Es gibt in meinen Augen viel zu wenig Bücher abseits der Liebesromane, die sich mit queeren Identitäten auseinandersetzen. Umso aufgeregter war ich, als ich den Klappentext dieses Buches las. Denn mit Kate Brannon wurde dem Ermittlungsteam aus Die Tote im Marschland eine Lesbe vorangestellt. Vorrangig ist es ein Krimi, aber das persönliche Leben der Ermittlerin spielt auch eine Rolle. Und ich habe es schon ein bisschen gefeiert, dass dieses kleine britische Dorf doch einige Lesben beheimatet.
Kate war mir sehr sympathisch. Sie ist neu in der Gegend und frisch befördert. Doch sie findet schnell Anschluss und kommt mit ihrem neuen Team gut zurecht. Ich empfand es als sehr realistisch geschrieben, wie sie die Leute kennenlernt und hatte manchmal das Gefühl, dass ich Kate vor mir sehen kann. Auch das Handeln der Personen um sie herum war nachvollziehbar – nicht immer schlau, nicht immer logisch, nicht immer rational – aber eben nachvollziehbar und umso realistischer.
Ein großer Pluspunkt ist zudem Ginas Tochter, eine schlaue 9-jährige, die zum Glück nicht an den Rand gedrängt wird, als die Beziehung zwischen Gina und Kate an Fahrt aufnimmt.
Auch der Krimi war einer nach meinem Geschmack: nicht übermäßig blutig, Ermittler*innen, die berücksichtigen, dass es für die Ermittlungen Regeln und gesetzliche Vorgaben gibt und ziemlich britisch. Das merkte man in der deutschen Übersetzung vor allem daran, dass sich die Leute häufig in Pubs treffen und sich ständig gegenseitig Tee anbieten. Andrea Bramhall gelingt es gut, die Atmosphäre dieses kleinen britischen Fischerdorfs zu vermitteln. Und so ist der Roman die perfekte Mischung aus cosy und düster.
Ich würde sofort weitere Bücher aus der Reihe lesen und kann dieses Buch besonders jenen empfehlen, die gerne mehr LGBTQIA+-Geschichten jeder Coleur lesen wollen. Aber auch wenn ihr auf der Suche nach cosy british crime seid, macht ihr mit Die Tote im Marschland sicher nichts falsch.