täglich nur ein bis zwei lange Spaziergänge und beschäftigt sich so gut wie gar nicht mehr mit der Wissenschaft, kurz, sie hält keine von den versprochenen Eigenschaften als starke viktorianische Frau durch, falls sie sie anfangs überhaupt gezeigt haben sollte.
Was ich auch sehr bedaure ist die Unfähigkeit meinerseits eine emotionale Bindung zu den Protagonisten aufzubauen. Das liegt einerseits daran, dass mit der Zeit die Nebenfiguren zu Hauptfiguren werden und damit alle viel weniger Zeit "im Mittelpunkt" verbringen (man erhält also gar keine Chance mehr sie richtig kennenzulernen) und sich auch mit der Zeit immer mehr Handlungsstränge auftun, welche jedoch meist etwas halbgar und einseitig bleiben.
Was ich am meisten vermisst habe ist die viel angepriesene Konfrontation zwischen Cora, der Anbeterin Darwins, und Will, dem nicht sehr konservativen Pfarrer. Beide sind im Denken sehr fortschrittlich und streiten sich wenn überhaupt nur über die Existenz der Schlange von Essex, welche als Mittelpunkt des Romans dient, jedoch auch ein etwas enttäuschendes Ende findet. Es ist leider kein Roman, der einem noch etwas über die damalige Auseinandersetzung zwischen Religion und Wissenschaft beibringen kann.
Im Großen und Ganzen mangelt es dem Roman, welcher mir so manches Mal schon fast als zu modern anmutete, schlußendlich an einem Spannungsbogen, den man als Leser irgendwie ständig erwartet, welcher sich jedoch nicht auffinden lässt.
Bewertung zu "Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint" von Bernhard Blöchl
Ich muss zugeben dass ich es schwierig finde dieses Buch zu bewerten.
Meiner Meinung nach gibt es für dieses Buch zwar keine klar definierte Zielgruppe, dennoch wage ich zu behaupten dass es bestimmten Gruppen (damit meine ich Männer und eventuell auch Frauen, mittleres Alter mit einer Affinität für Fussball) gibt, denen dieser Roman besser gefallen und mehr zusprechen wird als anderen. Als junges Mädel mit leider einem absoluten Horror vor Ballsportarten gehöre ich nicht zu meiner selbst definierten Zielgruppe.
Trotzdem schreibe ich dieses Buch auf keinen Fall ab. Sprachlich gesehen gibt es ein paar wirklich schöne Stellen, beispielsweise gefallen mir diese Dreierregeln (Knoppke schnauft, Knoppke grunzt, Knoppke wendet sich ab - oder zumindest so ähnlich), welche so bezeichnend für den alten Brummbären werden.
Auch charakterlich hat dieses Buch etwas vorzuweisen, es sind liebenswerte Charaktere erschaffen worden, welche dem Leser trotz ihrer kleinen Macken ans Herz wachsen. Hier jedoch ein kleiner Kritikpunkt, da mir persönlich die Charaktere schon wieder zu rund waren. Groß aneinandergeraten sind sie nicht, sie haben sich größtenteils sehr gut verstanden wie ich finde, und selbst der große Streit auf den der Roman zielt wirkte auf mich etwas gezwungen, da war mir nicht genügend Grundstoff für die Auseinandersetzung da, und so schien der Streit ein wenig konzipiert. Als müsste etwas passieren damit nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen ist.
Denn so war es, Sam, eine Fremde, die Knoppke in seinem Auto findet in welches sie sich offensichtlich geschlichen hat (wenn das nicht irgendwie Einbruch ist) versteht sich super mit Knoppke, welcher auch nicht auf die Idee kommt sie rauszuschmeissen oder die Polizei zu rufen, nein, er entwickelt einen Beschützerinstinkt für diesen Eindringling. Dieser Anfang lief mir einfach zu glatt ab, ich denke nicht dass es wahrscheinlich wäre dass jemand so freundlich reagiert wie Knoppke wenn man einen Fremden in seinem Auto vorfindet.
Dann wiederrum fand ich die Handlung des Romans wirklich gelungen, kein 0815-Stück, sondern ein sich liebevoll entwickelnder Roadtripp mit einzigartigen Begegnungen und einem Ende, welches Gott sei Dank den Klischees nicht gänzlich verfällt.
Am Ende konnte ich schlichtweg aber nicht anders als mit einem wohligen Gefühl an den Roman zurückzudenken.
Alles in allem also schwierig zu bewerten. Es hat meiner Meinung nach kein Ratgeberpotential, der Weg zu Knoppkes Veränderung ist etwas schwieriger zu rekonstruieren, Lebensweisheiten lassen sich auch - wenn überhaupt - nur vereinzelt aufschnappen, aber als fiktivem Werk ist daran ja auch nichts auszusetzen.