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Chailotta

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Cover des Buches Mit uns der Wind (ISBN: 9783839001608)

Bewertung zu "Mit uns der Wind" von Bettina Belitz

Mit uns der Wind
Chailottavor 9 Jahren
Tolle Mischung


Mona leidet an einer seltenen Form der Narkolepsie, welche ihr Leben seit frühster Kindheit bestimmt. Seit einiger Zeit verfolgt sie fasziniert Videos auf YouTube bei denen ein junger Power-Kiter seine Grenzen testet und sich dem Willen des Windes beugt. Schon bald verliebt sie sich in den mutigen jungen Mann und erfährt, dass er in naher Zukunft auf einem Festival „Rock am Ring“ zugegen ist. Mona überredet ihren Bruder Manuel dazu, dass sie ihn dorthin begleiten darf. Der wahre Grund dafür ist natürlich ein Treffen mit ihrem „Drachenreiter“. Doch unter 80 000 Menschen eine bestimmte Person zu finden erscheint doch nahezu unmöglich. Vor allem für Mona, die bei starken Gefühlen einfach so einschläft.Für Adrian ist der Ausflug zu Rock am Ring nur einer Sache geschuldet, er möchte endlich die schöne Helen erobern, die er schon so lange begehrt. Doch dann kommt alles anders und er begegnet Mona, ein zartes schönes Mädchen, was voller Geheimnisse zu stecken scheint. 
Der Schreibstil von Bettina Belitz gefällt mir sehr gut. Er ist flüssig und recht einfach, dennoch besonders. Es ist in gewisser Weise eine schroffe Echtheit in ihren Zeilen, die einem das Erzählte viel realer wirken lässt. Auch in diesem Buch passt die Autorin den Schreibstil sehr genau an die Protagonisten an. Man kann sich somit perfekt mit den Charakteren identifizieren. Außerdem ist das Element Wind nicht nur im Titel, sondern spielt auch eine tragende Rolle, die sie durch ihren Stil perfekt mit den Geschehnissen vereint.
Die Geschichte war für mich auch durchaus besonders. Die grundlegende Thematik der Narkolepsie empfand ich schon als extrem interessant, denn man erlebt es aus Sicht der Protagonistin Mona, die ihr Leben mit einer schweren Form dieser Krankheit bestreiten muss. Man kann jederzeit ihre Gedanken und Gefühle vor, während und nach den Anfällen verfolgen und es hat mich schlichtweg fasziniert wie die Autorin es gestaltet hat, denn an dieser Stelle schleicht sich ein wundersamer Hauch von Fantasy ein. Es hat mich wirklich bewegt, denn nicht nur die tollen Fantasyelemente, die mit der Krankheit verknüpft wurden, sind absolut gelungen, sondern vor allem auch die Emotionalität, die damit einher geht. Dies zusätzlich zu den zarten Banden der ersten Liebe konnte mich absolut in seinen Bann ziehen. Hinzu kommt natürlich das Setting zu Rock am Ring - Musik, gutgelaunte junge Leute, ein riesiges Gelände mit jeder Menge Tücken, die schon einen gesunden Menschen an so manche Grenze bringen. Dies vereint mit einer Person wie Mona und ihrem absolut gewagten beinahe irrsinnigen Vorhaben den einen Menschen unter 80 000 zu finden, führten schon augenblicklich zu Nervenkitzel. Damit jedoch nicht genug, denn nicht nur ihre Krankheit schränkt sie stark ein, sondern auch ihr über-fürsorglicher Bruder, der bald schon einen weiteren aufregenden Spannungsbogen ins Geschehen brachte. Auch Protagonist Adrian mit seinem absolut gefährlichem und verrückten Hobby bringt einiges an Spannung in die Geschichte. Für mich waren aber vor allem die zwischenmenschlichen Aspekte entscheidend. Man sieht es allein durch Mona aus zwei Perspektiven, ihrem wachen Zustand und dem schlafenden. Somit hat die Autorin ein Mittel geschaffen, die das Aufeinandertreffen und Erkennen der Beiden Protagonisten nicht nur erklärbar, sondern auch sehr besonders macht. Ich liebe jede einzelne Szene davon, da es so intuitiv, magisch und dennoch echt wirkt. Man spürt eine ferne Verbundenheit, die der Wind als Element noch unterstreicht. Er leitet die Beiden scheinbar mit Gedanken und Gefühlen. Zum Ende hin passieren einige Dinge, die meinen Unmut schürten, da sie die Perfektion des Geschehenen in ein anderes Licht rückten. Da es im normalen Leben und vor allem im Leben einer schwer kranken Person nie perfekt läuft, konnte ich mich damit aber gut abfinden und das Hin und Her als gegeben nehmen. Der Abschluss hat mir schließlich wieder sehr gut gefallen.

Die Personen sind allesamt wahnsinnig toll gelungen. Angefangen bei Mona, die im Grunde im Teenageralter eine normale Rebellion um ihre Freiheit durchlebt. Doch ihr wird Vieles durch ihre stark ausgeprägte Narkolepsie extrem erschwert. Ganz normale Dinge, die junge Menschen erleben können und auch sollten bleiben ihr verwehrt. Sie kann nirgendwo ohne Aufsicht hin, ohne Angst vor sämtlichen unschönen oder gar gefährlichen Situationen. Doch sie kämpft und will um jeden Preis beweisen, dass sie trotz Krankheit Dinge erleben kann, die jeder in ihrem Alter macht. Angefangen mit einem großen Festival wie Rock am Ring, bis hin zu Begegnungen mit dem anderen Geschlecht. Ich war oft über ihre Willensstärke erstaunt, über ihre durchaus verbissene Sturheit und auch die Art und Weise, wie sie sich in vielen Situationen verhält. Sie wächst über sich hinaus und beweist nicht nur sich selbst, dass sie bereit ist für sich allein zu sorgen. Ihre Entwicklung war schlichtweg faszinierend. Ich habe ihren Weg mehr als gern verfolgt und auch mit ihr gelitten und Freude empfunden. Der Hauch von Freiheit nach jedem kleinen Erfolg für sie persönlich war ebenso toll.Adrian empfand ich trotz anderer Wirkung auf sein Umfeld als absolut süß und schüchtern, was vor allem daran lag, dass man auch aus seiner Sicht liest und somit seine Gedanken und Gefühle kennt. Er ist so eine Person, die man eigentlich nur gern haben kann. Charmant und zuvorkommend, niemals aufdringlich und mit absolut entwaffnender Schüchternheit, man will ihn in den Arm nehmen und über den Kopf streicheln. Kein bisschen Arschloch steckt in ihm. Hinzu kommt sein verrücktes Hobby verbunden mit Musik. Auch die Nebencharaktere waren ein Zugewinn für die Geschichte. Ein wenig wird hierbei mit Vorurteilen aufgeräumt und erweckt die Festivalstimmung noch mehr zum Leben.
„Mit uns der Wind“ von Bettina Belitz ist ein toller Einzelband, der viele Dinge verbindet. Eine Krankheit, die mehr als eine Bürde ist verknüpft mit einer starken und mutigen Protagonistin und zarten Fantasyelementen lassen diese Geschichte schnell zu etwas Besonderem werden. Durch den absolut passenden und ungeschönten Schreibstil kann man nur so durch die Seiten fliegen. Ein paar wenige Dinge zum Ende hin mochte ich nicht, dennoch gibt es bei diesem Buch eine absolute Leseempfehlung.

Cover des Buches Ich brenne für dich (ISBN: 9783442313051)

Bewertung zu "Ich brenne für dich" von Tahereh H. Mafi

Ich brenne für dich
Chailottavor 9 Jahren
Ein gelungener Abschluss...


