Bewertung zu "Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow" von Rainbow Rowell
Ist Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow (folgend nur noch 'Simon' genannt) die Fanfiction die Cather in Fangirl schreibt?
Nein. Nachdem Rainbow Rowell sich in Fangirl so lange mit der Fanfiction zu Simon beschäftigt hatte, hatte sie zwar zum Ende das Gefühl Fangirl abgeschlossen zu haben, aber sie hat die Figuren aus Simons Welt einfach nicht aus ihrem Kopf bekommen. 'Simon' ist also viel mehr Rowells eigene Version der Fanfiction. Die Geschichte, die sie selbst - nicht Cather - erzählen wollte.
Die STORY
Simon ist der Auserwählte. So sagt es die Prophezeiung. Allerdings ist er ein ziemlich unbrauchbarer Auserwählter - weder kann er seine Magie kontrollieren, noch die explosionsartigen Aussetzer, wenn sie letztlich aus ihm heraus bricht. Seine Freundin hat sich von ihm getrennt und sein Erzfeind und schulischer Mitbewohner Baz - der wahrscheinlich, ganz sicher, auf jeden Fall - ein Vampir ist, lässt sich trotz fester Überzeugung, dass er etwas im Schilde führt, nicht blicken. Dazu kommt, dass ein geheimnisvolles Wesen mit Simons Gesicht versucht die Welt der Magier zu zerstören. Es gilt Geheimnisse zu lüften, Feindschaften zu überwinden und magische Wesen zu finden.
Das COVER / Die AUSGABE
Wieder einmal kann die deutsche Ausgabe - in meinen Augen - der englischen nicht das Wasser reichen. Ich finde die Idee mit den Covern noch ganz süß (Das Cover von 'Simon' befindet sich beim Buch 'Fangil' als Poster ebenfalls auf dem Cover). Doch spätestens seit der englischen Neuauflage vom Mai 2017, gibt es ein Cover, gegen das das deutsche einfach nicht bestechen kann. Schade eigentlich. Dazu kommt eine Besonderheit, die ich jetzt schon häufiger in deutschen Büchern gesehen habe: Es fehlt etwas. Die englischen Ausgaben haben eine Karte im Buch zum Schulgelände der Magierschule 'Watford'. Schade, dass an dieser Stelle wieder einmal gespart wurde.
Was ist eigentlich FANGIRL?
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei 'Simon' um ein Buch, das bereits in einem anderen eingeführt wurde. Im Buch 'Fangirl' - ebenfalls von Rainbow Rowell erschienen - schreibt die Protagonistin Cath eine Fanfiction zu einer Buchreihe die an die Harry Potter Bücher angelehnt ist. Man findet in Fangirl Passagen aus den 'Originalbüchern' wie auch aus Caths Fanfiction, weswegen manchen Lesern die Charaktere schon bekannt sein dürften. Ich denke, es ist gut möglich, das Buch ohne das Vorwissen zu lesen, einfacher ist es aber sicher, 'Simon' als Spin-Off zu sehen und als Folgeband zu lesen. (Ich habe aber auch schon gegenteilige Meinungen gehört, nachdem sich das Buch ohne Fangirl noch mehr genießen lässt, weil die Erwartungshaltung nicht so übertrieben hoch ist.)
Die HANDLUNG
Ich habe Simon und Baz in Fangirl so sehr geliebt und jede kleine Passage sehr genossen.
Rainbow Rowell macht kein Geheimnis daraus, dass sie in 'Simon' mit den Stereotypen von Fantasyromanen spielt und sich dabei vor allem an Harry Potter anlehnt. Das ist also durchaus beabsichtigt. Sie wollte selbst einmal eine Geschichte schreiben über Auserwählte, magische Wesen, unbesiegbare Nemesis, alte, weise Magier, treue Freunde. Somit präsentiert sich 'Simon' zwar trotzdem mit einer individuellen Geschichte, erinnert aber zeitgleich immer wieder an Harry Potter und seine Freunde. Das hat mich persönlich wenig gestört.
'Simon' setzt mitten in der Geschichte, aber immerhin zu Beginn eines Schuljahres ein. Die Charaktere kennen sich, Simon und Baz sind schon seit Jahren Rivalen und Feinde. Simons beste Freundin Penelope glänzt in all ihrem nerdigen Charme. Agatha hat sich gerade von Simon getrennt. Dennoch kommt man gut und einfach in die Geschichte. Ich hab jedes kleine Detail aufgesogen und mich sehr von der locker leicht geschriebenen Geschichte mitreißen lassen. Der Schreibstil wirkt aber auf jeden Fall anders als in Fangirl, die Geschichte selbst mehr wie eine ausführliche, gute Fanfiction, als ein eigenständiger Roman. Letztlich hätte ich einfach etwas ... mehr erwartet.
Die CHARAKTERE
Simon mochte ich dennoch wieder sehr. Aber auch wenn er sicher auf der naiven Seite der Auserwählten gelandet ist, finde ich seine Rolle ziemlich gut ausgearbeitet und einfach ... sympathisch. Dazu bin und bleibe ich ein Riesenfan von Baz und auch Penelope ist mir immer mehr ans Herz gewachsen. Dazu kommen noch einige Charaktere, die wir bislang nicht kannten wie Ebb die Ziegenhüterin in Watford, der Schule für Magier die Simon besucht, und die mich gleich für sich begeistert hat.
Fazit
'Simon' ist nicht Caths sondern Rainbow Rowells Geschichte, die mit Humor und Rowells Charme eine fantastische Geschichte voller Magie, Familie, Freundschaft und Liebe erzählt. Trotzdem hat mich die Geschichte nicht vollkommen mitgerissen - sowohl was den Schreibstil angeht, als auch die Geschichte an sich, hat mir einfach etwas gefehlt.
Dennoch ist 'Simon' für jeden Fan ein Muss und für jeden Simon und Baz Fan ein großartiges Geschenk.
Gute Nachrichten für alle die nicht genug bekommen können: Rowell hat bereits angedeutet, dass es eine Fortsetzung geben könnte.
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Die deutsche Ausgabe verdient für mich zwar eigentlich einen Punkt Abzug, da ich aber nicht die Wertung der Geschichte an sich vermiesen möchte, bleibe ich bei 4 Sternen.