C

CathyCassidy

  • Mitglied seit 29.08.2015
  • 2 Freund*innen
  • 43 Bücher
  • 35 Rezensionen
  • 51 Bewertungen (Ø 3,71)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne13
  • 4 Sterne17
  • 3 Sterne15
  • 2 Sterne5
  • 1 Stern1
Sortieren:
Cover des Buches Stella (ISBN: 9783446259935)

Bewertung zu "Stella" von Takis Würger

Stella
CathyCassidyvor 5 Jahren
Stella

Ich kann dieses Buch nicht objektiv beurteilen. Ein so heiß diskutiertes Buch ist mir wohl noch nie untergekommen, und es ist schwer, sich davon unbeeinflusst zu lassen.


Aber ich finde auch, dass diese literarische Stella lieber nicht in Zusammenhang mit der realen Frau gesehen werden sollte. Es ist sehr heikel sich anzumaßen was die Beweggründe für solche Taten sein könnten, und aus diesem Grund hat sich der Autor auch wohl entschlossen diese nicht konkret zu thematisieren. Was aber thematisiert wird ist die Liebe des Protagonisten zu ihr, zu ihren verschiedenen Persönlichkeiten und vor allem zu ihr trotz und vielleicht auch gerade wegen ihrer Taten. Das ist natürlich ein Thema mit dem sich jeder selbst auseinandersetzen muss, ob man das verstehen kann oder nicht, aber dieser Roman ist definitiv kein Buch das über die damalige Zeit richtig aufklärt. 
Es werden viele Klischees bedient, vom neutralen und naiven Schweizer über den die Behinderten liebenden und Juden von oben herab mit einem Lächeln bemitleidenden SS-Mann bis zur schönen Jüdin, die sich mitschuldig macht. Es wird Realität und Fiktion vermischt, und zufrieden stellt einen die Handlung auch nicht wirklich. Im Grunde befindet sich der Protagonist am Ende in seiner mentalen Entwicklung nicht weit vom Ausgangspunkt entfernt, und man weiß gar nicht wirklich was er, der ausgezogen ist um die Wahrheit zu entdecken, jetzt schlussendlich gelernt hat.
Im Nachhinein kann ich nur sagen dass ich ziemlich ratlos zurückbleibe, weil ich nicht einmal sagen kann ob mir das Buch gefallen hat. Der Autor hat aber auf jeden Fall eine interessante Mischung von Stilarten zusammengebracht, die den Roman flüssig und leicht - zu leicht - lesbar machen.

Cover des Buches Sommerfrauen, Winterfrauen (ISBN: 9783257070408)

Bewertung zu "Sommerfrauen, Winterfrauen" von Chris Kraus

Sommerfrauen, Winterfrauen
CathyCassidyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch, das mich polarisiert hat
Hier steckt viel mehr drin als auf dem Deckel drauf ist

New York, New York, was hast du da nur wieder angestellt?


Kleine Vorbemerkung: ich fand den Klappentext nicht sehr passend. Dieser Roman ist viel tiefgründiger, viel abstrakter und viel verwinkelter als der Klappentext ihn jemals beschreiben könnte. Im positiven Sinne! Also nur Mut, es wird großartiger als ihr es euch vorstellen könnt.

Der Roman hat mich etwas, nun ja, sprachlos gemacht. Ich war etwas verloren, hat er mich doch in einem Sumpf aus Gefühlen und Fragen zurückgelassen; ich kann mich immer noch nicht entscheiden ob ich dieses Buch großartig oder zum Verzweifeln finde. Einerseits haben wir da eine Sprachgewaltigkeit mit Neuschöpfungen, eine große Sogwirkung, größtes Kopfkino, skurrile Figuren, etwas komplett Neues - das Buch lässt einen nicht los. 
Andererseits ist da einfach ein großes Fragezeichen. Der Autor sagt, dass er versucht seine Romane auf Distanz zu halten - tja, das kann ich unterschreiben. Die Charaktere waren für mich so ausgelegt, dass ich keinerlei Verbindung zu ihnen aufbauen konnte. Jonas ist ein derart passiver Charakter dass er mir unglaublich fern blieb, ich kann ihn überhaupt nicht einschätzen. Seine Leidenschaft ist wohl eher das detaillierte Beschreiben, das Betrachten von Kleinigkeiten.
Man könnte es vielleicht auch einen Entwicklungsroman nennen - denn er entwickelt sich im Laufe des Romans auf jeden Fall weiter - aber es ist wohl mehr ein Prozess der Festigung seines Charakters als eine Änderung.