Juliette findet sich völlig orientierungslos neben Warner in einer fremden Umgebung wieder. An das Geschehene kann sie sich nur dunkel erinnern. Nach und nach erfährt sie die Ausmaße der zurückliegenden schrecklichen Ereignisse.Omega Point, der Zufluchtsort der Rebellen, wurde vollständig zerstört und es gibt keine Überlebenden. Für Juliette bricht eine Welt zusammen, all ihre Freunde scheinen verloren.Sie will für sich und alle Gefallenen Rache nehmen, das Reestablishment endgültig zerstören und den Oberbefehlshaber zur Strecke zu bringen.
Dabei bleibt ihr nur ein Verbündeter – Warner. Er ist der Sohn des Feindes und die Person, die sie geschworen hat ewig zu hassen. Doch er hat ebenso ihr Leben gerettet wie er es zuvor zerstört hat. Er gibt ihr ein Versprechen, dass er nicht eher ruhen wird bis sein Vater tot und die Welt eine Andere ist. Wird Juliette Warner ihr Vertrauen schenken?
Der erste Band dieser Reihe war für mich etwas ganz Besonderes und hat sich damit auch von der Masse abgehoben. Der Zweite war auch sehr gut, aber schon ein wenig anders und wie ich den finalen Band fand, erfahrt ihr im Folgenden.
Der Schreibstil bleibt nach wie vor ein Kunstwerk. Die Autorin arbeitet diesmal zwar weniger mit den offensichtlichen stilistischen Mitteln wie in den Vorgängern, das Geschriebene verliert jedoch keineswegs an der Intensität. Es ist nach wie vor sehr eindringlich, gefühlsbetont und echt verfasst. Jeder Satz scheint in seiner Formulierung einfach besonders und schön zu sein. Wie eine wohlklingende Melodie. Man hat somit auch ohne detailreiche Beschreibungen sehr viel Raum für seine Vorstellungskraft und es projizieren sich unglaublich viele Bilder vor dem inneren Auge, die die Welt um Juliette und Co. sehr authentisch wirken lassen.
Die Geschichte war im Grunde schon im ersten Band nicht wirklich besonders. Viel mehr waren es die Emotionen, die Personen, das ganze Gefühlsleben der Protagonistin Juliette, welches mich sehr begeistern konnte. Die Andersartigkeit gepaart mit diesem wundervollen Schreibstil konnte mich durchweg überzeugen. Schon im zweiten Band nahm dies ein wenig ab und im dritten widmete sich die Autorin nun hauptsächlich dem Grundgerüst der Geschichte, wenngleich die emotionale Ebene immer präsent ist. Auch die Beziehungen werden auf die eine oder andere Weise aufgearbeitet und da beginnt für mich der Punkt an dem ich zeitweise etwas resigniert war. Es wird vieles überdramatisiert dargestellt, gibt ständig unnötige Gefühlsausbrüche, furchtbare Diskussionen und ein absolutes Auf und Ab zwischen Einigung und wüsten Beschimpfungen. Generell waren die meisten Interaktionen zwischen Juliette und anderen Menschen, speziell Warner und Adam einfach anstrengend. In der Geschichte gab es so kaum ein vorankommen und es wurde viel um das große Vorhaben zur Rettung der Welt herum geredet. Als dann alle beteiligen langsam wieder zu sich selbst fanden, waren die meisten Kampfsequenzen und Fähigkeiten sehr interessant gestaltet und auch an Spannung konnte die Autorin zulegen. Ein bisschen mehr hätte ich mir davon trotzdem versprochen. Der Fokus lag in der Gesamtgeschichte einfach auf den Personen selbst, so erfuhr man z.B. einige tolle Details über Warner und auch Dinge aus der Vergangenheit von Juliette wurden aufgeklärt. Erneut sehr überzeugen konnte mich die Autorin mit der Liebesgeschichte. Sie weiß einfach perfekt mit Emotionen umzugehen und erzeugte hier nicht selten ein Feuerwerk. Vor allem diese Art von Spannung brachte mich ein wenig über die sonst recht typischen Dinge hinweg.

Die Personen haben sich allesamt wahnsinnig verändert und so gab es auch eine kleine Verschiebung meiner Sympathien. Einer, der mein Herz bereits im Sturm erobert hatte und es auch weiterhin behalten durfte war, mein heimlicher Favorit: Kenij. Ich liebe ihn. Er ist so witzig, so unverblümt, absolut ehrlich und sehr loyal. Es schwingt immer eine leichte Verrücktheit mit, er nimmt sich selbst mehr als gern auf die Schippe und entschärft so viele unschöne Situationen. So manche anstrengende Sequenz wurde durch ihn nur halb so schlimm. Er erkennt das Gute, schützt seine Freunde vor Fehlern und holt Juliette in entscheidenden Situationen aus ihren Tiefpunkten. Sein Humor ist absolut nach meinem Geschmack und ich konnte gar nicht genug kriegen. Auch Juliette, die mir zeitweise ein wenig zu sehr in Selbstmitleid versank wird in diesem Band zu einer ganz anderen Person - stark, mutig und selbstbewusst. Ihre Gedanken - und Gefühlswelt empfand ich nach wie vor als sehr interessant und essentiell für die Geschichte. Adam heimste sich in diesem finalen Band leider nur Minuspunkte bei mir ein, ich konnte einfach überhaupt kein Verständnis für seine Situation aufbringen, wenngleich es nicht unbedingt eine unnormale Entwicklung war. Er ging mir die meiste Zeit auf die Nerven und brachte auch wenig Gutes ein. Warner hingegen wirkte auf mich zwar schon immer faszinierend, aber nicht wirklich sympathisch. Daran änderte sich zwar auch nicht allzu viel, jedoch konnte ich nun endlich begreifen warum er so ist und seine Beweggründe endgültig verstehen. Im Zusammenspiel mit Juliette war ich über ihn oft zwiegespalten. In manchen Situationen konnte ich nicht schnell genug lesen und andere brachten mich beinahe zum Augenrollen. Einige Nebencharaktere hingegen, z.B. der kleine James konnten absolut bei mir punkten.

In diesem finalen Band „Ich brenne für dich“ konnte mich die Autorin einmal mehr durch ihren einzigartigen und anziehenden Schreibstil verzaubern. Neben tollen Charakteren und spannenden Ereignissen, gab es diesmal auch einige Schwächen, die ich hauptsächlich in der Entwicklung der Beziehungen sehe. Zeitweise drehte sich so die Geschichte etwas im Kreis. Dennoch war es wieder ein wunderbares Leseerlebnis, welches sich vor allem aufgrund einiger sehr charmanter Personen lohnt.

Cover des Buches Soul Beach (Band 3) – Salziger Tod (ISBN: 9783785573884)

Bewertung zu "Soul Beach (Band 3) – Salziger Tod" von Kate Harrison

Soul Beach (Band 3) – Salziger Tod
Chailottavor 9 Jahren
Passender Abschluss einer genialen Reihe


Alice wird verfolgt, zumindest glaubt sie das. Sie ist sich sicher, dass es sich um niemanden Geringeres als Meggie's Mörder handelt. Sie fühlt sich nirgends mehr sicher, hinter jeder Ecke scheint ihr vermeintlicher Stalker zu lauern. Nur der Soul Beach verschafft ihr die nötige Sicherheit. Da dieser jedoch nur virtuell existiert ist es ein schwacher Trost. Das Wichtigste ist für Alice nun endlich den Mörder ihrer Schwester zu finden, dass diese in Frieden ruhen kann. Doch bald ziehen dunkle Wolken im Paradies auf und sie gerät in einen Strudel aus gefährlichen Ereignissen. Wer hat Meggie wirklich getötet und will er Alice am Ende auch?  

Auf diesen Abschluss musste ich zwar nicht sehr lange warten, dennoch fühlte es sich wie eine Qual an. Die tolle Stimmung und das originelle Setting haben mich bereits von Band 1 an begeistern können. Nun war es „endlich“ soweit.
Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, es gibt wenige Beschreibungen und wirkt somit sehr frisch. In diesem letzten Band ist mir auch wieder überaus bewusst geworden, wie toll die Autorin es im Griff hat jede Einzelheit des Settings klar und deutlich darzustellen und das mit vielen Details, ohne wirklich zu beschreiben. Nach wie vor geht der Stil Hand in Hand mit dem Charakter der Protagonistin Alice. Durch ihre Jugendlichkeit und die präzisen Gedankengänge, macht es die Autorin möglich die Atmosphäre stets unheilvoll und düster zu halten, aber dennoch bleibt auch der Hoffnungsschimmer immer präsent. Es ist ein wahnsinnig guter Mix und an Spannung kaum zu übertreffen. Dies ermöglicht es, dass man die Geschichte nicht mehr nur liest, sondern viel mehr erlebt.
Die Geschichte konnte mich auch in diesem Abschlussband wieder absolut überzeugen. Die Autorin hat es diesmal sogar geschafft die Stufe des Misstrauens gegen alles und jeden, auf der Suche nach dem Mörder, noch zu steigern. Immer wieder werden Verdachtsmomente gestreut, denen man sich zusammen mit Alice stellen muss. Es wird zeitweise fast schon ein wenig kryptisch, vor allem die Szenen aus Sicht des Mörders. Die Autorin setzt alles so zielgerichtet und genau ein, dass man unter ständigen Verwirrungszuständen leidet und irgendwann Niemandem mehr traut, beinahe echte Angst verspürt, obwohl nie wirklich klar ist, wer der große Unbekannte nun ist. Auch der Soul Beach passt sich schon bald an die nun aufkommende finale Stimmung an. Es bleibt nicht länger unheilvoll und düster, denn schon bald kriecht die Angst einem direkt in den Nacken und läuft als gruselige Gänsehaut den Rücken hinunter. Man fühlt sich nirgends mehr sicher und ist so direkt mit der Gefühlswelt der Protagonistin Alice verknüpft. Meine Nervenenden waren zum Zerreißen gespannt und ich verfolgte mit aufkommendem Unbehagen die Geschehnisse. Dabei blieb mir im Hinterkopf stets mein Hauptverdächtiger Nr. 1 erhalten. Obwohl ich mir immer sicherer wurde, dass nur dieser es sein kann, brachte mich die Autorin nicht selten in eine Sackgasse und alle gewonnenen Erkenntnisse lösten sich in Luft auf. Ob ich am Ende recht behalten habe, verrate ich an dieser Stelle nicht. Es mangelt diesem Abschluss an nahezu nichts. Es ist nach wie vor super spannend, eine ausgefallene und tolle Geschichte mit wundervollen Charakteren. Man bekommt auch endlich Antworten auf fast alle Fragen und die Aufklärungsarbeit von Alice zahlt sich endlich aus. Am Ende hat mir jedoch eine Sache sozusagen gefehlt. Es geht um das fantastische Element, bei dem es mir in dieser Version einfach ein wenig schwer fiel es als gegeben hinzunehmen. Dies schmälerte jedoch weder mein Lesevergnügen noch stand es der Logik der gesamten Geschichte im Weg. Das Ende war nach dem absolut perfekten und erschöpfenden Showdown schön, ruhig, hoffnungsvoll und leuchtend hell. Es hat mir den Ausstieg aus der Geschichte nicht nur erleichtert, sondern einfach vollkommen gemacht. Ich schaue nicht wehmütig zurück, sondern freudig auf eine einzigartige und unglaublich spannende Geschichte.

