Welch ein Roman…!
Es kommt nicht häufig vor, dass mich ein Buch von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert, fesselt, empört, mich mitfiebern lässt und mir zeitweise sogar eine schaurige Gänsehaut auf den Rücken treibt.
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Claudio Mancini hat die einmalige Fähigkeit, den Leser schon von der ersten Seite an ins Geschehen zu ziehen. Man wähnt sich inmitten der sizilianischen Kultur, sieht die Handlungsorte bildhaft vor sich und kann sich der Stimmungsbilder nicht mehr entziehen. Ich hielt den Atem an, als Sophia, die auf einem ärmlichen Bauernhof aufwächst, von vier jugendlichen Mafiosi brutal vergewaltigt wird, während der Bruder gefesselt zusehen muss. Dieses Geschehen liefert in der Folge Sophias Motiv für ihre ungewöhnliche Idee, sich die archaischen Traditionen der sizilianischen Wertewelt zunutze zu machen. Sie heiratet einen machtvollen Paten und verfolgt gnadenlos ihr Ziel.
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Mit La Nera ist Claudio M. Mancini ein brillanter Roman gelungen, der an Spannung, an mitreißenden Szenen und beklemmender Dramatik seinesgleichen sucht. Und doch bleiben die Figuren stets authentisch, hier gibt es nichts Konstruiertes, nichts, was man als absurd abtäte oder als völlig unmöglich bezeichnen würde. Während des ganzen Romans von immerhin 620 Seiten schwankte ich bei der Protagonistin Sophia zwischen Mitgefühl und Ablehnung, zwischen Verständnis und Fassungslosigkeit und selbst bei ihrer unglaublichen Brutalität empfindet der Leser so etwas wie Genugtuung.
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Selten wurde ich so gut unterhalten und noch seltener bekam ich derart authentische Einblicke in das Milieu der Cosa Nostra! Chapeau Herr Mancini!
Dieter_Frohwein
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Rezension zu "La Nera" von Claudio M. Mancini
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