Wer hier ein richtiges New-Yorker-Flair der 90er Jahre bekommen möchte, den muss ich leider enttäuschen. Das ist nicht wirklich das Thema in diesem Buch - Jonas bewegt sich in sehr deutschen Kreisen.

Was mir noch aufgefallen ist - es ist ein eher reflektierter Roman, viel Action oder Handlung ist hier nicht.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich zwar sehr in dieser Welt versunken bin und es definitiv ein toller Schreibstil ist, ich mich teilweise aber auch zwingen musste, das Buch in die Hand zu nehmen. Die Lektüre war teilweise sehr anstrengend. Trotzdem würde ich es nochmal lesen, es hat sich im Großen und Ganzen gelohnt.

Cover des Buches Der lächelnde Gott (ISBN: 9783608962635)

Bewertung zu "Der lächelnde Gott" von Joseph Fink

Der lächelnde Gott
CathyCassidyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Die skurrile Welt von Night Vale hat mich vollends begeistert!
Willkommen in Night Vale!

Dieses Buch hat mich wahnsinnig überrascht. Ich bin ein Neuling in der Welt von Night Vale (an dieser Stelle der Hinweis: man kann das Buch problemlos lesen, auch wenn man noch nicht den ersten Roman gelesen hat bzw. den Podcast kennt!) und wusste nicht was mich erwartet - aber ich bin hochgradig begeistert! Die Skurrilität, die Eigenwilligkeit, die Andersartigkeit hat mich in ihren Bann gezogen. In Night Vale ist nichts so, wie man es erwartet - und nichts ist selbstverständlich. Auch die Handlung dieses Romans nicht. 


Auch wenn es eine Übersetzung ist - ich fand den Schreibstil schön, mein Lob an die Übersetzerin. 

Was die Charaktere angeht, haben wir hier viele an der Zahl, die sich unmöglich in ein paar Worten zusammenfassen lassen, aber als erste wäre natürlich die Wissenschaftlerin Nilanjana zu nennen, die die Protagonistin dieses Romans ist. Als Zugezogene ist sie selbst noch eine Fremde in diesen Breitengraden (auch wenn der Einzug schon vier Jahre her ist) und wir erkunden mit ihr quasi die Wunder Night Vales. Sie war eine liebe Protagonistin, wobei mir gegen Ende hin die Eigenschaften die sie ausgemacht haben etwas zu sehr in den Hintergrund getreten sind. Als zweites haben wir Darryl, Mitglied der fröhlichen Gemeinschaft des lächelnden Gottes, den männlichen Protagonisten, der uns zusammen mit Nilanjana den leider nicht so realitätsfernen Clash zwischen Wissenschaft auf der einen und Kirche, Glauben und Religion auf der anderen Seite erleben lässt.  Anhand dieses Aspektes möchte ich auch noch auf die weiteren gesellschaftskritischen Anwandlungen dieses Romans hinweisen, die mir sehr gut gefallen haben - hier kriegt jeder irgendwann mal sein Fett weg. 

Mein einziger Kritikpunkt behandelt die Auflösung der Spannung, das Ende dieses Romans, das doch sehr einfach (und mir etwas zu un-Night-Valerianisch) war, und das für mich nicht so ganz reingepasst hat, nachdem der Roman lange Zeit darauf hinzugeführt hat war es dann doch etwas unspektakulär. Aber der Abspann danach - der hat es dann doch wieder etwas wettgemacht. Aber deswegen kann ich keinen ganzen Stern wegnehmen - dafür war für mich die Leseerfahrung zu skurril, ich habe es zu sehr genossen.

