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Duffy

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Cover des Buches Ruf! Mich! An! (ISBN: 9783746628004)

Bewertung zu "Ruf! Mich! An!" von Else Buschheuer

Ruf! Mich! An!
Duffyvor 4 Jahren
Heiße Luft

Das Leben einer Stadtneurotikerin ist doch ein Graus. Besonders wenn man so viel Kohle hat, dass man nicht weiß wohin damit. Und dafür kaum noch arbeiten muss, weil man eine Wahnsinns-Hyper-Superduper-Werbeagentur hat. Da muss doch zwangsläufig die große Langeweile aufkommen, besonders wenn die BILD-Zeitung und Bärbel Schäfer
zum täglichen Fortbildungsritual gehören. Natürlich hat man die entsprechenden Freunde, die ja irgendwie genauso verkorkst sind wie man selber. Dieser ganze Überdruss mit den Menschen überhaupt, wie kann man so was nur aushalten, ohne nicht ab und zu mal ein paar Exzesse zu starten. Die ja dann auch sehr schnell langweilig werden.

„Ruf!Mich!An!“ ist ein toller Titel und angeblich soll es ein Skandalbuch zur Jahrtausendwende gewesen sein, ja, sogar „Kultstatus“ erreicht haben. Und die Autorin eine „unermüdliche Gladiatorin des echten Alltags“. Da möchte man doch nicht wissen, wie der falsche Alltag aussieht.

Hingerotzt, berechnend und gekünstelt auf Krawall gebürstet. Die Autorin hat bestimmt in ihrem Leben ein paar gute Einfälle, das hier ist ein wenig zu kalkuliert und daher authentizitätsfrei. Mag sein, dass es diese Leute gibt, ganz sicher sogar, aber das dürfte die Mehrheit der Gesellschaft nicht wirklich interessieren. Es ist einfach langweilig ud nur für ein paar gelungene Gags gibt es die zwei Sterne, von einem, der todsicher nicht das Revolutionäre dieses Buches erkennen kann, weil er dafür gar nicht qualifiziert ist.

Cover des Buches Raumpatrouille (ISBN: 9783462053739)

Bewertung zu "Raumpatrouille" von Matthias Brandt

Raumpatrouille
Duffyvor 4 Jahren
Nicht ganz den Erwartungen entsprechend

Es gibt kaum noch jemanden, der nicht weiß, dass der beliebte Schauspieler Matthias Brandt der Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt ist. So ist es natürlich auch für den Verlag leicht, Werbung für ein Buch machen zu können, das normalerweise gar nicht ins Programm gekommen wäre, wenn man ehrlich ist. Damit ist jetzt nicht der Promibonus gemeint, oder das Brand nicht schreiben kann. Das kann er nämlich und zwar sehr gut, sehr authentisch und in einem schönen und warmen Stil, der das Lesen durchaus angenehm macht. Gemeint ist vielmehr der Inhalt, denn Brandt erzählt Geschichten aus seiner Kindheit und auf dem Weg zum Jugendlichen, die nun mal von anderen Rahmenbedingungen geprägt war, als ein „normales“ Leben, denn natürlich brachte es der Status des Vaters mit sich, dass sich die Familie dem politischen Amt und seinen Begleiterscheinungen anpassen musste. Man sollte hier aber nicht unterstellen, dass der Junge Matthias darunter gelitten hat. Die temporäre Fremdheit zum Vater, durch dessen Zeitmangel verursacht, ist nicht bedrohlich, sondern einfach nur anders und Brandts „Abenteuer“ lassen nie vermuten, dass er vor irgendwelchen psychischen Schwierigkeiten stand. Aber gerade die Episoden, die der Autor erzählt, sind dann doch nicht so aufregend, es sind ganz normale Kindheitserlebnisse, nur in einem anderen Kontext. Und das ist der Unterschied, das hätte bei einem „normalen“ Autoren ohne diesen Background wahrscheinlich für eine Veröffentlichung nicht gereicht. Das sagt nichts über die Qualität des Inhalts aus.

