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ElizaDoo

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Cover des Buches Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt (ISBN: 9783499628405)

Bewertung zu "Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt" von Ulrike Sterblich

Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt
ElizaDoovor 11 Jahren
Als die Clubs noch Diskotheken hießen

Der sehnsüchtige Rückblick auf die eigene Kindheit und Jugend packt wohl jeden ab einem bestimmten Alter. Mehr oder weniger erfolgreiche Buchreihen wie „Wir vom Jahrgang 19xx etc.“ - derzeit zu finden an den Kassen der großen Buchhandelsketten - zeugen davon.

„Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt. Eine Kindheit in Berlin (West)“ von Ulrike Sterblich folgt der Tradition, nostalgische Leser auf eine Reise in die eigene Vergangenheit mit zu nehmen. Die Autorin, Jahrgang 1970, beschreibt ihre Kindheit und Jugend in den Randbezirken von West-Berlin, wobei sich die meisten Erinnerungen auf ihre Teenagerzeit in den 80er Jahren beziehen.

Die Handlung ist eigentlich recht banal und wohl schon tausend Male in Büchern umgesetzt worden: Ein Teenager wird erwachsen, durchläuft die typischen Auf und Abs dieser Lebensphase, stellt sich Sinnfragen, lacht und streitet mit den besten Freundinnen, verliebt sich, und zieht immer weitere Kreise durch seine Stadt auf der Suche nach Neuem und Aufregendem. Die Geschichte beginnt mit den ersten Erinnerungen eines Grundschulkindes in den 70er Jahren und endet mit einem Ausflug in die andere Hälfte der Stadt nach dem Fall der Mauer.

Hinter der Handlung stehen jedoch die Orte West-Berlins, an denen die Dinge ihren Lauf nehmen. Und über die Beschreibung dieser Orte - Straßenzüge, Geschäfte, Clubs, Tanzschulen, etc. - vermittelt Ulrike Sterblich das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Der Generation, die für das wilde Berlin der 70er Jahre von David Bowie, Iggy Pop, und den dazugehörigen Szeneclubs wie dem Dschungel einfach zu jung war. Und sich über eigene Orte, Vorlieben und eine andere Lebensart selber finden musste. Jedes Kapitel ist einem anderen Ort gewidmet und nimmt den Leser dahin mit, wo sich im damaligen West-Berlin das alltägliche Leben abspielte. Am Ende eines jeden Kapitels folgt ein kleiner Absatz, der in aller Kürze die wichtigsten Hintergrundinformationen zum beschriebenen Ort liefert, so dass sich auch der Nicht-Berliner Leser gut zurechtfindet.

Obwohl ich eigentlich um derartige Nostalgie-Literatur einen großen Bogen mache: Dieses Buch hat mich absolut gefesselt. Es hatte für mich – ebenfalls Jahrgang 1970 und in West-Berlin aufgewachsen – absoluten Wiedererkennungseffekt. Wer denkt heute noch daran, dass man für eine Monatskarte des öffentlichen Nahverkehrs am ersten eines jeden Monats einen halben Tag auf dem U-Bahnhof anstehen musste? Oder dass man für 23 Pfennig stundenlang mit der besten Freundin telefonieren konnte? Wer diese Dinge einst miterlebt hat, ist auf seltsame Weise davon berührt.

Aber das Buch ist auch für Nicht-Berliner absolut lesenswert. Man erfährt viel über das Leben zu Mauerzeiten in der Stadt, mit allen Kuriositäten, die der Sonderstatus West-Berlins mit sich brachte. Auch die Geschichte der jungen Ulrike Sterblich, die in den 80er Jahren ihren Weg ins Erwachsenenleben antritt, ist durchaus lesenswert und spannend. Gefallen hat mir auch der Schreibstil der Autorin: Kurzweilig, unterhaltsam und gepaart mit einer großzügigen Portion an Witz und Komik.

Ich denke, es ist ein Buch, das man auf verschiedene Arten lesen kann. Die älteren Semester der West-Berliner werden an vielen Stellen herzlich lachen oder berührt sein, andere Leser werden viel Neues und Wissenswertes über das Leben im damaligen West-Berlin erfahren. Sicher ist, dass sich beide Lesergruppen sehr gut unterhalten fühlen werden.