Cover des Buches Ich war Diener im Hause Hobbs (ISBN: 9783462048261)

Bewertung zu "Ich war Diener im Hause Hobbs" von Verena Rossbacher

Ich war Diener im Hause Hobbs
CathyCassidyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Eine ungewöhnliche Situation, ein toller Schreibstil, eine überraschende Autorin - was will man mehr?
Eine gar nicht einfache Geschichte

Im Großen und Ganzen fand ich es ein tolles Buch. Warum? Es war unterhaltsam, lehrreich und ein wahrer Augenschmauss. Der Schreibstil, die Satzkonstruktion und vor allem der Humor der Autorin sind wahsinnig schön, ich habe mit großem Genuss gelesen - außerdem muss hier auch der Aufbau des Buches erwähnt werden, auch wenn ich mich erst an ihn gewöhnen musste da es keine erkennbare Chronologie gibt. 

 Aber das hat sich für mich im Nachhinein auch als große Kunst herausgestellt, denn all die Teile fügten sich zusammen im ein oder anderen Aspekt - ist es die Charakterisierung einer bestimmten Figur, die Entwicklung einer bestimmten Sache oder auch nur die lokale Verbindung. Es erfordert Anstrengung und Konzentration hier mitzukommen, aber es lohnt sich diese aufzubringen.
Dann die Figuren. Es ist eine merkwürdige Balance, die Verena Rossbacher hier schafft; einerseits bringt sie uns die Charaktere in der kleinsten Einzelheit näher, zerlegt sie vor unseren Füssen, andererseits bleiben sie merkwürdig blass, man hat das Gefühl sie nicht richtig greifen zu können, und obwohl man so viel Zeit mit ihnen verbringt bleiben sie stets ein wenig fremd. 
Ob das nun schlecht ist oder gut, ich finde, es beweist ein weiteres mal die Kunst der Autorin.
Die Handlung nimmt wohl erst in der zweiten Hälfte des Romans so richtig Schwung auf. Wo vorher noch lediglich Erinnerungen an frühere Begebenheiten standen, kommt nun richtig Schwung rein - dabei bleibt die Autorin weiterhin im Schreiben diffus, verwirrend und andeutend. Mehrmals musste ich Stellen zweimal lesen, weil sie mich entweder so überrascht haben dass ich meinen Augen nicht trauen konnte oder weil die Satzkonstruktionen so abenteuerlich waren. 
Ich muss zugeben, dass ich das Ende ein wenig an den Haaren herbeigezogen empfunden habe, aber das war nicht weiter schlimm. Es ging im Großen und Ganzen am Ende auch gar nicht mehr um die anfängliche Begebenheit. Das hat mich alles etwas überrascht, aber vom Lesegenuss hat es mich nicht abgehalten.
Insgesamt gebe ich für dieses Buch eine klare Leseempfehlung!

Cover des Buches Der Abgrund in dir (ISBN: 9783257070392)

Bewertung zu "Der Abgrund in dir" von Dennis Lehane

Der Abgrund in dir
CathyCassidyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Sehr starker Einstieg, danach rutscht es in die gewöhnliche Thriller-Szenerie ab.
Zwiespältig

Zu allererst muss ich sagen, dass der Klappentext nicht ganz dem Inhalt entspricht, das meine ich im positiven Sinne. Für mich war die erste Hälfte eher literarisch angehaucht, sehr reflektiert, wunderbar zu lesen., das kam für mich im Klappentext gar nicht rüber.

Man begleitet die Protagonistin von Geburt an und bekommt mit, was sie formt, was sie beeinflusst und warum sie so wird wie sie jetzt ist - und das nach einem Killereinstiegsprolog, der wirklich toll war.
Dabei ist mir vor allem der Schreibstil des Autors aufgefallen, der irgendwie luftig leicht ist, detailreich aber nicht zu umschreibend, immer auf den Punkt.

Der (gefühlte) zweite Teil war dann anders. Wo im ersten Teil noch der Fokus auf der Gefühlswelt der Protagonistin (und der literarischen Kunst) lag, wird die Action plötzlich stark angekurbelt, alles passiert Schlag auf Schlag, man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen (wobei mir es die ganze Zeit über so ging), es folgt ein Twist auf den nächsten. Dabei kam es mir fast so vor, als würde sich der Autor ein wenig verhaspeln, da die Geschehnisse immer krasser werden - und dabei leider teilweise auch immer ein wenig unglaublicher, manche Szenen sind wirklich filmreif, überzeugen im Buch aber weniger. Es wird weniger Acht auf die Charakterentwicklung gelegt, der männliche Protagonist hat sich irgendwie (absichtlich?) verändert, und die finale Entwicklung der Protagonistin war moralisch schlichtweg fragwürdig. Auch wenn das sehr schade war kann man dem Buch die Spannung jedoch nicht absprechen.
Die Auflösung bzw. das Ende waren ein wenig abrupt, man hing irgendwie noch mittendrin und fühlte sich etwas alleingelassen. Aber das ist ja auch ein Kunstkniff, immerhin wird mich das Buch nicht allzu schnell loslassen!