Da Matthias Brandt gerade im Fernsehen sehr präsent ist, hört man beim Lesen seine Stimme und kann sich auch vorstellen, wie er bei der einen oder anderen Passage das Gesicht zu einem sich erinnernden Lächeln verzieht.

Mittlerweile ist der erste Roman des Schauspielers/Schriftstellers erschienen und man darf gespannt sein, wie er mit dieser Form umgeht.

Cover des Buches Diese gottverdammten Träume (ISBN: 9783832164355)

Bewertung zu "Diese gottverdammten Träume" von Richard Russo

Diese gottverdammten Träume
Duffyvor 4 Jahren
Mitreissend

Miles Roby ist der Geschäftsführer eines Diners in der amerikanischen Kleinstadt Empire Falls. Es ist nicht nur ein gewöhnliches Restaurant, sondern hier trifft sich die ganze Stadt. Doch Roby war nicht immer im Restaurant tätig. Er hat seine Collegeausbildung abgebrochen, um seiner Mutter während einer tödlichen Krankheit beizustehen und hat dann nicht mehr weitergemacht. Er ist geschieden, kümmert sich so gut es geht um seine Tochter und seinen ständig schnorrenden Vater. Es ist nicht das Leben, das er sich erhofft hat und das ist immer noch eng verbunden mit der Unternehmerfamilie Whiting, der die halbe Stadt gehört.

Dennoch gelingt es ihm, nach einem aufsehenerregenden Ereignis in der Highschool seiner Tochter auszubrechen und die Stadt zu verlassen. Es zieht ihn nach Martha's Vineyard, einem Ort, den er jahrelang als Ferienort frequentiert hat und der für ihn so etwas wie ein „Sehnsuchtsort“ geworden ist. Doch Miles kann nicht aus seiner Haut.

Richard Russo erzählt hier mit atemberaubenden Sequenzen das Leben eines Mannes, der durch seine Unentschlossenheit von anderen in seiner Gutgläubigkeit ausgenutzt wird und zudem dem Schicksal, für das er meint, vorbestimmt zu sein, nicht entkommen kann. Die Verflechtungen zweier Familien aus verschiedenen sozialen Hintergründen und die Enge der Kleinstadt mit ihren manchmal erdrückenden Querverbindungen spielen genauso eine Rolle, wie die überraschenden Einflüsse, die von außen ein ganzes Gefüge zerstören können.

Russo erzählt, als wäre er mittendrin, die Atmosphäre, die sich in der Enge der Räume auftut, ist zum Greifen nah, die Charaktere sind genau gezeichnet, sodass man sie vor sich sieht. Von der ersten bis zur letzten Seite ist man Teil des Diners, der Stadt und der Nöte der Protagonisten. Ein genaueres Bild lässt sich von einer amerikanischen Kleinstadt nicht zeichnen. Nicht nur dafür hat Russo den Pulitzer-Preis erhalten. Er steht schon lange in einer Reihe von  Autoren wie Richard Ford, Paul Auster oder John Irving, die alle die Gabe haben, die Realität so genau abzubilden, dass man einen sehr intimen Blick auf die amerikanische Gesellschaft bekommt. 

Cover des Buches Blind Owl Blues: The Mysterious Life and Death of Blues Legend Alan Wilson (English Edition) (ISBN: B06XGJDJWX)

Bewertung zu "Blind Owl Blues: The Mysterious Life and Death of Blues Legend Alan Wilson (English Edition)" von Rebecca Davis

Blind Owl Blues: The Mysterious Life and Death of Blues Legend Alan Wilson (English Edition)
Duffyvor 4 Jahren
Eine gelungene Biografie

