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Chibi-Chan

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches The Perfect Fit (ISBN: 9783736319868)

Bewertung zu "The Perfect Fit" von Kara Atkin

The Perfect Fit
Chibi-Chanvor einem Monat
Kurzmeinung: Zu wenig Fake-Dating, dafür große Gefühle
Zu wenig Fakte-Dating, große Gefühle

Kara Atkin - The Perfect Fit


Für gewöhnlich lese ich wenig Liebesromane, bei denen es ums Leben als Band geht. Der Vibe und Hype darum erschloss sich mir nie gänzlich. 

Da die Autorin mit "Blue Seoul Nights" jedoch mein Herz gestürmt hatte, gab ich "The Perfect Fit" eine Chance und es brachte seinen ganz eigenen Charme mit. 


Der Anfang zog mich direkt in seinen Bann. Frisch fertig studiert findet Ellie keinen Job. Sie geht durch eine ewigwährende Jobsuche und den damit einhergehenden Existenzängste, die sicherlich realistisch dargestellt waren. Durch Zufall gelangt sie an einen Job und als auffliegt, dass sie den Voraussetzungen nicht genügt, steht sie kurz davor rausgeschmissen zu werden. Der Kompromiss: Sie stimmt einem Fake-Dating zu. Doch viel Fake ist an der Beziehung nicht, denn von beiden Protagonisten geht eine direkte Anziehung aus. Beide wissen, sie sind verliebt und so ist es eher ein öffentliches Dating, welches sich beide nicht recht eingestehen wollen und welches sie nicht offenlegen dürfen.


Nichtsdesotrotz sind die beiden einfach süß zusammen. Ich lernte Mailand während seiner bekannten Fashionweek kennen. Tanzte bei Nacht und ließ mich von Ellies Euphorie für Mode lediglich anstecken. Atkins flüssiger und malereischer Schreibstil zog mich durchs Buch. 


Natürlich brauchte es auch einen Plott Twist. Einen Widersacher, der gerne die Position des anderen hätte. Auch hier überraschen die Wendungen auf Ellies Seite wenig und wirkten teilweise sehr gezwungen. Spannender war die Geschichte rund um Caleb und seiner Band, da diese ein spannendes Ende versprach. 


Insgesamt hätte es gerne mehr Fake-Dating und weniger generische Probleme sein können, aber Gefühle? Ja! Gefühle kann Atkin und auch in diesem Buch liebte ich die unverrüttelbare Anziehung. 


Cover des Buches Liebe (ISBN: 9783218014144)

Bewertung zu "Liebe" von Veronika Fischer

Liebe
Chibi-Chanvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Reißt alles ein bisschen an, aber geht nicht in die Tiefe.
Von allem ein bisschen

Mit "Liebe" von Veronika Fischer habe ich mich in etwas andere Gefilde als üblich gewagt. Ursprünglich sollte dieses Buch eine Doktorarbeit werden und verwandelte sich mit der Zeit in das hübsche und kurze Buch hier. 

Der Anfang ging schnell runter, wirkte zunächst jedoch wie ein typischer wissenschaftlicher Einstieg: Füllend. Am Schreibstil erkennt man recht schnell, dass der Zweck des Textes eigentlich ein anderer war. Dennoch hat Fischer es ziemlich gelungen in ein Buch "für alle" umwandeln können, indem sie das Gefühl vermittelt, als stünde sie dir gegenüber und würde locker vor sich her plaudern. 

Viele verschiedene Facetten von Liebe werden angerissen. Am Anfang war ich skeptisch, ob es nur um die "stereotypische" Liebe aka Monogamie geht, doch mit jeder weiteren Seite wurde die Diversität in den Vordergrund gerückt. Liebe in allen Lebensbereichen und jeder Form. Da das Buch recht kurz ist, bleibt jedes Kapitel nur ein Anriss des Themas und keines kann wirklich tief gehen. Es ist ein Appetitmacher, um eigenen Recherchen nachzugehen oder ein Einstieg, um die Komplexität des Themas zu erfassen. 

Cover des Buches Ich, Ariadne (ISBN: 9783471360255)

Bewertung zu "Ich, Ariadne" von Jennifer Saint

Ich, Ariadne
Chibi-Chanvor 2 Jahren
Cover des Buches Wir für uns (ISBN: 9783810500540)

Bewertung zu "Wir für uns" von Barbara Kunrath

Wir für uns
Chibi-Chanvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Fängt sehr stark an und entwickelt sich dann rückwärts. Die suggerierten Kernaussagen werden gegen Ende fallen gelassen.
Buch entwickelt sich rückwärts

Meine Meinung

Allgemein


Zuversichtlich, dass ich hier das Buch des Jahres in den Händen halte, war ich nach nur wenigen Seiten. Eine Erwartung wurde aufgebaut, die sich gegen Ende leider nicht halten konnte.


Zunächst schien das Buch wie auf mich zugeschnitten. Die Protagonistin hatte dieselben Zweifel, Gedanken und Erfahrungen im Leben und der Schreibstil war so locker, leicht, dass ich wie auf Wolken über die Seiten schwebte.

Sensible Themen zogen sich durch das ganze Buch. Abtreibung, alleinerziehend, Trisomie und auch der Klimawandel und Homosexualität spielten eine Rolle. Vor allem Abtreibung und Trisomie sind Themen, die gerne unter den Tisch fallen oder negativ dargestellt werden und ich bedanke mich für diese kleine Aufklärungsstunde.