Wie man vielleicht merkt bin ich etwas zwiegespalten - für mich beschreibt die Niveaukurve jedoch ein leichtes Down, das dem starken Anfang geschuldet ist. Als Thriller aber sicherlich ein sehr lesenswertes Buch! Man wird überrascht, es wird mit Klischees gespielt, es war sehr spannend.

Cover des Buches Idaho (ISBN: 9783446258532)

Bewertung zu "Idaho" von Emily Ruskovich

Idaho
CathyCassidyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Wer auf der Suche nach wunderschöner Sprache ist, liegt hier richtig.
Ein Buch mit einem Sog, aber einem frustrierenden Ende

Dieser Roman hat eine sehr metaphorische Sprache, die die Phantasie in allerhöchstem Maße anregt. Das beherrscht die Autorin ganz wunderbar: über alle Seiten (!) hinweg die Spannung aufrecht erhalten, auch wenn es keinen wirklichen Spannungsbogen mit Höhepunkt und Aufbau gab, aber ich war durchweg gefesselt. Dazu kam eben die wundervolle Schreibweise gepaart mit der vage aufgezogenen Handlung. Diese Grundstruktur war toll, hatte einen richtigen Sogeffekt - nur die Handlung tat diesem Rahmen einen Abbruch.
Im Grunde konnte ich im gesamten Roman zwar einen roten Faden finden, ein Thema, das alle Personen verband, aber es gab keine Entwicklung. Das hat mich ziemlich enttäuscht. Der Roman war mit zahlreichen interessanten Charakteren gefüllt, die öfters auch noch Gesprächsanteile hatten, dabei hat man zwar ihren Hintergrund erfahren, konnte aber nicht ganz einordnen, warum sie einen Auftritt bekamen bzw. wie ihre Geschichte den roten Faden voranbringen sollte. Es war zwar trotzdem spannend geschrieben, aber auch diese tolle Schreibweise konnte die Frustration nicht bekämpfen, die mich am Ende des Romans überkam, weil schlichtweg überhaupt nichts aufgeklärt wurde - von Kapitel zu Kapitel kamen mehr Fragen auf, die sich zu der einen großen Frage der ersten Seite dazugesellten, und so wurde man am Ende von der Autorin rat- und hilflos zurückgelassen.


Natürlich passt auch das zum Konzept des Buches. 
"Emily Ruskovich erzählt von einem Verbrechen, für das es keine Erklärung geben kann und kein Vergessen, aber sie erzählt mit einer Zärtlichkeit und Schönheit, die die Möglichkeit der Gnade und vergebender Liebe unmittelbar erfahrbar macht."
So heißt es auf dem Buchrücken, und genau das macht dieses Buch auch aus: es wird nichts aufgeklärt weil es keine Erkärung für solch eine Tat gibt, um welche sich das Buch dreht, und Vergessen ist schier unmöglich - auch für Nahestehende, vor allem wenn ihre Liebsten an solch einer Tat zerbrechen. Das wird besonders deutlich an der Protagonistin.
Dabei schmückt die Autorin das Buch aber mit einer solch schönen Sprache, die sich auch im Ende widerspiegelt; auch wenn diese Tat so schrecklich war wie wohl sonst nichts auf der Welt, ist auch Gnade möglich. Das ist wohl ein Grundsatz, den Emily Ruskovich in der Welt sieht.

Cover des Buches Die Herzen der Männer (ISBN: 9783608983135)

Bewertung zu "Die Herzen der Männer" von Nickolas Butler

Die Herzen der Männer
CathyCassidyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Im Grunde ein Roman mit großem Potential, wessen Ausführung mir nicht ganz gefallen hat
Ein amerikanischer Roman, der an den großen Themen rührt

Ich muss ehrlich sagen, ich finde es schwierig viel über diesen Roman zu schreiben. Er lässt sich nicht so richtig greifen, sein Inhalt lässt sich nicht so richtig kategorisieren. Der rote Faden fehlt ein wenig.