Es gibt diese „Songs für die Ewigkeit“. Jeder kennt sie, jeder kann sie mitsummen und man erkennt sie schon beim Intro. So geht es auch seit gut 50 Jahren mit „On the road again“. Auf unzähligen Compilations, in vielen Filmen verwendet, in Werbespots und als Erkennungsmelodie. Die Harmonika, die glasklare, hohe Stimme und der Boogie-Rhythmus. Wer den Song eingespielt hat, wissen die Jüngeren schon nicht mehr, bei der Woodstock- und Bluesgeneration blitzen die Augen beim Namen Canned Heat in verzücktem Wiedererkennen. Doch wer hat das Stück geschrieben? Wer ist der Sänger und wer hat diese höllische Harmonika gespielt? Da werden es schon weniger, die Auskunft geben können. Das alles war das Werk von Alan Wilson, dem Kopf der Gruppe, die bis zum heutigen Tag mit dem einzig verbliebenen Ur-Mitglied der Aufnahme noch recht erfolgreich durch die Welt tourt und das Banner der „Hitze in Dosen“ hochhält.

Al Wilsons Biografie ist, genauso wie sein rätselhafter Tod bereits 1970, von vielen Geschichten und Vermutungen umrankt. Fest steht, dass der Blues-Purist ein Einzelgänger war, der Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten und ganz besonders mit Frauen hatte. Daraus erwuchs eine Einsamkeit, die er einerseits mit Musik und andererseits mit einer fast schon kultischen Liebe zur Natur kompensierte. Dass er ein Genie war, wie es viele seiner Wegbegleiter behaupteten, muss man unterstellen, denn manische Züge waren bei seiner Auffassung und Umsetzung der musikalischen Ideen herauszuhören. Dass er Zeit seines Lebens psychische Probleme hatte, bedingte sicher diese Entwicklung und ob er, als „normaler“ Mensch zu Leistungen, wie er sie in seinem kurzen Schaffen erbracht hat, fähig gewesen wäre, sei dahingestellt.

Das kurze Leben des Al Wilson gibt nicht viel her für eine aufregende Biografie. Die Zeugnisse seiner Mitstreiter, seiner Familie und Wegbegleiter widersprechen sich sogar noch, wenn über seinen Tod spekuliert wird. Es gibt von Canned Heat überhaupt sehr wenig biografisches Material, lediglich Fito de la Parra, das einzig noch lebende Bandmitglied aus jener Zeit, hat eine Biografie verfasst, die dem Phänomen Al Wilson allerdings nicht näher kommt.

So ist dieses Buch von Rebecca Davis das einzige Werk, das Aufschluss über den Musiker Wilson geben kann. Sie hat sorgfältig recherchiert, die Quellen ihrer Informationen benannt und die, wo es sich um Spekulationen handelt, eindeutig als solche gekennzeichnet. Herausgekommen ist eine ungefähre Vorstellung vom Mensch und Musiker Al Wilson und das ist keine einfache Arbeit gewesen. Davis hat das lobenswerterweise mit viel Empathie und Genauigkeit gemacht und dafür werden ihr die Fans sehr dankbar sein.

Cover des Buches Das wilde Herz (ISBN: 9783257245394)

Bewertung zu "Das wilde Herz" von Andrea De Carlo

Das wilde Herz
Duffyvor 4 Jahren
Zäh und langweilig

Die Geschichte von der Bildhauerin Mara und dem Anthropologen Craig. Sie ist gebürtige Italienerin und deswegen verbringen sie ihre Sommer in einem kleinen, alten Haus in Ligurien, das Mara über alles liebt. Den Rest des Jahres leben sie im Umfeld des Wissenschaftlers Craig in Cambridge. Unterschiedlicher kann ein Paar gar nicht sein. Die kreative und lebensoffene Mara und der nüchterne Wissenschaftler Craig, der diese Wochen in dem kleinen Haus nicht genießen kann und am liebsten nichts damit zu tun haben will. Als eines Tages das Dach einbricht und Craig gleich mit ihm, taucht ein geheimnisvoller Bauunternehmer auf, der die Reparatur übernimmt. Es kommt zu einer vorhersehbaren Konfliktsituation.

