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CelinaS

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Cover des Buches Die Tote im Marschland (ISBN: 9783955337407)

Bewertung zu "Die Tote im Marschland" von Andrea Bramhall

Die Tote im Marschland
CelinaSvor 2 Tagen
Britisches cosy crime mit einer queeren Ermittlerin

Es gibt in meinen Augen viel zu wenig Bücher abseits der Liebesromane, die sich mit queeren Identitäten auseinandersetzen. Umso aufgeregter war ich, als ich den Klappentext dieses Buches las. Denn mit Kate Brannon wurde dem Ermittlungsteam aus Die Tote im Marschland eine Lesbe vorangestellt. Vorrangig ist es ein Krimi, aber das persönliche Leben der Ermittlerin spielt auch eine Rolle. Und ich habe es schon ein bisschen gefeiert, dass dieses kleine britische Dorf doch einige Lesben beheimatet.

Kate war mir sehr sympathisch. Sie ist neu in der Gegend und frisch befördert. Doch sie findet schnell Anschluss und kommt mit ihrem neuen Team gut zurecht. Ich empfand es als sehr realistisch geschrieben, wie sie die Leute kennenlernt und hatte manchmal das Gefühl, dass ich Kate vor mir sehen kann. Auch das Handeln der Personen um sie herum war nachvollziehbar – nicht immer schlau, nicht immer logisch, nicht immer rational – aber eben nachvollziehbar und umso realistischer.
Ein großer Pluspunkt ist zudem Ginas Tochter, eine schlaue 9-jährige, die zum Glück nicht an den Rand gedrängt wird, als die Beziehung zwischen Gina und Kate an Fahrt aufnimmt.

Auch der Krimi war einer nach meinem Geschmack: nicht übermäßig blutig, Ermittler*innen, die berücksichtigen, dass es für die Ermittlungen Regeln und gesetzliche Vorgaben gibt und ziemlich britisch. Das merkte man in der deutschen Übersetzung vor allem daran, dass sich die Leute häufig in Pubs treffen und sich ständig gegenseitig Tee anbieten. Andrea Bramhall gelingt es gut, die Atmosphäre dieses kleinen britischen Fischerdorfs zu vermitteln. Und so ist der Roman die perfekte Mischung aus cosy und düster.

Ich würde sofort weitere Bücher aus der Reihe lesen und kann dieses Buch besonders jenen empfehlen, die gerne mehr LGBTQIA+-Geschichten jeder Coleur lesen wollen. Aber auch wenn ihr auf der Suche nach cosy british crime seid, macht ihr mit Die Tote im Marschland sicher nichts falsch.

Cover des Buches Wie Inseln im Licht (ISBN: 9783036950341)

Bewertung zu "Wie Inseln im Licht" von Franziska Gänsler

Wie Inseln im Licht
CelinaSvor 8 Tagen
Eine erschütternde Familiengeschichte

In letzter Zeit habe ich einige Bücher gelesen, die sich mit Familie und Geschwister-Beziehungen, insbesondere Schwestern-Beziehungen, auseinandersetzen. Dabei ist mir Wie Inseln im Licht ganz besonders nahe gegangen. Denn die Vorstellung, eine meiner Schwestern zu verlieren … puh, da wird mir ganz anders. Strenggenommen ist dieses Buch aber eher die Geschichte einer Tochter-Mutter-Beziehung und die einer Familie, die den Verlust eines Kindes nie überwindet.

Zoeys Leben und die Geschichte sind stark von Frauen geprägt. Zoey wächst bei ihrer Mutter auf, hat nur selten telefonische Kontakte zu ihrem Vater und sonst keine Verwandten. Sie ist lesbisch, sodass ihre Beziehungen ebenfalls mit Frauen sind. Und auch in Frankreich hat sie vorrangig Kontakt zu drei (sehr unterschiedlichen) Frauen. Dabei gab es welche, dir mir sehr sympathisch waren, besonders Marlène, und ich konnte mich gut in Zoey einfühlen, die nicht nur den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten hat, sondern sich nach rund zwanzig Jahren mit dem Verschwinden ihrer Schwester auseinandersetzt.

