Ein Debut voll unheimlicher Sogkraft: Hier ist eine vielversprechende Schriftstellerin mit einer außergewöhnlichen, bildhaft beschreibenden Kraft in ihrer Sprache geboren. Bénédicte Belpois ist von Beruf Hebamme, dieser ermöglicht ihr differenziert auf das Konstrukt 'Körper' zu blicken und transportiert dies für den Leser nachempfindend.
" 'Hingabe' erzählt von einer außergewöhnlichen Liebe, in der Sexualität und Gewalt, Extase und Zärtlichkeit, Fürsorge und Leidenschaft keine Gegensätze mehr sind. Auf einmal ist Suiza da in dem spanischen Dorf und verdreht allen Männern mit ihrer blonden Zartheit den Kopf. Angeblich kommt Suiza aus der Schweiz, genau weiß man das nicht, denn sie spricht kein Spanisch. Der einzelgängerische, etwas raubeinige Großbauer Tomás ist elektrisiert und packt sich das junge Mädchen, das sich ihm wortlos hingibt. Aber Suiza schenkt ihm nicht nur ihren Körper, sondern kümmert sich hingebungsvoll um ihn, verwandelt seinen verwahrlosten Hof in eine Wohnstatt und gibt ihm endlich das Gefühl, zu jemandem zu gehören." (Klappentext)
Aber auch Tomàs lernt - mit voranschreitender Krebserkrankung dem Tod in die Augen blickend - sich hinzugeben, denn:
"gestand ich mir ein, dass ich, müsste ich mich zwischen der Frau und dem Land entscheiden, die Frau wählen würde, damit ich nie wieder einsam sein würde, selbst im Tod. (S.225)
Ein weitreichender Satz in diesem polarisierenden Roman. Er verwischt Grenzen sowie Gegensätze und spielt sich in den Grauzonen ab. Er zeigt auf, dass Liebe stets ganz individuelle Formen annimmt und im Grunde keiner das Recht hat über die jeweilig andere Ausprägung zu richten.
Für mich mischt sich Bénédict Belpois unter die großen, oft polarisierenden französischen Schriftsteller*innen. Wer z.B. ein Fan von Amélie Nothomb oder Michel Houellebecq ist, wird sie lieben.