Ein 470 Seiten langer Parforceritt durch eine konfliktgeladene Ehe. Allerdings ohne besondere Überraschung, auf die man, weil man de Carlo kennt, wartet. Leider ergebnislos. Zu vorhersehbar, teilweise schon klischeehaft, mäandert der Roman durch Stationen verunglückter Eheereignisse und es lässt sich eigentlich alles schnell zusammenfassen, was sich der Autor hier mühsam zusammenschreibt. Da gibt es noch nicht mal irgendwelche überraschenden Wendungen, alles, auch die Nebenhandlungen, liest sich wie schon hundertmal gelesen. Dazu kommen noch die unendlichen Fragen, die sich die Handlungsträger stellen, seitenweise nur Fragen und das geht nach einer Weile schon auf die Nerven, sodass man sagen möchte: „Nicht schon wieder“.

Das ist ganz sicher der schlechteste Roman, den de Carlo geschrieben hat, er hat nichts von seinen üblichen brillanten Handlungsabläufen und Dialogen. Spannung kommt nur kurz in wenigen Sequenzen auf. Wenn man nicht den Autorenbonus gewähren würde, könnte man das Buch nach der Hälfte weglegen.

Natürlich steht es einem so guten und stilsicheren Autoren auch zu, mal einen „Ausreißer“ zu produzieren, aber diese Veröffentlichung hätte man sich überlegen sollen. Zwei Sterne für die Recherchearbeiten zum Thema Anthropologie.

Cover des Buches Lektüre zwischen den Jahren (ISBN: 9783458364238)

Bewertung zu "Lektüre zwischen den Jahren" von Clara Paul

Lektüre zwischen den Jahren
Duffyvor 4 Jahren
Grossartige Zusammenstellung zum Thema

Meistens sind die Erinnerungen, die wir an irgendetwas haben, an Orte oder feste Zeiten gebunden. Wir erinnern uns an Urlaube, in denen wir außergewöhnliche Erlebnisse hatten oder besonders schöne Landschaften gesehen haben. Wir erinnern uns an Feste, an Tage, an denen uns etwas Besonderes widerfahren ist oder an Ereignisse, die so einmalig in unserem Leben waren, dass wir sie nicht mehr vergessen und von Zeit zu Zeit an die Oberfläche unseres Bewusstseins holen. Egal, welcher Art die Erinnerungen auch sind, sie sind meistens an bestimmte Orte oder Personen gebunden. Was wir dabei übersehen ist, dass sie eigentlich nur eingebettet sind und dass das, was wir empfinden, immer in einem gewissen Kontext erscheint. Wenn wir den beiseite lassen, stellen wir fest, dass der Augenblick, der in uns Erinnerungen auslöst, immer nur ein kleiner Moment war, der unabhängig von diesem Kontext nur aus uns heraus geformt wurde. Der unabhängige Anlass ist das kleine Stück individueller Erfahrung, der eine ganze Erinnerung verursacht.

Diese kleinen Momente werden in dieser wunderschönen Zusammenstellung des Insel-Verlages präsentiert. Wie nicht anders zu erwarten von großen Schriftstellern, denen das Schwierige gelingt, nämlich die kleinen Augenblicke herauszufiltern, zu erkennen und sie dann auch noch in so einer Sprache wiederzugeben, die den Leser in diese sehr emotionalen Lebensbruchstücke  mitnimmt. Allen an dieser Anthologie Beteiligten ist das gelungen und so wird es für eine Empfehlung auch unwichtig, die Schrifsteller einzeln beim Namen zu nennen, die Inhalte sprechen für sich.

Wieder einmal ist es dem Verlag gelungen, eine schöne kleine Anthologie zu veröffentlichen, nicht nur hochwertig in der Ausführung, sondern erst recht in der inhaltlichen Fülle. Dass es dann noch zu einem unschlagbar günstigen Preis und in einem handlichen Taschenformat zu haben ist, rechtfertigt die 5 Sterne in jeder Beziehung.

Cover des Buches Der Wal und das Ende der Welt (ISBN: 9783596704194)

Bewertung zu "Der Wal und das Ende der Welt" von John Ironmonger

Der Wal und das Ende der Welt
Duffyvor 4 Jahren
Bewegend! Aktuell und wunderschön!