Die Personen bleiben gewohnt authentisch. Wenngleich vor allem die Charakteristik jedes Einzelnen eine relativ schwierige Angelegenheit war, denn durch das ständige Misstrauen aufgrund der Suche nach Meggie's Mörder, konnte man die meisten Menschen bald nur noch schwer einschätzen. Irgendwann rückte beinahe jeder kurzzeitig in den Fokus von Alice' Ermittlungen. Dennoch war es gerade diese Sache, die die Geschichte besonders machte, denn trotz der vielen Verdächtigungen und dem ständigen Zweifel schaffte es die Autorin Sympathien zu erzeugen und die Beweggründe plausibel zu machen. Vor allem Alice empfand ich die gesamte Zeit wieder als sehr angenehm. Man erkennt eine stetige Entwicklung ihrer Gedanken – und Gefühlswelt. Sie wird nun vorsichtiger und stürzt sich nicht mehr ungehemmt in schwierige Situationen. Das wiederum hatte jedoch zur Folge, dass sich Angst einschleicht und sie schon bald den Glauben an viele Menschen verliert, die ihr vorher lieb und teuer waren. Durch diese beinahe lähmende Angst und eine durchaus eingefahrene Sichtweise auf den Mörder wurde sie für manche offensichtliche Dinge blind. Ich fand Alice' gesamte Entwicklung von Band 1 bis hin zu diesem Abschlussband wahnsinnig gut. Sie behält ihren tollen Charakter zwar grundlegend, passt sich aber den Geschehnissen perfekt und sehr authentisch an. Man konnte regelrecht beobachten wie jede Entwicklung zum Mordfall etwas an Alice' Verhalten änderte. Auch das perfide Spiel des Mörders, was man eigentlich nur am Rande mitbekommt, dennoch irgendwie immer zwischen den Zeilen mitschwingt, ist absolut genial in Szene gesetzt. Der Charakter dieser Person ist nur latent beschrieben und dennoch erzeugt er immer wieder ein schreckliches Unbehagen. Gänsehaut ist dabei vorprogrammiert. 
Mit dem finalen Band der Soul Beach Trilogie hat Kate Harrison einen sehr gelungenen Abschluss einer außergewöhnlichen Reihe geschaffen. Hier wartet eine Mordermittlung der besonderen Art auf euch, die einen nicht selten an moralischen Vorstellungen zweifeln lässt. Mit den fantastischen Elementen setzt die Autorin dem Ganzen noch ein Krönchen auf. Ich bin absolut zufrieden mit diesem Ende, wenngleich mir ein paar wenige Antworten fehlten. An Spannung und originellen Schauplätzen ist diese Reihe kaum zu überbieten. Eine Leseempfehlung muss ich an dieser Stelle klar und deutlich aussprechen!

Cover des Buches Soul Beach  - Schwarzer Sand (ISBN: 9783732000814)

Bewertung zu "Soul Beach - Schwarzer Sand" von Kate Harrison

Soul Beach - Schwarzer Sand
Chailottavor 10 Jahren
Spannung pur


Der Tod löscht nicht länger die gesamte Existenz einer Person aus der Welt. Alles ist anders seit Alice das erste Mal auf dem Soul Beach war. Ihre tote Schwester ist seither beinahe greifbar und lebt in gewisser Weise weiter. Doch die Bewohner des Soul Beach suchen Erlösung aus ihrem vermeintlichen Paradies. Alice ist die Einzige, die es schaffen kann die Menschen aus dieser Zwischenwelt zu befreien. Im Zuge dessen forscht sie noch immer nach dem wahren Mörder ihrer Schwester Megan und stößt mehr und mehr auf seltsame Dinge. Als ein bekanntes Gesicht ebenfalls den Soul Beach betritt, setzt sie alles daran die Morde aufzuklären und gerät in einen Strudel von gefährlichen Erkenntnissen. 
Der Schreibstil ist ebenso simpel wie genial. Er ist nahezu bis ins kleinste Atom mit der Protagonistin Alice verbunden und macht sie so nicht nur authentisch, sondern verbindet einen als Leser förmlich mit ihr. Teilweise war ich sie. Dies machte das Lesen zu einem Erlebnis der Extraklasse und ich war untrennbar mit den Seiten verwoben. Die Bildhaftigkeit der Orte und Geschehnisse lies mich nicht selten staunen und ich tauchte ein in eine Welt voller Misstrauen, Verdächtigungen und der Suche nach der Wahrheit.
Die Geschichte gestaltete sich nach wie vor absolut überragend. Wie bereits zu Teil 1 erwähnt, finde ich die ganze Idee grandios und einzigartig. Die Umsetzung ist in "Schwarzer Sand" jedoch noch besser gelungen, wenngleich ich in "Frostiges Paradies" schon absolut überzeugt wurde. Das unumstößlich Genialste am gesamten Handlungsstrang ist diese unheilvolle allgegenwärtige Spannung, die vor allem auch durch den Part aus Sicht des Mörders aufrechterhalten wird. Man ist stets in Erwartungshaltung, dass gleich etwas Schreckliches passiert oder ans Tageslicht gerät. So viele Geheimnisse, Verdachtsmomente, Beschuldigen und Hinweise prasseln auf einen ein. Die Arbeit als Ermittler übernimmt man sozusagen aus dem Auftakt der Reihe und geht mit Alice zusammen darin auf. Wenn man sich gerade fast sicher zu sein scheint, wer der Mörder von Meggie gewesen ist, gibt es neue Wendungen, die einen entweder so ablenken, dass man sofort von dem Gedanken abkommt oder aber eine völlig andere Person ins Licht rücken. In diesem Teil rückt der Soul Beach ein wenig in den Hintergrund, es gibt jedoch einige rasante Wechsel zu interessanten Schauplätzen und die Verbindungen zu den anderen Gästen des Soul Beach werden genial mit Alice‘ Realität verknüpft. Das stetig wachsende Misstrauen zu vielen Personen in ihrem näheren Umfeld und wagemutige Nachforschungsarbeiten erzeugten hierbei einen zusätzlichen Nervenkitzel und so manche Begebenheit wurde zum Haare raufen. Da Alice durch den Soul Beach ein etwas anderes Bild über die Geschehnisse rund um den Mord ihrer Schwester hat, wurden vor allem auch die Handlungen und Beweggründe ihrer Eltern interessant. Man beginnt bald schon selbst Schlüsse zu ziehen, gleicht diese mit denen von Alice ab und versucht eventuelle Ungereimtheiten auszumerzen. Seit Teil 1 habe ich einen Hauptverdächtigen und bin so gespannt, ob ich damit letztendlich richtig liege, denn die Autorin lies mich schon bisher nicht selten an meinen Schlussfolgerungen zweifeln. Seit langem ist dies eine Geschichte bei der ich mitten drin, statt nur dabei bin.
Die Personen sind allesamt wirklich toll und glaubhaft gestaltet. Angefangen bei Meggie’s und Alice‘ Eltern, über die besten Freunde beider Schwestern, Ex-Freunde und sonstige Bekannte sowie in den Ermittlungen verwickelte Personen und vor allem natürlich die Gästen des Soul Beach. Meinen Fokus lege ich wieder auf Alice, denn sie ist nach wie vor diejenige, die die Geschichte trägt. In diesem zweiten Teil rückt auch ihre Schwester Meggie sehr in den Hintergrund, was vor allem mit einem neuen, recht überraschenden Gast am Soul Beach zu tun hat. Zugegebenermaßen fand ich dies etwas schade, wenn auch nicht störend. Alice kehrt nun mehr und mehr in die reale Welt zurück, stellt sich, wenn auch vorerst unfreiwillig, ihrer Trauer, unternimmt wieder mehr mit ihren Freunden und rückt somit ihre Hauptmission, den Mord an Meggie aufzuklären in den Vordergrund. Ihren Mut und ihre Stärke bewundere ich nach wie vor. Vor allem aber auch die Gabe über ihre Gefühle hinwegzublicken und die nackten Tatsachen zu betrachten. Dies gelingt ihr nicht immer und so gibt es nicht selten kleinere Anflüge von Naivität, die sie mir aber eher noch sympathischer machten. Sie stürzt sich oft aus dem Bauch heraus in ein „Abenteuer“ um der Wahrheit auf die Schliche zu kommen und begibt sich damit schnell in Gefahr. Dies weiß die Autorin auch absolut perfekt zu untermalen. Alice stellt bald schon unter Beweis, dass sie recht gut in der Lage dazu ist sich zu verstellen. ihre schauspielerische Leistung ist teilweise beachtlich. Nach wie vor stellt sie sich auch gerne unter den Scheffel ihrer Schwester und weiß dabei nicht, welche Wirkung sie selbst auf andere Menschen hat. Dies ist zwar in meinen Augen sympathisch, aber in dieser Geschichte auch sehr gefährlich. Ihre gesamten Eigenschaften und auch die Entwicklung hin zu großartiger Entschlossenheit und dem langsamen Loslassen der Vergangenheit fügen sich perfekt in den Handlungsstrang ein und lassen sie glänzen. Ich war gefühlstechnisch immer bei ihr und verfolgte all ihre Schritte und derer in Alice‘ Umfeld.
Der 2. Teil der „Soul Beach“ - Reihe konnte mich noch mehr überzeugen als es bereits Teil 1 getan hat. Die ganze Atmosphäre und diese unglaublichen Emotionen gepaart mit den oft nüchtern dargestellten Tatsachen machen die Geschichte zu einem einzigartig fesselnden, absolut authentischen und wahnsinnig mitreißenden Erlebnis. Man erlebt scheinbar Hand in Hand mit der Protagonistin Alice die Ereignisse rund um die Aufklärung des Mordes an ihrer Schwester Meggie. Auf den Spuren des Mörders beschreitet man einige interessante Wege und Schauplätze und traut am Ende kaum noch sich selbst über den Weg. Genial umgesetzt und mit absoluter Leseempfehlung versehen.

