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Dajobama

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Cover des Buches Astrids Vermächtnis (ISBN: 9783458644200)

Bewertung zu "Astrids Vermächtnis" von Lars Mytting

Astrids Vermächtnis
Dajobamavor 4 Tagen
Abschluss der Glocken-Trilogie

Astrids Vermächtnis – Lars Mytting

Dies ist der wunderbare Abschluss der Trilogie um die Schwester-Glocken im norwegischen Butangen. Unglaublich spannend und atmosphärisch erschafft Mytting eine Saga, die Jahrhunderte umfasst. Er erzählt vom einfachen Leben zwischen Aberglauben und überlieferten Sagen, von vielen starken Frauenfiguren, die ihrer Zeit weit voraus waren, der Übermacht der Natur und immer wieder von den beiden Schwester-Glocken.

Zweifellos ist dies ein grandioses Leseerlebnis. Allerdings sollte man die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen, um das Erzählte richtig einordnen zu können.

Das norwegische Tal ist weiterhin ganz langsam auf dem Weg in die Moderne, als es zwischen den Jahren 1936 bis 1945 durch den Krieg ausgebremst wird. Eine der beiden Glocken hängt in der alten Stabkirche in Dresden; die Deutschen haben es auf das zweite Exemplar abgesehen, wohingegen die Familie Hekne sowie der Pfarrer Butangens auf eine Heimkehr der Glocke hoffen.

Der Autor Lars Mytting hat ein unglaubliches Erzähltalent. Ich bin vollkommen begeistert von seinem Werk! Er schildert Lebensumstände, Sorgen und Nöte dieser einfachen Leute so eindringlich und dabei so literarisch brillant. Dabei hält er immer eine gewisse Distanz zu seinen Figuren und wird niemals kitschig – eher im Gegenteil. Gerade der Dorfpfarrer ist eine zentrale Figur, die schon vom ersten Teil an durchgehend dabei ist und alles zusammenhält. Ein „Zugezogener“, der sich den Respekt seiner Schäfchen erst verdienen musste. Er hat einen ganz besonderen Blick auf alles, was so vor sich geht. So begleitet er das Dorf auf seinem Weg zwischen Traditionen und (Aber-)glaube und langsamen Fortschritt. Dann noch die Geschichte um die Schwesterglocken und den Wandteppich der Hekne-Schwestern macht diese Trilogie zu einem sehr dichten, tiefgründigen, geradezu monumentalen Werk. Fesselnd und berührend, einfach grandios!

Ganz klare 5 Sterne! Hoffentlich kommt von diesem Autor noch mehr!

 

Cover des Buches Hotel Amerika (ISBN: 9783150114766)

Bewertung zu "Hotel Amerika" von Maria Leitner

Hotel Amerika
Dajobamavor 13 Tagen
Kehrseite des amerikanischen Traumes

Hotel Amerika – Maria Leitner

Einen Tag in einem New Yorker Luxushotel in den vierziger Jahren beschreibt die von Reclam wieder entdeckte und neu herausgegebene Autorin Maria Leitner.

Eine große Hochzeit steht an und die Vorbereitungen im Hotel laufen auf Hochtouren. Unter anderem lernen wir die irische Wäscherin Shirley, das schwedische Zimmermädchen Ingrid und den deutschen Küchenjungen Fritz kennen.

Maria Leitners Intention ist klar erkennbar. Sie wirft etliche soziale Fragen auf und ist damit vermutlich ihrer Zeit weit voraus. Gerade die Arbeitsbedingungen und die soziale Ungleichheit prangert sie an. Der berühmte amerikanische Traum funktioniert nur für einige wenige; die meisten schaffen es niemals aus ihrem Hamsterrad und wenn überhaupt, dann nur auf Kosten anderer.

Wie gesagt, die Aussage ist eindeutig und gerade auch durch die im Anhang gelieferten Informationen zum bewegten Leben der Autorin besonders interessant. Sowieso finde ich diese neu erschienene Hardcover-Ausgabe aus der Reihe „Reclams Klassikerinnen“ wunderschön.

Weniger begeistert war ich tatsächlich von der sprachlichen und erzählerischen Qualität des Romans. Sprache und Dialoge sind genauso wie die Figurenzeichnung arg einfach und eindimensional gehalten. Ein bisschen mehr Rafinesse wäre hier wünschenswert gewesen. Humor sucht man ebenfalls vergebens. Es ist schade, weil die Figuren und die Geschichte dadurch unnötig blass und nichtssagend bleiben.