Die Autorin scheint ein Gespür für die verschiedenen Sichtweisen der Menschen zu haben, weshalb mir besonders gut gefiel, dass sie verdeutlichte, dass das Aufklärungsgespräch vor einer Abtreibung auch mit dem Alter variiert. Hier wird niemand gezwungen seine Entscheidung zu überdenken, doch gerade weil die Protagonistin bereits 41 ist, sollte diese angeregt werden, einmal mehr alle Eventualitäten zu überdenken.

Vielen Büchern entgleitet der Schwung, weil Probleme künstlich in die Länge gezogen werden. Bei „Wir für uns“ war es das genaue Gegenteil. Probleme werden zügig gelöst, was mich zunächst freudig stimmte, doch gegen Ende wieder umschwang. Viele spannende Themen wurden mit dem Standardsatz „Lass gut sein“ um ein paar Seiten mehr künstlich in die Länge gezogen. Was ich anfangs angenehm ehrlich fand, tolerierte ich später mehr.

Noch ein Punkt, der mit der Zeit schwächelte, war die innere Stärke der Protagonistin. Mein Gefühl sagt, dass sie am Anfang unentschlossen und unbestimmt wirken und sich gegen Ende zu einer toughen Frau entwickeln sollte. Ich empfand es als das komplette Gegenteil. Aus meiner Sicht ist es tough 9 Jahre eine Beziehung aufrecht zu erhalten, die keine ist. Es ist stark, sich gegen diese Beziehung dann aufzulehnen und seinen eigenen Weg zu gehen. Das ganze Buch schreit nach: Stehe zu dir selbst und das Leben fügt sich. Josis Partner hat keinen Raum bekommen, um sich zu besser und seine gute Seite zu zeigen. Für mich verkörperte jede Handlung Frauenpower, weshalb es mich enttäuschte, als auf einmal eine Liebesgeschichte ins Buch gedrückt wurde, die es gar nicht nötig hätte. Das Buch hätte wunderbar ohne funktioniert. Noch dazu wirkte es, als mache sich Josi für diese Beziehung wieder klein. Auch ihrer Mutter gegenüber wollte sich Josi behaupten, doch auch hier wirkte es wie einknicken. Wie ankriechen. Josi wirkte schwach am Ende.


Charaktere


Jetzt habe ich so viel über Josi gequatscht, aber es gab ja noch einen zweiten Erzählstrang. Aus einer anderen Erzählperspektive und wesentlich kürzer als Josis. Sie handelt von Kathi. Eine ältere Dame, die festgefahren ist in ihren Denkmustern und Gewohnheiten. Sie wuchs in einer ganz anderen Zeit auf als Josi und ihr fallen viele Anpassungen schwer. Sie nimmt die Windungen des Lebens, wie sie kommen und denkt da nicht viel drüber nach. Sie ist für die Leute um sich herum unnahbar – so auch für mich. Wieder gab es viele Thematiken, die zügig abgefertigt wurden und gegen Ende fehlte mir Kathis Selbstreflexion.

Nebst den beiden war das Buch überfüllt mit Charakteren. Da gab es Josis Ex und seinen besten Freund, die Nachbarin mit Kind, den Landwirt, Kathis Sohn und dessen Frau, Josis Mutter, Josis Bruder und dessen Frau. Durch viele dieser Sidekicks wurden schwierige Themen an die Oberfläche befördert. Niemand war überflüssig. Doch wie oben schon erwähnt, waren viele Thematiken auch schnell abgehakt oder brachten das Buch nicht vorwärts.


Schreibstil & Sichtweise


Der Schreibstil war genau das, was das Buch lebendig gemacht hat. Er wirkte nicht gestellt, sondern direkt aus dem Leben. Alle Gedankengänge und Handlungen wirkten real und so flüssig schaffe ich es nur noch selten zu lesen. Ich habe das Buch in wirklich wenigen Stunden weggelesen und würde jederzeit wieder zu einem von Kunraths Büchern greifen.

Verwundert hat die Sichtweise, denn beide Handlungsstränge wurden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. So durfte Josi aus der Ich-Perspektive erzählen und Kathi bekam einen personalen Erzähler. Die Vermutung liegt nahe, dass die Erzählweise genutzt wurde, um verschiedene Nähestufen zu suggerieren.


Cover & Titel


Das Cover ist sehr schlicht gehalten. Es gibt keine versteckten Botschaften, die man im Buch wiederfinden könnte. Höchstens Leichtigkeit leben, durch den Hauch Natur. Mir gefällt die Farbgebung und Stil und obwohl das Cover nicht außergewöhnlich ist, würde es mir im Buchladen wohl ins Auge springen.

Den Titel finde ich schwer zu interpretieren. Er kann für mich im Singular gedeutet werden, dass jede Figur „wir“ ein Stück zu sich selbst „uns“ findet. Oder im Plural, dass die Charaktere zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen.


Zitat


„Ein Kind nicht zu bekommen ist schließlich keine Kleinigkeit, jedenfalls, wenn es das Kind schon ein bisschen gibt.“ – Seite 28


Fazit


Ein Buch, welches sehr stark angefangen hat, gegen Ende dann aber nicht stimmig wurde. Ich empfand, dass wichtige Kernaussagen fallen gelassen oder gar revidiert wurden. Der Schreibstil und die Grundgedanken überzeugen aber soweit, dass ich gerne zu einem weiteren Buch der Autorin greifen werde.