Ein junger Mann strandet vollkommen nackt in der Bucht von St. Piran in Cornwall. Die Dorfgemeinschaft rettet ihn und er findet Zuflucht in dem kleinen Dorf. Wenig später strandet auch noch ein Wal und unter der Leitung des angelandeten Joe kann die Dorfgemeinschaft dem Tier ins Wasser zurückhelfen.

Dieser Junge ist Mathematiker und arbeitet für eine Bank als Analyst. Dort hat er ein System entwickelt, das den Erfolg sogenannter Leergeschäfte an der Börse aufgrund von Vorhersagen unterschiedlicher Datensätze vorhersagen kann. Der Chef der Bank, Lew Kaufmann, möchte nun jedoch den menschlichen Faktor in dieses System integriert sehen. Dabei erkennt der junge Entwickler, dass eine große Krise bevorsteht, die das Ende der Zivilisation bedeuten könnte. Als sein System bei einem Testdurchlauf versagt und die Bank fast 300 Millionen Pfund verliert, kommt es zu seiner überstürzten Flucht nach Cornwall.

Zusammen mit den Dorfbewohnern richtet er sich auf den Fall der Fälle ein und der lässt nicht lange auf sich warten. Eine Grippeepidemie stellt alles in Frage, was man am Schreibtsch errechnen kann und lässt den menschlichen Faktor einer unkalkulierbaren Prüfung unterziehen.

Es ist ein beklemmendes Buch, weil es so nah an der Realität ist. Denn alles, was hier als worst-case-Szenario beschrieben wird, kann nicht erst in der fernen oder mittelfristigen Zukunft passieren, sondern im Hier und Jetzt und in ein paar Tagen. Die Bankszenen, die Ironmonger absichtlich nicht in Insiderwissen ertrinken lässt, haben den einen Sinn, das ganze Ausmaß einer Krise so einfach zusammenzufassen, dass er nicht nur auf sechs Seiten passt, sondern auch noch unbestreitbar schlüssig ist. Selbst wenn sich jemand noch nie damit befasst hat, wird er überrascht sein, wie simpel in unserer Zeit eine große Krise wie eine Epidemie oder Kriegshandlungen an strategisch wichtigen Handelswegen eine globale Kettenreaktion auslösen kann. Schon für diese einfache Darstellung müsste man dem Autoren Preise zukommen lassen.

Aber das Buch geht weiter, denn es berücksichtigt eine wichtige und scheinbar bisher unbeachtete Seite. Wie gehen die Menschen wirklich in einer Krise miteinander um? Kommt es zum oft prophezeiten Showdown, zum totalen Zusammenbruch oder gibt es doch noch im Verhalten dieser immer mehr verrohten Rasse einen Mechanismus, der das Nebeneinander höher bewertet als alles Streben nach Besitz und die immer stärker ausgeprägte Gier nach mehr? Wird es wirklich zum großen Blutbad kommen oder gibt es noch diese unkalkulierbare Seite in der Menschheit, die so eine Krise anders und im Sinne der Humanität lösen könnte?

Ironmonger entschiedet sich für einen Verlauf, der sowohl das eine als auch das andere anbietet. Das ist ein großartiges Vorgehen, weil es den Leser einlädt, ehrlich für sich die Fragen zu beantworten, ohne sich öffentlich, in ewigen Diskussionen, und theoretisch damit auseinanderzusetzen. Die Gewissens- und individulle Mentalitätsfrage

Das Ironmonger zudem noch eine wunderbare Geschichte erzählt, so voller Wärme und Empathie, lässt dieses Buch in einem strahlenden Licht erscheinen. Ich habe schon lange nicht mehr so ein emotionales Buch gelesen, dass zudem noch Themen behandelt, die auf jeder individuellen Agenda stehen sollten. Dieser Roman ist ein großer Wurf und der Autor sollte dafür mit Preisen überhäuft werden. Gerade auch, weil es Kritiker geben wird, die dem Schreiber zu viel Romantik vorwerfen werden. Aber die haben ihren Beruf verfehlt und wahrscheinlich noch nie das Bild eines Wales gesehen.