Cover des Buches Legend - Berstende Sterne (ISBN: 9783785574928)

Bewertung zu "Legend - Berstende Sterne" von Marie Lu

Legend - Berstende Sterne
Chailottavor 10 Jahren
Abwechslungsreich und gut durchdacht...


Der Frieden scheint endlich vor den Toren der Republik zu stehen als es erneut einen herben Rückschlag gibt. Eine große Gefahr ist im Anmarsch, die sämtliche Friedensverhandlungen augenblicklich zu entzweien droht. Ein Krieg scheint nun unvermeidbar.
Unterdessen arbeitet June seit einer Weile für den neuen Elektor und bittet Day nach Monaten der Trennung um einen Gefallen für die Republik um das Leben tausender Menschen zu retten. Doch diese Bitte wiegt schwer, denn dafür müsste er genau das hergeben, was er am meisten beschützt - das Einzige, was ihm noch bleibt. Eine Entscheidung, die man kaum zu treffen wagt, löst einen wahren Wettlauf gegen die Zeit aus. Werden Day und June am Ende den richtigen Weg einschlagen? Besteht noch Hoffnung für den Frieden?  Was war das für ein Ende? Nach Teil 2 musste ich mir die Tränen schon sehr zurückhalten, was wiederum eine große Sehnsucht nach Teil 3 entfachte. Day und June konnten mich schon von Band 1 an in ihren Bann ziehen und es hat sich auch jetzt nicht viel geändert.
Der Schreibstil ist im Grunde recht einfach gehalten, was dem Lesefluss ab der ersten Minute sehr gut tat. Mehr und mehr jedoch tauchte man in die komplexe Struktur der Autorin ein. Sie schaffte es auch in diesem Band mit simplen Worten eine enorme Bildhaftigkeit und Emotionalität zu erzeugen. Es wird zwar wenig beschrieben, dennoch erblühte die Welt von Day und June in ihrer vollen Größe vor meinem inneren Auge und ich wollte daraus kaum mehr auftauchen. Allein der Schreibstil konnte mich bisher in jedem Band auf seine spezielle Art begeistern und lies das Verschmelzen mit der Handlung und den Protagonisten mühelos zu.
Die Geschichte oder viel mehr ihr Fortgang variierte von Band zu Band recht stark. Im ersten Band wurde einem diese enorme Kluft zwischen arm und reich demonstriert, was mich insgesamt am meisten mitreißen konnte. In Band 2 wurde man in die absoluten Abgründe des Systems geführt, die Stimmung war düster, die Schauplätze oft an Grausamkeit und erschreckenden Verhältnissen nicht zu überbieten. Verlust und Angst waren wohl die Hauptgefühle. In diesem Abschlussband kehrt man zusammen mit den Protagonisten eher auf die Seite des Prunks zurück. Man sieht mehr von den reichen Vierteln und erlebt deren Sonnen – sowie Schattenseiten. Der Fokus der Geschichte rückt zeitweise etwas weg von den Ereignissen in und um die Republik. Kriegsgeschehen und Konflikte sind stets präsent, dennoch ist es Day, um den sich plötzlich ein bedeutender Handlungsstrang zu winden scheint. Da es ein wenig Abwechslung von den aufwühlenden Nachrichten und der angespannten Lage brachte, konnte ich mich recht gut in diese Szenen vertiefen. Auch die Beziehungsebene zwischen den Charakteren rückt zunehmend in den Vordergrund, was ich auch als sehr angenehm empfand. Dennoch konnten mich vor allem die Entwicklungen im Land, die Kriegspläne und Verschwörungen wieder absolut begeistern. Es gab weniger Durchstrecken wie noch in Band 2. Ich hatte vor allem ab der zweiten Hälfte das Gefühl kontinuierlicher Spannung und der Fortgang der Geschichte war meist rasant und ereignisreich. Die ruhigeren Minuten voller Erkenntnissen und auch vieler Rückblicke, abschweifender Gedanken der Protagonisten und entstehender Pläne waren für mich als Leser auch mehr als angenehm. Es war alles absolut passend und sehr abwechslungsreich gestaltet. Auch die immer größer und vielseitiger werdenden Bedrohungen waren perfekt inszeniert. Ob durch alte Bekannte oder neue Tyrannen, der „vermeintliche Feind“ war stets zugegen und brachte die meist ohnehin kribbelige Stimmung auf ein Höchstlevel, denn oft zeigten diese sich von ihrer besten Seite, wenn es gerade absolut ungünstig zu sein schien. Das Ende lässt mich zufrieden zurück. Ich hatte mir alles ein wenig anders vorgestellt, aber das ist ja nicht selten der Fall. Ich kann mit dieser Trilogie nun sehr gut abschließen und es schwingt auch kaum Wehmut mit, denn eine Zukunft bleibt in gewisser Weise offen. Es wirkt wie ein neuer Anfang in eine ungewisse Zeit und ist somit für dieses Genre recht typisch, wenn auch passend.
Die Personen haben in der gesamten Trilogie eine enorme Entwicklung durchlaufen, die mir auch weitestgehend zugesagt hat. Schon zeitig entpuppte sich June als mein Lieblingscharakter, was vor allem an ihrem Scharfsinn und der unumstößlichen Intelligenz lag. Sie nimmt ihre Umgebung scheinbar völlig anders wahr als andere, in jedem Gedanke in jeder Handlung sondiert sie das Gegebene und zieht quasi zeitgleich Schlüsse. An ihren Gedanken wirkt einfach alles komplex und faszinierend korrekt. Sie überlässt einfach nichts dem Zufall und analysiert beinahe automatisch jeden Menschen und alle Schauplätze. Auch in diesem Abschlussband bleibt sie sich weitestgehend treu, driftet aber weiter in die emotionale Ebene ab, was vor allem auch an ihrer neuen Position liegt. Man spürt zeitweise ein wenig Resignation, was ich zu den gegeben Umständen jedoch als sehr passend empfand. Wie bereits in Band 2, wird ihre Schwäche in der Gegenwart von Menschen, die sie schätzt und liebt deutlicher. Sie opfert sich auf, ist vollkommen selbstlos und will niemanden verletzen, gerät aber damit nicht selten in ein schreckliches Gefühlschaos, was zu diesem Zeitpunkt ebenso authentisch wirkte. Zum Ende hin, wuchs sie noch einmal über sich hinaus und zeigte wieder ihre scheinbar unerschöpfliche Stärke. Von dem verwöhnten Mädchen aus der Republik ist nun nichts mehr übrig, sie wirkt durch und durch gereift. Day hingegen ist in diesem Abschlussband in eine Richtung gerutscht, die ihm nicht ganz zuträglich war, dennoch authentisch wirkte. Zeitweise lösten seine Handlungen Unbehagen in mir aus. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst und seine Gedanken kreisen um Verluste und eine düstere Zukunft. Es passte zwar alles zu seiner Lage, brachte aber dennoch etwas Ernüchterung, weil man als Leser kaum noch an ihn heran kam und somit wenig Raum für eine Verbindung da war. Es glich eher einem hilflosen Zusehen, als wären ihm sein Mut, seine Stärke und sein wunderbarer Kampfgeist abhanden gekommen. Dies ist zum Glück nicht dauerhaft der Fall gewesen, weswegen ich meine leichte Enttäuschung relativ gut kompensieren konnte. An Authentizität mangelt es keinem der Charaktere, aber um sich vollkommen in Day zu versetzen, fehlte es ihm in diesem Band etwas an Substanz.

Mit „Legend – Berstende Sterne“ konnte Marie Lu einen absolut würdigen und tollen Abschlussband schaffen, der mir wie schon seine Vorgänger ein großes Lesevergnügen brachte. Die Protagonisten bleiben gewohnt authentisch, wenngleich die Entwicklungen zeitweise beschwerlich waren. Diese wunderbar erdachte Welt durch die Augen von Day und June zu erleben, sollte keiner verpassen, der Spannung liebt und gern durch düstere Zeiten dem Licht entgegen blickt. Das Ende lässt mich zufrieden zurück blicken auf eine abwechslungsreiche und gut durchdachte Dystopie.