Geprägt ist die Geschichte auch von vielen „was wäre wenn …“-Überlegungen. Auch das war sehr nachvollziehbar. Zoey gibt sich selbst die Schuld am Verschwinden von Oda und macht sich auch Vorwürfe darüber, wie die letzten Monate um Leben ihrer Mutter verliefen. Die ist übrigens die einzige im ganzen Buch, die mir wirklich unsympathisch war. Zoey trägt ihr ganzes Leben lang viel mehr Verantwortung für das Wohlbefinden ihrer Mutter als gut ist. Und die Auflösung dessen, was mit Oda passierte, machte mich einerseits fertig, verstärkte aber auch mein negatives Bild über die Mutter.

Mir war das Buch stellenweise zu langatmig geschrieben. Davon abgesehen ist es ein Roman, den ich euch empfehlen kann, wenn ihr Familien- und Geschwistergeschichten gerne lest und außerdem mehr LGBTQIA+-Liebesgeschichten in Büchern sehen wollt.

Cover des Buches Unlearn Patriarchy 2 (ISBN: 9783550202773)

Bewertung zu "Unlearn Patriarchy 2" von Emilia Roig

Unlearn Patriarchy 2
CelinaSvor 16 Tagen
Sehr lehrreiche und emotionale Lektüre

Schon der erste Band von Unlearn Patriarchy hatte es mir sehr angetan, aber Band 2 gefiel mir nochmal besser. Denn für mich hielt dieser Band mehr Essays über Themen bereit, die ich bislang nicht oder kaum auf dem Schirm hatte. Es war für mich um einiges informativer als Band 1 und hielt mehr Gedankenanstöße bereit. Ich habe aus diesem Buch so viele gute Tipps für weiterführende Literatur mitgenommen, dass meine Wunschliste richtiggehend explodiert ist.

Das Herausgeberinnen-Team des ersten Buches hat für Band 2 den Staffelstab abgegeben. Geblieben ist Silvie Horch als Lektorin, aber Alexandra Zykunov und Emilia Roig sind neu als Herausgeberinnen. Für mich ist das auch ein Inbegriff dessen, wie ich Feminismus sehe: die eigene privilegierte Position auch aufgeben und anderen die Möglichkeit einräumen, das Rampenlicht zu nutzen. Es hat vielleicht auch dazu beigetragen, dass in den beiden Bänden die unterschiedlichsten Autor*innen und Themen vertreten sind.

Schon das erste Buch sorgte bei mir regelmäßig dafür, dass mir der Rauch aus den Ohren kam. Das war auch bei Unlearn Patriarchy #2 der Fall und es sind einige wirklich sehr heftige Themen dabei, insbesondere eines über Genozide, das über Ableismus und Medizin haben mich sehr mitgenommen. Es ist wirklich kein einfaches Buch, aber ein überaus wichtiges.

Schon Unlearn Patriarchy #1 empfehle ich euch, aber für Unlearn Patriarchy #2 gibt es für mich eine noch größere Empfehlung. Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielen Menschen bei vielen der Themen im Buch so geht wie mir: ich wusste – und weiß immer noch – viel zu wenig darüber. Es bot mir große Mengen Stoff zum Nachdenken, zum Hinterfragen eigener Vorstellungen und zum Lernen. Und es ist unbedingt lesenswert!

Cover des Buches Genau jetzt, genau du (ISBN: 9783365003237)

Bewertung zu "Genau jetzt, genau du" von Chantal Schreiber

Genau jetzt, genau du
CelinaSvor 23 Tagen
Super Prämisse, nicht so tolle Umsetzung

"Genau jetzt, genau du" wollte ich unbedingt lieben. Eine queere Liebesgeschichte, in der die Klimabewegung eine große Rolle spielt? Ja, bitte! Die Umsetzung war in meinen Augen aber eher so la la.

Die Geschichte ist durchgehend aus der Sicht von Jemma erzählt, die mir von den beiden Hauptcharakteren die sympathischere war. Aber auch in ihrem Verhalten gab es Dinge, die mir sauer aufstießen. Sie arbeitet als Praktikantin in einem Kindergarten, wo bei einem Kind der Verdacht auf Vernachlässigung durch die Mutter besteht. Doch statt das eigentlich richtige zu tun – die anderen Erzieherinnen und Kindergartenleitung einzuschalten und sich beim Verschwinden des Jungen an die Polizei zu wenden – geht Jemma regelmäßig auf unverantwortliche Alleingänge.

