Wie unterschiedliche die Geschmäcker (zum Glück) doch wieder sind: Mich hat das Buch leider gar nicht abgeholt.
Eine inhaltliche Zusammenfassung spare ich mir, da hierzu ja schon genug gesagt wurde. Ich beginne lieber gleich mit meinem persönlichen Eindruck. Leider habe ich zwei große Kritikpunkte:
Zum einen passiert in diesem Buch absolut nichts. Eigentlich lese ich sehr oft und gerne unaufgeregte Bücher, die nicht von einer großen Handlung leben, sondern eher von Gedanken, Beobachtungen und Dialogen. Trotzdem hat mich hier gestört, dass die Story für mein Empfinden überhaupt nichts hergab. Natürlich war das Buch sprachlich wunderbar ausgestaltet. Die Landschaften, Straßen, Orte, Wiesen und Wälder waren wirklich anschaulich beschrieben. Die Autorin zauberte einem dadurch oft wunderschöne Bilder in den Kopf. Aber darin lag für mich auch schon der ganze Reiz. Passiert ist da wirklich gar nichts, weshalb ich mich leider oft zum Weiterlesen zwingen musste.
Das zweite große Problem lag für mich darin, dass ich mich mit den Hauptpersonen nicht anfreunden konnte. Einzig und allein Kitty war mir recht sympathisch. Die drei weiteren Charaktere – Jack, Howard und Jamie – sind mir dagegen nicht so wirklich an’s Herz gewachsen. Wie auch die Handlung, fand ich sie sogar recht langweilig. Jack, der „Landstreicher“, läuft so durch die Gegend und erfreut sich an der Natur. Howard, der gelangweilte Ehemann, sammelt und repariert Radios. Und Jamie, der ziellose Jugendliche, findet seine Erfüllung darin, an Autos rumzubasteln und seinen Großvater des Öfteren zu besuchen. Das ist ja alles ganz schön und gut, aber interessante Charaktere sehen für mich einfach ein wenig anders aus.
Natürlich nimmt man auch aus diesem Roman eine tiefere Botschaft mit, denn alle vier Personen tragen unausgesprochene Gefühle und tiefere Sehnsüchte mit sich herum, die sie nicht ausleben (können). Jack will einfach nur grenzenlos frei sein, nicht als bedrohlicher Herumtreiber missverstanden und in Ruhe gelassen werden. Howard sehnt sich nach seinem früheren, aufregenderen Leben in der Großstadt London und leidet unter dem nichtssagenden Dorfleben, in dem er sich unwohl fühlt und in dem er irgendwie verkommt. Seine Frau Kitty leidet unter ihrer tristen und emotionslosen Ehe mit Howard, in der sich die beiden offenbar nur noch aus Gewohnheit miteinander arrangiert haben und außer dem eingefahrenen Alltag so rein gar nichts miteinander teilen. Und Jamie fehlt neben einem gewissen Ehrgeiz, etwas Selbstverstrauen und einer Struktur, ganz schlicht und einfach ein Ziel im Leben. Alle vier führen einem als Negativbeispiele also vor Augen, dass man sich mit seinen Sehnsüchten nicht einfach nur abfinden und seine Wünsche unterdrücken sollte, sondern den Mut aufbringen muss, diese ernst zu nehmen und zu verwirklichen, damit man im Leben sein eigenes Glück erreicht.
Trotzdem ist es schade, dass man sich insgesamt doch eher durch ein sehr langatmiges und zähes Buch mit gewöhnungsbedürftigen Hauptpersonen quälen musste, um diese durchaus lehrreiche Botschaft für sich mitzunehmen.