"Die Augen des Iriden" von Maja Loewe
Klappentext:
Tief unten in den Kellern des Otto-Suhr-Instituts der Freien Universität Berlin werden bei einem Experiment alle ethischen Grenzen gesprengt. Ein Psychologe, ein Neurowissenschaftler und ein Historiker nutzen das Wissen einer geheimen Bruderschaft, um Bilder in manipulative Waffen zu verwandeln.
Der sechzehnjährige Henry wird in eine hochexplosive Geschichte verwickelt, die eng mit dem Geheimbund der Iriden aus der Zeit der Französischen Revolution verknüpft zu sein scheint, mit dem sein Vater sich wissenschaftlich beschäftigt hat. Und auch, dass Henry ein blaues und ein braunes Auge hat, scheint eine tiefere Bedeutung zu besitzen. In plötzlichen Tagträumen beginnt er in Bilder einzutauchen und ihre innersten Mechanismen zu erkennen. Gemeinsam mit seiner Chat-Freundin Valeska macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit und kommt einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur, dass die Menschheit für immer verändern könnte.
Ein tiefsinniger Jugendroman in einer Action-geladenen Kulisse von Geheimbund und Verschwörungstheorien, dessen Abenteuer an mehr Orte führen, als diese Welt zu bieten hat.
Meinung:
Das Buch fällt in die Kategorie Jugendbuch. Ich würde es ungefähr für Jugendliche ab 15 oder 16 sehen, denn teilweise werden auch brutale Gegebenheiten sehr bildhaft beschrieben.
Die Geschichte um Henry und Valeska hat mir im Allgemeinen gut gefallen.
Der Schreibstil ist mitreißend und lebendig. Die verschiedenen Charaktere sind gut und unterschiedlich dargestellt.
Da gibt es den zurückhaltenden Henry, die aufbrausende Sanje, die coole Valeska, die lebenslustige Julia, die verwirrte Mutter, den treuen Gärtner und einige andere mehr, die zum größten Teil sehr anschaulich dargestellt werden.
Vor allem aber das Hintergrundwissen der Autorin über Kunst und geschichtliche Begebenheiten, dass sie immer wieder einfließen lässt, war beeindruckend und stellt doch auch gewisse Ansprüche an die Leser.
Selbst die unterschiedlichen Schauplätze der Welt waren bildhaft beschrieben.
Dennoch hakt es meiner Meinung nach ein einigen Stellen im logischen Bereich.
Warum der Kommissar Julia ein Urlaufbsfoto zeigt, wird mir persönlich nicht ersichtlich. Die Szene ist jedoch für den Fortschritt der Geschichte unglaublich wichtig. Es ist nahezu eine der Schlüsselszenen.
Ebenso ist es doch ein recht großer Zufall, dass die Ex des Kommissars etwas zur Klärung des Falles beisteuern könnte. Es im Endeffekt aber nicht mehr kann. Hier wird nur die Brutalität der anderen Seite besonders deutlich.
Ein Typ wie Sammy kann ich mir einfach nicht beim Verfassungsschutz vorstellen und einige Dinge, die der so macht, stelle ich mir wesentlich komplizierter vor, als sie dargestellt werden.
Der leichtfertige Umgang mit Drogen hat mich dann auch noch sehr erschreckt. Die Folgen die aus Drogenkonsum resultieren können werden in keinster Weise dargestellt.
Ebenso sind Adam und Eva nicht Maria und Josef … selbst wenn die impliziert Szene auf mich im Nachhinein ziemlich lustig wirkt.
Warum Henry der letzte der Iriden sein soll erschließt sich mir ebenfalls nicht. Er ist derzeit der einzige, aber nicht unbedingt der letzte. Julia kennt den Ritus, denn sie hat ihn mit Henry an seinem 16. Geburtstag durchgeführt. Also könnte sie ihn auch ein weiteres Mal durchführen, solange das Bild existiert. Auch wenn wir von dem Verbleib des Bildes nichts mehr erfahren. Doch mir scheint es unwahrscheinlich, dass es zerstört wurde, denn es befand sich ebenso wie die wichtigen Buchseiten, auf denen die Zeremonie stand, in Melodys Besitz.
Ebenso erfahren wir nichts mehr über Melody, die als intrigante Persönlichkeit dargestellt wird, die nur ihre eigenen Ziele verfolgt. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass sie mit den Sulfurern zusammenarbeiten würde. Zumindest nicht bewusst, denn die scheinen ja Schuld an dem Tod ihrer Vorfahren zu sein.
Oft hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, z.B. wieso die Familie derart gut betucht zu sein scheint, oder wer all das am Laufen hält (die Villa, das blaue Haus, den Gärtner etc), wo die Mutter doch verwirrt ist.
Viele Dinge werden einfach nicht erklärt, bzw lässt die Autorin ihre Leser hier im Unklaren. Auch über Henrys Tiere am Ende wird kein einziges Wort mehr verloren, die er die ganze Zeit mit sich geschleppt hat.
Es gibt also viele Dinge, die für mich nicht unbedingt logisch sind. Das lässt sich auch nicht alles damit erklären, dass dieses Buch wie ein surreales Kunstwerk auf einen wirken könnte.
Zum Ende hin wirkt es auf mich reichlich rasant, als ob unbedingt schnell ein Ende herbeigeführt werden musste. Das ist sehr schade und hätte durchaus noch Potenzial gehabt.
Cover:
Das Cover gefällt mir sehr. Die Augen, die die Heterochromie zeigen, dann die Tür, durch die man andere Welten in den Bildern betreten kann, deuten alle auf den Inhalt hin. Im Laufe des Buches wird dem Leser deutlich, dass der Designer sich mit dem Inhalt des Buches auseinandergesetzt hat.
Mein Fazit:
Ich gebe aufgrund der bildhaften und gut verständlichen Schreibweise trotz etlicher kleinen Macken gute 4 Sterne. Denn geschrieben ist die Geschichte wirklich klasse.
Es sollten sich jedoch die Leser selbst ein Bild von Henry, seiner Familie und den Freunden, oder von der anscheinend überall-ihre-Finger-drin-habenden Sulfurer-Vereinigung machen. Es lohnt sich, denn die Iriden haben eine lange Ahnenfolge und die scheint bis zur Entstehungsgeschichte und dem Baum der Erkenntnis zurückzureichen.