Tara dagegen lässt immer mal wieder Sprüche vom Stapel, die ich gar nicht leiden konnte. Schon beim ersten Treffen macht sie deutlich, dass sie die Arbeit als Kindergartenpädagogin als zu niedrig für Jemma erachtet – eine Ansicht, die immer mal wieder aufkommt. Auch bringt sie einen biphoben Spruch, nachdem Jemma von ihren früheren Freund*innen erzählt. Jemma wirft ihr das im Lauf des Buches auch nochmal vor, wirklich adressiert wird es aber nicht. Und in der Beziehung zwischen den beiden herrscht ein Ungleichgewicht: Taras Handlungen und ihr Leben bekommen meist Vorrang vor Jemmas, weil erstere die vermeintlich wichtigere Arbeit leistet.

Hinzu kommt, dass Chantal Schreiber immer mal wieder auf eine Art über die beiden schreibt, die mich störte. Tara hat indische Wurzeln und ich halte es für überaus wichtig, darzustellen, dass PoC-Aktivist*innen herausragende Arbeit im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Aber wenn ein*e Autor*in eine Woman of Colour als „exotisch“ (tolino-Position 11) beschreibt, ist das problematisch. Und Schreiber ist auch diejenige, die in dieser Geschichte biphobische Kommentare nicht als solche einordnet, ebenso gibt es von ihr keine Auflösung für das Ungleichgewicht zwischen Tara und Jemma.

Ich liebe die Prämisse dieses Buches noch immer. Wir brauchen mehr queere Geschichten und wir brauchen auch mehr Bücher, die den Kampf gegen den Klimawandel als bitter nötig, aber auch selbstverständlich, darstellen. Die Umsetzung hat hier aber nicht geklappt.

Cover des Buches Hallo, du Schöne (ISBN: 9783832169459)

Bewertung zu "Hallo, du Schöne" von Ann Napolitano

Hallo, du Schöne
CelinaSvor einem Monat
Schönes, einfühlsames Buch über Familie

Dieses Buch habe ich gerade erst aus der Hand gelegt und es ist einfach so toll, dass ich am liebsten sofort in die Welt schreien würde, wie gut es mir gefallen hat. Ich bin die älteste von vier Schwestern und Bücher, die sich um vier Schwestern drehen finden in mir immer eine dankbare Leserin – das war schon bei Louisa May Alcotts Little Women so und traf auch bei Hallo, du Schöne wieder zu.

Little Women wird tatsächlich immer wieder erwähnt. Es geht so weit, dass die Schwestern sagen „Heute bin ich Beth“, wenn sie sich nicht gut fühlen. Bei mir ist es schon länger her, dass ich Alcotts Roman gelesen habe, aber mir sind doch ein paar Übereinstimmungen zwischen den beiden aufgefallen. Das macht Hallo, du Schöne aber keineswegs zu einer Adaption von Little Women; es ist ein eigenständiger Roman mit einer anderen Handlung.

Ich war beim ersten Öffnen des Buchs überrascht, dass das Buch zu einem sehr großen Teil in den 1980er-Jahren spielt. Ich hatte mit Gegenwartsliteratur gerechnet (für mich ab 2000) und in meinen Augen merkte man an der verwendeten Sprache auch nicht, dass man sich 40 Jahre in der Vergangenheit befindet. Das fällt eher dadurch auf, dass die Schwestern teure Ferngespräche führen statt mit dem Handy anzurufen und an der Einstellung einiger Menschen im Buch zu Themen wie Schwangerschaft außerhalb der Ehe oder Homosexualität.

Letzteres war für mich übrigens eine der schönsten Überraschungen an Hallo, du Schöne: eine der Schwestern ist lesbisch und die Frage nach ihrem Lebensglück und ihrer Lebensplanung spielt ebenfalls eine Rolle. Dabei wird aber eben auch dargestellt, dass die Hürden für homosexuelle Menschen in den 1980ern doch noch deutlich höher waren als heute.

Das größte Kunstück, das Ann Napolitano gelingt, ist, dass man sich immer gut in die Person einfühlen konnte, aus deren Sicht die Geschichte gerade erzählt wird – das sind Julia, Sylvie, William sowie dessen Tochter. Und ich konnte mich in die vier sogar dann einfühlen, wenn ich die von ihnen getroffenen Entscheidungen für falsch hielt. Insbesondere Julia ist mir mit ihrer Sturköpigkeit und dem Unwillen, Verständnis zu zeigen, häufig auf die Nerven gegangen und dennoch fühlte ich sehr mit ihr.

