Bewertung zu "Wenn ich dich nicht erfunden hätte" von Julia Dibbern
Julia Dibbern, von der ich bisher nur Sachbücher kannte, hat ihren ersten Roman veröffentlicht und dazu eine Leserunde veranstaltet an der ich teilgenommen habe. Und da in dem Beitrag zur Leserunde so viele Spoiler sind kommt hier noch eine Rezension zu Wenn ich dich nicht erfunden hätte.
Leo zieht nach dem Abi nach Hamburg, eigentlich nur aus einem Grund, ihr Schwarm Kimo studiert dort und sie hofft ihm zufällig an der Uni über den Weg zu laufen. Leider ist ihr Start in Hamburg aber alles andere als toll, die Wohnung in der sie gelandet ist ist dreckig, verschimmelt und bei Regen läuft das Wasser die Wand runter. Dazu kommen asoziale Nachbarn, die ihr mehrfach vor die Wohnungstür kotzen. Leo ist klar, dass sie aus dem Loch so schnell wie möglich raus muss.
Als sie nach einem Laden für gebrauchte Dinge sucht trifft sie im Treppenhaus der angegebenen Adresse einen jungen Mann, der ihr irgendwie vertraut vorkommt. Beinahe hätte sie ihn mit den Worten: „Hier bist du also“ begrüßt. Lange grübelt sie, woher sie den Mann kennt und plötzlich fällt es ihr wie Schuppen von den Augen, er ist der Junge aus ihren Geschichten, die sie schreibt.
Leo bekommt durch Zufall Kontakt zu dem jungen Mann, Loris und zieht wenig später bei ihm ein, denn er renoviert gerade mit zwei polnischen Arbeitern die Wohnungen in dem Haus und hat ein Zimmer frei. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine Liebesaffäre, die aber besonders Leo nicht gut tut. Denn Loris ist kein normaler durchschnittlicher junger Mann, sondern eher der Typ „Bad Boy“ (mehr möchte ich hier nicht verraten). Leo lässt sich von ihm mitreißen und vernachlässigt Studium und Freunde. Doch kann sie Loris retten? Und wie kommt es, dass der Junge aus ihren Geschichten plötzlich Realität ist?
Ich weiß nicht wie oft ich beim Lesen dachte: Bitte nicht Leo, bitte tu das nicht! Ich habe mitgelitten und mich manchmal gefragt, warum sie so naiv ist und fast alles mit sich machen lässt. Doch dann ist mir klar geworden, dass sie erst 18 Jahre alt ist und bisher sehr behütet aufgewachsen ist. Leo hatte noch nie einen Freund, hat nur jahrelang für Kimo geschwärmt und sich ausgemalt wie es sein könnte, wenn sie endlich ein Junge wahrnehmen würde. Dass dann gleich so ein Typ wie Loris auf sie steht ist für ein Mädchen wie Leo etwas ganz besonderes, haben doch sonst die Lorises dieser Welt eher die coolen, schönen Freundinnen und nicht ein Mädchen wie Leo.
Zum Glück ist der Roman aber nicht überall ab 14 Jahren frei gegeben, denn einige Szenen sind sehr heftig, zumindest für eine 14 jährige. Ich selbst hätte in dem Alter so meine Schwierigkeiten damit gehabt, bin ich doch genauso naiv, ungeküsst und behütet wie Leo gewesen.
Trotz allem hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn ich bis zum Schluß mit Loris nicht warm geworden bin. Es mag ja sein, dass Frauen auf die bösen Kerle stehen, ich wohl dann eher nicht. Eigentlich kann er einem auch Leid tun, da er so viele Probleme mit sich herumschleppt und wahrscheinlich niemandem hat der ihm wirklich helfen möchte.