Bewertung zu "Das Herz von Libertalia" von Anna Kuschnarowa
Buchzitat Seite 48
„Libertalia ist ein Ort, an dem jeder so sein darf, wie er ist. Wo die Menschen frei sind und einander in Frieden und Respekt leben lassen.“
*Buch/Schreibstil*
Das Herz von Libertalia von Anna Kuschnarowa ist ein Piratenroman der besonderen Art. Irgendwie ein historisch-fantastischer Abenteuerroman gewürzt mit ein paar aktuellen gesellschaftlichen Themen und ein bisschen Liebe. Das klingt erstmal nicht besonders spannend oder anziehend, aber ich bin kein Webetexter und dieser Roman vereint diese Themen:
„historisch“ – denn die Protagonistin und einige andere Figuren hat es wirklich gegeben, aber
„fantastisch“ – künstlerische Freiheit floss auch in dieses Buch.
„Abenteuer“ – Hallo? Piraten! Wer braucht schon mehr?
„gesellschaftliche Themen“ – zum Beispiel: gesunder Feminismus (ohne üblen Nachgeschmack), aber auch
„Liebe“ – ob nun hetero- oder homosexuell.
Die Autorin hat eine spannende Mischung geschaffen, die mich bis zum Schluss gut unterhalten hat.
Der Schreibstil ist nicht besonders kompliziert, aber für die Zielgruppe soll es das auch gar nicht sein. Die eingestreuten Piratenbegriffe sind gut „shanghait“ und geben dem Roman zusätzlich Authentizität.
*Story / Charaktere*
Die Story um Anne Bonny, Piratenkönigin der Karibik, beginnt wenig rühmlich in einem dreckigen Gefängnis, kurz vor ihrer Hinrichtung. Sie rekapituliert ihr Leben und erzählt dem Leser, wie sie zu einer der berühmtesten Piratinen der Karibik geworden ist. Der Bogen beginnt früh bei ihrer Mutter Peg, die als Hausmädchen bei Annes späteren Vaters William und dessen Ehefrau anfängt. Als die Affäre auffliegt, ist Peg schwanger und zieht zurück zu ihrem Vater. Die kleine Anne wächst frei und mit Geschichten über Piraten und Libertalia auf. William kommt zwar nicht von seiner Ehefrau los, aber ist regelmäßig zu Besuch bei Peg und Anne. Um Anne eine Ausbildung zukommen zu lassen, kommt er schließlich auf die Idee, sie als Junge getarnt zu sich zu holen. Anne begleitet ihren Vater bei seinen Geschäften an den Docks und lernt so mehr und mehr ihre Freiheit zu schätzen und sehnt sich zunehmend nach Libertalia, wo sie sich nicht als Junge verkleiden muss und endlich frei sein kann.
Als die Maskerade und die andauernde Affäre mit Peg erneut auffliegt, wandern die 3 nach Charles Towne aus und beginnen ein neues Leben. Hier leidet Anne wieder durch die gesellschaftlichen Zwänge eines Mädchens und beginnt bald wieder sich als Junge unter die Hafenjungs zu mischen. Leider geht auch das nicht auf Dauer gut und Anne sieht sich irgendwann gezwungen vor einer unglücklichen Zwangsehe zu flüchten. Sie ehelicht den Schurken James Bonny und macht sich mit ihm auf die Suche nach Libertalia auf den Weg in die Karibik auf. Die Grundlagen für die Königin der Karibik sind gelegt und das freie Leben kann endlich beginnen.
Annes Entwicklung von einem Mädchen zu einer starken Frau geht fast ein bisschen zu plötzlich. Auf der anderen Seite war sie nie das hilflose Mädchen und in dieser Zeit wurden die Menschen ein bisschen schneller erwachsen. Sie ist eine starke selbstbewusste Frau und dies kommt auch jederzeit glaubwürdig rüber.
Mit dem Kapitän James Racklam ging mir das leider nicht immer so, aber auch er ist ein interessanter Charakter. Generell hat die Autorin bei den Nebencharakteren ganze Arbeit geleistet. Nahezu alle sind glaubwürdig und mit so viel Hintergrund ausgestattet dargestellt, dass sie alle sehr lebendig wirken. Besonders Annes französische Gouvernante hat mein Kopfkino singen lassen.
*Fazit*
Was mir unter anderem so besonders an diesen Roman gefallen hat, ist die gelungene Mischung aus historisch belegbaren Fakten und der Fantasie der Autorin. Ich habe immer mal wieder das Buch unterbrochen um zu recherchieren, ob dieser Abschnitt gerade echt oder ausgedacht ist. Leider ist es traurig, dass nach so vielen Jahren einige Themen noch immer so aktuell sind. 5 von 5 Sternen und volle Kaufempfehlung und falls jemand noch immer mit der Entscheidung hadert: Piraten! Das allein sollte schon Grund genug sein. Kein romantischer Haufen und trotzdem liebenswert.