Cover des Buches Die Vernichteten (Eleria-Trilogie - Band 3) (ISBN: 9783785575482)

Bewertung zu "Die Vernichteten (Eleria-Trilogie - Band 3)" von Ursula Poznanski

Die Vernichteten (Eleria-Trilogie - Band 3)
Chailottavor 10 Jahren
Kurzmeinung: Frau Poznanski ist definitiv ein Meisterwerk in diesem Genre gelungen, was ich wohl niemals vergessen werde.
Ein fesselndes und bewegendes Finale einer genialen Reihe


Endlich kennt Ria den Grund, weshalb der Sphärenbund ihren und den Tod ihrer Freunde will. Ein schreckliches Geheimnis verbirgt sich dahinter, dem sie nun auf die Spur gekommen ist. Trotz widriger Bedingungen macht sie es sich zur Aufgabe der Sache auf den Grund zu gehen und um jeden Preis für Gerechtigkeit zu sorgen. Es droht eine Katastrophe nach der anderen und eine Lösung scheint fern. Als es schon kaum noch schlimmer werden könnte, stoßen Ria und ihre Gefährten auf eine weitere furchtbare Information in der Geschichte der Sphären. Die grausame Wahrheit scheint alles bisherige zu übertreffen. Wird sie den richtigen Weg gehen? Gibt es noch Hoffnung für Ria und ihre Freunde?
Der Schreibstil ist schlichtweg kaum noch zu toppen. Man merkt in jeder Zeile, dass die Autorin ihr Handwerk nicht nur versteht, sondern in absoluter Perfektion ausführt. Sie kontrolliert und verteilt die Emotionen so passgenau, dass ein Entrinnen aus der Geschichte nur schlecht möglich ist. Die Realität bleibt einem als Leser nicht lange erhalten und verschwimmt ab und zu noch außerhalb der Lesestunden. Frau Poznanski schafft es nicht nur mit ihren Worten eine Welt zu erschaffen, die authentischer kaum sein könnte, sondern lässt den Leser teilhaben und mitgestalten. Es bleibt trotz der hohen Anschaulichkeit ein großes Maß für eigenen Empfindungen und Vorstellungen. Dies ermöglicht ein beinahe reales Miteinander zwischen einem selbst und den Protagonisten.

Die Geschichte ist in dieser Form nicht direkt einzigartig, jedoch so anders umgesetzt, dass einfach alles besonders wirkt. Ich war ab den ersten Zeilen von Band 1 bis zu den letzten von Band 3 absolut begeistert. Es handelt sich um eine Zukunftsvision, die durchaus in dieser Weise eintreffen könnte, doch damit erschafft man noch keine unglaublich spannende, absolut authentische und mit scharfsinniger Logik versehene Geschichte. Dies macht Frau Poznanski erst durch ihren genialen Handlungsstrang und den vielen tollen Charakteren möglich. Nichts scheint dem Zufall überlassen, jede winzige Handlung unterliegt im Endeffekt ausgesprochen logischer Korrektheit. Nicht selten gab es diese „Aha-Momente“, die die Welt in gewisser Hinsicht auf den Kopf gestellt haben. Die gesamte Zeit über schwebt die kribbelige Atmosphäre des unumstößlich grauenvollen Geheimnisses um die aktuelle Lage von Ria und ihren Begleitern mit. Die Autorin hat es geschafft den Leser in jedem Teil der Trilogie mit der richtigen Menge von Informationen zu füttern, ohne die Spannung zu nehmen. Trotzdem tauchen immer wieder Schlüsselereignisse auf, die einen selbst und vor allem auch die Protagonisten der Lösung einen entschiedenen Schritt weiter bringen. Nach Band 2 war ich beinahe sicher, dass kaum noch Raum für Verschwörungen, Überraschungen und unvorhergesehene Wendungen bleibt, doch weit gefehlt. Ich war zwar nicht mehr so unglaublich verblüfft wie noch in Band 2, hatte aber dennoch nicht selten das Erstaunen auf meiner Seite. In diesem Finale wurde man zusätzlich perfekt auf einen Abschluss vorbereitet. Es wurde weniger geforscht, wenngleich die neuen Erkenntnissen umso einschneidender waren. Die Schauplätze waren nicht mehr ganz so zahlreich und altbekanntes wurde mühelos mit eingeflochten. Es kehrte teilweise ein wenig Ruhe ein. Die Zeit für Emotionen zwischen „Lieblingen“ und „Prims“ war gegeben und jeder konnte schon vor dem großen Showdown ein wenig seinen zukünftigen Platz suchen. Der Drang nach Antworten nahm etwas ab, denn nun bestand akuter Handlungsbedarf. Diesmal war es eher ein Gefühl des Sammelns der bereits gewonnen Erkenntnisse und schließlich das Hinarbeiten auf eine Lösung der ganzen Probleme. Es gab eine oder auch mehrere Aussichten auf ein vermeintliches Ende. Doch es wäre nicht die Autorin, wenn die zur Aussicht gestellten Versionen nicht in vollkommener Spannung immer wieder durchmischt und neu geordnet würden. Kaum dachte man, alles ist verloren, tauchte ein neuer Hoffnungsschimmer am Horizont auf. Es war nicht selten heikel und ein Ausweg fern, genauso oft jedoch bewunderte ich Fortschritte und überraschende Wendungen, die der Geschichte eine ganz neue Richtung verliehen. Es war wieder von allem etwas dabei. Unglaubliche Spannung, einnehmender Scharfsinn und auch ruhige, emotionale Passagen. Ich habe alles daran geliebt. All die Gespräche, die Überzeugungen, die Stärke und das Durchhaltevermögen aller Beteiligter. Die zu treffenden Entscheidungen waren niemals leicht und trotz vermeintlicher Fehltritte blieb alles so echt. Genau dies setze dem ganzen das Krönchen auf. Das Ende passte zur gesamten Entwicklung. Es war langsam und ruhig, ein Ausklingen aus den vorherigen aufwühlenden Geschehnissen. Es bleibt Raum für mehr und die Gedanken konnten zum Abschluss weit in die Ferne schweifen und noch ein paar Stunden bei Ria und Co. verweilen.
Die Personen sind nach wie vor absolut gelungen. Eleria „Ria“ hatte ich schon von Anfang an in mein Herz geschlossen. Ihre bestechende Logik, der Drang nach Antworten, für jedes Problem die passende und vor allem gerechte Lösung für alle zu finden, machen sie nicht nur besonders, sondern auch unglaublich stark. Sie scheut sich nicht auch in gefährlichen Situationen die Wahrheit auszusprechen und sucht auch nach den schlimmsten Ereignissen noch nach Gerechtigkeit. Sie geht niemals den einfachsten Weg, wenn dieser ihr nicht absolut richtig erscheint. Sie ist unglaublich mutig und willensstark. Ihre Intelligenz gepaart mit Wagemut und Überzeugungskraft bringen sie genauso oft in Gefahr, wie sie ihr aus heiklen Situationen heraus helfen. Man darf als Leser stets ihren komplexen Gedanken folgen und vor allem dieser Aspekt machte mir unglaublich viel Spaß. In diesem abschließenden Band lernte man Ria jedoch auch mehr und mehr von ihrer verletzlichen und emotionalen Seite kennen. Ich mochte sie dadurch nur umso mehr. Die Lücken in ihrer starren Emotionskontrolle passten so gut zur gesamten Entwicklung, dass Ria in dieser Hinsicht eher über sich hinaus wuchs, als eine wirkliche Schwäche zu entwickeln. Ich war begeistert wie mühelos man jeden für sich in der Geschichte „aufblühen“ sah um schließlich deren Bedeutung zu erkennen und zu lieben. Sandor, der mir noch zuvor als eher unbeherrschte und auch unbeständige Person in Erinnerung blieb, schlug nun die Richtung ein, die ich eigentlich erwartete. Er hat seinen Platz gefunden und die Entscheidungen getroffen, die ich mir irgendwie gewünscht hatte, dennoch dann nicht die gesamte Zeit über mochte. Es passte aber einfach so gut zu ihm, dass ich doch überzeugt wurde. Absolut erwähnenswert ist auch diesmal Aureljo. Er nimmt zwar nur wenig Raum in diesem Teil ein, dafür sehr bedeutenden. Ich mochte ihn nie besonders gern, denn diese geradlinige und starrsinnige Art ist einfach ermüdend. Hat er einmal eine Entscheidung getroffen, wird diese um jeden Preis ausgeführt. Diesem Muster bleibt er auch weitestgehend treu, dennoch war es am Ende er, der mich in gewisser Weise rührte, vor allem auch deshalb, weil es mich an vergangene Stunden zwischen den Seiten der beiden ersten Bände erinnerte und so wieder einen Logikkreis schloss.
Eine wundervolle Reihe kommt mit "Die Vernichteten" zum Abschluss und die Wehmut, die das Ende von tollen Büchern immer mit sich bringt, wird ein wenig gedämpft durch das perfekte Ausklingen der Geschichte und den wundervollen Erinnerungen an die Lesestunden. Frau Poznanski ist definitiv ein Meisterwerk in diesem Genre gelungen, was ich wohl niemals vergessen werde. In perfektem und emotionalem Stil, führt die Autorin uns in eine genial erdachte Welt, die zusammen mit den Charakteren nicht nur sehr authentisch wirkt, sondern die gesamte Trilogie über beständig bewegt, unterhält und fesselt.  