Cover des Buches Das schönste Wort der Welt (ISBN: 9783832162191)

Bewertung zu "Das schönste Wort der Welt" von Margaret Mazzantini

Das schönste Wort der Welt
ElizaDoovor 11 Jahren
Die Liebe in Kriegswirren

„Das schönste Wort der Welt“ erzählt die Liebes- und Schicksalsgeschichte von Diego und Gemma. Die beiden lernen sich 1984 in Sarajevo zur Zeit der Olympischen Spiele kennen und verlieben sich ineinander. Zurück in Italien verlässt Gemma ihren Verlobten und beginnt in Rom ein neues Leben mit Diego. Beide bauen sich beruflich eine Existenz auf, ziehen in eine der schönen alten Palastwohnungen, nur eines fehlt zum Glück: Gemma kann keine Kinder bekommen. Aufgrund der etwas wilden Vergangenheit Diegos, die ihm auch Ärger mit dem Staat einbrachte, wird dem Paar eine Adoption verweigert. Daraufhin reisen sie in die Ukraine, um eine Leihmutter zu beauftragen. Auch dieser Versuch schlägt fehl. Tief enttäuscht und ohne Hoffnung suchen die beiden Anfang der 90er Jahre Erholung in Sarajevo. Unerwartet bietet sich ihnen eine neue Gelegenheit, doch noch Eltern zu werden. Doch während ihrer Bemühungen kündigt sich die Belagerung der Stadt an und die Ereignisse überschlagen sich.

Erzählt wird die Geschichte in einem Rückblick. Das Buch beginnt im Jahr 2008, Gemma hat einen Sohn im Teenageralter, der Vater Diego ist inzwischen verstorben. Zusammen mit ihrem Sohn reist sie nach Sarajevo und trifft dort auf ihren alten Freund Gojko, der auch Diego gut kannte. In Rückblenden und über Gespräche zwischen Gemma und Gojko konstruiert sich langsam die Geschichte.

Auch wenn dieses Buch zu meinen Lieblingsbüchern 2012 gehört, der Makel ist und bleibt der langatmige Einstieg. Selten brauchte ich so viele Seiten, um mich in ein Buch einzulesen. Dies liegt weniger an der Spannung der Geschichte, als an den etwas unglücklichen Zeiten- und Perspektivwechseln der ersten Kapitel. Die Autorin springt all zu oft zwischen Sarajevo, Rom und Genua, 1984, 1992 und 2008 hin und her. Ich kam nicht umhin, mich noch auf Seite 50 zu fragen: Was will mir die Autorin eigentlich erzählen?

Doch dann beginnen sich die Dinge zu ordnen und die Geschichte nimmt an Fahrt auf. Und ab dann wurde es für mich schwierig, das Buch aus der Hand zu legen. Nach und nach wird die ganze Geschichte enthüllt, und dies in einem gleichmäßigen Tempo, das keinen Moment der Langeweile mehr aufkommen lässt.

Beeindruckend ist die Kulisse von dem belagerten Sarajevo, die Mazzantini für die Liebesgeschichte gewählt hat. Sehr detailliert und gelungen beschreibt Mazzantini die Atmosphäre in Sarajevo: die Scharfschützen, die fehlenden Lebensmittel und Medikamente. Jeder Gang auf die Straße ist eine nicht abzuschätzende Gefahr.

Eine ähnliche Geschichte vor einem anderen Hintergrund wäre zu kitschig geworden, aber so lebt der Roman vor allem von diesem Kontrast. Mazzantini erschafft mit ihrer ganz eigenen emotionalen Sprache die Figuren des Romans. Dabei beschreibt sie jede Figur trotz ihrer Schwächen und Fehler stets auf eine sehr liebevolle Art.

Bis auf den nicht ganz geglückten Einstieg ein absolut lesenswertes Buch. „Das schönste Wort der Welt“ wurde übrigens bereits verfilmt und soll 2013 in die Kinos kommen.



Über mich

  • weiblich
  • 25.07.1971

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