Cover des Buches Untermieter im Kopf (ISBN: 9783905896886)

Bewertung zu "Untermieter im Kopf" von Angela Suter

Untermieter im Kopf
Chibi-Chanvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Berührt das Herz, hinterlässt Spuren
Berührt das Herz, hinterlässt Spuren

Meine Meinung


Allgemein


"Untermieter im Kopf" vermischt ein bekanntes Thema mit einzigartigen Einblicken und Formulierungen. 

Die allesentscheidende Begegnung - wer kennt sie nicht. Behandelt in zig Büchern, läuft da einfach so ein Typ daher und Protagonistin ist verzaubert. Hier ist es ganz anders. Es ist magisch, überzeugend und gleichsam realistisch. Wenn es einem Menschen schlecht geht und das Thema zum Erbrechen durchgekaut hat, was bleibt dann? Meiner Meinung nach der Wunsch nach einer Person, die ohne Worte versteht. Die nicht den Menschen sieht, der krank ist, oder dem es schlecht geht, sondern dass, was verborben zum Schlummern gebracht wurde. Facetten, die vielleicht verdrängt wurden, aber da sind. Genau diese Facetten holt Tim aus Emma hervor. Er weiß, was sie durchmacht, es bedarf keiner Fragen. 

In diesem Buch findet permanent eine Gradwanderung zwischen Freude und Schicksal statt. Eines gibt es nicht ohne das andere. Das Schlechte kann nicht verdrängt werden, aber für die Sekundenbruchteile des Positiven lebt man. So wirkt es jedenfalls bei Emma. Jeden kleinen Strohhalm nutzt sie, um etwas Positives zu sehen. Locker leicht las es sich durch Emmas trockenen Humor, der gerne mal einfloss und mein Humorzentrum perfekt traf. 

Es gab Einblicke in Bewältigungsstrategien und Therapie. Schonungslos ehrlich. Ich konnte mir gut vorstellen, wie ein kranker Mensch die Untersuchung durchzieht und genau diese leicht sarakstischen Gedanken hat, auf dem Grad zwischen Akzeptanz und Aufbäumen. Hinzu kommt Emmas Wut auf Ärzte. Viele kranke Menschen gehen tagtäglich ein und aus, aber sollte es dadurch noramlisiert werden? Sollte nicht bei jedem Menschen beachtet werden, dass dort Ängste lauern? Das man mit der Ungewissheit nach Hause gehen muss? 

Dass die Autorin jeden Ton genau trifft, merkte ich erneut am Ende. Es ist eines dieser Bücher, bei denen ich nach Beendigung einfach die Decke anstarre und Leere fühle. Als hätte ich etwas wertvolles verloren. Da sind keine Gedanken. Nur Schwerelosigkeit. Und genau das sind die Bücher, nach denen ich suche. 


Charaktere


Die Charaktere wurden sehr fein ausgearbeitet. Auf den wenigen Seiten erkennt man sofort das Wesen dieser Menschen und sie wuchsen mir allesamt sehr zügig ans Herz. Ich konnte mit ihnen lachen, leiden und mich freuen. Solche Menschen braucht die Welt mehr!


Schreibstil und Sichtweise 


Das wohl außergewöhnlichste am Buch ist, dass bei der wörtlichen Rede keine Anführungszeichen stehen. Jedoch habe ich diese auf keiner Seite vermisst, denn es wurde im Verlauf mehr als deutlich, ob jemand redet und wer. Der Schreibstil untermalt jede Emotion genau so, wie sie sollte. Er erweckte Emotionen in mir, obwohl ich nie durchlebt habe, was Emma durchlebt hat. Sehr packend. 

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht von Emma, in der dritten Person. 


Cover & Titel 


Das Cover zeigt eine Brücke mit Liebesschlössern. Die Thematik spielt einen großen Punkt, trifft für mich den Nagel jedoch nicht auf den Kopf. Ich könnte viel hineininterpretieren, in die Richtung "unendlich sein" und "jemanden ins Herz schließen", doch lass es lieber. Ich mag jedoch die Weite im Cover, die für mich die Gedanken Emmas wiederspiegeln und das farbenfrohe zwischen den grauen Gittern. 

Der Titel passt ziemlich genau auf den Inhalt. Es bennent den zentralen Punkt und schließt gleichsam die Bewältigungsstrategie der Protagonistin mit ein. 


Zitat


„Ja, zuerst habe ich ihn Taliban genannt. Bis ich feststellte, dass Talibane böse sind, und ich ja nicht will, dass das Ding plötzlich böse wird. Also nenne ich es Tamil.“

– Seite 25


Fazit


Ein magisches Buch, welches ich jedem ans Herz legen möchte. Es behandelt ein bekanntes Thema mit so viel Tiefgründigkeit, dass es selbst anregt, über das Leben zu philosophieren. Auf wenigen Seiten wächst die Protagonistin einem ans Herz, wie eine beste Freundin und man wünscht ihr nur das Beste. 


P.S.: An die Ärzte mit MRT-Gerät: Malt doch bitte Wimmelbilder an die Decke.