Der Roman teilt sich in drei Teile auf, und diese drei Teile spielen in unterschiedlichen Familien. Das heißt, dass es für jeden Teil einen eigenen Protagonisten gibt, und die der vorherigen Teile sind zwar noch als Randfiguren dabei, treten aber in den Hintergrund. Es wird an jedem Protagonisten ein Exempel statuiert, er wird einem Test ausgesetzt, und dieser Test lässt dann das Heldentum zutage treten. Dabei wird auch offensichtlich, welchen Einflüssen der Protagonist ausgesetzt wurde. Vom Elternhaus her, von seinen Idolen her, von den gesellschaftlichen Ansprüchen der Zeit her, von seinem eigenen Kodex her. Falls er denn einen besitzt. 


 Es geht um die Beziehungen zwischen Männern. Vater und Sohn. Sohn und Vorbild. Sohn und Vater, den er nie gekannt hat, der jedoch von der Mutter idealisiert wird. Es wird auch gezeigt, wie weit die Technologie in der Erziehung mitmischt. 
Es geht um Heldenbilder: Kriegshelden, moralische und tugendhafte Helden, zivile Helden, Helden, die die veralteten gesellschaftlichen Strukturen aufrütteln. Das ziemlich amerikanische Thema Pfadfinder ist aber hierbei kein Hindernis. Man findet da auch als Laie sehr gut rein und dieses Umfeld ist einfach der perfekte Hintergrund für die Thematik des Buches. 


Im Grunde denke ich, dass der Roman von Teil zu Teil schwächer wird. Diese Ansicht vertreten ja auch einige andere. Aber ich finde, das lässt sich einfach mit der Wahl der Protagonisten erklären. Im zweiten und dritten Teil lassen sie sich nicht mehr wirklich mit dem Bild und der Thematik des Romans vereinbaren, die man sich im ersten Teil gemacht hat. Das Heldentumthema wird immer schludriger behandelt, was aber nicht unbedingt mit dem Autor sondern mit dem Zeitenwandel zu tun hat. Es ist leider die traurige Wahrheit dass die Zeiten von Tugendhaftigkeit und einem Ehren- und Moralkodex vorbei sind. Das macht der Autor auch deutlich. Er zeigt die Missstände auf, die hier jetzt exemplarisch in Amerika noch immer herrschen. Das Verhalten von Männern Frauen gegenüber, das Verhalten von Männern ihren Söhnen gegenüber. Das Mobbing, gegen welches nur selten etwas unternommen wird, wo sich nur selten jemand traut für das Opfer einzutreten. Im Grunde ist es ein Roman, der die großen Themen berührt, aber leider auch viele Fragne offenlässt und mit wessen Aufbau ich nicht ganz zufrieden war. Trotzdem hat er mir gefallen.

Cover des Buches Lied der Weite (ISBN: 9783257070170)

Bewertung zu "Lied der Weite" von Kent Haruf

Lied der Weite
CathyCassidyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Toller Schreibstil, aber große Distanz zu den Charakteren
Mal etwas Anderes

Das Lied der Weite war für mich schon ein einzigartiges Stück Literatur. Es hat mich nicht wirklich überzeugen können, aber trotzdem ist es wohl ein Buch, welches ich in Erinnerung behalten werde. 


Der Autor lässt uns die sechs Charaktere über ein knappes Jahr begleiten, aber selbst in diesem langen Zeitraum schafft er es nicht, eine persönliche Bindung zu ihnen entstehen zu lassen. Zumindest hat das bei mir nicht geklappt. Natürlich liegt das vor allem an seiner kühlen, beinahe neutralen Schreibweise. Er verweigert uns den Blick in das Innenleben seiner Figuren, was uns lediglich ihre Handlungen lässt anhand welcher wir abschätzen können was sich grade in ihrem Seelenleben tut. Diese Distanz spiegelt sich im ganzen Roman wieder. 