Ich weiß nicht, ob ich dem Buch ein Happy End bescheinigen würde. Aber es ist ein gefühlvolles, einfach schönes Buch über Liebe und Familie und wie auch die Abkehr davon massiven Einfluss auf unser Leben hat.

Cover des Buches Bible Bad Ass (ISBN: 9783701183227)

Bewertung zu "Bible Bad Ass" von Edith Löhle

Bible Bad Ass
CelinaSvor einem Monat
Die interessanten Aspekte kommen zu kurz

Alle Erfahrung, die ich mit der Kirche habe, ist römisch-katholisch geprägt. Aber mit 19 bin ich aus der Kirche ausgetreten und dazu hat, neben der Tatsache, dass ich nicht an Gott glaube, durchaus auch beigetragen, wie die christliche Kirche mit Frauen, queeren Menschen und den Missbrauchsvorwürfen umgeht. Und an all dem hat sich auch in den letzten Jahren nichts geändert. So skeptisch ich also dem Christentum gegenüberstehe, kann ich auch sehen, dass man die Bibel als ein unglaublich interessantes historisches Dokument lesen kann. Bible Bad Ass nimmt sich dabei eines, in meinen Augen noch viel interessanteren, Aspekts der Bibel an: den Frauen darin.

Und der Teil des Buches, der sich um die biblischen Frauenfiguren dreht, darunter Maria Magdalena, Jesus‘ Mutter Maria, Lilith oder Ruth, war sehr interessant. Die Unterhaltung zwischen Klara und den biblischen Frauen findet in Chat-Form statt und ist häufig entsprechend informell. Dennoch unterfüttert Edith Löhle die Aussagen der Frauen mit entsprechend Informationen, die verdeutlichen, dass es sich bei Bible Bad Ass nicht nur um eine Schönfärbung der Bibel handelt.

Zunächst fand ich erstaunlich, auf wie viele Themen, die auch heute noch relevant sind, man durch die Kommunikation über die Bibel, ein jahrtausendealtes Dokument, kommen kann. So stellen sich im Laufe des Buchs Fragen zu Sex, Menstruation, Gleichberechtigung, queeren Menschen, dem Umgang mit älteren Mitmenschen und so viel mehr. Andererseits spielten diese Themen auch schon vor tausenden von Jahren eine Rolle. Und bezüglich mancher der Themen kann man daher sagen: wie traurig!

Aber diese positiven Aspekte des Buches kamen mir viel zu kurz! In der Chat-Gruppe gibt es biblische Frauen, die weder vorgestellt werden, noch zu Wort kommen. Und Klaras Leben dreht sich viel darum, wie sie mit der Wut ins sich umgehen soll. Zu Beginn beschreibt sie ihren Unterleib häufig als geladene Waffe und man merkt, wie sehr sie mit der Ohnmacht, die sie angesicht der nie endenden Ungerechtigkeiten in der Welt empfindet, kämpft. Zwar helfen ihr die Frauen im Chat, mit dieser Wut und Ohnmacht besser umzugehen. Aber es ist eben vorrangig keine Geschichte ÜBER diese Frauen.

Und mir war das Buch häufig auch zu spirituell. Das kommt sowohl von den biblischen Frauen als auch von Klara. Sie reden dann über Energien, Chakren und vieles mehr, bei dem ich innerlich abgeschaltet habe. Und Wut wird allgemein als eine eher schädigende bzw. schlechte Emotion dargestellt. Aber angesichts der Ungerechtigkeiten in der Welt keine Wut zu empfinden ist in meinen Augen nicht gesund und hilft auch eher nicht, einen Wandel herbeizuführen.

Ich hatte von diesem Buch viel mehr Informationen über die Frauen der Bibel erwartet und hatte mich wirklich darauf gefreut, über deren Leben zu lesen. Das geschieht aber nur recht eingeschränkt, stattdessen liegt der Fokus auf dem Wandel in Klaras Leben. Und das konnte mich nicht wirklich packen. Mangels weiterführender Quellenangaben eignet sich Bible Bad Ass auch nicht als Einstieg in eine Recherche. Für mich daher eine eher enttäuschende Lektüre, das ich besonders atheistischen Menschen nur eingeschränkt empfehlen kann.

