Cattie
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Catties Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Für den Duden Verlag hat Sebastian Pertsch 100 Autor*innen versammelt, die jeweils eine Doppelseite zu einem von 100 Begriffen aus dem Bereich Vielfalt verfasst haben. "Das andere Wörterbuch" trägt informative sowie auch persönlichere Beiträge, die sowohl Privatleser*innen als auch "Professionelle" Leser*innen ansprechen sollte, die die Inhalte in ihrem Berufsleben einbringen können oder anderweitig ein berufliches Interesse hieran haben.
Gerade für Privatleser*innen stellen die einführenden Worte die Struktur des Werkes klar dar und erläutern die verschiedenen, beigefügten Informationen, wie etwa die verschiedenen Medientipps zu jeden Beitrag oder der Wortlaut des Begriffes im Duden (oder Duden online), soweit verfügbar. Gerne hätte ich mir hier ein paar mehr Informationen gewünscht, wie sich die Begriffserklärung im Duden eventuell über die Jahre verändert hat, insbesondere bei den Begriffen, die seit der ersten Dudenauflage 1880 in diesem vorkommen. Ein weiterer, positiv hervorzuhebender Aspekt der Einführung stellen auf einer Meta-Ebene die explizit hervorgehobene gendersensible Sprache und barrierearme Gestaltung dar, die die Thematik des Bandes wiederspiegeln. Ein ausführliches Stichwortverzeichnis neben den Quellen- und Medienverweisen rundet das Werk ab.
Zwar sollte man das Buch sicherlich auf Grund der Wichtigkeit der angesprochenen Begriffe von vorne bis hinten lesen und keinen Beitrag auslassen, jedoch kann es auf Grund der Fülle an angesprochenen Themen schwierig sein, dies auch so umzusetzen und jedem Beitrag die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Einige Begriffe mögen bekannter sein, andere, wie etwa der "politische Autismus", waren mir gänzlich neu, obgleich ich von mir sagen würde, die meisten der Begriffe im Band schon gekannt zu haben. Teilweise variiert die Objektivität der Beiträge stark; einige Autor*innen bringen eigene Erfahrungen mit in die Beiträge ein, andere nicht. Das macht den Band für mich bislang teilweise ein wenig uneindeutlich und ich hätte mir eine etwas stringentere, einheitlichere Struktur diesbezüglich gewünscht. Auch an anderen Stellen hätte ich mir ein besseres Lektorat gewünscht, so ähnelt sich der Beitrag zu "nationalen Minderheiten" durch seinen Fokus auf Sinti und Roma dem Beitrag zu "Rom*nja und Sinti*zze" sehr, sodass ersterer gerne anderen nationale Minderheiten hätte fokussieren können. Auch die teilweise den Beiträgen beigefügten Schaubilder waren größtenteils eher überflüssig, lockerten den Band teilweise jedoch ein wenig auf. Eventuell hätte der Band davon profitiert, wenn einige Fotos beigefügt geworden wären, dann wäre die Anlehnung an den normalen Duden jedoch wahrscheinlich verloren gegangen.
Wie im Vorwort angesprochen, standen um die 1000 Begriffe zu Auswahl. Daher erscheint es zwar nicht möglich, alle Begriffe umzusetzen, jedoch erscheint etwa die Auslassung von "lesbisch" oder "bisexuell" im Vergleich zur Inklusion von "schwul" kritisch. Für einen zweiten Band würde ich mir beispielsweise Beiträge zu Begriffen wie "Analphabetismus" oder "Hate Speech" wünschen.
Alles in allem ein wichtiger Band, der jedoch ein wenig stringenter innerhalb der einzelnen Beiträge hätte sein können.
"Büchermenschen" stellt in anschaulicher Darstellung die Personen hinter der Entstehung und Veröffentlichung eines Buches vor, dass für Groß und Klein von Interesse ist.
Das großformartige Bilderbuch im Hochformat sticht durch eine hochwertige Qualität hervor und ist klimaneutral produziert worden. Die Farben sind kräftig und in bunten Pastelltönen wie Rosa, Blau und Gelb gehalten, die sich zu einem schönen Gesamtbild zusammenfügen. Die Doppelseiten wirken jedoch nie zu überladen, denn der Weißraum bietet auch Möglichkeiten, das Gelesene zu verarbeiten und lädt zum Verweilen ein. Die Schweizer Bindung mit dem freigelegten Buchrücken ist ein schönes Detail und fügt sich in die Thematik des Buches ein.
Schon auf dem Vorsatzpapier fängt das Sachbuch an zu informieren, von den Prozessen bei der Buchherstellung und -gestaltung. Dass es sich um ein Sachbuch handelt, wird auch durch Aspekte wie ein Inhaltsverzeichnis und einen Index deutlich. Neben Personengruppen, die immer schon Teil der Buchproduktion waren, wie die Drucker*innen, werden auch neuere Personengruppen angesprochen, die heutzutage maßgeblich zur Vermarktung von Büchern beitragen: Buchblogger*innen und Influencer.
Die verschiedenen Berufe und ihre Aufgaben, von der Gestaltung, dem Lektorat, dem Druck bis zum Vertrieb, werden teilweise anhand bestimmter, namenloser Personen vorgestellt. Diese werden dementsprechend gegendert, etwa der Gestalter oder die Lektorin. Auch wenn sowohl Männer und Frauen über die verschiedenen Berufsgruppen hinweg vorkommen, werden die gegenderten Bezeichnungen für die Berufsgruppen durchgehend beibehalten, zum Beispiel im Klappentext, wo von der Literaturkritikerin, dem Bibliothekar und der Vertreterin die Rede ist. Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch inklusiver ist und diese Berufsgruppen geschlechtsneutral beschreibt und benennt. Ob diese Entscheidung eine Entscheidung des Übersetzenden ist, kann ich leider nicht beurteilen.
Auf Grund dieses Kritikpunktes gebe ich nur 4 von 5 Sternen, ansonsten ist das Buch für alle Altersgruppen informativ und kann sicherlich auch mehrmals durchgeschaut werden.