3 Sterne.

Cover des Buches Mein Name ist Estela (ISBN: 9783446277274)

Bewertung zu "Mein Name ist Estela" von Alia Trabucco Zerán

Mein Name ist Estela
Dajobamavor 21 Tagen
Das Hausmädchen

Mein Name ist Estela – Alia Trabucco Zeran

Nachdem sie sehr lange kaum etwas zu sagen hatte, spricht Estela nun, erzählt ihre Geschichte als Hausmädchen einer reichen Familie. Berichtet von der unüberwindbaren gesellschaftlichen Kluft zwischen ihr und ihren Arbeitgebern, der gegenseitigen Abneigung, ja Abscheu – und von ihrer Einsamkeit in diesem fremden Haushalt. Sie erzählt von vielen kleinen Begebenheiten, tausend Nadelstichen und davon, wie es letztendlich zum Tod des kleinen Mädchens kommen konnte, das sie sieben Jahre lang aufgezogen hat.

Wir erfahren nur Estelas Perspektive, des stillen chilenischen Hausmädchens. Die Tragödie ist passiert und Estela stellt ihre Sicht der Dinge dar. Das geschieht in einem angenehmen Plauderton, wobei der Leser oft direkt angesprochen wird.

Die Klassenunterschiede sind zementiert. Gleichzeitig befindet Estela sich rund um die Uhr in der Familie und wird Zeuge intimsten Familienlebens, das in den eigenen vier Wänden alles andere als perfekt ist.

Es ist eine spannende Erzählweise. In Umwegen berichtet Estela sehr ausführlich, aber niemals langweilig von ihren Jahren als Haumädchen der Familie. Da der Tod des Mädchens von Anfang an bekannt ist, jedoch nicht das Wie oder Warum, meint man als Leser immer wieder eine fatale Entwicklung vorauszuahnen – meistens falsch. Ein bisschen führt einen Estela damit an der Nase herum, aber es ist eine wirklich kurzweilige Leseerfahrung. Und es steckt ja soviel mehr in diesem Text, als „nur“ die Aufklärung des Todes. Es ist ein Psychogramm der chilenischen Gesellschaftsordnung. Ein Thema, mit dem ich mich bisher nicht auseinandergesetzt habe.

Spannend und tiefgründig – äußerst lesenswert! 5 Sterne.

Cover des Buches Ein Geist in der Kehle (ISBN: 9783442762316)

Bewertung zu "Ein Geist in der Kehle" von Doireann Ní Ghríofa

Ein Geist in der Kehle
Dajobamavor einem Monat
Kurzmeinung: Ein Klagelied, ein weiblicher, ganz besonderer Text. Sehr literarisch und poetisch. Vereint verschiedene Frauenthemen. Ein Leseerlebnis.
Cover des Buches Frauen, die beim Lachen sterben (ISBN: 9783990272923)

Bewertung zu "Frauen, die beim Lachen sterben" von Alexandra Stahl

Frauen, die beim Lachen sterben
Dajobamavor einem Monat
Rückschau

Frauen, die beim Lachen sterben – Alexandra Stahl

Iris weiß nicht was sie will – und das zieht sich durch den ganzen Roman. Selten ist mir eine so träge, unentschlossene Protagonistin untergekommen.

In allererster Linie geht es in dieser Geschichte um Frauenfreundschaften und ein bisschen auch um Beziehungen zu Männern. Die Freundschaften sind hier aber wesentlich wichtiger und an eben diese erinnert sich Iris während der langen Monate, die sie nach einer Lebenskrise auf einer griechischen Insel verbringt. Sie schaut zurück und beleuchtet all die Beziehungen und Freundschaften der letzten Jahre und dabei versucht sie zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass sie allein auf dieser griechischen Insel gelandet ist. Was genau diese Krise ausgelöst hat, bleibt sehr lange unklar. Wie schon in Berlin, eine Stadt, die sie eigentlich nie mochte, lässt sie sich auch auf der Insel einfach treiben.