Cover des Buches Dieses schöne Leben (ISBN: 9783426529591)

Bewertung zu "Dieses schöne Leben" von Mikki Brammer

Dieses schöne Leben
CelinaSvor 2 Monaten
Schönes Buch um ein Thema, mit dem wir uns zu selten auseinandersetzen

Mit Clover hat Mikki Brammer eine Protagonistin geschaffen, die eine Beruf hat, von dem ich vorher noch nicht gehört hatte, geschweige denn, dass ich ein Buch darüber gelesen hätte: Sterbe-Doula. Als solche begleitet sie sterbende Menschen in deren letzten Wochen, Tagen oder auch nur Stunden. Zwangsläufig spielen Tod und Trauer eine große Rolle in Dieses schöne Leben. Das aber nicht nur aufgrund Clovers Beruf, sonder auch weil ihre Lebensgeschichte erzählt. Und die ist maßgeblich geprägt vom frühen Tod ihrer Eltern und dem Tod ihres Großvaters.

Es ist ein sehr emotionales Buch, in dem sich Clover mit der Frage auseinandersetzt, ob sie glücklich mit ihrem Leben ist und, wenn nicht, wie sie dies ändern kann. Das ist ein Prozess, der besonders durch den Einzug ihrer neuen Nachbarin Sylvie angestoßen wird. Diese setzt sich schnell in den Kopf, mit Clover befreundet sein zu wollen und ist fasziniert von ihrem Beruf. Von Sylvie hätte ich gern noch mehr gelesen, denn sie ist eine sehr freundliche, aufgeschlossene Frau und bringt zudem einen (leider sehr kleinen) LGBTQIA+-Strang in die Geschichte.

Und Sylvie trägt stark dazu bei, dass das Buch sich nicht nur um Tod und Trauer dreht, sondern sich auch mit Liebe und Freundschaft auseinandersetzt. Damit deckt Dieses schöne Leben einige der wichtigsten Aspekte unserer Leben ab, ist dadurch aber keineswegs überladen. Trotz der ernsten Themen, ist es ein unterhaltsames Buch, bei dem ich sehr mit Clover mitfühlte und ihre Entwicklung im Lauf der Geschichte sehr genoss.

Letztlich ist es auch ein Buch, dass die Leser*innen dazu einlädt, sich mit dem eigenen Tod, der eigenen Sterblichkeit, auseinanderzusetzen. Ich habe mich beim Lesen häufig gefragt, welche Dinge in meinem Leben ich gerne ändern würde und was ich unbedingt noch erleben möchte. Ich denke, dass wir uns viel zu selten mit den Themen Tod und Trauer auseinandersetzen. Zwar sind Todesfälle von nahen Angehörigen häufig der Aufhänger für eine Geschichte, aber dann geht es doch eher um die Überwindung dessen, weniger um die bewusste Auseinandersetzung mit dem Tod. Und gerade bezüglich dieses Aspekts kann ich euch Dieses schöne Leben unbedingt empfehlen.

Cover des Buches Liebe (ISBN: 9783218014144)

Bewertung zu "Liebe" von Veronika Fischer

Liebe
CelinaSvor 2 Monaten
Kurze Einführung

Mit seinen fast 130 Seiten war Liebe für mich eine kurze Lektüre. Sie war auch gut zu lesen und bietet in meinen Augen eine gute Einführung in die gesellschaftlichen Implikationen der Liebe. Wie in einem Essay letztendlich nicht anders zu erwarten, setzt sich Veronika Fischer aber nicht tiefreifend mit den angesprochenen Thematiken auseinander.