Cover des Buches Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat (ISBN: 9783809026334)

Bewertung zu "Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat" von Gavin Extence

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
Chailottavor 10 Jahren
Manchmal ist das Leben unerhört


Alex ist zehn Jahre alt als sich sein ohnehin schon recht sonderbares Leben erneut wandelt. Sofort wird ihm klar, dass die unwahrscheinlichsten Dinge tatsächlich geschehen können und er nun der beste Beweis dafür ist.Seine Mutter war schon immer recht unkonventionell. Sie ist eine Hellseherin und dies strahlt sie auch aus. Sie lebt ihren Job und Alex ist mittendrin. Seine Andersartigkeit, die sich in vielerlei Hinsicht zeigt und auch erkannt wird, bringt ihm im normalen Alltag nicht selten unschöne Situationen ein. Alex jedoch weiß um die Denkweisen seiner Mitschüler.
Durch einen unerwarteten Zwischenfall gerät er an den mürrischen und vereinsamten Mr. Peterson. Was gezwungenermaßen seltsam beginnt, entpuppt sich schon bald als eine Lebenserfahrung, die Alex nie wieder vergessen wird und seinen Charakter unwiderruflich prägt.  
Der Schreibstil ist sehr ausschweifend, detailliert und besitzt eine außergewöhnliche Note. Da aus Sicht des Protagonisten Alex erzählt und der Leser auch direkt angesprochen wird, ist der Stil absolut eng verbunden mit seinem Charakter. Dies wiederum hatte zur Folge, dass ich sofort absolut angetan von der Art des Schreibens war. Es wirkt sonderbar, intelligent und einfach völlig anders – gewissermaßen künstlerisch. Alles war von der ersten Sekunde an stimmig. Man liest nicht nur, man erlebt das „unerhörte Leben des Alex Woods“.

Die Geschichte ist im Nachhinein gesehen eine sehr ernste und wichtige Sache. Der Kern der Handlung und auch die absolute Tragweite werden erst sehr spät klar. Man wird mit vielerlei moralischen Dingen konfrontiert und es werden so viele wichtige und vor allem wahre Sachverhalte thematisiert. Dennoch hat der Autor dies in eine witzige, ungemein sympathische und durchaus abgedrehte Hülle verpackt. Nicht selten brachte mich so manche Gegebenheit zum Lachen. Sowohl die Dialoge zwischen Mr. Peterson und Alex, als auch Alex Wood’s gedankliche Monologe, waren zumeist absolut amüsant. Ich war zu nahezu jeder Zeit gespannt, was mir Alex noch alles über sein Leben zu berichten hat. Es gab ein paar wenige Längen zu verzeichnen, in denen mir die Ausführlichkeit der Schilderungen ein wenig zu viel wurde. Doch das ist einfach Alex‘ Art. Hat man sich einmal daran gewöhnt, erschrickt man beinahe, wenn er sich plötzlich kurz fasst. Ein sehr schöner Nebeneffekt dieser Ausführlichkeit ist der Lernfaktor. Die Neugier und der Wissensdurst des Protagonisten und seine anschließenden Erklärungen ließen mich Dinge erfahren, die ich vorher nicht wusste.Die Geschichte an sich ist in ihrem Ursprung nahezu undenkbar und auch unwahrscheinlich, jedoch bewiesenermaßen möglich. Ich könnte mir für dieses Buch nichts Vollkommeneres vorstellen. Vor allem der Start in die Handlung ließ mich ratlos, kopfschüttelnd und insbesondere absolut neugierig zurück. Man wird beinahe hineingeworfen in eine bizarre Begebenheit. Trotz dass man die Gedanken von Alex die gesamte Zeit über kennt und diese auch nicht abwegig scheinen, erkennt man den Kern des großen Ganzen nicht, weil man es sich nicht im Ansatz vorstellen kann, was dieser junge Mann zu diesem Zeitpunkt durchgemacht hat. Denn nach der Einführung beginnt Alex seine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Was sich schließlich im Laufe der Erzählung auftat, hat mich gleichermaßen berührt, belustigt, erstaunt und vor allem nachdenklich gemacht. Doch das ganze Buch lebt absolut von den Charakteren.
Die Personen sind allesamt bis in die kleinste Zelle ein absolutes Meisterwerk. Alexander Morgan Woods, kurz Alex, ist der wohl wunderlichste Protagonist, der mir je begegnet ist. Seine sonderbare Art die Dinge wahrzunehmen und vor allem zu beschreiben, hat mich von der ersten Sekunde an verzaubert. Ich mag generell Menschen, die ein wenig anders sind -   kompliziert, eigensinnig und intelligent. Menschen, die sich über die kleinen und großen Dinge im Universum den Kopf zerbrechen und einfach einer eigenen Logik folgen. Ein solcher Mensch ist Alex. Wenngleich diese Denk – und Verhaltensweisen von seinem „Hirnschaden“ zu kommen scheinen, war Alex wohl schon allein durch seine „etwas andere“ Mutter ein Sonderexemplar. Sein Gerechtigkeitssinn hat mich sofort begeistert, er wägt ab, denkt ausführlich über die Dinge in seinem Umfeld nach, analysiert bis ins letzte Atom, um schließlich den richtigen Weg zu finden. Dies jedoch nicht nur für sich selbst. Damit kommt eine weitere unglaublich tolle Eigenschaft hinzu, er ist absolut selbstlos. Sein Denken und Handeln dreht sich sonderbar oft im Kreis, um zu einer Lösung zu gelangen, die ihm entspricht. Während einiger ungünstiger Geschehnissen steckt man mitten in seinem Kopf, die Stärke und Bedeutung seiner Gedanke lies mich nicht selten inne halten, weil er oft so recht hatte. Durch seine abschätzende Art und die Aufstellung so mancher Thesen im Alltag brachte er einen wahrscheinlich eher ungewollten, absolut herzerwärmenden Humor zu Stande. Selbst, wenn er in schlechten Situationen steckte, war die Komik darin fast immer greifbar. Er ist sogar in seinen jüngsten Jahren in vielerlei Hinsicht sehr erwachsen in seinem Denken und Handeln und doch wirkt er nicht selten unbeholfen und naiv.Ein weiterer Zugewinn für die Geschichte war Isaac Peterson, alter Vietnam-Veteran, der auf den ersten Blick mürrisch, wunderlich und vereinsamt wirkt. Er ist ein Liebhaber von Schimpfwörtern und findet auch für jede Situation die passende Bezeichnung. Auch er besitzt einige Eigenschaften, die sich von der Masse abheben. Er hegt eine starke Leidenschaft des Briefeschreibens und zwar mit Amnesty International, ist Fan von Satire und besitzt einige ungeahnte Lebensweisheiten, die im Zusammenspiel mit Alex für jeden Leser wahren Reichtum bedeuten. Einzigartigere Charaktere kann es fast nicht mehr geben. 
Das unerhörte Leben des Alex Woods ist soviel mehr als ich erwartet hatte. Gavin Extence erzählt eine Geschichte, die sich nicht nur durch die sonderbaren Ereignisse hervortut. Was fast wie ein Märchen klingt, beinhaltet mehr Realität als einem oft lieb ist. Er erzählt von wahrer Freundschaft, Vertrauen, den richtigen und falschen Entscheidungen und von Rechten, die uns im Leben oft verwehrt bleiben. Wer Lust hat in eine Welt einzutauchen, die eine grüblerische Note bereithält, sich nicht vor unangenehmen und wichtigen Fragen scheut und viel Weisheit mit einer guten Portion Humor zu schätzen weiß, sollte hier zugreifen. Es ist keine leichte Lektüre, aber wenn man sich darauf voll und ganz einlässt zerfließt sie so schnell, dass man am Ende nur schwer loslassen kann. 

Cover des Buches Ein Tag, zwei Leben (ISBN: 9783570380406)

Bewertung zu "Ein Tag, zwei Leben" von Jessica Shirvington

Ein Tag, zwei Leben
Chailottavor 10 Jahren
Atemberaubend und intensiv

Seit Sabine denken kann lebt sie in zwei Parallelwelten. Sie verbringt 24 Stunden in der einen, um schließlich wieder 24 Stunden in ihrer anderen Welt zu verleben. Streng genommen ist sie also 36 Jahre alt. Beide Leben sind völlig unterschiedlich, in Roxbury ist sie eher eine Einzelgängerin, etwas sonderbar und nur durch ihr Äußeres wirklich auffällig. In Wellesley hingegen ist sie eine beliebte Schülerin mit Aussicht auf eine glänzende Zukunft. Sie besitzt alles was ihr Herz begehrt. Ihr Leben scheint lückenlos geplant bis diese perfekte Blase zu platzen droht und plötzlich in beiden Welten alles aus dem Ruder läuft. 
Der Schreibstil ist wie gewohnt eine grandiose Abfolge von Worten, die schließlich die Verschmelzung meiner Gefühlswelt mit der der Protagonistin hervorruft. Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie die Autorin es immer wieder schafft eine derart emotionale Tiefe in jede Zeile zu weben. Es beginnt immer so einfach, man findet leicht in die Geschichte hinein, es lässt sich flüssig lesen und plötzlich ohne Vorwarnung erkennt man, dass Seite für Seite aus dem Buch heraus, direkt in einen hinein fließt um von dort sämtliche Emotionen ans Tageslicht zu fördern.