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben. Ich mochte den Schreibstil, der knapp, aber pointiert daherkommt und manchmal durchaus witzig ist. Die Handlung an sich ist jedoch kaum vorhanden und plätschert vor sich hin. Sehr lange habe ich auf einen Knall gewartet, dass endlich etwas passiert. Stattdessen widmet sich Iris  der Aufarbeitung ihrer Ex-Freundschaften und Ex-Beziehungen. Das sind Geschichten, die recht unspektakulär sind. In Vielem mag man sich wiedererkennen, aber am Ende hat mir einfach der Funke gefehlt, der mich an Iris und ihre Erlebnisse gefesselt hätte. So bleibt zwar das Gefühl einer ruhigen, angenehmen Leseerfahrung, aber auch einer gewissen Banalität.

Ein Roman, im Plauderton geschrieben, der sich sehr gut liest, der mich aber mangels Inhalt nicht ganz überzeugen konnte.

3 Sterne.

Cover des Buches Eine kurze Begegnung (ISBN: 9783896677495)

Bewertung zu "Eine kurze Begegnung" von Emily Itami

Eine kurze Begegnung
Dajobamavor einem Monat
Familienleben in Tokio

Eine kurze Begegnung – Emily Itami

Mizuki ist eine Frau,   die alles hat: einen erfolgreichen Ehemann und zwei tolle Kinder. Dennoch ist sie nicht glücklich. Gesellschaftliche Konventionen und japanischer Perfektionismus geben dem Leben innerhalb der Familie strenge Regeln vor, was schließlich dazu führt,  dass sich der völlig überarbeitete Ehemann weitgehend aus dem Familienleben und der Beziehung zurückzieht.

Die Autorin zeichnet ein umfassendes Bild dieser Ehe und zeigt absolut nachvollziehbar auf, wie es dazu kommen konnte, dass Mizumi,  die ihren Mann aufrichtig liebt, eine Affäre beginnt. Dabei gibt es keinen Schuldigen. Vielmehr wird die Situation als beinahe unausweichlich dargestellt.  Jede andere Entscheidung,  das Familienleben zu gestalten,  wäre unvereinbar mit der gnadenlosen tokioter Arbeitswelt.

 Die Geschichte spielt in Tokio, etliche Probleme sind aber auch auf die westliche Welt übertragbar.  Wobei die japanische Leistungsgesellschaft nochmal eine völlig andere Liga darstellt,  was die Problematik verschärft.

Ich fand es höchst interessant,  so viele kulturelle Eigenheiten Tokios zu erfahren. Die Metropole wird als nach außen herrlich moderne, aber rückwärtsgewandteste Stadt der Welt dargestellt.

Eine ganz wunderbare und fesselnde Leseerfahrung!

5 Sterne


Cover des Buches Wir werden jung sein (ISBN: 9783462003758)

Bewertung zu "Wir werden jung sein" von Maxim Leo

Wir werden jung sein
Dajobamavor einem Monat
Ewige Jugend

Wir werden jung sein – Maxim Leo

Vier Probanden einer medizinischen Studie, die völlig aus dem Ruder läuft, ein versehentliches wissenschaftliches Experiment und ein spannender Blick in eine mögliche Zukunft. Auf jeden Fall wirft dieser erfrischende Roman etliche ethische, philosophische und gesellschaftliche Fragen auf.

Die unvorhersehbaren Folgen einer medizinischen Studie basieren auf einer Verjüngung der Probanden um gleich mehrere Jahre. Der Teenager, der plötzlich die Lust auf seine Freundin verliert, die kinderlose Frau, die unversehens doch noch schwanger wird, die ehemalige Leistungssportlerin, die nach Jahren alle Rekorde bricht, der alte Immobilienmogul, der mit dem Leben abgeschlossen hatte und nun über neue Kräfte verfügt.

Es sind spannende Entwicklungen, die völlig neue Sichtweisen eröffnen. Ich finde, das wurde auch ganz gut vermittelt. Jede Menge Probleme und Gedankenspiele tauchen auf: Wie wird das sein, wenn der Mensch ewig jung und gesund bleiben wird, jetzt da diese Möglichkeit in greifbare Nähe rückt.

Sprachlich und stilistisch ist dieser Roman leicht zugänglich und eher auf eine breite Zielgruppe zugeschnitten. Ich persönlich finde, dieses Werk hätte gut und gerne ein paar Seiten mehr vertragen, um sich noch besser auf die einzelnen Figuren einlassen zu können. Auch waren es mir ein paar zu viele wilde Entwicklungen. Ich fand es teilweise ein wenig übertrieben, effektheischend, aber wer weiß, vielleicht wäre gerade das ja realistisch.