Jedes Kapitel ist dabei einem anderen Aspekt dessen, womit wir Liebe verbinden, gewidmet: der Erotik, der Familie, … Es geht kurz z.B. dem „Mythos Mutterliebe“ auf die Spur und befasst sich auch damit, welche (und insbesondere wie viele) Bedürfnisse ein*e Partner*in heutzutage zu erfüllen hat. Allzu viel mehr möchte ich euch gar nicht verraten 😉

Mein einziger Kritikpunkt – und auch Grund für den Stern Abzug – ist, wie Liebe im Kontext queerer (romantischer) Beziehungen behandelt wird. Veronika Fischer spricht dies immer mal wieder, manchmal auch nur im Nebensatz an. Nach der Lektüre könnte man fast davon ausgehen, dass all die Probleme heteronormativer Beziehungen bezüglich der Liebe für queere Menschen irrelevant sind und auf deren Beziehungen nicht zutreffen. Das ist in meinen Augen falsch, denn auch queere Beziehungen sind stark auf (serielle) Monogamie ausgerichtet und staatlicherseits findet eine Gleichstellung queerer Paare (ob mit oder ohne Kinder) nur dort statt, wo sie sich in die vorgefassten Strukturen und Ansichten über Beziehungen, und damit letztendlich auch Liebe, einpassen.
So, wie queere Probleme also eher zur Seite gewischt wurden, hätte ich es im Nachhinein fast für besser befunden, diese aus dem Buch komplett auszuklammern.

Ich kann euch Liebe von Veronika Fischer sehr empfehlen, wenn ihr bisher noch keine oder kaum Bücher über die Thematik und die feministischen Diskurse dazu gelesen habt (und selbst nicht queer seid, offen gestanden). Dann bietet es sich als guter Einstieg und mit dem Literaturanhang sowie Verweisen im Text eine Auswahl an weiterführenden Büchern. Alle anderen werden in diesem Büchlein kaum Neues finden.

Cover des Buches Die Geschichte der Kunst (ISBN: 9783406806223)

Bewertung zu "Die Geschichte der Kunst" von Charlotte Mullins

Die Geschichte der Kunst
CelinaSvor 2 Monaten
Informatives Buch auch für Menschen, die Kunst nicht lieben

Ich bin keine Kunstliebhaberin – wenn ich ins Museum gehen, dann selten in Kunstmuseen. In meinem Zimmer hängen nur Fotografien von meinen Lieben und ich war schon zu Schulzeiten kein Fan der Bildinterpretation. Aber eine Geschichte der Kunst, die sich vom Eurozentrismus abwendet und auch über Frauen und nicht-binäre Menschen schreibt?! Die wollte ich schon lesen!

Und ich wurde nicht enttäuscht: Die Geschichte der Kunst ist ein spannendes Sachbuch voller Geschichten, Bilder, Informationen. Dabei wendet sich Mullins häufig an ihre Leser*innen; sie spricht quasi aus dem Buch heraus mit uns. Das habe ich bisher in Sachbüchern nicht gelesen und mir hat es gut gefallen. Das folgende Zitat zeigt dies auf:

"[Ihr Ehemann] behinderte [Marie Braquemonds] Karriere mehr, als dass er sie förderte, da er eifersüchtig auf ihren Erfolg war. Haben Sie schon einmal von ihr gehört? Nein? Dann wissen Sie jetzt, warum." (63 % tolino-Ausgabe)

Zu jedem Bild, das Mullins detailliert vorstellt, schreibt sie auch über die gesellschaftlichen Einflüsse auf die Künstler*innen und welchen Einfluss diese wiederum hatten. Und sie räumt dabei häufig direkt noch mit den Fehlvorstellungen auf, die wir über die Künstler*innen oder ihre Werke haben.

Sie macht die Diskrepanzen zwischen den Motiven und der Realität deutlich. So schreibt sie einmal über ein Bild, das Zuckermühlen im US-amerikanischen Süden sehr idyllisch darstellt, dass die Arbeit dort jedes Jahr Tausende von Sklav*innen das Leben kostete (46 %).

Viele der vorgestellten Bilder oder Figuren wurden von Frauen erstellt (vermutlich ist schon das ein Alleinstellungsmerkmals dieser Kunstgeschichte). Wenn Mullins von diesen erzählt, muss sie (viel zu häufig) erwähnen, dass die Frauen bis heute im Schatten ihrer Väter, Männer oder Mentoren stehen, obwohl sie selbst herausragende Künstlerinnen waren (auch dafür ist obiges Zitat ein gutes Beispiel). Bei manchen der im Buch geteilten Informationen kam mir richtiggehend der Dampf aus den Ohren. Ein Beispiel: noch heute sind nur 10 % der ausgestellten Kunstwerke in der Abteilung für moderne Kunst des Metropolitan Museum of Art in New York von Frauen! (88 %)

Auch bezüglich People of Color und der Rezeption ihrer Kunst findet Mullins deutliche Worte. Sie räumt Kunstwerken von Schwarzen US-Amerikaner*innen ebenso Raum ein wie der von australischen Ureinwohner*innen, afrikanischen Künstler*innen und Südamerikaner*innen. Und auch hier muss Mullins immer wieder betonen, dass die Kunstwerke im Zuge des Kolonialismus gestohlen und nach Europa gebracht wurden. Dort wurden sie dann nicht als Kunst, sondern als „exotische Artefakte“ (69 %) ausgestellt.

