Bewertung zu "Bootleggers – Wild Years" von Felix A. Münter
Bootleggers – Wild Years
DerFraggelvor 5 JahrenKurzmeinung: Furios! Münter entführt uns in die Unterwelt der 1920er und 1930er. Und das mit bravour! Ein unglaublich guter Auftakt.
Boston Stomp
Die goldenen Zwanziger. Immer wieder beweisen Serien, Bücher und Filme, dass sich diese Zeit wunderbar als Kulisse für Geschichten eignet. Babylon Berlin (um auf dieser Seite des großen teichs zu bleiben), Road to Perdition, Peaky Blinders oder Boardwalk Empire haben in den letzten Jahren gezeigt, wie viel Potential in der Epoche liegt. Dies scheint nun auch Münter entdeckt zu haben.
Mit "BOOTLEGGERS - Wild Years" präsentiert der überaus veilseitige Schreiber (er bewegt sich in mehr als einem Genre und scheint sich auch nie festlegen zu wollen) das Boston der frühen 20er. Der erste Weltkrieg ist gerade eben vorbei und in der Stadt haben die irischen Einwanderer seit einigen Jahren in den letzten Jahren an Einfluss verloren. Die Unterwelt wird mittlerweile von der italienischen Mafia mit brutaler Hand geführt und die Iren sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie stehen am unteren Ende der Nahrungskette und vegitieren dort vor sich hin. Konfrontiert mit einer starken italienischen Mafia und geschlagen mit unfähigen Anführeren, die lieber in vergangenen Zeiten schwelgen als etwas an ihrer Lage ändern zu wollen, ist der irische Mob an den Rand der Bedeutungslosigkeit getrieben worden.
Ros Cochran schickt sich an, dies ändern zu wollen...
In dem ersten Teil dieser Mafia-Trilogie präsentiert und Münter einen Familienclan, der erbittert um seinen Platz in der Unterwelt kämpft. Dabei gelingt es ihm, realistische Charaktere mit Ecken und Kanten zu zeichnen. Es ist keine Erzählung über Helden und ein Großteil der Protagonisten fällt in die Kategorie "brandgefährlich". Dennoch gelingt es Münter, Sympathie für die Cochrans und ihre Verbündeten zu wecken.
Das Bild beschreibt die Jahre zwischen 1919 und 1923 und damit den Aufstieg der Cochrans. Damit wird bestochen, erpresst und gemordet. Systematisch bereitet Ros Cochran die Machtübernhame von Boston vor. Dabei wird an einem bestimmten punkt deutlich, dass es Cochran nicht nur darum geht, Boston zu kontrollieren. Ihn treibt noch etwas ganz anderes an.
Für mich war es ein überaus gelunegens Buch. Es ist seitengewaltig und eines der längsten, dass der Autor bisher verfasst hat. Gelangweilt habe ich mich nie. Die Passagen greifen wie Zahnräder ineinander und Münter beweist, dass er die feinen Nuancen versteht. Die unterhaltungen sind realistisch, die Motive der Charaktere, die er uns zeigt, nachvollziehbar. Ich bin gut unterhalten worden und freue mich schon auf einen zweiten Teil.