Cover des Buches Mutterschoß (ISBN: 9783947682119)

Bewertung zu "Mutterschoß" von Elea Brandt

Mutterschoß
Chibi-Chanvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Autorin überzeugt mit einzigartigen Ideen. Tolle Storyline, Charaktere und eine einzigartige Welt.
Autorin überzeugt mit einzigartigen Ideen

Meine Meinung


Allgemein


Nachdem das Buch „Opfermond“ bei mir unter die Lieblinge gewandert ist und ich auch „Unter einem Banner“ sehr mochte, lehnte ich natürlich nicht ab, als mir angeboten wurde „Mutterschoß“ zu lesen. Wie erwartet wurde ich nicht enttäuscht. Vielmehr animierte mich das Buch dazu, endlich wieder lange am Stück zu lesen.

Abschreckend war zunächst die unglaublich lange Triggerliste, die heutzutage notwendig ist und wozu ich im Nachhinein sagen kann, dass wirklich nur die „explizit erwähnten“ Themen eine wirkliche Rolle spielen und ausgeschmückt sind. Also alles, was sich um Schwangerschaft dreht. Persönlich empfand ich auch diese nicht als triggernd.

Ich tauchte erneut in die düstere Stadt Ghor-el-Chras ein. Infodump? Das gibt es nicht. Die Strukturen der Stadt werden alleine durch die verschiedenen Schauorte im Buch lebendig und greifbar. Elea verwebt ihre Informationen in den Handlungen ihrer Protagonisten. Eine Kunst, die ich bewundernswert finde.

In den Bann ziehen konnte mich das Buch nicht nur mit seiner düsteren Art, durch die bereits eine gewisse Grundspannung in der Luft lag, sondern auch mit den Handlungssträngen. Die Anzahl an Personen ist übersichtlich und jede wird benötigt, um das Puzzle zu vervollständigen. Nie hatte ich das Gefühl, dass plötzlich noch jemand aus dem Hut gezaubert wurde, damit die Geschichte stimmig wird. Sie wirkte von vorne bis hinten gut durchdacht.

Leider muss ich sagen, dass ich erstaunlich schnell ahnte, wer hinter den Machenschaften steckt, sodass ich hier keine Überraschung erfuhr. Dennoch wurde dies durch das göttliche – im wahrsten Sinne des Wortes 😉 -‌ Finale wett gemacht

Ein Keylearning war für mich sehr präsent: Alle Charaktere schienen vorschnell eine Situation zu beurteilen, obwohl sich diese im Nachhinein als anders darstellte. Nie vorschnell urteilen!

Womit ich auch bei dem Punkt wäre, den ich schon in „Opfermond“ positiv vermerkt habe: Die zwei Protagonisten finden erst sehr spät zueinander, obwohl früher die Möglichkeit bestand. Es tat weh zu lesen, dass beide zusammen die passenden Informationen haben, um das Rätsel zu lösen, sie aber einfach aneinander vorbeileben. Wo sich in vielen Büchern die Begegnungen von jetzt auf gleich „wundersam“ fügen, wirkt es hier einfach realistisch und das liebe ich.

Alle Fragen, die sich mir im Verlauf des Buches stellten, wurden gelöst. Wie auch bei „Opfermond“ wirkt die Geschichte in sich abgeschlossen, lässt aber Luft für einen weiteren Teil. Und wenn ich fangirlen darf: Aus der Welt würde ich bestimmt auch eine zehnteilige Serie lesen, weil mir das Worldbuilding, die Ideen und der Schreibstil so gut gefallen.


Charaktere


Die Charaktere waren überschaubar und hatten alle ihre Rolle. Jeder glänzte durch eine individuelle Persönlichkeit und mich begeisterte, wie Elea die verschiedenen Facetten eines Menschen aufleuchten ließ. Kein Mensch hat nur eine Seite und am deutlichsten wurde mir dies durch Shiran bewusst. Der junge Arzt war mir stets sympathisch. Er ist, durch seinen Wissensdurst, ein sehr ungeduldiger Mensch und scheint oft nur eine Seite der Medaille zu sehen. Fast schon jähzornig wirkt er in manchen Situationen. Zudem ist er sehr von sich selbst überzeugt, obwohl man von seinen Fähigkeiten nicht allzu viel mitbekommt. Dennoch habe ich ihn in mein Herz geschlossen. Alleine schon durch die Zärtlichkeit und Liebe, die er seiner Frau entgegen bringt. Die Autorin wies seine negativen Seiten auf und ließ ihn dennoch liebenswert erscheinen und das empfand ich als große Kunst.

Die Protagonistin Ajeri gefiel mir ebenfalls gut. Eine gute Seele, die nur helfen möchte und für Rechte einsteht, die es in ihrer Welt nicht gibt: Abtreibung. Der Bezug zur aktuellen Lage auf der Welt fiel auf, bevor ich im Anhang las, dass Elea dies auch wollte.

Tatsächlich ertappte ich mich bei dem Wunsch, dass die Protagonisten keiner Gefahr ausgesetzt werden, weil ich sie so lieb gewonnen habe.


Schreibstil & Sichtweise


Der Schreibstil baut von Anfang an Spannung auf und hinterlässt die Kulisse in einer düsteren Atmospähre. Elea bringt eine Vielfalt an Wörtern aus dem deutschen Sprachschatz ein, wodurch das Buch sprachtechnisch noch aufgebessert wird und sich von anderen abhebt.

Geschrieben ist das Buch aus der dritten Person aus Shirans und Ajeris Perspektive.


Cover & Titel


Das Cover spiegelt den düsteren Aspekt gut wieder. Ich liebe die Schriftart, die gut in das Fantasy-Genre passt und finde, dass das Motiv die Geschichte wiederspiegeln kann.

