Das_Lisbeth
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Bewertung zu "Die Opfer, die man bringt" von Michael Hjorth
Erneut ein exzellentes neues Buch der Serie! Die Reihe rund um Sebastian Bergmann ist in den letzten Jahren eine meiner liebsten Krimi-Serien geworden. Die Fälle sind immer ungewöhnlich und interessant und die Autoren schaffen es, der Geschichte der verschiedenen Ermittler immer wieder neue spannende und logische Wendungen zu geben.
Das funktioniert für mich alles auch in dieser Geschichte wieder. Besonders der neue Plot rund um Billy entwickelt sich vielversprechend. Es ist vorstellbar, dass sich das gesamte nächste Buch um ihn dreht. Ich erwarte die Fortsetzung mit großer Spannung!
+++ Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler. +++
Kurz ein paar Worte zur Geschichte: Francis Dean lebt in einem Trailerpark in Claymont bei New Jersey. Durch den Abschiedsbrief nach einem Selbstmordversuch seiner Mutter erfährt er, dass er ein Retortenbaby ist und sein Vater ein Genie. Mit seinen Freunden Grover und Anne-May begibt er sich auf einen Roadtrip quer durch die USA, um seinen Vater zu finden.
Die Handlung ist spannend, wendungsreich und fesselnd. Ich habe mit dem Protagonisten mitgefiebert und mitgelitten. Gleichzeitig lässt es einen fast verzweifeln, dass er sein Leben nicht einfach selber in die Hand nimmt, sondern stattdessen immer wieder auf Zeichen, Bestimmung und andere Menschen setzt, was nur dazu führt, dass er die wahren Chancen an sich vorbeiziehen lässt.
Francis hofft, dass die Begegnung mit seinem Erzeuger dazu führt, dass sich plötzlich alles ändert und er sein Leben in den Griff bekommt. Und dann ist da noch der immer wiederkehrende Traum, in Las Vegas so viel Geld zu gewinnen, dass er sich ein komplett neues Leben aufbauen kann.
Ob wenigstens das mit dem Glücksspiel klappt? Der Autor überlässt es dem Leser, das zu entscheiden. Das Ende ist offen. Und das nachdem Wells über viele Seiten unerträgliche Spannung aufgebaut hat. (Meine Erkenntnis über mich dank dieses Buchs: Ich bin definitiv nicht für Glücksspiel gemacht.)
Ein gutes Ende?
Das offene Ende hat mich für einen Moment sehr gewurmt. Aber dann ist mir klar geworden, dass es eigentlich keine Rolle spielt, ob er das Geld gewinnt oder nicht. Es ist nicht das fehlende Geld, das für Francis‘ Elend verantwortlich ist. Zumindest nicht vordergründig. Es ist vielmehr die Tatsache, dass er sich mit der Perspektivlosigkeit seines Lebens, bereits abgefunden hat. Er glaubt, dass angesichts seiner Herkunft, seines Wohnorts und seiner Gene gar nichts anderes als White Trash aus ihm werden kann.Selbst wenn er in Las Vegas eine Millionen Euro gewinnen würde, kann er mit so einer von Grund auf deterministischen Einstellung zum Leben wohl letztlich kein Glück finden. Anne-May würde ihn nicht plötzlich lieben, nur weil er Geld hat, seine Mutter wäre noch immer krank, Grover hätte ihm wahrscheinlich trotzdem nichts mehr zu sagen, sein richtiger Vater wäre noch immer ein Betrüger. Und wer sagt eigentlich, dass Francis nach dem letzten Roulette-Gewinn endlich in der Lage wäre, aufzuhören?
Er sieht nicht, dass es Entscheidungen sind, die sein Leben ändern könnten, und nicht Vorherbestimmung. Kopf oder Zahl. Schwarz oder Rot. Die Erkenntnis, dass es auch das Spielglück am Ende nicht schaffen könnte, Francis Dean glücklicher zu machen, ist für mich die wahre Tragik des Roman-Endes.
Zur Handlung muss man gar nicht viel sagen: Es geht um den jungen Hamburger Clubbesitzer Oskar Wrobel, der zu Silvester eine letzte große Party schmeißt, bevor das Gebäude abgerissen werden soll. Erzählte Zeit: Keine 24 Stunden.
Dabei ist die Geschichte voller interessanter Charaktere, unerwarteter Begebenheiten und popkultureller Bezüge. Obendrein gibt es viele Weisheiten zum Sinn des Lebens im Allgemeinen, zu Recht und Unrecht, zu den Herausforderungen eines Clubbesitzers, dem Leiden von Künstlern, der Rolle von linken Freiräumen in der Gesellschaft und ein sehr schönes und eingängiges Schema zum klassischen Ablauf einer Party.
Manchmal wollte ich auf jeder zweiten Seite eine Passage unterstreichen. Und wenn ich den Roman nicht als E–Book gelesen hätte, hätte ich wohl zusätzlich ganz oft „JAAAA!“ daneben geschrieben. So gut bringt der Autor für mich in einigen Beschreibungen und Dialogen das Wesen von bestimmten Menschen und ihren Einstellungen auf den Punkt.
Ich bin keine 23 mehr. Das führt aber nicht dazu, dass ich mit dem Buch weniger anfangen kann. Vielleicht sehe ich nur früher den Selbstbetrug und die überzogenen Erwarten, die sich hinter der Fassade, wie toll es doch ist, sowas von da zu sein, verbirgt.
Es wurde schon von vielen Autoren behauptet, dass sie den Roman einer ganzen Generation geschrieben hätten. Das hier ist der meiner.
Bewertung zu "Paris, ein Fest fürs Leben" von Ernest Hemingway
Ein spannender Thriller mit einen großartigen Setting im Untergrund von London und einer interessanten Geschichte mit vielen Wendungen und Spuren, die bis in den Kalten Krieg zurückführen.