Die Geschichte ist für mich komplett neu. Eine derartige Idee ist mir bisher nicht begegnet und sofort verspürte ich das leichte Kribbeln, die diese seltsame und dennoch willkommene Andersartigkeit jedes Mal auslöst. Gleich zu Beginn erhält man jede Menge Informationen rund um Sabines Leben oder sagen wir rund um ihre zwei Leben. Was anfangs befremdlich und etwas abstrakt wirkte, wurde schon bald wahnsinnig spannend. Das ständige Hin und Her zwischen den zwei völlig unterschiedlichen Leben der Protagonistin bewirkte eine kontinuierliche Neugier auf das was im jeweils anderen gerade geschieht. Der ganze Handlungsstrang lebt von dieser ruhelosen Atmosphäre und bringt so mit einer gewissen Leichtigkeit eine atemberaubende Spannung hervor. Das Beste an der ganzen Geschichte ist, dass man am Anfang keine Ahnung hat wohin das alles führen soll. Man erlebt einen relativ normalen Alltag in beiden Welten und lernt mit den Empfindungen und Gefühlen der Protagonistin umzugehen, zieht mit ihr logische Schlüsse, bangt und hofft. Zum Teil waren mir ihre Beweggründe auch ein wenig fremd, aber nach und nach lernt man die Bürde kennen mit der ihr Dasein verbunden ist. Diese Geschichte regt auch zum Nachdenken für das eigene Leben an. Von jetzt auf gleich werden schließlich diese beiden sehr unterschiedlichen und getrennten Parallelwelten auf eine Weise verbunden, die dramatischer und intensiver nicht sein könnte.  Es passierte soviel auf einmal und die Ereignisse überschlugen sich im wahrsten Sinne des Wortes. Es geht alles so schnell und plötzlich steht man vor vollendeten Tatsachen und fragt sich: Wie konnte diese Geschichte in eine solche Richtung führen? Waruuuum? Es ist so unfassbar traurig und ich war richtiggehend geschockt über diese Wendungen. Man weiß zu keinem Zeitpunkt mehr als die Protagonistin und gibt sich ihrer Ahnungen und Schlussfolgerungen hin ohne das gesamte Ausmaß zu begreifen. Dieses krachte schließlich genauso heftig über mich herein wie über Sabine.
Die Personen sind aufgrund der zwei Leben recht viele an der Zahl und auch sehr vielseitig.Sabine ist für ihr Dasein nur in einer Hinsicht „gespalten“, sie spielt zwei unterschiedliche Rollen um in das jeweilige Leben zu passen. In ihrem Inneren jedoch ist sie alles andere als zwei Personen, sie ist sogar ziemlich konstant in ihren Entscheidungen, was ihre Zukunft betrifft, hat absolut klare Vorstellungen und legt Wert auf die wichtigen Dinge im Leben. Sie wirkt vernünftig und mit genug Verstand ausgestattet um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Doch es tobt ein Sturm in ihrem Inneren, sie will leben und zwar nach ihren Bedingungen. So stürzt sie sich in scheinbar wahnwitzige Ideen und Tests. Manchmal konnte ich nur müde mit dem Kopf schütteln, weil vor allem die Reaktionen in ihrem Umfeld nicht selten zu erwarten gewesen wären und sie oft sehr erstaunt darüber war. Diese Anflüge von Naivität waren jedoch auch einfach passend, denn ein solches Schicksal kann ein einzelner und vor allem so junger Mensch wohl kaum ertragen. In jedem Leben hatte ich mindestens eine weitere Person, die mir absolut ans Herz wuchs. So gab es wundervolle Freundschaften, tolle Geschwister und zarte Liebesbeziehungen. Dies lässt sich jedoch am besten selbst herausfinden: Lesen!

Eine atemberaubende Geschichte, die mit Sicherheit Genre übergreifend begeistern kann. Es ist für nahezu jeden etwas dabei, wenngleich die Fantasyschiene am meisten bedient wird. Die intensiven Emotionen, die vor allem dem grandiosen Schreibstil der Autorin geschuldet sind, schlängeln sich wie ein unsichtbares Band durch die Seiten und erwecken beide Welten der Protagonistin zum Leben. Fesselnde Spannung gepaart mit einem absolut gut durchdachten Handlungsstrang und jeder Menge unvorhergesehener Wendungen münden schließlich in ein völlig unerwartetes und dramatisches Ende. Ich wiederhole: LESEN!

Cover des Buches Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen (ISBN: 9783453268661)

Bewertung zu "Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen" von Julie Kagawa

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Chailottavor 10 Jahren
Erneutes Leseerlebnis im Nimmernie


Ethan Chase ist eigentlich ein ganz normaler Teenager. Doch seine Vergangenheit sagt etwas anderes. Als Kleinkind geriet er dem lichten Volk in die Finger und verlebte dort keine angenehme Zeit. Seine Schwester Meghan, die ihn damals rettete, ist nun kein Teil seines Lebens mehr. Sie lebt im Nimmernie und herrscht dort über die eisernen Feen. Ethan versucht sich Zeit seines Lebens vor den Feenwesen zu verstecken, leider gelingt ihm das nicht wirklich oft. Sie sind überall und verfolgen ihn, wohin er auch geht. Er wechselt nun schon zum x-ten Mal die Schule und so manche Zwischenfälle, die ihm die Feen in vorherigen Schulen beschert haben, lassen ihn in einem schlechten Licht dastehen, er gilt als schwierig. Er selbst gibt sich unnahbar und feindselig, doch nur um all jene zu schützen, die ihm etwas bedeuten könnten. Doch die junge Kenzie durchbricht diese Mauer und lässt sich von seiner Fassade des Bad Boys nicht täuschen. Ihr Interesse und ihre Neugier für den unzugänglichen Ethan könnten sie jedoch schon bald in große Schwierigkeiten bringen.
Der Schreibstil ist unvergleichlich. Julie Kagawa schreibt so vereinnahmend, zauberhaft und eindrucksvoll, dass aus ihrer Feder wohl immer eine Geschichte entspringen wird, die entweder schonungslos fesselt oder absolut bezaubert. Man taucht in „Plötzlich Prinz“ ein in eine Welt, der man sich nicht so schnell entziehen kann und jedes Wort verbindet einen unwiderruflich ein Stück mehr mit dem wunderbaren Nimmernie. Sie schaffte es auch in diesem Buch mir die Steige zu den Feen zu öffnen.