Auch der Titel erklärt sich schnell selbst und zeigt vorab die Einzigartigkeit des Buches. Ein Wort, welches sofort Neugierde weckt.


Zitat


„Fehlte ihr die Zunge, dass sie nicht sprach? Oder verlernte man schlichtweg zu sprechen, wenn man sein Tagewerk nur bei Toten und Trauernden verrichtete?“

– Kapitel 30


Fazit


Nach Langem wieder ein Fantasy-Roman, der durchweg überzeugen konnte. Tolles Setting, durchdachte Storyline und überzeugende Charaktere. Zwar war schnell ersichtlich, wer auf der dunklen Seite steht, doch das wurde durch die Spannung und die Details wett gemacht. Gerne würde ich noch weitere Bücher aus dem Universum lesen.

Cover des Buches Walden (ISBN: 9783717525080)

Bewertung zu "Walden" von Henry David Thoreau

Walden
Chibi-Chanvor 3 Jahren
Cover des Buches SeelenSauger: FlammenBringer Buch 1 (ISBN: B08BZV2M2P)

Bewertung zu "SeelenSauger: FlammenBringer Buch 1" von Dan Dreyer

SeelenSauger: FlammenBringer Buch 1
Chibi-Chanvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Mithilfe eines bemerkenswerten Schreibstils führte der Autor mich durch eine Welt, mit mir neuen Elementen. Wie viel hier recherchiert wurde
Ein Epos des Selfpublishing

Meine Meinung

Allgemein 


Die Seitenanzahl dieses Kloppers reflektiert ganz gut, mit welcher Macht man von diesem epischen Werk erschlagen wird. Im positiven Sinne. 

Fangen wir von vorne an... Der Leser wird zunächst in unterschiedliche Welten eingeführt. Dabei gibt es den jungen Magier, zwei gegnerische Kriegsseiten, der revolutionäre Schmied und eine junge Jägerin. 

Zunächst dachte ich, dass auch eine zeitliche Distanz herschen würde, da ich - trotz meiner ausgeprägten Fantasy-Liebe - wohl keine Musketen, Gewehre und co an der Seite von Magie erwartet hätte. 

Aber wenn ich nicht das Unerwartete und Neue liebe, was dann? Davon hat der Autor jede Menge zu bieten. Mich überrascht es immer wieder, wenn ein Autor in einem so breit gefächerten Genre noch eine Nische findet. 

Der Erzählstrang des jungen Magiers Lysander interessierte mich hierbei am Meisten. Er bietet die typische verborgene Fähigkeiten und schlittert von einem Abenteuer in das Nächste. Dabei erlente er immer wieder neue Zauber auf den verschiedensten Wegen. Da der Autor nach wenigen Seiten bereits einen ausgefuchsten Eindruck auf mich machte, erwartete ich auch schlüssige Lösungen für alle Magiewege. Leider sind mir nicht alle so aufgefallen, da das Magiesystem selbst wenig erklärt wird und der Leser sich aufmerksam vieles selbst erschließen muss. 

Dennoch blieb mir diese Geschichte am liebsten. Lysander erlebte und reiste viel, wuchs an seinen Aufgaben und blieb doch sehr human dabei. Seine Fähigkeiten begeisterten mich und weckten das Bedürnfis, mehr zu erfahren. Den Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Ein Junge auf der Suche nach Antworten für eine Situation, in die er gar nicht hineinschlittern wollte. Seine Mischlings-Begleitung erweckte in mir Sympathien. 

Viel dominanter war allerdings der Erzählstrang des Krieges. Sobald ein Lysander-Kapitel endete und eines im Krieg wieder anfing, war ich gewillt, dass Buch wieder beiseite zu legen. Ich war zwar beeindruckt, wie viel Recherche und Wissen der Autor hier reingesteckt zu haben scheint, doch konnte es mich nicht so recht packen. Die Strategien waren interessant und für mich sehr neu, jedoch schien der ganze Krieg die Story nicht recht voran zu bringen. Als Leser merkte ich, dass die Stränge zusammenführen werden, aber im ganzen Band wurde noch nicht deutlich: Wofür? Auch hier war wieder die oberste Priorität: Aufmerksam sein! Wer bekriegt sie wo? Wo startete der Krieg? Wo zog er hin? Das hat durchaus positive Züge, da der Autor den Leser nicht mit langweiligen Zusammenfassung-Gesprächen stören musste. 

Als ich auf Instagram las, dass das Buch auch Horrorelemente enthält, hielt ich kurz inne, musste aber nicht lange überlegen. Tatsächlich findet der Leser ein paar schaurige Zeilen, die atmosphärisch aufgebaut wurden. Hierbei geht es nicht um das Erschrecken aus der Situation heraus, sondern das Erschrecken gegenüber der Grausamkeit. Was der liebe Meister Desche - der einen Aufstand anzettelte - alles so trieb, ließ mich schaudern. Man kann wirklich nicht behaupten, dass der Autor seine Charaktere schont. Und wer mich kennt, der weiß ganz genau, dass ich sowas liebe, denn es ist unvorhersehbar und ließ mich mitfiebern. 

