Christine_w
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Bewertung zu "Nachricht aus dem Jenseits 2.0" von Pascal Voggenhuber
Bestatterin, liebevolle Mutter, liebende Ehefrau und skrupellose Mörderin. Das alles verkörpert die Figur von Brünhilde Blum im Thriller Totenfrau von Bernhard Aichner. Er ist im Jahr 1972 geboren und lebt jetzt als Fotograf und Schriftsteller in Innsbruck. Er schreibt Theaterstücke, Romane und Hörspiele. Für seine Arbeiten wurde er schon mit einigen Stipendien und Literaturpreisen ausgezeichnet. Mit dem Thriller Totenfrau schaffte er es in Österreich und in Deutschland auf die Bestsellerliste, das Buch wurde in zwölf Ländern verkauft. Blum ist Bestatterin. Sie hasst ihren Vornamen, so wie sie auch ihre Adoptiveltern gehasst hat, die sie wie ein Haustier aufgezogen haben, nur damit sie eines Tages den Familienbetrieb übernehmen wird. Schon mit sieben Jahren wurde sie dazu gezwungen, bei der Bestattung von toten Menschen zu helfen: sie musste die Leichen von Blut befreien, sie waschen, rasieren und schließlich ankleiden. Während dem jährlichen Urlaub auf dem Segelboot der Familie starben die verhassten Adoptiveltern. An diesem Tag wendete sich ihr Leben mit nur zwei Sätzen zum Guten: „Mein Name ist Mark. Ich bin Polizist, alles wird gut.“ Mit diesen Worten stellte sich ihr (zukünftiger) Ehemann an jenem Tag vor. Acht Jahre später. Blum ist mit Mark verheiratet und hat zwei kleine Töchter. Sie ist eine liebevolle Mutter und erledigt nebenbei ihre Arbeit als Bestatterin. Zusammen mit ihrem Angestellten und Freund Reza versorgt sie die Toten und bereitet sie auf die Bestattung vor. Sie will ihren Kindern eine schönere Kindheit bieten, als sie sie gehabt hatte und sie unter keinen Umständen dazu zwingen, schon in jungen Jahren mit Leichen zu hantieren. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, bis ihre perfekte kleine Welt an einem Morgen zusammenbricht: ihr Mann wird von einem schwarzen Rover überfahren. Ihr Glück verschwand auf der Stelle, in nicht einmal einer Minute war ihr Leben zerstört. Der beste Freund und Kollege von Mark, Massimo, hilft Blum bei den amtlichen Angelegenheiten und steht ihr tatkräftig zur Seite. Zum flüchtigen Auto und Fahrer findet er jedoch keine Spur. Blum glaubt nicht an einen Unfall, womit sie Recht behält. Aufgrund des Unwillens Massimos ihr bei den Nachforschungen zu helfen, nimmt sie die Ermittlungen in die eigene Hand. Somit startet Blum ihren Rachefeldzug, sie spielt Richterin und Henkerin zugleich. Erbarmungslos spürt sie die Schuldigen auf, tötet sie und entsorgt sie schließlich. Bernhard Aichner hat einen ganz eigenen Schreibstil: Er verwendet kurze, prägnante Sätze und verzichtet oft auf Prädikate. Dieser Stil ist es auch, der die Spannung ausmacht, denn somit kann sich die Leserin/der Leser gut in die Lage von Blum versetzen: der Schock, die Trauer und die Rachegelüste scheinen wirklich echt zu sein. Auch die direkten Reden sind nicht eindeutig den Figuren zugeordnet, sie sind nur durch einen Bindestrich eingeleitet, jedoch gibt es keinen Zweifel daran, welche Figur zu wem spricht. Von Blut, Gedärmen bis hin zu den verschiedensten Tötungsmethoden und kreativen Entsorgungstechniken ist alles dabei. Jeder psychisch stabile Mensch weiß, dass es nicht recht ist, was Blum macht. Es gelingt dem Autor aber, Verständnis und Sympathie für die Mörderin zu entwickeln und „man will“, dass sie mit den Morden davonkommt. Mich persönlich hat das Buch sehr überzeugt, der Schreibstil ist einfach ungewöhnlich, was sehr erfrischend ist und gleichzeitig auch flüssig zu lesen ist. Komik findet man in diesem Buch auch vor, jedoch eher in Form von schwarzen, trockenen Humor. Des weiteren ist Nervenkitzel garantiert - die vielen unerwarteten Szenen und Wendungen machen sehr auf das Ende neugierig. Aichner, Bernhard: Totenfrau. btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München 82014. 10,30€ (ISBN: 978-3-442-74926-3)
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- 18.03.1996