Die meisten Künstler*innen und ihre Werke werden nur sehr kurz vorgestellt. Bei nur 464 Seiten Buch und 100.000 Jahren Kunstgeschichte ist das aber sehr berechtigt. Es eignet sich wirklich gut für Leute wie mich, die kaum bis gar keine Ahnung von Kunst haben. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass auch kunstbegeisterte Menschen hierin Neues erfahren können. Charlotte Mullins zog mich mit ihrem Schreibstil in den Bann und ich empfehle dieses Buch von ganzem Herzen!

Cover des Buches 24 Wege nach Hause (ISBN: 9783832168117)

Bewertung zu "24 Wege nach Hause" von Jenny Fagerlund

24 Wege nach Hause
CelinaSvor 3 Monaten
Schöne Weihnachtsstimmung

Vor einigen Jahren hatte ich bereits Jenny Fagerlunds Buch "24 gute Taten" gelesen und es geliebt. Umso mehr habe ich mich gefreut, als 2023 ihr neues Buch "24 Wege nach Hause" Teil des NetGalley-Adventskalenders war. Zwar konnte es mich nicht so voll überzeugen, wie das bei "24 gute Taten" der Fall war, aber es ist doch wieder ein schönes Buch.

Was jedenfalls wieder sehr ansprechend ist, ist das Cover. Ich liebe viele der Cover, welche die Bücher aus dem DuMont-Verlag in letzter Zeit zieren. Und für mich war auch das Cover von "24 Wege nach Hause" ein Volltreffer – allein das hätte mich vermutlich zum Buch greifen lassen.

Und auch inhaltlich hat das Buch einiges zu bieten. Insbesondere mochte ich das Zusammengehörigkeitsgefühl, welches vermittelt wird. Der (fiktive) Ort Nyponviken ist ein Dorf, in dem sich alle kennen. Und wenn es Probleme gibt, helfen sie sich gegenseitig. So nehmen z.B. Petra und Charlie einen Pflegehund auf, um dem örtlichen Tierarzt zu helfen. So wachsen Petra und Charlie zunehmend in die Dorfgemeinschaft hinein und das war schön zu lesen.

Auch Charlie und Petra wachsen zusammen. Als sie aus Stockholm ankommen, haben sie sich noch nicht in eine Beziehung ohne Mutter bzw. Schwester als „Puffer“ und Vermittlerin eingefunden. Im Laufe des Buchs kommen sich die beiden aber immer näher und finden sich einen neuen Rythmus ein.

Bei dieser Entwicklung spielte auch einer meiner großen Kritikpunkte an dem Buch eine Rolle: in einem Gutteil der Geschichte findet zwischen Petra und den wichtigsten Personen in ihrem Leben keine gute Kommunikation statt. Petra verweigert sich immer wieder Gesprächen oder schiebt diese vor sich her und ist dann selbst ganz erstaunt, wenn diese nicht mit ihr sprechen.

Ein bisschen schade war auch, dass der große Plottwist des Buches schon ziemlich früh vorhersehbar war. Spoilern möchte ich nicht, aber meine Reaktion auf diesen Plottwist war nicht Überraschung oder Erstaunen, sondern „das war doch klar!“

Dagegen gelingt es Jenny Fagerlund wieder sehr gut, eine weihnachtliche Stimmung hervorzurufen. Ich habe das Buch Anfang Dezember gelesen und ich war zugegebenermaßen schon in Weihnachtsstimmung. Aber das wurde durch 24 Wege nach Hause noch verstärkt. Der Schnee, der in Nyponviken haufenweise zu finden ist, sowie einige schwedische Weihnachtsbräuche, die beschrieben werden, haben mir bei mir die Freude an der Weihnachtszeit noch verstärkt.

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  • 31.03.1997

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