Nicht erstaunlich war dann, dass am Ende des Buches auch der Ein oder Andere bestraft werden musste. Einen großen Showdown gab es nicht, doch das hat dieses Buch auch gar nicht nötig. Durchgehend wird man mit Kämpfen, Intrigen und Gräueltaten unterhalten. Insofern war ich mit dem Ende auch versöhnt und freue mich auf Band 2. Seine Genialität zeigt der Autor nochmal bei der Bestrafung einer bestimmten Person. Ich lies mich an der Nase herumführen. 


Charaktere


Lysander mochte ich am Meisten. Er ist zielstrebig, agiert realistisch und vertritt Werte. Seine Handlungen empfand ich als human. Er schien jede Tat zu reflektieren. Ich sympathisierte noch mehr für ihn, als er seine Begleitung Gorm mit Liebe und Respekt behandelte, obwohl dieser in der Welt keinen hohen Stellenwert hat. Der Autor flöste Gorm einen Charakter ein, der liebenswert ist. Zeigt deutlich auf, dass nicht jedes Wesen, welches wir als dumm erachten, auch dumm ist. 

Keno war eine führende Person im Kriegsgeschehen und auch er wuchs mir sehr ans Herz. Deutlich merkte ich, wie er jede mögliche Situation erörtert und alle Risiken mit Bedacht eingeht. Er ist kein brutaler Charakter, sondern hat sich selbst Werte im Leben gesetzt, die er verfolgt. 

Desche zettelte den Aufstand an. Ein kleiner Bürger, der täglich seine Handarbeit verrichtet, sich jedoch nicht damit zufrieden geben möchte, dass die Hirachien so klar verteilt sind. Seine Entwicklung war imposant. Er war zwar von vornerein nicht das liebe Lämmchen, doch merkte man in jedem Kapitel deutlich, wie sein Größenwahn anstieg. Wie er sich selbst in seinem Erfolg verlor. Man bekamn einen Blick, wie Desche in der Zukunft sein könnte. Als selbstverliebter Herscher, den er am Anfang so verfluchte. 

Zwanette ist die Frau des Jägerregiments und bildet damit eine deutliche Minderheit im Bereich der Frauen. Dafür, dass es so wenige Frauen gibt, kann ich aber nur das Glas heben und Cheers sagen, da sie allesamt Powerfrauen sind. Trotz Zwanettes erfolgen, war sie für mich ein deutlicher Nebencharakter im Buch. Mit ihr wurde ein Love Interest in das Buch gebracht, der bislang wenig Bedeutung hat. 


Schreibstil & Sichtweise 


Chapeau! vor dem Schreibstil. Was die deutsche Sprache zu bieten hat, wird einem erst deutlich, wenn man solche Bücher liest. Der Autor deckt das Buch mit der gefühlten gesamten Bandbreite des Dudens ein und steigerte dadurch meine Lust am Lesen. Ich fühlte mich mitten im Geschehen verankert, konnte Gefühle gegenüber den Charakteren aufbauen und fand mich inmitten schöner Umgebungsbeschreibungen wieder. 

Zudem wusste der Autor ganz genau, wann er Stellen kürzen kann und welche er lieber lang lässt. 

Geschrieben ist das Buch in der dritten Person aus mehreren Sichten. 


Cover & Titel 


Das Cover ist düster und verkörpert die Gefahr, die von dem Buch ausgeht. Ich mag es, wenn Cover auf den ersten Blick schlüssig sind, durch das Lesen des Buches aber noch mehr Tiefe bekommen. Das ist hier prima gelungen! 

Auch der Titel ist passend, da es großteils um diesen einen Zauber geht, der nicht nur Lysanders Leben verändert. 


Zitat


"Warum zum Bekter, musste sich ein Volk immer despektierliche Namen für andere Völker ausdenken? Die Unterschiede waren doch offensichtlich - warum musste man sie überhaupt betonen und hervorheben?" 

- Position 7499, Kapitel 62


Fazit


Mithilfe eines bemerkenswerten Schreibstils führte der Autor mich durch eine Welt, mit mir neuen Elementen. Wie viel hier recherchiert wurde, kann ich nur erahnen, denn es scheint überall das Maximum an Wissen vorhanden zu sein. Tolle Charaktere, Humor und Horror. Leider einige Längen in den Kriegsszenen. 


Cover des Buches ZULOU: Das Wandertheater von Zulou (Die ZULOU Fantasyreihe 1) (ISBN: B08D5V55F5)

Bewertung zu "ZULOU: Das Wandertheater von Zulou (Die ZULOU Fantasyreihe 1)" von AERES

ZULOU: Das Wandertheater von Zulou (Die ZULOU Fantasyreihe 1)
Chibi-Chanvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Selten ein Buch in der Hand gehabt, mit so schönen Welten- und Charakterbeschreibungen. Zudem innovative Ideen, Wesen und Welten.
Rundum guter Schreibstil

Allgemein

Wäre ich ein Kind, ich würde dem Release von Band 2 ganz klar entgegenfiebern. Als Erwachsener jedoch muss ich sagen… Es geht mir trotzdem so!

Dieses Buch war erfrischend und voller Lebensfreude. Als Fantasyliebhaberin war ich sehr gespannt, was mich in Zulou erwarten wird und als Belohnung wurde ich verzaubert von einem Mix aus altbekannten und brandneuen Welten und Ideen. Beschenkt mit seitenweise Spannung, denn der Autorin gingen niemals die Ideen aus. Längen waren in diesem Buch ein Fremdwort.

