Ein junger Mann strandet vollkommen nackt in der Bucht von St. Piran in Cornwall. Die Dorfgemeinschaft rettet ihn und er findet Zuflucht in dem kleinen Dorf. Wenig später strandet auch noch ein Wal und unter der Leitung des angelandeten Joe kann die Dorfgemeinschaft dem Tier ins Wasser zurückhelfen.
Dieser Junge ist Mathematiker und arbeitet für eine Bank als Analyst. Dort hat er ein System entwickelt, das den Erfolg sogenannter Leergeschäfte an der Börse aufgrund von Vorhersagen unterschiedlicher Datensätze vorhersagen kann. Der Chef der Bank, Lew Kaufmann, möchte nun jedoch den menschlichen Faktor in dieses System integriert sehen. Dabei erkennt der junge Entwickler, dass eine große Krise bevorsteht, die das Ende der Zivilisation bedeuten könnte. Als sein System bei einem Testdurchlauf versagt und die Bank fast 300 Millionen Pfund verliert, kommt es zu seiner überstürzten Flucht nach Cornwall.
Zusammen mit den Dorfbewohnern richtet er sich auf den Fall der Fälle ein und der lässt nicht lange auf sich warten. Eine Grippeepidemie stellt alles in Frage, was man am Schreibtsch errechnen kann und lässt den menschlichen Faktor einer unkalkulierbaren Prüfung unterziehen.
Es ist ein beklemmendes Buch, weil es so nah an der Realität ist. Denn alles, was hier als worst-case-Szenario beschrieben wird, kann nicht erst in der fernen oder mittelfristigen Zukunft passieren, sondern im Hier und Jetzt und in ein paar Tagen. Die Bankszenen, die Ironmonger absichtlich nicht in Insiderwissen ertrinken lässt, haben den einen Sinn, das ganze Ausmaß einer Krise so einfach zusammenzufassen, dass er nicht nur auf sechs Seiten passt, sondern auch noch unbestreitbar schlüssig ist. Selbst wenn sich jemand noch nie damit befasst hat, wird er überrascht sein, wie simpel in unserer Zeit eine große Krise wie eine Epidemie oder Kriegshandlungen an strategisch wichtigen Handelswegen eine globale Kettenreaktion auslösen kann. Schon für diese einfache Darstellung müsste man dem Autoren Preise zukommen lassen.
Aber das Buch geht weiter, denn es berücksichtigt eine wichtige und scheinbar bisher unbeachtete Seite. Wie gehen die Menschen wirklich in einer Krise miteinander um? Kommt es zum oft prophezeiten Showdown, zum totalen Zusammenbruch oder gibt es doch noch im Verhalten dieser immer mehr verrohten Rasse einen Mechanismus, der das Nebeneinander höher bewertet als alles Streben nach Besitz und die immer stärker ausgeprägte Gier nach mehr? Wird es wirklich zum großen Blutbad kommen oder gibt es noch diese unkalkulierbare Seite in der Menschheit, die so eine Krise anders und im Sinne der Humanität lösen könnte?
Ironmonger entschiedet sich für einen Verlauf, der sowohl das eine als auch das andere anbietet. Das ist ein großartiges Vorgehen, weil es den Leser einlädt, ehrlich für sich die Fragen zu beantworten, ohne sich öffentlich, in ewigen Diskussionen, und theoretisch damit auseinanderzusetzen. Die Gewissens- und individulle Mentalitätsfrage
Das Ironmonger zudem noch eine wunderbare Geschichte erzählt, so voller Wärme und Empathie, lässt dieses Buch in einem strahlenden Licht erscheinen. Ich habe schon lange nicht mehr so ein emotionales Buch gelesen, dass zudem noch Themen behandelt, die auf jeder individuellen Agenda stehen sollten. Dieser Roman ist ein großer Wurf und der Autor sollte dafür mit Preisen überhäuft werden. Gerade auch, weil es Kritiker geben wird, die dem Schreiber zu viel Romantik vorwerfen werden. Aber die haben ihren Beruf verfehlt und wahrscheinlich noch nie das Bild eines Wales gesehen.