Insgesamt ein spannendes Leseerlebnis. 4 Sterne.

 

 

Cover des Buches Zitronen (ISBN: 9783518431726)

Bewertung zu "Zitronen" von Valerie Fritsch

Zitronen
Dajobamavor einem Monat
August

Zitronen – Valerie Fritsch

Anders als der Titel das erwarten lässt, ist dies ein außergewöhnlich düsterer Roman mit nur ganz wenigen positiven Szenen. Überhaupt wirken diese Szenen in denen Zitronen vorkommen, eher gezwungen, wie als ob man den Titel rechtfertigen wollte. Keine Ahnung warum man sich da nicht einfach was anderes einfallen hat lassen…

August Drach hat eine sehr schwierige Kindheit. Kaum ist der prügelnde Vater weg, perfektioniert die psychisch labile Mutter ihr bereits bestehendes Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom. Sie mischt dem Sohn Tabletten ins Essen und sorgt dafür, dass er krank ist und bleibt. Sie selbst sonnt sich im Mitleid und der Bewunderung ihres Umfelds.

Dieses erste Drittel, das Augusts Kindheit behandelt, fand ich ganz große Klasse. Denn neben dem extrem spannenden Thema, erzählt Valerie Fritsch in einer genialen Sprache. Sehr klar und pointiert, dennoch poetisch, sagt sie unheimlich viel mit wenigen Worten. Da gibt es unzählige tolle Stellen, die man sich am liebsten notieren möchte. Durch eine gewisse Distanz, schlägt die unbegreifliche Handlung nur umso stärker ein.

Sprachlich bleibt dieser Roman durchgehend ganz wunderbar, leider kann er aber inhaltlich sein Niveau nicht immer halten. So gibt es einen Mittelteil, der mich kaum berührt hat, wohingegen der Schlussteil mich wieder mit der Geschichte versöhnt hat. August wird erwachsen und bemüht sich nach Kräften seine Mutter und seine Kindheit hinter sich zu lassen. Klar, dass das so einfach nicht ist.

Es ist ein schwieriges Thema und die Autorin macht es einem nicht immer leicht. Das Weltbild ist generell sehr düster und Gewalt spielt eine große Rolle in diesem Buch. Wie beiläufig werden verschwundene Kinder, häusliche Gewalttaten etc. quasi im Nebensatz erwähnt.

Im Endeffekt geht es in diesem Roman darum, wie sehr Erlebnisse in der Kindheit einen Menschen prägen und wie wenig es einem möglich ist, sich vollständig davon zu lösen. Zudem ist dies eines jener Bücher, die beinahe komplett ohne einen einzig sympathischen Protagonisten auskommen. Zu groß ist hier entweder die Distanz, oder zu eklatant die Störung der Persönlichkeit. Man kommt aus dem Kopfschütteln kaum heraus angesichts der ungeheuerlichen Begebenheiten. Oftmals übertreibt es die Autorin auch und wird kitschig bzw. unglaubwürdig. Auf jeden Fall ist dieser Roman eindringlich und intensiv. Aber, wie gesagt, er hat auch seine Durchhänger.

Insgesamt kann der Inhalt nicht ganz mit der Sprache mithalten. Zwischendurch war ich gelangweilt und auch genervt. Dennoch hat diese beeindruckende Geschichte einen starken Eindruck hinterlassen, hat mich nicht kalt gelassen.

Deswegen, trotz aller Kritikpunkte – 4 Sterne

Cover des Buches Der Stich der Biene (ISBN: 9783956145810)

Bewertung zu "Der Stich der Biene" von Paul Murray

Der Stich der Biene
Dajobamavor einem Monat
Die Barnes

Der Stich der Biene – Paul Murray

Das Autohaus der Familie Barnes läuft nicht mehr und das liegt nicht nur an der allgemeinen wirtschaftlichen Krise. Vater Dickie steckt jedoch lieber den Kopf in den Sand und schickt sich an, einen Bunker im Wald zu bauen um für die möglicherweise drohende Apokalypse vorbereitet zu sein. Der Niedergang der Firma hat aber auch Auswirkungen auf den Rest der Familie. Mutter Imelda, die hart am Statusverlust zu knabbern hat, Tochter Cass, die mit typischen Teenager-Problemen zu kämpfen hat und bereits in den Startlöchern steht, das Chaos hinter sich zu lassen und ein eigenes Leben zu beginnen. Und dann ist da noch Sohn PJ, der irgendwie zwischen allen Fronten steht und dennoch kaum wahrgenommen wird.