Jede Spezies und jedes Volk bekam eigene Charakterzüge und Eigenarten. Jede Figur hatte ihren eigenen Charme – ob eingeschnappt, hilfsbereit, verunsichert. Mit jedem Detail formte sich ein deutlicheres Bild vor meinem inneren Auge. Es gab keine Szene, die sich nicht in meinem Kopf formte.

Die Kapitel sind kurz und knackig, sodass sie für ein Kind schnell lesbar sind und nicht überfordern. Die Sprache ist fernab von dem „einfachen Deutsch“, welches überall versucht wird einzugliedern. Dass führt dazu, dass Kinder noch ein breites Vokabular aufbauen können, was ich gerne unterstütze. Dadurch wird es auch für den Erwachsenen nicht langweilg. Zudem bietet jedes Kapitel seinen kleinen Höhepunkt, sodass man das Buch an einem Stück auslesen könnte, aber sich auch kapitelweise Zeit nehmen kann.

Ein Bonus ist immer der Lachfaktor in Büchern. Auch in den tiefsten Dark-Fantasy-Welten sollte man lachen können. Es lockert Spannungen auf und bringt eine Vielfalt der Gefühle. Auch damit wartet Zulou auf. Regelmäßig entfuhr mir ein Lachen oder Schmunzeln.


Charaktere

Im Vordergrund der ganzen Geschichte steht der junge Igor. Er ist ein Heimkind, was ich zunächst als Klischee empfand, mich aber im Verlauf der Geschichte nicht mehr störte, da seine Vorgeschichte ein gelungener Einstieg für den weiteren Verlauf war.

Als Igor auf den Wanderzirkus trifft, finden vier weitere Charaktere einen Weg in die Geschichte. Von Anfang bis Ende einzigartig und liebenswert. Mit jeder weiteren Seite baute sich eine Freundschaft zwischen ihnen und mir auf.

Zudem bekam ich duch sie schon einen Einblick in die vier Reiche von Zulou, denn jeder kommt aus einem anderen. Mit Freuden erahne ich, was mich in den nächsten Bänden erwarten wird.

Zwischendurch richtete sich das Augenmerk speziell auf Igor und einen der Darsteller. In der Zeit vermisste ich den Rest der fröhlichen Truppe. Kurz fühlen sich sich vergessen an. Doch das Ende machte alles mit einem lauten Knall wieder gut. Ich bekam meine Zeit mit dem Rest der Truppe in einer atemraubenden Umgebung.


Schreibstil&Sichtweise

Selten lese ich noch Bücher, in dem ein so vielfältiger Wortschatz genutzt wird. Wörter, die der deutschen Sprache Leben einhauchen. Sie bunt machen. Mit Freuden habe ich die Seiten umgeblättert, da jede Szene dadurch magisch und spannend wurde.

Geschrieben ist das Buch in der dritten Person, aus Igors Sichtweise. Selten gab es einen Abstecher in andere Perspektiven.


Cover&Titel

Das Cover gefällt mir sehr gut. Schon auf den ersten Blick sagt es deutlich aus, worum es in dem Buch geht: Man sieht einen Vorhang und Igor mit dem Zeichen in der Hand. Die Blüte. Auf den zweiten Blick erkennt man noch viel mehr Details. Wie die Finger auf Igor zeigen. Erstaunt. Vielleicht auch abwertend. Den Weltenbaum im Hintergrund. Auch die Schrift und Zierden geben dem ganzen einen Glanz.

Der Titel ist recht schlicht gehalten und hat keine versteckten Botschaften mehr. Zutreffend ist er eher für die erste Hälfte des Buches. Denn von dem Wandertheater und seinen Aufführungen bekommt man ab der Hälfte nichts mehr wirklich mit.


Zitat

„Möge bis zu unserem Wiedersehen die Zeit schneller als die Schnecke vorüberziehen. Diesen Satz fand er sehr poetisch und hoffte, bei Jenny damit Eindruck zu machen.“


Fazit

Selten ein Buch in der Hand gehabt, mit so schönen Welten- und Charakterbeschreibungen. Zudem innovative Ideen, Wesen und Welten. Die Kapitel sind schnell lesbar und die Spannung ist permanent da und hatte dennoch Luft für ein noch schöneres Finale.

Cover des Buches Der unsichtbare Garten (ISBN: 9783453292406)

Bewertung zu "Der unsichtbare Garten" von Karine Lambert

Der unsichtbare Garten
Chibi-Chanvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Glänzt durch den Schreibstil, hat aber noch viel Luft nach oben und wird auch dem Titel nicht wirklich gerecht.
Glänzt durch den Schreibstil

Allgemein


Nach den ersten paar Seiten bin ich fest davon ausgegangen, dass dieses Buch ein Jahreshighlight wird. Leider ist es nicht so gekommen, doch begeistert lässt es mich dennoch zurück.

Berührend und packend war der Schreibstil. Die Kapitel waren kurz und die Sätze knapp und griffig. Ich spürte Vincents Panik, als er von seiner Diagnose erfuhr. Den inneren Konflikt, was er mit seiner nun kurzer Zeit anfangen soll. Dieser Schreibstil sollte meine Begeisterung im Nachhinein jedoch dämmen. Sobald Vincent blind war, blieb der Schreibstil exakt gleich und so wirkte noch immer alles gehetzt. Die Szenen waren oftmals viel zu kurz und ich konnte kein richtiges Gefühl mehr aufbauen. Es kehrte einfach keine Ruhe ein. 