Die Geschichte ist für die „Plötzlich Fee“ Leser natürlich nichts Neues. Man trifft auf Altbekanntes und liebgewonnene Charaktere, vor allem Grimalkin hatte ich durchaus vermisst. Um ehrlich zu sein, war ich ein wenig skeptisch, ob es tatsächlich noch neue Erlebnisse geben kann, da bereits 4 Bücher voller wundervoller Fantasie mein Herz gewannen und dennoch hat es die Autorin geschafft, erneut eine andere Richtung einzuschlagen und einen völlig neuen Handlungsstrang zu gestalten. Es gab einige Szenen in denen ich mich ein wenig zu sehr an bereits bekannte Dinge erinnerte und so in eine gewisse Trägheit verfiel. Zeitweise war ich deshalb doch ein wenig gelangweilt. Wenn ich dieses Buch gelesen hätte, ohne Plötzlich Fee zu kennen, wären diese vermeintlichen Längen nicht aufgetreten, denn die gesamte Story ist einfach toll, sehr komplex, gut durchdacht und total spannend. Julie Kagawa ist einfach eine Meisterin darin, die Vorstellungskraft auf ein Höchstlevel zu bringen und sämtliche von ihr erdachten Wesen und Teile ihre Welt zum Leben zu erwecken. Man liest nicht einfach, man erlebt das Nimmernie und lernt all seinen Glanz sowie die Schattenseiten kennen. Von gefährlichen Monstern, über liebliche Feenwesen bis hin zu eigensinnigen Kreaturen ist einfach alles dabei. Es gibt nichts, was es nicht gibt.Der Einstieg fiel mir schon aufgrund der bekannten Stimmung recht leicht. Ethan Chase, der Bruder von Meghan Chase, ist nun beinahe erwachsen und befindet sich trotz aller Schwierigkeiten im normalen Alltag, der sich jedoch als alles andere als normal herausstellt. Er kann SIE sehen, immerfort und das lässt sein Leben eher wie eine immerwährende Qual erscheinen.  Kaum in der Geschichte gefangen, nehmen die Dinge ihren Lauf und die Wesen des Nimmernie heimsen schon bald mehr Raum in Ethan’s Leben ein als gewollt. Es war vor allem wunderbar den „kleinen Ethan“ von damals nun mit seinen tiefsten Empfindungen kennen zu lernen und seine gesamte Entwicklung zu verfolgen. Es hat mir wirklich Spaß gemacht in seinem Kopf zu stecken.
Die Personen waren wie man es von der Autorin gewohnt ist, alles wunderbar gestaltete Charaktere. Trotz Ethan’s äußerlich recht schwierigem Charakter, war es mir ein leichtes mit ihm zu fühlen, da man als Leser auch sofort hinter seine Fassade schauen darf. In ihm tobt ein Feuer des Hasses auf die Feenwelt. Ihm wurde im Kindesalter soviel angetan, dass er nichts als negative Empfindungen für das lichte Volk hegt. Er hat sich eine emotionale Mauer gebaut, die ihm Sicherheit bringt. Sicherheit für sich und vor allem für alle anderen in seinem Umfeld. Er will keine liebgewonnenen Menschen in Schwierigkeiten bringen und stößt sie so lieber von sich weg. Ich kann diese Verhaltensweise recht gut nachfühlen, denn eine Bürde für andere zu sein, ist sicher nicht leicht. Egal wie sehr ein Mensch beteuert, dass die schlimmsten Geheimnisse nichts ausmachen, es schließlich wirklich zu erfahren und zu erleben, macht alles anders. Umso interessanter und sympathischer erschien mir auch Kenzie. Sie ist so strahlend und offen, absolut unvoreingenommen und mit einer forschen Neugier ausgestattet, die mir nicht selten ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Ihre unverblümte und dennoch sanfte Art war ein absoluter Zugewinn für die gesamte Geschichte und vor allem für Ethan. Sie zeigt ihm, dass man manchen Menschen einfach vertrauen sollte und das Wegstoßen oft unnötig ist. Es müssen nur die richtigen Personen sein, denen man all seine Geheimnisse zeigt, denn diese werden sie hüten. Dank Kenzie entwickelte sich Ethan in eine Richtung, die mir noch mehr zusagte als die beliebte harte Schale mit dem weichen Kern. Es gibt auch ein Wiedersehen mit einigen meiner Lieblinge aus Plötzlich Fee: Allen voran Grimalkin, was habe ich diesen eigensinnigen Kater vermisst. Dann wären da noch Puck und „Eisbubi“ Ash, die ihre kleinen Sticheleien noch immer nicht beigelegt haben und natürlich Meghan. Es fühlte sich gleich in gewisser Weise familiär und vertraut an. Vor allem das Ende macht neugierig auf die Fortsetzung. Ich bin gespannt.
Mit „Plötzlich Prinz“ konnte mich Julie Kagawa erneut erfolgreich ins wundervolle Nimmernie entführen und bereitete mir somit einige angenehme Lesestunden. Aufgrund einiger mir vertrauter Szenen, verspürte ich ein paar wenige Längen. Nichtsdestotrotz bin ich froh, dass ich es gelesen habe und kann es allen Fans von „Plötzlich Fee“ auch wirklich ans Herz legen. Allein dieser zauberhafte Schreibstil vermag es einen als Leser sofort aus der Realität zu entreißen und damit eine perfekte Illusion zu erzeugen.

Cover des Buches Die Macht des Schmetterlings (ISBN: 9783833901690)

Bewertung zu "Die Macht des Schmetterlings" von Matt Dickinson

Die Macht des Schmetterlings
Chailottavor 11 Jahren
Spannung in jeder Zeile


Zufall oder Schicksal?Diese Frage stellt man sich ab und zu selbst, wenn Dinge geschehen, die die menschliche Vorstellungskraft übersteigen.
Es beginnt alles so harmlos. Um 7:37 Uhr schlüpft ein junger Schmetterling aus seinem Kokon um seinen ersten Flügelschlag zu tätigen. Wo ein Leben beginnt, wird auch immer eines enden. Das dies jedoch durch eine Verkettung unvorhersehbarer Ereignisse geschieht ist nicht unbedingt üblich, dennoch möglich. Denn der blaue Eichen-Zipfelfalter erschreckt ein junges Kaninchen, was gerade zum ersten Mal seinen Bau verlässt. In ängstlicher Hast hüpft er zwischen die Beine eines Rennpferdes, welches sich verletzt und so das Rennen nicht gewinnen kann. Stattdessen gewinnt ein anderes Pferd und schenkt damit einem liebenden Familienvater ein hübsches Sümmchen, womit er seiner Tochter ein riesiges Bündel Luftballons kauft. Leider ist die Freude nur von kurzer Dauer, denn in einem winzigen Augenblick der Unaufmerksamkeit entgleiten dem Mädchen die Luftballons und zerstören wenig später das Triebwerk eines Flugzeuges, was in einer absoluten Katastrophe endet…
Diese Rezension kann ich gar nicht auf vollkommen herkömmliche Weise schreiben, weil meine Unterteilungen gar nicht passen. Beginnen möchte ich mit dem Cover. Ist es nicht wunderschön? Schon allein deshalb gehört es in mein Regal, allerdings ist das nicht der Grund, warum ich es gekauft habe. Da war mal wieder ein anderer Blogger schuld, mit einer grandiosen Rezension.
Dieses Buch ist kein Lesevergnügen im eigentlichen Sinne, sondern viel mehr ein Rausch, fast ein Zwang. Einmal angefangen kann man sich einfach nicht mehr lösen. Das liegt nicht zuletzt am Schreibstil, der sehr kurzweilig und klar ist. Deutlich und ohne große Umschweife schildert der Autor fast nüchtern die Ereignisse. Es ist alles so präzise und eindeutig, dass man sowieso keinerlei Ablenkung vertragen könnte. Hinzu kommt, dass die Kapitel meist nur 1 – 2 Seiten umfassen und immer völlig andere Personen und Orte betreffen. Man gewöhnt sich dennoch recht schnell an das Hin – und Herwechseln, was auch einfach daran liegt, dass man mit keinem Protagonisten warm werden muss. Dazu aber später mehr.
Die Geschichte ist im Grunde absolut komplex und genial durchdacht. Die vielen Verkettungen und Verbindungen zu den ganzen verschiedenen Menschen muss man erstmal als Leser erfassen können, aber eine solche umfassende Story zu entwerfen, bei der nachher jedes Detail stimmt, ist schon sehr originell. Verschwörungs – und Chaostheorien haben schon immer schnell meine Aufmerksamkeit erweckt. Man kann sich Stunden um Stunden mit dem „Was wäre wenn…?“ befassen, ohne das es jemals langweilig wird. Es war also für mich einmal mehr absolut faszinierend zu sehen, wie etwas Kleines beginnt und zu einem derart großen und einschneidenden Erlebnis anschwillt. Wenn auch nur eine Sache nicht so verlaufen wäre, wäre alles anders gekommen. Grandios, ich liebe auch solche Filme. Während des Lesens sind aufgrund dieser Tatsache natürlich Fragen entstanden. Um überhaupt einschätzen zu können, ob es authentisch ist, war man gezwungen bei jeder neuen Verkettung kurz zurückzublicken oder „in die Zukunft zu schauen“, um überhaupt den Überblick zu behalten. Man verarbeitet noch das bereits Geschehene und prüft es auf Wahrscheinlichkeit und möglichen Wahrheitsgehalt, gleichzeitig überlegt man wohin es noch führen könnte. Das klingt für den Moment anstrengend, war es aber nicht. Es war ein Prozess, der wie von selbst kam und sich in dieses Konstrukt der Geschichte eingefügt hat. Das man eine derartige Aufnahmefähigkeit entwickelt, war mir auch erst später bewusst. Dieses Buch lebt ausschließlich von seiner Spannung. Seite um Seite wird man gehetzt und förmlich gezwungen weiterzulesen. Ich habe tatsächlich erst wieder an etwas anderes gedacht, als ich fertig war. Natürlich muss man sagen, es könnte zwar alles genauso passieren, die Wahrscheinlichkeit geht wohl aber eher gegen Null.

Normalerweise würden jetzt die Personen kommen, aber das kann ich beim besten Willen nicht bewerkstelligen, weil es 1. viel zu viele sind, ich glaube ich weiß nicht mal mehr alle Namen und 2. man keine Verbindung aufbaut. Man fühlt zwar mit den einzelnen Leuten und fiebert auch mit, aber es gleicht eher einem „Betroffensein“ wie nach einer Nachrichtenerstattung über sämtliche Katastrophen. Doch das ist keinesfalls negativ, sondern vielmehr notwendig. So wird einem der Blick auf das Wesentliche nicht verwehrt, nämlich die Verkettungen der Ereignisse, die schlussendlich in etwas Schreckliches münden. So wie es war, war es sehr gut. 
Rasant, spannend, ein wahrer Leserausch. Keine Sekunde in der nichts geschieht, ein Ereignis jagt des nächste und man gerät völlig außer Atem. Grob angerissene Charaktere fügen sich in den Handlungsstrang ein, der absolut im Vordergrund steht, was in diesem Falle sehr wichtig ist. Schlag um Schlag führt eins zum anderen, ohne etwas mit unwichtigen Informationen hinauszuschieben. Auch das Ende ist einfach wahnsinnig passend, es beginnt wie es anfängt und so schließt sich der Kreis und man schlägt das Buch zu und hält zufrieden, wenn auch ein wenig aufgewühlt erst einmal kurz inne. 

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