 Im Grunde gibt es zwei separate Handlungsstränge, welche sich aber kaum einmal kreuzen. Sie laufen nebeneinander her, was die ein oder andere Parallele aufkommen lässt, aber im Grunde bleibt nur zu spekulieren, warum er uns gerade diese Charaktere zeigt. Sie weisen oft eine ähnliche Grundstimmung auf. Traurigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Roman, sie taucht in allen Formen und Farben auf, genauso wie die Einsamkeit und das Verlassenwerden. Sie werden einem an den unterschiedlichsten Schicksalen vor Augen geführt. 
 Da ist die schwangere Victoria, welche von ihrer Mutter verstoßen und von ihrem Freund vernachlässigt wird, wie Vieh behandelt wird, welche kein richtiges Zuhause mehr hat. 
 Die McPheron-Brüder, welche in ihrem ganzen bisherigen Leben nichts Wirkliches hatten, wofür es sich zu leben lohnte, außer ihrer Farm. 
 Da ist Tom Guthrie, der sich in seiner Ehe gefangen fühlt und von seiner psychisch kranken Frau erdrückt, welcher seinen Frust im Endeffekt an seinem Schüler auslässt. Der es aber auch verdient hat. Und da sind Guthries Söhne, welche so sehr unter der Krankheit ihrer Mutter leiden, dass sie sich vollkommen in sich selbst zurückgezogen haben. 
 All diese Schicksale, die so sehr berührend wären, beschreibt der Autor mit der größtmöglichsten Distanz. Sie werden meist einfach skizziert, was mich von mal zu mal störte, da sie für mich oft nicht real wirkten, nicht lebensnah, nicht dreidimensional. Das war für mich nicht ideal, denn damit mich ein Buch wirklich berührt, muss ich in der Lage sein, etwas zu empfinden. Das war hier nicht der Fall.


Trotzdem ist das Buch toll geschrieben, und der Schreibstil ist etwas ganz Besonderes. Einen Blick ist es auf jeden Fall wert.

Cover des Buches Die Schlange von Essex (ISBN: 9783847900306)

Bewertung zu "Die Schlange von Essex" von Sarah Perry

Die Schlange von Essex
CathyCassidyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Der Klappentext hat dann doch nicht so viel mit dem tatsächlichen Buchinhalt zu tun. Lasst Euch da nicht verwirren!
Leider etwas enttäuschend

Dieser Roman besitzt eine wirklich ergreifende Sprache, berauschende, teilweise schon überbordende Formulierungen, welche auch zeitlich gut ans Ende des neunzehnten Jahrhunderts zu verordnen sind und den Text wunderbar stützen. 



Die Handlung steht leider im Gegenteil dazu und konnte die Erwartungen, die vor allem durch den Klappentext und durch das erste Kapitel geweckt werden, nicht erfüllen. Dies wurde begründet durch mehrere Faktoren.
Zum Ersten enttäuschte mich die Protagonistin, Cora, einfach maßlos. Sie wird angepriesen als emanzipierte, wissbegierige, intelligente junge Frau, die das Leben nun (in verwitweter Freiheit von ihrem unterdrückenden, verstorbenen Mann) in vollen Zügen auskosten möchte. 
Nun wird Cora aber im Verlaufe des Romans zu einer eher faulen Dame, die zwar immer davon spricht sich mit der Natur auseinandersetzen zu wollen, jedoch immer weniger Anstalten macht etwas zu suchen. Sie weist andere immer zurecht, hält ihnen vor nichts aus ihrem Leben zu machen, macht selbst jedoch täglich nur ein bis zwei lange Spaziergänge und beschäftigt sich so gut wie gar nicht mehr mit der Wissenschaft, kurz, sie hält keine von den versprochenen Eigenschaften als starke viktorianische Frau durch, falls sie sie anfangs überhaupt gezeigt haben sollte.


Was ich auch sehr bedaure ist die Unfähigkeit meinerseits eine emotionale Bindung zu den Protagonisten aufzubauen. Das liegt einerseits daran, dass mit der Zeit die Nebenfiguren zu Hauptfiguren werden und damit alle viel weniger Zeit "im Mittelpunkt" verbringen (man erhält also gar keine Chance mehr sie richtig kennenzulernen) und sich auch mit der Zeit immer mehr Handlungsstränge auftun, welche jedoch meist etwas halbgar und einseitig bleiben.