Es war zwar schön, zu sehen, wie schnell sich Vincent in sein neues Leben einfindet, doch für jemanden, der 35 Jahre seines Lebens sehen konnte, schien alles sehr reibungslos abzulaufen. Vincent wird blind, erst ist alles schrecklich, nach nur wenigen Wochen ist alles schon annehmbar und gut, er hat massig helfende Hände um sich herum und auch sein Happy End. Sein Prozess fehlte im Buch. Viel zu wenige Szenen, wo er effektiv Hilfe brauchte, oder ihm etwas schwer fiel. Es wirkte, als wenn er einmalig Hilfe bräuchte und dann ab dem zweiten Mal schon alles alleine kann. Oder die Probleme einfach nicht mehr auftauchen. 

Mehr Entwicklung machten tatsächlich all die Nebencharaktere durch. Sie schienen fast im Vordergrund zu stehen. Manche wanden sich ab, manche mussten mit seiner Diagnose kämpfen, doch erhalten nach und nach die Leichtigkeit zurück, anderen machte es von vornherein nichts aus.

Schade fand ich auch, dass der Garten überhaupt nicht im Vordergrund stand. Titel, wie Klappentext waren ihm gewidmet, doch einen Platz im Buch, fand dieser erst sehr spät. Ich hatte gehofft, mehr davon mitzubekommen, wie die Natur Vincent hilft. Mittig im Buch will er ihn zum ersten Mal bestellen, kauft auch Samen, doch es ist nicht recht klar… Hat er sie nun gepflanzt, wie war die Arbeit für ihn, was gibt es seiner Seele? Im späteren Verlauf wird er mehr thematisiert und dann auch mit berührenden Momenten versehen.

Schwierig waren auch die vielen Fragen, die sich in meinem Kopf anbahnten und die zwar später erklärt wurden, aber erstmal im Raum standen und sich falsch anfühlten. So schrieb Vincent weiterhin Tagebuch und bis zur Auflösung, machte dies kaum Sinn für mich. 

Dadurch, dass ich privat mit zwei blinden Menschen zu tun habe, wusste ich auch schon einige Lösungen und Herangehensweisen aus dieser Welt und so kam mir gerade dieses "Einfinden" in den neuen Lebensstil zu kurz. 


Charaktere


Im Vordergrund steht Protagonist Vincent, der mit 35 Jahren erblindet. Er scheint ein toller Kerl zu sein. Natürlich und offen. Er hat ein fest Leben, plant eine Zukunft, bis alles zusammen bricht. Das sind Momente, in denen der Mensch entweder komplett zusammen bricht, oder sein Leben überdenkt. Vincent überdachte sein Leben, fragte sich, was er nun wolle. Dabei schien er offen und ehrlich mit sich selbst zu sein. Phasen, wo er grummelig war, andere anfuhr und aufbrausend wurde, schienen mehr als authentisch. Er stand für sich ein, als jeder wusste, was gut für ihn ist und blieb sich selbst stets treu. Ein toller Charaktere.

Viele Charaktere bekommen eine Tiefgründigkeit, ohne explizit im Vordergrund zu stehen. Mit nur wenigen Sätzen arbeitet die Autorin Feinheiten heraus. Positive und negative Eigenschaften. Nichts kam mir vor „wie aus einem Roman“.


Schreibstil & Sichtweise


Die Sätze waren kurz, die Kapitel noch kürzer. Ein Schreibstil, an den man sich erstmal gewöhnen muss, doch der die Emotionen ziemlich genau auf den Punkt bringt. Der Schreibstil war mein persönliches Highlight in dem Buch und macht mich sehr neugierig auf weitere Bücher der Autorin. Zudem gab es viele Zeitsprünge.

Geschrieben wurde das Buch aus der personalen Sichtweise, also in der dritten Person.


Cover & Titel


Selten bin ich so sehr in ein Cover verliebt! Und ich achte schon sehr auf sowas. Das Buch selbst hat einen blumigen Einband. Sehr farbenfroh. Er ist eine Augenweide. Doch viel schöner finde ich noch, dass er mit einer weißen Schutzfolie umhüllt ist, die den drunterliegenden Blumen einen gewissen Glanz gibt. Es ist im warsten Sinne des Wortes ein unsichtbarer Garten, beziehungsweise aus Vincents Sicht: Ein fast unsichtbarer Garten. Unter der Oberfläche blüht das Leben.

Der Titel ist sehr offensichtlich passend. Vincent bestellt den Garten seines Großvaters, doch ist er nunmal blind. So ist der Garten quasi unsichtbar. Doch er bekommt im Laufe der Geschichte eine weitere Bedeutung. Sehr schön.


Zitat


„In den ersten Jahren probiert man sich aus und hat seinen Platz noch nicht gefunden. Wenn man älter wird, denkt man nach und wird vielleicht ein klein wenig weiser. Ich sage ‚vielleicht‘, weil es niemals absolute Sicherheit gibt, wirklich niemals. Wenn ich noch einmal jung wäre, würde ich mich viel früher der Langsamkeit verschreiben. Beeil dich mit der Langsamkeit.“

– Seite 242


Fazit


Eine berührende Geschichte, die in erster Linie durch den sehr individuellen Schreibstil glänzen konnte. Ich durchlebte die Emotionen des Protagonisten und begleitete ihn persönlich auf seiner Reise. Es hat jedoch auch viel Luft nach oben.

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