Cover des Buches Ein Geschenk für Marina (ISBN: 9783426455968)

Bewertung zu "Ein Geschenk für Marina" von Grit Landau

Ein Geschenk für Marina
Duffyvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Schwacher und überflüssiger Appetithappen für das Hauptbuch. Entbehrlich.
Cover des Buches Underground Railroad (ISBN: 9783446256552)

Bewertung zu "Underground Railroad" von Colson Whitehead

Underground Railroad
Duffyvor 4 Jahren
Bewegend

Schon ihre Großmutter wurde auf ein Sklavenschiff verschleppt und nach Georgia auf eine Baumwollplantage gebracht. Die Schwarzen wurden, egal in welchen Bereichen sie arbeiteten, als Tiere oder Ware behandelt. Auch Cora, die Enkelin, kennt nur das Leben auf der Plantage und träumt genauso wie alle von einer Flucht, von der sie nicht wissen, wohin sie führt. Sie lernt Caesar kennen, der sie mitnehmen will, um mithilfe des Netzwerks um die sagenumwobene Underground Railroad in einen sklavenfreien Staat zu fliehen. Niemand weiß, was es mit dieser geheimnisvollen Bahnlinie im Untergrund auf sich hat, wer die Erbauer waren, die ohne feste Fahrpläne auf unbekannten Bahnhöfen hält. Cora und Caesar gelingt es, eine dieser Stationen zu erreichen und es beginnt eine Flucht ins Ungewisse, denn jeder Staat hat eine andere Gesetzgebung. Kopfgeldjäger, seltsame Ärzte, Leichenschänder und einige dunkle Existenzen mehr machen diese Flucht zum waghalsigen Abenteuer und immer stellt sich die bange Frage: Wird man nach den vielen Mühen und Entbehrungen in die Freiheit gelangen?

„Underground Railroad“ als aktives Netzwerk hat seinen Namen nach der Möglichkeit, sich mit Begriffen aus der Welt der Eisenbahn verschlüsselte Nachrichten zu senden. Whitehead hat hier die Eisenbahn-Metapher klug in den Roman eingewoben. Es ist nicht die Handlung und das Einzelschicksal, das im Vordergrund steht, sondern klar ersichtlich, dass es dem Autor um den Versuch einer eindrücklichen Schilderung des Themas an sich geht. Dass er das mit drastischen Schilderungen von Grausamkeiten auch bis zur letzten schmerzhaften Konsequenz durchhält, gibt dem Buch seine Rechtfertigung. Es hat diese unmenschliche Form der Sklaverei gegeben, es hat den Rassismus gegeben, es hat die Vorfälle gegeben, die heute so oft als Klischee verniedlicht werden. Das Buch geht mit seinen Wahrheiten noch weiter, denn es teilt durch seine schonungslose Offenheit mit, dass es auch heute noch sklavenähnliche Verhältnisse gibt. Es gibt auch heute noch Rassismus und es gibt auch heute gewaltsame Übergriffe gegen fremde Kulturen, gegen Menschen mit anderer Hautfarbe und es gibt auch heute noch die Hetzer, die ihre Parolen um die Welt schicken.

Das Buch  hat nichts mit Romantik zu tun. Die Protagonisten, um die es geht, sind nur der Mittel zum Zweck. Whitehead hat den Pulitzer-Preis bekommen und das geht vollkommen in Ordnung, denn „Underground Railroad“ ist mehr eine Dokumentation und Geschichtsstunde als ein Roman. In jedem Fall ist es ein brandaktuelles Thema. Das ist das Aufwühlende daran.

Cover des Buches Wenn das Herz denken könnte... (ISBN: 9783250250012)

Bewertung zu "Wenn das Herz denken könnte..." von Fernando Pessoa

Wenn das Herz denken könnte...
Duffyvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Guter Einstieg in Pessoas Welt

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