Was ich am meisten vermisst habe ist die viel angepriesene Konfrontation zwischen Cora, der Anbeterin Darwins, und Will, dem nicht sehr konservativen Pfarrer. Beide sind im Denken sehr fortschrittlich und streiten sich wenn überhaupt nur über die Existenz der Schlange von Essex, welche als Mittelpunkt des Romans dient, jedoch auch ein etwas enttäuschendes Ende findet. Es ist leider kein Roman, der einem noch etwas über die damalige Auseinandersetzung zwischen Religion und Wissenschaft beibringen kann.


Im Großen und Ganzen mangelt es dem Roman, welcher mir so manches Mal schon fast als zu modern anmutete, schlußendlich an einem Spannungsbogen, den man als Leser irgendwie ständig erwartet, welcher sich jedoch nicht auffinden lässt.

Cover des Buches Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint (ISBN: 9783492060752)

Bewertung zu "Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint" von Bernhard Blöchl

Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint
CathyCassidyvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Kein Ratgeber, aber eine liebevolle Geschichte mit kleinen Macken
Dieser Roman weckt Sehnsucht nach Schottland!

Ich muss zugeben dass ich es schwierig finde dieses Buch zu bewerten. 
Meiner Meinung nach gibt es für dieses Buch zwar keine klar definierte Zielgruppe, dennoch wage ich zu behaupten dass es bestimmten Gruppen (damit meine ich Männer und eventuell auch Frauen, mittleres Alter mit einer Affinität für Fussball) gibt, denen dieser Roman besser gefallen und mehr zusprechen wird als anderen. Als junges Mädel mit leider einem absoluten Horror vor Ballsportarten gehöre ich nicht zu meiner selbst definierten Zielgruppe.


Trotzdem schreibe ich dieses Buch auf keinen Fall ab. Sprachlich gesehen gibt es ein paar wirklich schöne Stellen, beispielsweise gefallen mir diese Dreierregeln (Knoppke schnauft, Knoppke grunzt, Knoppke wendet sich ab - oder zumindest so ähnlich), welche so bezeichnend für den alten Brummbären werden. 
 Auch charakterlich hat dieses Buch etwas vorzuweisen, es sind liebenswerte Charaktere erschaffen worden, welche dem Leser trotz ihrer kleinen Macken ans Herz wachsen. Hier jedoch ein kleiner Kritikpunkt, da mir persönlich die Charaktere schon wieder zu rund waren. Groß aneinandergeraten sind sie nicht, sie haben sich größtenteils sehr gut verstanden wie ich finde, und selbst der große Streit auf den der Roman zielt wirkte auf mich etwas gezwungen, da war mir nicht genügend Grundstoff für die Auseinandersetzung da, und so schien der Streit ein wenig konzipiert. Als müsste etwas passieren damit nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen ist.
Denn so war es, Sam, eine Fremde, die Knoppke in seinem Auto findet in welches sie sich offensichtlich geschlichen hat (wenn das nicht irgendwie Einbruch ist) versteht sich super mit Knoppke, welcher auch nicht auf die Idee kommt sie rauszuschmeissen oder die Polizei zu rufen, nein, er entwickelt einen Beschützerinstinkt für diesen Eindringling. Dieser Anfang lief mir einfach zu glatt ab, ich denke nicht dass es wahrscheinlich wäre dass jemand so freundlich reagiert wie Knoppke wenn man einen Fremden in seinem Auto vorfindet.
Dann wiederrum fand ich die Handlung des Romans wirklich gelungen, kein 0815-Stück, sondern ein sich liebevoll entwickelnder Roadtripp mit einzigartigen Begegnungen und einem Ende, welches Gott sei Dank den Klischees nicht gänzlich verfällt. 


Am Ende konnte ich schlichtweg aber nicht anders als mit einem wohligen Gefühl an den Roman zurückzudenken. 
Alles in allem also schwierig zu bewerten. Es hat meiner Meinung nach kein Ratgeberpotential, der Weg zu Knoppkes Veränderung ist etwas schwieriger zu rekonstruieren, Lebensweisheiten lassen sich auch - wenn überhaupt - nur vereinzelt aufschnappen, aber als fiktivem Werk ist daran ja auch nichts auszusetzen.

Über mich

    Lieblingsgenres

    Fantasy, Liebesromane, Jugendbücher, Science-Fiction, Krimis und Thriller, Historische Romane, Literatur, Unterhaltung

    Mitgliedschaft

    Freund*innen

    Was ist LovelyBooks?

    Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

    Mehr Infos

    Hol dir mehr von LovelyBooks