Murray zeichnet ein umfassendes Bild dieser irischen Familie Barnes. Nicht nur in der Gegenwart, sondern er geht auch ein Stück weit zurück in die Vergangenheit und in die Kindheit der Eltern. So entsteht ein vielschichtiges, verschlungenes Porträt dieser Familie. Und es ist so einiges, was die einzelnen Familienmitglieder erleben – kein Wunder bei 700 Seiten!

Alle Figuren bekommen genug Platz um ihre eigene Sichtweise der Geschehnisse zu erzählen. Das ist gut, denn es zeigt unterschiedliche Perspektiven und rundet das Gesamtbild erst ab. Außerdem hilft es auch dabei, beispielsweise die Beziehung zwischen Imelda und Dickie zu verstehen und deren Reaktionen und Verhaltensweisen.

Sprachlich ist dieser Roman teilweise etwas speziell. Imeldas Abschnitte sind beispielsweise ohne Satzzeichen geschrieben, auch Gänsefüßchen bei wörtlichen Reden fehlen komplett. Mich persönlich hat das hier aber überhaupt nicht gestört. Satzanfänge sind mit Großbuchstaben erkennbar und habe mich problemlos zurechtgefunden, auch wenn mir der Grund für diese Stilmittel nicht klar wurde.

Der Autor hat ein hervorragendes Gespür für seine Figuren. Ob es sich um ein Teenie-Mädchen handelt oder um die Midlife-Crisis von Dickie – der Erzählstil ist immer absolut authentisch und empathisch. Die Barnes werden durch etliche Höhen und Tiefen begleitet und es menschelt ganz gewaltig. Denn alle Figuren haben ihre Fehler und trotzdem wachsen sie einem ans Herz.

Trotz seiner beträchtlichen Länge wird dieser moderne Familienroman niemals langweilig. Es ist spannend und es ist tragik-komisch, wobei das Drama deutlich überwiegt. Es ist das echte Leben, obwohl man schon den Eindruck bekommt, als bliebe dieser Familie nichts erspart.

Ich habe mich köstlich amüsiert und ordentlich mitgefiebert! 5 Sterne

Cover des Buches Der ehrliche Finder (ISBN: 9783103975642)

Bewertung zu "Der ehrliche Finder" von Lize Spit

Der ehrliche Finder
Dajobamavor einem Monat
Jimmy und Tristan

Der ehrliche Finder – Lize Spit

Für mich ist dieser neue Roman der Autorin Lize Spit ein wenig kurz geraten mit gerade mal 125 Seiten. Davon abgesehen ist ihr wieder eine berührende Geschichte gelungen.

Jimmy ist ein Einzelgänger und freut sich als er mit dem Flüchtlingskind Tristan aus dem Kosovo endlich einen Freund findet. Er hilft ihm und unterstützt ihn und seine große Familie. Es ist jedoch eine etwas seltsame Freundschaft, die da entsteht. Es fehlt die Augenhöhe und irgendwo auch das Verständnis Jimmys gegenüber dem von Krieg und Flucht traumatisierten Tristan – allerdings kann man das von einem Kind auch nicht erwarten. Die Geschichte behandelt also aktuelle und wichtige Themen wie eben Flucht und Krieg, leben in der Fremde und Asyl – mehr oder weniger aus der Sicht von Kindern. Da sind berührende und beklemmende Situationen dabei, die Jimmy im Prinzip gar nicht einordnen kann – der Leser aber schon. Und wie das bei Lize Spit immer so ist, spürt man irgendwann, dass sich im Hintergrund ein Unheil zusammenbraut, das einschlägt wie eine Bombe.

Sprachlich ist die Autorin betont klar und deutlich. Da gibt es nichts misszuverstehen. Außerdem passt das zu den kindlichen Protagonisten.

So ist dies eine packende Geschichte, die ich mir nur etwas länger gewünscht hätte um die Figuren besser kennenzulernen, beispielsweise auch Jimmys Familie, die sehr im Dunkeln bleibt. Trotz der Kürze und der eher schlichten Sprache entwickelt sich doch eine feine psychologische Tiefe. Sehr interessant.

4 Sterne.

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